Schlange (Sternbild)

Sternbild
Schlange
Astronomischer Name Serpens
Genitiv Serpentis
Kürzel Ser
Rektaszension 15102515h 10m 25s bis 18581818h 58m 18s
Deklination 1839176−16° 08′ 24″ bis 2253951+25° 39′ 51″
Fläche 636,928 deg²
Rang 23
Voll­stän­dig sicht­bar 74,2° N bis 64,8° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Sommer
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 1
Hellster Stern (Größe) Unukalhai (2,63 mag)
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU

Die Schlange (lateinisch Serpens) ist ein Sternbild in der Nähe des Himmelsäquators, das aus zwei Regionen besteht – Schlangenkopf (Serpens Caput) und Schlangenschwanz (Serpens Cauda) –, zwischen denen die Region des Sternbildes Schlangenträger (Ophiochus) liegt.

Beschreibung

Das Sternbild Schlange (Schwanz), wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann
Das Sternbild Schlange (Kopf), wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Die Schlange ist das einzige Sternbild am Himmel, das aus zwei nicht zusammenhängenden Teilen besteht. Die beiden Teile werden aus lang gezogenen Sternketten gebildet, die vom Schlangenträger (Ophiuchus) unterbrochen werden. Der westliche Teil der Schlange wird als Serpens Caput (Schlange, Kopf), der östliche als Serpens Cauda (Schlange, Schwanz) bezeichnet. Der Kopf hat eine markante Dreiecksform.

Serpens Cauda liegt im Randbereich der Milchstraße. Hier findet man den bekannten Gasnebel M 16, auch Adlernebel genannt, und den offenen Sternhaufen IC 4756.

Geschichte

Die Schlange gehört zu den 48 Sternbildern der antiken griechischen Astronomie, die bereits von Ptolemäus beschrieben wurden.

1970 wurde in der Schlange die Nova FH Serpentis entdeckt.

Mythologie

Die Griechen der Antike sahen in dem Sternbild eine Schlange, die von dem heilkundigen Asklepios (lat. Äskulap) – dem Schlangenträger – getragen wird. Es handelt sich um die gleiche Schlange, die sich um den Äskulapstab, das Symbol der Heilkunst, windet.

Einer Version nach fiel Glaukos, der Sohn des kretischen Königs Minos, in ein Honigfass und erstickte darin. Der Seher Polyeidos fand den Jungen. Minos ließ daraufhin den Seher zusammen mit dem Toten einsperren und befahl ihm, seinen Sohn wieder zum Leben zu erwecken. Als eine Schlange auf Polyeidos zukroch, tötete er diese. Sofort kam eine zweite Schlange mit Kräutern im Maul hinzu und erweckte die tote Artgenossin damit zum Leben. Polyeidos wandte das gleiche Mittel bei Glaukos an, der tatsächlich erwachte.

Einer anderen Version nach soll Asklepios den Jungen wieder erweckt haben.

Himmelsobjekte

Sterne

B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
101α 24 Unukalhai, Unuk al Hay, Unuk, Cor Serpentis 2,63m 73 K2 III
107η 58 3,23m 62 K0 III-IV
112μ 32 3,54m 156 A0 V
114ξ 55 3,54m 105 F0 IIIp
102β 28 Chow 3,65m 153 A3 V
105ε 37 3,71m 70 A2 Vm
103γ 41 3,85m 36 F6 V
108θ 63 Alya 4,03m 132 A5 V
110κ 35 4,09m 349 M1 III
104δ1 13 4,20m 210 F0 IV
115ο 56 4,24m 168 A2 Va
113ν 53 4,32m 193 A0 /A1 V
111λ 27 4,42m 38 G0 V
109ι 21 4,51m 192 A1 V
106ζ 57 4,62m 76 F3V
117ρ 38 4,74m 395 K5 III
116π 44 4,82m 177 A3 V
118σ 50 4,82m 89 F0 V
400 MQ 5,06 81 F8 III-IV
400 36 5,09 159 A3Vn
400 10 5,15 122 A8 IV
119τ1 9 5,16m 919 M1 III
400 R 5,16 911 M5 IIIe – M9e
104δ2 5,20 210 F0 IV
200dd 59 5,20 479 G0 III + A6 V
124ω 34 5,21m 263 G8 III
400 16 5,26 235 K0p
400 3 5,32 467 K0 III
122χ 20 5,34m 228 A0p Sr
400 6 5,35 244 K3 III
400 60 5,38 236 K0 III
400 HR 6016 5,39 494 K4 III
400 HR 6858 5,39 471 K3 III
400 25 5,39 408 B8 III
400 HR 5924 5,45 602 M0 III
400 11 5,50 270 K0 III

Der hellste Stern ist Alpha Serpentis im Kopf der Schlange. Es handelt sich um einen 73 Lichtjahre entfernten, orange leuchtenden Riesenstern mit dem 15fachen Durchmesser und der 35fachen Leuchtkraft unserer Sonne.
Sein Name Unuk ist arabischen Ursprungs und ist eine verkürzte Form von „Unuk al Hay“, „Hals der Schlange“. Eine andere Bezeichnung ist „Cor Serpentis“, lateinisch für „Herz der Schlange“.

Doppelsterne

System Größen Abstand
β 3,65 / 9,9 / 10,7m 31 / 207″
δ 4,2 / 5,2 / 14,7 / 15,2m 4 / 66 / 4,4″
θ 4,5 / 5,4m 22″

β Serpentis ist ein Mehrfachsternsystem, bestehend aus drei Sternen, die um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Das System ist 153 Lichtjahre entfernt. Zur Beobachtung benötigt man ein Teleskop ab 6 cm Öffnung. In der klassischen chinesischen Astronomie trug β Serpentis den Namen Chow und war ein Symbol der Zhou-Dynastie.

δ Serpentis ist ein Vierfachsternsystem in 210 Lichtjahren Entfernung. Es besteht aus zwei Paaren von Sternen. Die beiden Komponenten A und B sind Unterriesen der Spektralklasse F0 IV mit einem Winkelabstand von 4 Bogensekunden, die einander in 3200 Jahren umkreisen. Sie sind bereits in einem kleinen Teleskop von 5 cm Öffnung sichtbar. δ Serpentis B ist zudem ein veränderlicher Stern. Das zweite System besteht aus den lichtschwächeren Komponenten C und D, die einen Abstand von 4,4 Bogensekunden aufweisen.

θ Serpentis ist ein 132 Lichtjahre entfernter Doppelstern. Die beiden Sterne gehören der Spektralklasse A5 an und können bereits mit einem Prismenfernglas getrennt werden. Der Name Alya für das System θ Serpentis stammt aus dem arabischen und bedeutet „Fettschwanz“, womit eine bestimmte Schafrasse bezeichnet wird

Veränderliche Sterne

Stern m[1] Periode[1] Typ[1]
δ Serpentis B 4,23 ± 0,04 0,134 Tage Delta-Scuti-Stern
R Serpentis 5,16 bis 14,4 356,4 Tage Mirastern
U Serpentis 7,66 bis 14,7 239 Tage Mirastern
W Serpentis 8,42 bis 10,2 14,15 Tage W-Serpentis-Stern
χ Serpentis 5,33 ± 0,03 1,60 Tage Alpha2-Canum-Venaticorum-Stern
CT Serpentis 6,0 bis 16,6 (p) 4,7 Stunden Nova

Delta Serpentis B ist ein kurzperiodisch pulsationsveränderlicher Stern. In einem Rhythmus von nur 3 Stunden und 13 Minuten verändert sich seine Helligkeit um kaum merkliche 0,04 Größenklassen.

R Serpentis ist ein langperiodisch pulsationsveränderlicher Stern vom Mira-Typ in 900 Lichtjahren Entfernung. Über einen Zeitraum von 356,4 Tagen verändert er seine Helligkeit deutlich. Während des Helligkeitsmaximums ist er mit bloßem Auge zu erkennen, im Minimum benötigt man ein mittleres Teleskop. Er ist ein rötlicher Stern der Spektralklasse M6 III.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
M 16 6611 Adlernebel 6,0m Gasnebel
M 5 5904 5,7m Kugelsternhaufen
6604 6,5m Offener Sternhaufen
6605 6,0m Offener Sternhaufen
IC 4756 4,6m Offener Sternhaufen
PGC 54559 16,4m Ringgalaxie Hoags Objekt

In der Schlange sind zwei neblige Objekten sichtbar, die der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog (Messierkatalog) aufnahm.

M 5 ist ein Kugelsternhaufen in etwa 27.000 Lichtjahren Entfernung. Er ist einer der hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel. Im Fernglas erscheint er als nebliger Fleck. Mit einem mittleren Teleskop kann er am Rand in Einzelsterne aufgelöst werden.

M 16 ist der 7000 Lichtjahre entfernte Adlernebel. Bekannt sind Aufnahmen des Hubble-Teleskops, die gewaltige Gas- und Staubwolken zeigen. Diese Region ist ein Sternentstehungsgebiet. Um den Nebel zu beobachten benötigt man ein Teleskop mittlerer Größe. Auffällig bei der visuellen Beobachtung ist aber eher der offene Sternhaufen, der in den Nebel eingebettet ist. Die komplexen Nebelstrukturen werden erst auf länger belichteten Fotografien sichtbar.

IC 4756 ist ein eher unscheinbarer offener Sternhaufen in 1400 Lichtjahren Entfernung. Im Prismenfernglas und im kleineren Teleskop sind etwa 50 Sterne sichtbar.

Hoags Objekt ist eine nahezu kreisrunde Ringgalaxie in etwa 600 Millionen Lichtjahren Entfernung.

Andere Objekte

Der Quasar PDS 456 ist der hellste Quasar von der Milchstraße aus gesehen.[2][3]

Siehe auch

Literatur

Commons: Sternbild Schlange – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c VSX
  2. PDS 456. In: Frankfurt Quasar Monetoring. Abgerufen am 31. Mai 2015 (englisch).
  3. Min Yun, NA Reddy, NZ Scoville, DT Frayer, EI Robson, RPJ Tilanus: Multiwavelength Observations of the Gas-rich Host Galaxy of PDS 456: A New Challenge for the ULIRG-to-QSO Transition Scenario. (pdf) Archiviert vom Original am 20. Februar 2015; abgerufen am 20. Februar 2015 (englisch): „We report new K-band, radio continuum, and CO (1–0) imaging observations and 850μm photometric obser-vations of PDS 456, the most luminous QSO in the local universe (z<0.3).“