Courbépine ist eine der Gemeinden im Département Eure, in denen die Gefahr sich plötzlich bildender metertiefer Löcher besteht. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Durchschnittlich gibt es im Département Eure etwa 15 unterirdische Hohlräume, besonders Marnières und Versickerungsstrecken pro Quadratkilometer.[2]
Der Ortsname wurde etwa im Jahr 1000 als Corbespina erstmals urkundlich erwähnt, 1025 als Curba Spina. Das Französische Etymologische Wörterbuch gibt dazu an, dass courbe-espina der Name einer Apfelsorte in der Langue d’oïl der Normandie gewesen sei.[5] Das französische Wort Courbe bedeutet ‚Kurve‘, courbé ist ‚gebogen‘. Spina bedeutet ‚Dorn‘ auf Lateinisch und hat sich zum französischen Wort épine entwickelt.
Im Kopialbuch der Abtei Le Bec gibt es mehrere Verträge über Landschenkungen oder Zehntanspruch in Courbépine aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Im Jahr 1260 wurde die Mühle von Courbépine erstmals urkundlich erwähnt. Sie hieß le Moulin-Crespin und befand sich damals im Besitz der Abtei Le Bec. Im Obituaire der Kirche von Lisieux ist verzeichnet, dass der Bischof von Lisieux Guillaume d’Estouteville I. († 1414), ein Verwandter von Guillaume d’Estouteville, den Zehnt von Courbépine der Kirche von Lisieux vermachte. Um 1455 hatte die Abtei Notre-Dame de Bernay ebenfalls Grundbesitz in Courbépine.[6]
Léonor II. Goyon de Matignon († 1714), Bischof und Comte von Lisieux, ließ das Schloss von Courbépine nach 1677 im lieu-dit (‚Ort der genannt wird...‘) auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Burg erbauten. Später kaufte es der Marquis de Prie für seine Frau Jeanne-Agnès Berthelot de Pléneuf (1698–1727). Das Schloss wurde 1777 zerstört. Vom Hauptgebäude war 1869 oberirdisch nichts mehr zu sehen.[7] Auf Luftbildern aus den 1990er Jahren sind das Schloss und die Nebengebäude gut zu erkennen.[8]
1793 erhielt Courbépine im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) unter dem Namen Courbepine den Status einer Gemeinde und 1801 durch die Verwaltungsreform unter Napoleon Bonaparte (1769–1821) wieder unter dem Namen Courbepine das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.
Im Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) bewaffnete sich die Bevölkerung von Courbépine erst im Januar 1871. Zuvor hatte sich die Gemeinde, wie viele andere ländliche Gemeinden der Region, nicht gegen die deutschen Invasoren verteidigt, die daher ungehindert geplündert hatten.[10]
Der Schutzpatron der Kirche Saint-Martin ist Martin von Tours. Der Glockenturm wurde im 13. Jh. erbaut. Chor und Kirchenschiff wurden 1680 erneuert. 1763 wurde die Kirche restauriert. Das Gebäude wurde 1999 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (‚historische Denkmale‘) eingetragen.[7] Zwei Statuen und ein Gemälde aus dem 17. Jh. in der Kirche wurden 1907 als Monument historique klassifiziert.[12] Die römisch-katholische Gemeinschaft Communauté de Courbépine gehört zur PfarreiNotre Dame de Charentonne des Bistums Évreux.[13]
Am östlichen Ortseingang steht ein Flurkreuz, das die Jahreszahl 1724 trägt.
Außerdem gibt es in der Gemeinde mehrere Häuser und Bauernhöfe aus dem 18. Jahrhundert, deren Mauern aus Feuerstein und Sandstein bestehen. Die Dächer sind mit Stroh oder Schiefer gedeckt.[7]
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Jahr 2009 waren 15,9 Prozent der Erwerbstätigen in der Gemeinde beschäftigt, die anderen sind Pendler. 4,9 Prozent der Arbeitnehmer waren arbeitslos.[14]
Der Kommunalverband Bernay et des environs (CCBE) hat 2004 ein Industrie- und Gewerbegebiet namens Parc d’Activité des Granges gegründet. Es liegt an der Route nationale N138 auf einer Fläche von 80 Hektar, auf den Gemeindegebieten von Bernay, Courbépine und Menneval.
Die öffentliche Schule école primaire Ernest Anquetil ist eine Vor- und Grundschule. Etwa 95 Kinder nehmen dort am Unterricht teil.[1] Die weiterführenden Schulen befinden sich in Bernay.[15]
↑Dominique Cliquet: L’Eure. 27. In: Michel Provost, Academie des inscriptions et belles-lettres, Ministere de la culture (Hrsg.): Carte Archéologique de la Gaule. Fondation Maison des Sciences de l’Homme, Paris 1993, ISBN 2-87754-018-9, Kap.88, S.82 (französisch).
↑Léon Coutil (1856-1943): Archéologique gauloise. Canton de Brionne. In: Société libre d’agriculture, sciences, arts et belles-lettres de l’Eure (Hrsg.): Recueil de la Société d’agriculture, sciences, arts et belles-lettres du département de l’Eure (= 7). Band3. Paul Hérissey, Évreux 1915, S.133 (französisch, online).
↑Auguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Andrew Dickson White: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. Hrsg.: Société d’agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure. Band1. Évreux 1869, S.554f. (französisch, online).
↑Jean-Noël Le Borgne, Véronique Le Borgne, Pascale Eudier, Annie Etienne: Archéologie Aérienne dans l’Eure. Hrsg.: Association Archéo 27. Page de Garde, Caudebec-les-Elbeuf 2002, ISBN 2-84340-230-1, S.74.
↑Alex Gardin: La guerre de 1870–1871 à Bernay. Les Éditions Page de Garde, Saint-Aubin-les-Elbeuf 1997, ISBN 2-84340-037-6, S.60 (französisch, Erstausgabe: 1898, Nachdruck).
↑A.-V. de Walle: Évreux et l’Eure pendant la guerre. Charles Herissey, Évreux 2000, ISBN 2-914417-05-5, S.176+179 (französisch, Erstausgabe: 1946).
↑Notre Dame de Charentonne. Diocèse d’Évreux, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juli 2013; abgerufen am 19. Februar 2024 (französisch).