Calleville liegt zwischen dem Weiler La Borderie, der zu La Haye-de-Calleville gehört, im Osten und Brionne im Westen, 17 Kilometer nordöstlich von Bernay am Südwestrand des Roumois.[1] Zur Gemeinde gehören die Weiler Les Forges, Le Coudray und Les Belles Voies.[2]
Calleville wurde 1190 erstmals als Karlevilla urkundlich erwähnt. Laut de Beaurepaire handelt es sich um eine mittelalterliche Ortsgründung.[3] Der Ortsname ist aus der französischen Ortsnamensendung -ville, die sich aus dem lateinischen Wort villa ,Landgut‘ entwickelt hat, und dem altnordischen Namen Karli (deutsch Karl) zusammengesetzt.[4][5][6]
Im 12. Jahrhundert waren die Ländereien des heutigen Calleville, die am Rand des Waldes von Le Neubourg lagen, unter den Seigneurs von Harcourt und Le Neubourg aufgeteilt. Die Familie Harcourt besaß ein großes Herrenhaus in Calleville, das von einem großen Park umgeben war.[7] Weder das Herrenhaus noch der Park sind erhalten geblieben. 1817 fand man an der Stelle, wo das Herrenhaus einst stand, glasierte Pflastersteine aus dem 14. Jahrhundert.[8]
Gilles-André de La Roque, der Genealoge der Familie Harcourt, ordnete 1662 Robert I. d’Harcourt (nach 1078–1100) den Titel Seigneur de Calleville zu. Dies ist kein Beweis, aber immerhin ein Hinweis darauf, dass Calleville auch schon im 11. Jahrhundert aufgeteilt gewesen sein könnte. Es ist aber sicher, dass Robert II. d’Harcourt (nach 1124–1212) und Richard d’Harcourt (1212–1239) ein Lehen in Calleville besaßen. Richard lag im Streit mit dem Domkapitel von Évreux und musste 1217, um den Streit beizulegen, sechs modius Getreide an der Kirche in Calleville abliefern.[7]
Am meisten Callevillais (Einwohner) hatte Calleville 1836 (650), danach sank die Bevölkerungszahl bis 1921 (270). Nach 1921 wuchs die Gemeinde wieder.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Kirche von Calleville war dem Heiligen Aignan von Orléans (358–453) geweiht.[7] Als es in Mode kam, die Heilige Chrodechild (Sainte Clotilde) zu verehren, ernannte man sie zur Schutzpatronin. Ein Teil der Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirchenfenster wurden im 18. und 19. Jahrhundert eingebaut.[10] In der Kirche stehen mehrere Statuen. Statuen der Heiligen Chrodechild (474–544), der Heiligen Apollonia von Alexandria und des Heiligen Helier werden noch heute als wundertätig verehrt. Die Gläubigen binden weiße Bänder um das rechte Handgelenk der Statue der Chrodechild und bitten um den Schutz ihrer Kinder vor Krankheiten. Neben der Statue des Helier sind zusätzlich mehrere Dankestafeln an der Wand angebracht.[11]
Calleville liegt an der ehemaligen Eisenbahnstrecke, die von Évreux nach Honfleur führte. Sie ist heute auf 40 Kilometer Länge in einen Rad- und Wanderweg umgewandelt worden.[12]
Das Atelier Les Têtes de la Ferme du Parc veranstaltet mehrmals jährlich Ausstellungen ortsansässiger Künstler.[13]
↑Ernest Poret Blosseville (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. Dictionnaire topographique du département de l’Eure : comprenant les noms de lieu anciens et modernes. Impr. Nationale, Paris 1877, S.43 (französisch, auf Gallica [abgerufen am 11. Dezember 2009]).
↑François de Beaurepaire, Les Noms des communes et anciennes paroisses de l’Eure. Paris, A. et J. Picard, 1981, ISBN 2-7084-0067-3, (OCLC 9675154) S. 81.
↑Ernest Nègre, Toponymie générale de la France. 2. Formations non-romanes ..., Band 2, Librairie Droz 1991, S. 1021.
↑René Lepelley, Dictionnaire étymologique des noms des communes de Normandie, Presses Universitaires de Caen / Charles Corlet éditions, 1996, ISBN 2-905461-80-2. S. 84.
↑ abcdAnatole Caresme Charpillon: Dictionnaire historique de toutes les communes du département de l’Eure: histoire, géographie, statistique. Delcroix, Les Andelys 1868, S.642–645 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abAuguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Société d’agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure, Évreux: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l'Eure. Band1. Hérissey, 1862, S.460f. (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Bernard Verwaerde: A quels saints se vouer?... dans l’Eure. les saints protecteurs et guérisseurs. Editions Page de Garde, Caudebec-lès-Elbeuf 2001, ISBN 2-84340-191-7, S.52+64+66 (französisch).