Balzheim liegt rund 25 Kilometer südlich von Ulm. Die Gemeinde liegt im Illertal und an der Iller, hat aber nur wenige hundert Meter Anteil am Flussufer, da die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern dem Verlauf des Flusses vor der Regulierung folgt.
Die Gemeinde besteht aus den beiden Gemeindeteilen Unterbalzheim, zu dem neben dem Dorf Unterbalzheim die Höfe Halbertshof und Mühle gehören, sowie Oberbalzheim mit dem Dorf Oberbalzheim.
Der Name Balzheim ist vermutlich älteren heidnischen Ursprungs und soll auf Baldur, den Lichtgott der Germanen, zurückgehen. Alemannische Grabfunde deuten auf eine Besiedlung des Gebiets im frühen Mittelalter hin.
Hochmittelalter
Edelfreie von Balzheim werden zwischen 1083 bis 1266 mehrfach genannt und sanken im Spätmittelalter in den Niederadel ab. 1181 ist Graf Hartmann von Kirchberg als Besitzer der Burg in Unterbalzheim bezeugt. 1239 erwarben die Grafen von Grüningen-Landau, eine Seitenlinie der Grafen von Württemberg, die Burg in Unterbalzheim.
1372 kaufte Ludwig Krafft den Herren von Freiberg die Herrschaft Balzheim ab. Ab 1490 gelangten Ober- wie auch Unterbalzheim durch Verkauf und Erbschaft an Walter Ehinger, der aus der Familie der Ehefrau von Ludwig Krafft stammte. Er errichtete bis 1504 das Obere Schloss in Oberbalzheim.
Frühe Neuzeit
In den Jahren nach 1583 wurde das Untere Schloss in Oberbalzheim errichtet.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts siedelten sich protestantische Glaubensflüchtlinge aus Kärnten und der Steiermark im Nachbarort Wain an und kamen so auch nach Balzheim. Durch sie kam die Tradition der Wurstspezialität „Balzheimer“ an den Ort, die auch „Lutherische“ heißen.
Im Jahr 1954 erbte die Gemeinde Oberbalzheim vom dort ehemals ansässigen Imre Karl Michael Julius Freiherrn von Palm (1884–1949)[4] eine Summe von 1,4 Mio. DM. Um das zu ermöglichen, war es 1953 zu einem Vergleich zwischen der Familie von Palm und der Gemeinde Oberbalzheim gekommen. 1972 wurde die „Stiftung Oberbalzheim – Imre Freiherr von Palm’sche Stiftung“ gegründet und sichergestellt, dass die Erträge aus der Stiftung nur der in Oberbalzheim ansässigen Bevölkerung zugutekommen und nicht für die gesetzlichen Aufgaben der Gemeinde verwendet werden.[5]
Durch die Kreisreform von 1973 kamen Ober- und Unterbalzheim vom Landkreis Biberach zum Alb-Donau-Kreis. Die heutige Gemeinde Balzheim entstand am 1. Juli 1974 durch den Zusammenschluss der beiden bislang selbstständigen Gemeinden.
Religionen
Aus dem Jahr 1275 sind Kirche und Pfarrei St. Mauritius in Unterbalzheim bezeugt. 1541 wurde die Reformation durchgeführt und seither war die Gegend für Jahrhunderte evangelisch geprägt. Die evangelische Kirchengemeinde Balzheim gehört zum Kirchenbezirk Biberach der Württembergischen Landeskirche. 1100 Personen sind heute evangelisch-lutherisch, während 600 Personen katholischen Glaubens sind. Die Katholiken werden von der Kirchengemeinde in Dietenheim betreut, die Teil einer Seelsorgeeinheit im Dekanat Ehingen-Ulm ist.
Einwohnerentwicklung
Jahr
Einwohnerzahlen
1880
975
1900
884
1925
995
1939
855
1950
1071
1961
1156
1970
1286
1980
1597
1990
1641
1995
1825
2000
2011
2005
2020
2010
1993
2015
2026
2020
2090
Politik
Verwaltungsverband
Die Gemeinde gehört dem Gemeindeverwaltungsverband Dietenheim mit Sitz in Dietenheim an.
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Balzheim hat zehn Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Balzheim hat über 500 Arbeitsplätze und ist ein kleines Zentrum der Feinmechanik. Ein bedeutender Arbeitgeber ist das Familienunternehmen Gebrüder Otto, es produziert Garne und Zwirne in Dietenheim und Unterbalzheim.
Bildung
Balzheim verfügt über eine eigene Grundschule, weiterführende Schulen können in den Nachbargemeinden besucht werden. Außerdem gibt es in beiden Ortsteilen je einen Kindergarten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Imre Freiherr von Palm’sche Stiftung Oberbalzheim: Veranstaltung von Konzerten, Lesungen etc.[6]
Bauwerke
Oberes Schloss und Unteres Schloss in Oberbalzheim
Hans-Ehinger-Haus (Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Balzheim) in Unterbalzheim
Dorfgemeinschaftshaus in Unterbalzheim
Kulinarische Spezialitäten
Eine besondere Spezialität ist die Balzheimer Wurst genannt „Balzheimer“. Diese wird in der Region auch „Lutherische“ genannt, da sie von den protestantischen Glaubensflüchtlingen mit nach Balzheim gebracht wurde.[7][8]
Die Vereine in Balzheim nehmen im öffentlichen Leben eine starke Rolle ein und sind auch ein Treffpunkt für die Balzheimer Jugend. Dazu zählen der Sportverein Balzheim, Schützenverein Balzheim, Musikverein Balzheim, Sportfischerverein Balzheim, die Theaterfreunde Balzheim, die Keßler Hexa Balzheim sowie EC Jugendarbeit Balzheim.
↑Beitrag. Abgerufen am 13. November 2010. kirchenfernsehen.de – Das Videoportal der ev. Landeskirche in Württemberg.
↑Alfred Wiedemann: Seit 360 Jahren kommen in Balzheim lutherische Würste auf den Tisch. In: Südwest Presse. 20. Februar 2017 (swp.de [abgerufen am 18. Juli 2017]).