Morsan ist eine der Gemeinden im Département Eure, in denen die Gefahr sich plötzlich bildender metertiefer Löcher besteht. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Diese Löcher haben meist einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Metern. Im ganzen Département Eure gibt es etwa 16.000 dieser Mergelgruben.[2]
Alte Schreibweisen für Morsan waren Morçan (s. Cassinikarte), Morchent (1050–1066), Murcench (11. Jahrhundert), Morceng (13. Jahrhundert), Morsent oder Morseng. Der Ortsname wurde aus den lateinischen Worten muro cinctus abgeleitet, die „Mauergürtel“ bedeuten.[3] Es gehörte der Abtei Le Bec bis Jean de Morsent sich 1276 weigerte weiterhin den Zehnten zu zahlen, da er das Geld für seine Gefolgsleute in Zeiten des Krieges brauche.[4]
Morsan war Stammhaus des Zweiges Morsan der Familie Le Sens (auch Lesens oder de Sens). Chevalier Philémon Le Sens, war der erste Baron von Morsan. Er gehörte zum Hofstaat (Maison du Roi) von Heinrich IV. von Frankreich und war Gouverneur von Bernay.[5] Er ließ ein Jagdschloss in Morsan bauen. Zur Zeit von Abdon-Thomas-François Le Sens (1724–1800), der Knappe von Ludwig XV. gewesen war, bevor er Marquis von Morsan wurde,[5] wurde das Jagdschloss von Ange-Jacques Gabriel (1698–1782) neu gestaltet.[6]
1793 erhielt Morsan im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) den Status einer Gemeinde und 1801 durch die Verwaltungsreform unter Napoleon Bonaparte (1769–1821) das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.[7]
Abdon-Thomas Le Sens, Marquis de Morsan, wurde 1793 verhaftet und in Bernay eingesperrt. Es gelang ihm später seine geplünderten Ländereien wiederzubekommen. Er verstarb in Paris im Jahre 1800. Sein Enkel Joseph-Philemon wohnte in Morsan im teilweise restaurierten Schloss ab 1845. 1871, während des Deutsch-Französischen Kriegs, wurde es von der preußischen Armee erneut geplündert. Sein Sohn Florian-Gaston war der letzte Marquis de Morsan, er verstarb 1929.[8]
Von 1806 bis 1936 ist die Bevölkerungszahl beständig gesunken. Am wenigsten Einwohner hatte Morsan 1990 (70).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Kirche de la sainte Trinité (heilige Dreifaltigkeit) stammt aus dem 13. Jahrhundert, aus jener Zeit ist nur das Kirchenschiff erhalten geblieben. Im 17. Jahrhundert wurden größere Fenster eingesetzt. Der Chor stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.[9] In der Kirche befinden sich mehrere Objekte, die als Monument historique (historisches Denkmal) klassifiziert sind: ein großer Altaraufsatz aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit korinthischen Säulen, der einen Tabernakel enthält. Rechts steht in einer Nische eine Skulpturengruppe aus Holz, die unter anderem den Erzengel Gabriel zeigt. Links steht eine Holzstatue, die Germanus von Auxerre darstellt. In der Mitte befindet sich ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, das die Heilige Familie darstellt. Außerdem befinden sich dort fünf Betstühle aus dem 18. Jahrhundert im Stil Louis-seize und ein Adlerpult aus dem Ende des 17. Jahrhunderts im Stil des Louis-quatorze.[10]
Das Schloss wird von der Bevölkerung aufgrund seiner Farbe Le Château Blanc (‚das weiße Schloss‘) genannt. Das ursprüngliche Schloss wurde am Ende des 16. oder zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaut aber im 18. Jahrhundert umgebaut und dabei sehr verändert. Im 19. Jahrhundert wurde der Treppenaufgang erneuert. Die ursprünglich zweiflügelige Treppe wurde durch eine spiralförmige Treppe ersetzt. Das Parkett im großen Salon und die Wandvertäfelung in der „Bibliothek“ wurden ebenfalls ersetzt. Die Wandvertäfelung im großen Salon stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Straße führt vom Dorf aus direkt auf den Ehrenhof, der heute als Weide dient. Dann führt der Weg weiter zwischen zwei Türmen aus dem 16. Jahrhundert hindurch auf den Vorhof des Schlosses. Der Eingang liegt jedoch nicht auf dieser Seite, sondern im Süden. Vor dem Eingang steht eine Statue des Pan an einem Bassin. Südseite und Ostseite des Gebäudes sind reich verziert, im Westen hat der Wind vom Meer den weichen Loire-Sandstein abgenutzt. Die Südseite zeigt verschiedene Motive aus der griechischen Mythologie. Die Fundamente des Schlosses bestehen aus Feuerstein und Backstein und stammen aus dem 16. Jahrhundert. Der Südturm ist nicht restauriert, er verfügt über einen Kamin auf jeder der drei Etagen. Das Schloss befindet sich im Privatbesitz und wurde von seinen Besitzern im Stil des Rokoko eingerichtet.[8][12][13]
Jacques-Christophe Valmont de Bomare (1731–1807), Naturforscher, soll in Morsan geboren sein. Ein Rechtsanwalt namens Valmont de Bomare hatte 1787 und 1788 Grundbesitz in Morsan.[16][17]
↑Liste der Gemeinden von Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture von Eure, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. April 2013; abgerufen am 14. August 2011 (französisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eure.pref.gouv.fr
↑Auguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Andrew Dickson White: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l'histoire du département de l'Eure. Société d’agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure, Evreux 1864, S.425 (französisch, books.google.com).
↑ abEdouard de Magny: Nobiliaire de Normandie. Band2. Paris 1863, S.475f. (französisch, visualiseur.bnf.fr).
↑Bruno Brismontier: Brionne, une douce folie normande. Normandy, an original Splendor. In: Dominique Guiou (Hrsg.): Le Figaro. Nr.114, September 2008, S.32f. (englisch, französisch).
↑ abFranck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 2-902091-31-2 (formal falsch), S.297–299 (französisch).
↑Montgeoly. Diocèse d’Évreux, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2015; abgerufen am 27. November 2011 (französisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/evreux.catholique.fr
↑Judith Miller: The Style Sourcebook: The Definitive Illustrated Directory of Fabrics, Wallpapers, Paints, Flooring, Tiles. Firefly Books, 2003, ISBN 978-1-55297-791-0, S.19 (englisch).
↑Phillipe Seulliet: Vie de Château. Les Liaisons Dangereuses de l’amour à la folie. In: Maisons Normandes. Nr.37, Oktober 1996, S.20–31 (französisch).
↑Morsan - Dossier complet auf insee.fr in Französisch, abgerufen am 29. März 2015, vgl. Abschnitt Chiffres clés Caractéristiques des entreprises et des établissements.
↑Pierre-Jacques Gravelle-Desulis (Hrsg.): Inventaire-sommaire des archives départementales antérieures à 1790. Orne : archives civiles, séries C et D. T. II. P. Dupont, Paris 1877, S.377 (französisch, gallica.bnf.fr).
↑Édouard Frère: Manuel du bibliographe normand, ou Dictionnaire bibliographique et historique. Band1, 2, 1858–1860. A. Le Brument, Rouen, S.I 124, II 79 (französisch, gallica.bnf.fr).