Saint-Benoît-des-Ombres ist eine der Gemeinden im Département Eure, in denen die Gefahr sich plötzlich bildender metertiefer Löcher besteht. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Durchschnittlich gibt es im Département Eure etwa 15 unterirdische Hohlräume, besonders Marnières und Versickerungsstrecken pro Quadratkilometer. In Saint-Benoît-des-Ombres gibt es elf ehemalige Mergelgruben, drei karstische Hohlräume und vier unterirdische Hohlräume unbekannter Ursache.[4]
Der antike Weg von Beuzeville nach Brionne verlief durch den südlichen Teil des heutigen Gemeindegebiets. Im 19. Jahrhundert wurden im Lieu-dit La Pilvedière Tegulæ gefunden.[6]
Das erste Gebäude aus Stein wurde laut dem Tourismusbüro am 31. August 1100 errichtet. Die Ländereien von Saint-Benoît-des-Ombres gehörten allerdings seit 1070 dem Kloster Saint-Pierre in Les Préaux.[7] Erst im 13. Jahrhundert tauchte der Namenszusatz des Ombres (wörtlich ‚von den Schatten‘) auf. Benedikt von Nursia, der Schutzpatron der Kirche und des Ortes, wurde in der italienischen Region Umbrien geboren, die auf Französisch Ombrie genannt wird.[1][8]
1793 erhielt Saint-Benoît-des-Ombres im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) den Status einer Gemeinde und 1801 durch die Verwaltungsreform unter Napoleon Bonaparte das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.
Der Ortsnamensteil Saint-Benoît wurde im Laufe der Jahre mit oder ohne S geschrieben. In der Regierungszeit Napoleon Bonapartes (1799–1814) ohne S, unter Napoleon III. (1848–1870) mit S, in der Dritten Französischen Republik (1871–1940) mit S und heute ohne S.[8]
Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) diente ein Bauernhof im Wald im Lieu-dit La Pilvedière im Nordwesten des Gemeindegebiets von Saint-Benoît-des-Ombres der Widerstandsbewegung Maquis Surcouf als Kommandoposten. Am 8. Juni 1944 musste der Maquis den Bauernhof jedoch aufgeben, da die Wehrmacht La Pilvedière zuerst mit Mörsern beschoss und dann besetzte.[9] Am 24. August 1944 wurde die Gemeinde durch die britische 7th Armoured Division befreit.[10]
Saint-Benoît-des-Ombres gehört zur römisch-katholischen Gemeinschaft Communauté de Saint Georges du Vièvre, die Teil der PfarreiMontgeoly des Bistums Évreux ist.[12] Älteste erhaltene Bauteile der Kirche Saint-Benoît sind der Chor und die Nordmauer des Kirchenschiffs aus dem 12. Jahrhundert. Südmauer und Eingangsbereich wurden im 16. Jahrhundert erneuert. Die Sakristei wurde im 19. Jahrhundert erneuert. Der Kirchturm wurde 1979 durch einen Brand beschädigt und kurz darauf restauriert. Das Gebäude wurde 1974 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (‚historischen Denkmale‘) eingetragen. Kirche, Portalvorbau und Friedhofseibe sind als Site classé (Naturdenkmal) eingestuft.[4]
Links im Hauptaltar der Kirche steht eine Statue des Heiligen Benedikt aus dem 17. Jahrhundert. Am 21. März jeden Jahres pilgern Gläubige zu dieser Statue, an die noch heute Bänder geknüpft oder Zettelchen und Fotografien hinterlegt werden, um den Schutz Benedikts gegen böswillige Menschen zu erflehen. In der Messe am 21. März erhalten die Gläubigen geweihte Eibenzweige, die Haus oder Stall beschützen sollen. Die Messe für Laurentius von Rom findet am 10. August statt. Er wird angerufen, um Hautkrankheiten zu heilen. Das ganze Jahr über hinterlegen Gläubige kleine Zettelchen unter dem Kopf eines Hochreliefs aus dem 15. Jahrhundert, das den Heiligen im Ofen auf den Flammen liegend darstellt.[1] Das Hochrelief wurde 1927 als historisches Denkmal klassifiziert. Weitere denkmalgeschützte Kunstwerke sind eine Skulptur der Madonna mit dem Kind und das Taufbecken, beide wurden im 16. Jahrhundert gefertigt. Die hölzerne Statue des Heiligen Benedikt im Portalvorbau ist 1,6 Meter hoch und wurde im 17. Jahrhundert hergestellt.[13]
Im Lieu-dit La Petite-Boissière steht ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das im 20. Jahrhundert restauriert wurde. Es befindet sich im Privatbesitz.
Die Mairie ist eine der kleinsten in Frankreich und wurde 1905 errichtet.[8][7]
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Jahr 2009 waren 8,2 Prozent der Erwerbstätigen in der Gemeinde beschäftigt, die anderen waren Pendler. 9,3 Prozent der Arbeitnehmer waren arbeitslos.[14]
↑ abcBernard Verwaerde: A quels saints se vouer?... dans l’Eure. les saints protecteurs et guérisseurs. Editions Page de Garde, Caudebec-lès-Elbeuf 2001, ISBN 2-84340-191-7, S.55f., 84f.
↑Fiche cours d’eau. Ruisseau de la Croix Blanche (H6210600). In: Service d’Administration Nationale des Données et des Référentiels sur l’Eau (Sandre). Office international de l’eau (OIEau), abgerufen am 11. April 2013 (französisch).
↑ abLa commune de Saint Benoist des Ombres. In: ccvl.net. Communauté de communes du Vièvre-Lieuvin, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Mai 2013; abgerufen am 11. April 2013 (französisch).
↑ abListe des Communes. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture Eure, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. April 2013; abgerufen am 11. April 2013 (französisch).
↑Dominique Cliquet: L’Eure. 27. In: Michel Provost, Academie des inscriptions et belles-lettres, Ministere de la culture (Hrsg.): Carte Archéologique de la Gaule. Fondation Maison des Sciences de l’Homme, Paris 1993, ISBN 2-87754-018-9, Kap.611, S.242.