Der Schlangenträger ist ein sehr ausgedehntes, aber wenig auffälliges Sternbild am Sommerhimmel der Nordhalbkugel. Da seine Sterne weit auseinandergezogen und wenig markant sind, ist es nicht ganz einfach, ihn zwischen dem Herkules und dem Skorpion zu identifizieren.
Der Schlangenträger besitzt eine ringförmige Gestalt, von der westlich und östlich die Sterne der Schlange ausgehen.
Durch den westlichen Teil zieht sich das Band der Milchstraße.
Weil die Ekliptik teilweise durch dieses Sternbild verläuft, wandert die Sonne ca. vom 26. November bis 18. Dezember durch den Schlangenträger (siehe Zodiak). Obwohl dies länger ist als die Durchwanderung des benachbarten Skorpion, zählt er nicht zu den 12 Tierkreiszeichen, da diese schon durch die Astronomie der Babylonier und der Ägypter festgelegt und mit den 12 Kalendermonaten verknüpft worden sind, beginnend mit dem Widderpunkt.
Erstmals erwähnt wird das Sternbild in den Phainomena des Aratos von Soloi (3. Jahrhundert v. Chr.). Dieser schreibt:
„Dort windet sich auch jener Kranz, den Dionysos hinterlegt hat, dass er ein erlauchtes Zeichen sei für die weggegangene Ariadne, unter dem Rücken des ermüdeten Bildes. Seinem Rücken nähert sich der Kranz, neben seinem Scheitel aber betrachte den Schlangenträgerkopf, und von dem aus wirst du wohl den leuchtenden Schlangenträger selbst erkennen: so klar sieht man unter dem Kopf seine Schultern liegen. Die sind wohl auch bei Vollmond gut sichtbar. Doch die Hände sind nicht ganz so: Feiner läuft über die eine und über die andere der Glanz hin. Aber auch diese sind immerhin zu sehen; sie sind ja nicht ohne Gewicht. Beide müssen sich mit der Schlange abmühen, die sich um den Schlangenträger in der Mitte herumschwingt; der aber lastet unerschütterlich und gut gestützt, wuchtig mit beiden Füßen auf einem großen Tier, dem Skorpion, dem er aufrecht auf den Augen und dem Panzer steht.“[3]
Der Schlangenträger wird dann auch im 2. Jahrhundert n. Chr. im Almagest des Claudius Ptolemäus aufgeführt.
Der heute dem Sternbild entsprechende Teil der Himmelssphäre wurde 1928 durch die IAU offiziell festgelegt.
Seit Oktober 2010 ist das Symbol des Schlangenträgers in Unicode 6.0 unter dem Codepunkt: ⛎ (U+26CE), seit 2015 als Emoji aufgenommen worden.
Mythologie
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Zum mythologischen Ursprung des Schlangenträgers gibt es mehrere Deutungen, unter anderem wird er mit dem Helden Herakles (lat. Hercules) gleichgesetzt, auf Rhodos galt er als der verstirnte Phorbas.
Der gängigsten Überlieferung nach stellt der Schlangenträger Asklepios (lat. Äskulap), den Gott der Heilkunst dar.
Delta Ophiuchi ist ein rötlicher Stern der Spektralklasse M1 III in 170 Lichtjahren Entfernung. Der Name Yed Prior ist aus dem Arabischen und Lateinischen zusammengesetzt und bedeutet „vordere Hand“.
Der gelb leuchtende Stern Epsilon Ophiuchi ist etwas mehr als 100 Lichtjahre entfernt. Sein Eigenname Yed Posterior bedeutet „hintere Hand“.
Barnards Pfeilstern ist der Stern mit der höchsten gemessenen Eigenbewegung. Pro Jahr legt er eine Distanz von 10 Bogensekunden zurück. In hundert Jahren sind dies etwa 15 Bogenminuten, dies entspricht dem halben Vollmonddurchmesser am Himmel. Barnards Stern ist nur 5,9 Lichtjahre entfernt und nach dem Alpha Centauri-System der nächste Nachbar der Sonne. Er bewegt sich weiter auf unser Sonnensystem zu und wird in etwa 10.000 Jahren in einer Entfernung von vier Lichtjahren daran vorbeiziehen. Barnards Stern ist ein äußerst lichtschwacher rötlicher Zwergstern, dessen Leuchtkraft nur 1/2500 unserer Sonne beträgt.
Der altarabische Name Ras Alhague leitet sich von „Haupt des Schlangenbeschwörers“ ab.
Das System Eta Ophiuchi ist 84 Lichtjahre entfernt. Zwei weißlich leuchtende Sterne umkreisen einander in so engem Abstand, dass sie nur mit größeren Teleskopen zu beobachten sind.
Der arabische Name Sabik bedeutet „der Vorausgehende“.
χ Ophiuchi ist ein unregelmäßig veränderlicher Stern in 489 Lichtjahren Entfernung.
RS Ophiuchi ist ein Veränderlicher vom Typ „wiederkehrende Nova“. In unregelmäßigen Abständen von etwa 20 bis 30 Jahren zeigt er dramatische Helligkeitsausbrüche, so 1898, 1933, 1958, 1967, 1985 und 2006. Am 13. Februar 2006 erreichte er eine Helligkeit von 4,5 mag und war mit bloßem Auge deutlich sichtbar. Seine Entfernung konnte bislang nicht genau bestimmt werden und wird auf 2000 bis 5000 Lichtjahre geschätzt.
Im Jahr 1919 wurde die Nova Ophiuchi 1919 mit einer maximalen Helligkeit von 7,5 mag beobachtet.
Der offene Sternhaufen Mel 186 ist mit einer Gesamthelligkeit von 3,0 mag schon mit bloßem Auge leicht zu finden. Bei dem Sternhaufen handelt es sich um das nicht anerkannte Sternbild Königlicher Stier von Poniatowski.
Weitere Objekte
Im Schlangenträger leuchtete 1604 die auch als Keplers Stern bekannte helle Supernova auf.
Im Schlangenträger befindet sich in etwa 400 Millionen Lichtjahre Entfernung der Ophiuchus-Superhaufen.
Im Februar 2020 entdeckten Wissenschaftler die Spuren einer gigantischen Eruption, die von dem aktiven Galaxienkern von NeVe 1 ausging, der hellsten Galaxis des Haufens. Dieses Ereignis ist eines der energiereichsten bekannten astronomischen Ereignisse überhaupt. Man hat errechnet, dass durch das supermassive Schwarze Loch im Kern von NeVe 1 vor ca. 240 Millionen Jahren etwa 270 Millionen Sonnenmassen ausgestoßen wurden.[4]
Philip M. Bagnall: The Star Atlas Companion : What You Need to Know About the Constellations. Springer, New York 2012, ISBN 978-1-4614-0829-1, S. 316–323.
Robin Hard: Constellation Myths, with Aratus's Phaenomena. Oxford University Press, Oxford 2015, ISBN 978-0-19-871698-3, Kap. 18–19. Ophiuchus, the Serpent-bearer, and the Serpent.
↑Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918 (zeno.org [abgerufen am 17. Oktober 2019]).
↑Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org [abgerufen am 17. Oktober 2019]).
↑Aratos: Phainomena. Sternbilder und Wetterzeichen. Übersetzung von Manfred Erren. Artemis & Winkler, München 2009, ISBN 978-3-538-03517-1, S. 11.
↑S. Giacintucci, M. Markevitch, M. Johnston-Hollitt, D. R. Wik, Q. H. S. Wang: Discovery of a Giant Radio Fossil in the Ophiuchus Galaxy Cluster. In: The Astrophysical Journal. Band891, Nr.1, 27. Februar 2020, ISSN1538-4357, S.1, doi:10.3847/1538-4357/ab6a9d (iop.org [abgerufen am 28. Februar 2020]).