Carl August Buchholz lernte das Handwerk des Orgelbauers bei seinem Vater Johann Simon Buchholz. Seinen ersten eigenen Orgelneubau fertigte er 1817 für die Prenzlauer Sabinenkirche an. Seit 1821 war er federführend beim Bau der Orgeln mit dem Vater. Die Werkstatt befand sich in der Kleinen Hamburger Straße/Ecke Auguststraße in Berlin-Mitte. Der Vater ließ ihm die Möglichkeiten, technische Neuerungen beim Orgelbau auszuprobieren.
Carl August Buchholz war seit dem 9. September 1820 verheiratet mit Christiane Wilhelmine Kunsemüller, der Tochter eines Arztes aus Wittstock.
Der Sohn Carl Friedrich Buchholz (* 7. Juli 1821 in Berlin; † 17. Februar 1885 in Berlin) lernte zunächst beim Vater und war um 1847/48 bei Aristide Cavaillé-Coll in Paris als Geselle tätig. Ab 1848 arbeitete er dann wieder beim Vater.
Carl August Buchholz wurde 1853 von der Akademie der Künste zum Akademischen Künstler ernannt.
Nach seinem Tod 1884 führte der Sohn Carl Friedrich Buchholz die Werkstatt kurzzeitig weiter und starb etwa ein halbes Jahr später selber.
Orgelbau
Carl August Buchholz baute ausschließlich mechanische Orgeln mit Schleifladen.
Charakteristisch für seine Bauweise waren keilförmig geschnittene Schleifen, die in keilförmige Schleifenbänder gedrückt wurden. Dadurch konnten Veränderungen der Hölzer durch klimatische Bedingungen, zum Beispiel in feuchten Gegenden ausgeglichen werden. Buchholz führte als Neuerung auch Barkerventile und Schwellwerke ein. Die Mechanik war mit Wellenbrettern, nach dem Vorbild von Joachim Wagner und Ernst Julius Marx ausgeführt. Einige kleinere Orgeln waren seitenspielig mit Wellenrahmen gebaut.
Carl August Buchholz ließ die Prospekte bei größeren Orgeln meist von Architekten wie Karl Friedrich Schinkel entwerfen. Bei kleineren Instrumenten entwarf er die Vorlagen selber. Die Prospektgestaltung weist eine erstaunliche Vielfalt aus. Buchholz arbeitete mit Organisten wie August Wilhelm Bach und Carl August Haupt bei der Gestaltung der Disposition zusammen. Bei einigen größeren Orgeln gibt es auffällige Ähnlichkeiten der Dispositionen im Haupt- und Oberwerk mit der Orgel von Joachim Wagner in der Berliner Marienkirche, die Buchholz 1829 restauriert hatte.[1]
Carl August Buchholz gilt als der bedeutendste Orgelbauer in der Mark Brandenburg in seiner Zeit. Seine Bauweise war durch höchste handwerkliche Präzision gekennzeichnet. Buchholz war sehr bescheiden und verzichtete weitgehend auf eine übermäßige Selbstdarstellungen.
Schüler
Carl August Buchholz prägte etliche junge Orgelbauer, die dann selbstständig in verschiedenen Gegenden tätig wurden
Insgesamt baute Buchholz zwischen 1817 und seinem Tode im Jahr 1884 140 neue Orgeln. Hinzu kommen 20 Umbauten bzw. Restaurierungen. Alle von Buchholz geschaffenen Orgeln verfügen über rein mechanische Schleifladen mit den von ihm erfundenen Keilschleifen.
Zu Buchholz’ bedeutendsten Werken zählt die 1839 im siebenbürgischen Kronstadt gebaute Orgel in der evangelischen Schwarzen Kirche: Die Buchholz-Orgel der Schwarzen Kirche ist mit 63 Registern auf vier Manualen das größte von Buchholz gebaute Instrument und noch heute erhalten geblieben.
Im Jahr 1821 vollendete er noch zusammen mit seinem Vater die Orgel in der Barther Marienkirche. Diese Orgel war mit einer 42-stimmigen, auf zwei Manuale und Pedal verteilten Disposition und einem Manualumfang bis ins dreigestrichene g für die damalige Zeit nahezu revolutionär. Sie ist heute die Buchholz-Orgel mit dem größten Originalbestand in Deutschland. Die frühromantische Orgel ist von europäischer Bedeutung.[2]
Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Die letzte Spalte beinhaltet Angaben zum ursprünglichen und heutigen Zustand. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr oder lediglich der Prospekt erhalten ist.
Mit Johann Simon Buchholz
Carl August Buchholz baute in den Jahren 1812 bis 1825 zusammen mit seinem Vater Johann Simon die nachfolgend aufgeführten Orgeln.
Teile und Register in eine 1865 von Barnim Grüneberg gebaute Orgel integriert, 2002/2003 durch die Orgelbau- und Restaurierungswerkstatt Scheffler restauriert; heute II/P/31[3]
Die Orgel wurde am Palmsonntag, den 23. März 1834 eingeweiht.[8] 1914 erfolgte ein Neubau von Firma Grüneberg erbaut unter Einbezug von Altmaterial. (Opus 703)
1860 durch Friedrich Albert Mehmel um ein zweites Manual erweitert und 1954 durch Barnim Grüneberg jr. aus Greifswald klanglich umgestaltet, ab den 1980er Jahren unspielbar, 2010 von S. Müller provisorisch einige Register wieder spielbar gemacht, 2017/2018 von Firma Historische Tasteninstrumente Schmidt (Rostock) repariert
1923 Reparaturen durch Heintze, 1955 Änderung eines Registers durch Grüneberg (Greifswald), 2024 Restaurierung durch Eberswalder Orgelbauwerkstatt Sander & Mähnert
1881 Umbau und Erweiterung auf I/P/6 durch Barnim Grüneberg; 2007 Restaurierung und Prospekteinbau durch Wolter; Wiedereinweihung am 31. August 2008[13][14]
1936 Umbau (u. a. Elektrifizierung) und Erweiterung um ein drittes Manual durch Karl und Hans-Joachim Schuke (Potsdam), unter Verwendung von Buchholz-Pfeifenmaterial (11 Register vollständig und 10 Register teilweise erhalten). →Orgel
Carl August Buchholz †. In: Die Orgel- und Pianobau-Zeitung. Band6, 1884, S.226.
Wolf Bergelt (Hrsg.): „Dein tief betrübter Papa“. Ein Beitrag zur Buchholz-Forschung. Freimut & Selbst, Berlin 1996.
Franz Gerhard Bullmann: Hardenberg, Zelter und Orgelbauer Buchholz. In: Albert Dunning (Hrsg.): Visitatio Organorum. (Festschrift Maarten Albert Vente zum 65. Geburtstag). BandI. Buren 1980, S.99–102.
Susi Jeans: The Organ Builders J. S. and C. A. Buchholz of Berlin. In: Organists' Review. Band72, 1987, S.207–210.
Joachim Krüger: Die Buchholz-Orgel in der Johanneskirche Wusterhusen anlässlich der Orgelweihe vor 180 Jahren (Gemeindebrief Wusterhusen-Lubmin-Spandowerhagen, Sonderheft 1/2021), Wusterhusen 2021.
Joachim Krüger: Die Buchholz-Orgel in der Johanneskirche zu Wusterhusen. Orgelweihe vor 180 Jahren, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte, Jg. 59, H. 4 (2021), S. 22–29.
Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung einschließlich Mecklenburg-Vorpommern. Pape Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-921140-06-2, S. 77–79.
Berthold Schwarz (Hrsg.): "500 Jahre Orgeln in Berliner evangelischen Kirchen", Band 2, S. 489–491.
Dietrich W. Prost: Das Wirken der Berliner Orgelbauer Buchholz in Vorpommern. In: Acta Organologica. Band20, 1988, S.149–160.
↑Matthias Gretzschel: Orgeln in Mecklenburg-Vorpommern. Für die Zeit gerettet. In: Hamburger Abendblatt. Axel Springer AG, Hamburg 2003, ISBN 3-921305-26-8.
↑Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017, S. 79 unter Buchholz, Carl Friedrich.
↑Hannes Ludwig: Orgelhandbuch Brandenburg. Teil 1. Uckermark (Westteil). Freimut & Selbst, Berlin 2007.
↑Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017, S. 79.
↑Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer (Hrsg.): Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1944. Band II, 2. Von Johann Preuß bis E. Kemper & Sohn, Lübeck/Bartenstein. Siebenquart, Köln 2015, S. 675.
↑Karl Richter: Zachow (Czachów). In: Schinkel und ein Rätseltext oder: Zachow gibt uns noch zu denken. 20. März 2007, S. 2. Online (PDF, 1,5 MB) auf der Website Orgellandschaft Brandenburg, abgerufen am 21. Mai 2013.