Franqueville liegt in Nordfrankreich am Ostrand der Landschaft Lieuvin, 53 Kilometer südöstlich von Le Havre, 12 Kilometer nordöstlich von Bernay, dem Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements, und 2,5 Kilometer südwestlich des KantonshauptortsBrionne[1] an der Autoroute A28 (Autobahn) und der Route départementale D438. Die Weiler und Gehöfte Le Quesney, Les Pérelles, Folleville, La Petite-Notre-Dame und Cochet gehören zur Gemeinde.[2] Franqueville liegt auf einer mittleren Höhe von 143 Metern über dem Meeresspiegel. Die Mairie steht auf einer Höhe von 142 Metern. Nachbargemeinden sind Saint-Cyr-de-Salerne im Nordwesten, Brionne im Nordosten, Aclou im Südosten und Hecmanville im Westen. Das Gemeindegebiet hat eine Fläche von 303 Hektar.
Franqueville liegt an der alten Römerstraße, die Brionne (Breviodurum) mit Dreux (Durocasses) verband.[3]
Der Name Franqueville stammt nicht aus dem lateinischen, wo franca fränkisch bedeutet, sondern vom alten germanischen Wort „frank“ (frei). Orte wie Franqueville und Francheville waren im Mittelalter von feudalen Steuern befreit.[4]
Im 12. Jahrhundert gehörte das Lehen Franqueville Simon de Franqueville, der urkundlich bezeugt ist, weil er zwei seiner anderen Lehen an die Abtei Le Bec abtrat.[5]
In einer Urkunde aus der Zeit von Richard II. von England (1367–1400) wird Franqueville Villafranca genannt. Im Kopialbuch der Priorei La Sainte-Trinité von Beaumont-le-Roger wird Franqueville mehrfach erwähnt, 1314 als Franquevilla in einem Erbpachtvertrag,[5] und 1334 schon als Franqueville, als Wohnort des Seigneursdu Bois von Bois-David.[6]
1320 hatte Franqueville 40 Haushalte. Nachdem das Lehen Franqueville mehrfach durch Heirat in andere Familien gelangte, fiel es 1469 an Jean de Longaunay und blieb bis 1668 im Besitz der Familie.[7]
Hervé II. de Longaunay, Seigneur von Franqueville, war Generalleutnant der Basse-Normandie und fiel am 14. März 1590 in der Schlacht von Ivry. 1629 bekam Antoine de Longaunay, Seigneur de Franqueville, den Titel Chevalier und wurde Gouverneur von Carentan.
Am 6. November 1699 wurde Jacques III. Bulteau als Seigneur von Franqueville, Beaumont-le-Roger und Hecmanville urkundlich erwähnt, er war Beamter am Parlement de Normandie in Rouen. Seine Tochter und Erbin heiratete Pierre-Jean Grossin († 1772), der ebenfalls Beamter am Parlement de Normandie war.[7]
Die meisten Einwohner hatte Franqueville 1836 (347), danach sanken die Einwohnerzahlen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Tiefpunkt erreichten. Seit 1982 steigen die Einwohnerzahlen wieder an.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Kirche Notre-Dame stand unter dem Kirchenpatronat des örtlichen Seigneurs, bis Pierre de Bassigny, der 1320 ein Lehen in Franqueville besaß, sie dem Priorat Sainte-Trinite in Beaumont-le-Roger schenkte. Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Das Kirchenschiff stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Der Chor stammt aus dem 16. Jahrhundert, ebenso die Westfassade, die aus Naturwerkstein und Hornstein besteht, die schachbrettartig angeordnet sind. Der heutige Glockenturm wurde im 18. Jahrhundert hinzugefügt.[8] Das Innere der Kirche ist mit einer Litre funéraire (‚Trauerband‘) bemalt.[9] Darauf sind vier Wappenzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert erhalten, deren Seiten etwa 70 Zentimeter lang sind. Bei den Wappen handelt es sich um ovale Heiratswappen, unter der Krone eines Marquis. Es handelt sich um die Wappen von Marie Bulteau und ihrem Ehemann.[7] Außerdem befindet sich ein Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert in der Kirche. Vor der Kirche ist ein kleiner Portalvorbau und um die Kirche herum liegt der Friedhof, auf dem eine große Eibe steht.[2]
Wirtschaft
Ein wichtiger Erwerbszweig der Franquevillais im 20. Jahrhundert war die Landwirtschaft, im 19. Jahrhundert war es die Weberei von Leinen,[2] heute arbeiten nur noch 11,6 % der Erwerbstätigen in der Gemeinde.[10]
↑Anne-Marie Vurpas, Claude Michel: Noms de lieux de la Loire et du Rhône. Christine Bonneton, 1997, ISBN 2-86253-223-1, S.64 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abcAnatole Caresme Charpillon: Dictionnaire historique de toutes les communes du département de l’Eure, histoire, géographie, statistique. Band2. Delcroix, Les Andelys 1879, S.225–227 (französisch, auf archive.org).
↑Auguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Andrew Dickson White: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. Société d’agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure, Evreux 1864, S.134f. (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abcPierre Bodin: Les litres seigneuriales des églises de l’Eure. Hrsg.: Amis des Monuments et Sites de l’Eure, Amis de Bernay, Conseil général de l’Eure, Direction, Régionale des Affaires Culturelles [DRAC]. Corlet, Condé-sur-Noireau Mai 2005, S.89f. (französisch).
↑Hervé Rotrou-Langrenay: Brionne et ses environs. Éditions Alan Sutton, Joué-lès-Tours 1996, ISBN 2-910444-71-6, S.100 (französisch).