Nach dem Kriegseintritt Italiens (Mai 1915) wurde er mit dem Kommando der 93. Division an der neugebildeten Isonzofront betraut. Anfang September 1915 übernahm er die 25. Infanterietruppendivision im Rahmen der 1. Armee am Styr-Abschnitt an der östlichen Grenze von Galizien. Während der Brussilow-Offensive (Juni/Juli 1916) im Abschnitt des XVIII. Korps (General Czibulka) eingesetzt, wurde die Front seiner Division von den Russen bei Saponow durchbrochen und durch Gegenangriffe deutscher Truppen unter General von Eben wiederhergestellt. Am 14. August 1917 wurde Boog zum Feldmarschalleutnant befördert. Ab Mai 1918 übernahm der das Kommando der 4. Infanteriedivision die im Rahmen des XXVI. Korps (General Horsetzky) Abwehrkämpfe im Gebiet des Monte Grappa und der Sieben Gemeinden führte.
1912 regte Oberstleutnant Adolf von Boog die Einführung von Gaskampfstoffen an. Zwar wurden daraufhin vom Technischen Militärkomitee Versuche durchgeführt, aber schließlich wegen Unzuverlässigkeit beim Einsatz abgebrochen.[2] 1916, nachdem Giftgas als chemische Waffe schon weite Verbreitung gefunden hatte, beanspruchte Boog in einem Schreiben an das k.u.k. Armeeoberkommando die Urheberschaft.[3]
Volkswehr
Unmittelbar zu Kriegsende ordnete die neue deutsch-österreichische Regierung unter dem StaatskanzlerKarl Renner die Aufstellung einer eigenen bewaffneten Macht an. Staatssekretär für Heereswesen wurde der Deutschnationale Josef Mayer, während der sozialdemokratischeUnterstaatssekretärJulius Deutsch die eigentliche Organisationsarbeit leistete. Zum Oberbefehlshaber des neuen Heeres wurde Feldmarschalleutnant Adolf von Boog bestellt, der aus seiner Zeit als Präsidialchef des Kriegsministeriums „noch Beziehungen zu den politischen Parteien im Parlament hatte“ (Jedlicka). Mit der von Deutsch geforderten Beförderung geeigneter Unteroffiziere zu Offizieren – den „Volkswehrleutnanten“ – erklärte er sich einverstanden. Es habe ihn stets schon empört, dass der „jüngste unbedeutende Notmaturant“ eher Offizier werden konnte als ein tüchtiger Mann aus dem Mannschaftsstand. Seine kurzfristige Tätigkeit „fand durch eine Rede vor dem Offizierskorps über die staatsbürgerlichen Fragen ein rasches Ende … Auf Grund scharfer Angriffe aus dem Offizierskorps zog sich Boog von der Aufbauarbeit der Volkswehr bald zurück“ (Jedlicka). Erst später wurde anerkannt, dass er sich und seinen Ruf geopfert habe, um gemeinsam mit Julius Deutsch zu verhindern, dass radikale Kräfte die Macht in der Volkswehr an sich reißen konnten.
Hauptgrund für die erzwungene Demission Boogs war allerdings die geplante Aufstellung von sieben Freikorps zusätzlich zur Volkswehr. Diese waren für die geplante Besetzung Deutsch-Westungarns, also des heutigen Burgenlandes, vorgesehen. In den Richtlinien Boogs für die Anwerbung dieser Verbände findet sich der Satz: Nehmen sie keine Juden und keine Soldatenräte. Jene sind ein zersetzendes Element, diese unnötig, wenn die Führer am Platze sind (Glaubauf, S. 82). Diese Instruktionen Boogs schließen mit dem Satz: Ein deutsches "Heil" für das Gelingen unserer guten Sache. Damit konnte nun Staatssekretär Julius Deutsch, selbst jüdischer Abstammung, aus vielen Gründen – wie etwa der darin enthaltenen antisemitischen Äußerung, die noch dazu eine massive persönliche Beleidigung war – auf keinen Fall einverstanden sein. Er veranlasste daher Boog zum Rücktritt als Oberbefehlshaber der Volkswehr.
Dieser erfolgte am 27. Mai 1919. Boog begründete ihn in seinem Rücktrittsgesuch fadenscheinig mit dem schlechten Gesundheitszustand seines mutterlosen Sohnes nach einem chirurgischen Eingriff im Gehörbereich, vermied dabei aber sachliche, dienstliche Argumente völlig, um seinen Pensionsanspruch nicht zu gefährden. Er wurde am evangelischen Teil des Wiener Zentralfriedhof bestattet.[4]
Österreichische Militärauszeichnungen (Stand 31. Dezember 1918)
Leopoldorden Ritterkreuz, Kriegsdekoration mit Schwertern
Orden der Eisernen Krone Ritter II. Klasse, Kriegsdekoration mit Schwertern
Militärverdienstkreuz II. Klasse, Kriegsdekoration mit Schwertern
Literatur
Ludwig Jedlicka: Ein Heer im Schatten der Parteien, Graz/Köln 1955.
Peter Broucek: Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises v. Horstenau, Bd. 1, Wien/Köln/Graz 1980, ISBN 3-205-08740-2, 263, Fußnote 444.
o. V., 1918–1968, Die Streitkräfte der Republik Österreich, Katalog zur Sonderausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum, Wien 1968.
Karl Glaubauf: Die Volkswehr 1918-20 und die Gründung der Republik, Verlagsbuchhandlung Stöhr, Wien 1993, ISBN 3-901208-08-9 (Standardwerk).
↑Österreich-Ungarns letzter Krieg, Band I, Wien 1930, S. 75
↑Rudolf Werner Soukup: Das k.u.k. Technische Militärkomitee im Spannungsfeld von Routineuntersuchungen und Innovationen. In: Herbert Matis, Juliane
Mikoletzky, Wolfgang Reiter (Hrsg.): Wirtschaft, Technik und das Militär 1914–1918. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg. LIT, Wien 2014, ISBN 978-3-643-50635-1, S. 307–324.