Rheinau liegt in der Oberrheinischen Tiefebene. Das Stadtgebiet befindet sich direkt am Rhein, in dessen Flussmitte die deutsch-französische Grenze verläuft; der Hauptort, Freistett, ist 2,2 km vom dort etwa in Südwest-Nordost-Richtung fließenden Rhein entfernt. Von den südlichsten Ortsteilen Linx und Honau sind es etwa 9 km nach Kehl und 11 km (jeweils Luftlinie) in das französische Straßburg. Nördlich von Honau und westnordwestlich von Diersheim liegt der Altrheinarm Steinwert-Hot 2.
Zwischen Freistett und der nordwestlich davon gelegenen Rheinstaustufe Rheinau-Gambsheim liegt das Gewerbegebiet Glockenloch. Es erstreckt sich entlang der Landesstraße 87, die in die französische D2 übergeht und dabei über die Staustufe nach Frankreich beim dortigen Gambsheim führt.
Dialekt
Aufgrund der historischen Zugehörigkeit zur Herrschaft Lichtenberg im Elsass sind sowohl die gesprochenen Dialekte als auch die traditionellen Trachten stark elsässisch geprägt.
Politisch gliedert sich Rheinau in die neun Ortschaften Freistett, Diersheim, Hausgereut, Helmlingen, Holzhausen, Honau, Linx, Memprechtshofen und Rheinbischofsheim. Abgesehen vom Hauptort Freistett, wo das Rathaus steht, werden in allen Stadtteilen im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung jeweils ein Ortschaftsrat gewählt, dem ein Ortsvorsteher vorsitzt. Die offizielle Benennung der Stadtteile erfolgt durch vorangestellten Namen der Stadt und mit Bindestrich verbunden nachgestellt der Name des jeweiligen Stadtteils. In den Ortschaften befinden sich Verwaltungsstellen mit der Bezeichnung „Stadt Rheinau, Ortsverwaltung …“. Die Stadtteile bilden zudem zugleich acht Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung, wobei die Stadtteile Rheinbischofsheim und Hausgereut zu einem Wohnbezirk zusammengefasst werden.[2]
Siedlungsgeographisch betrachtet umfasst Rheinau neben den neun Ortschaften außerdem den deutlich kleineren Weiler Hohbühn, der administrativ und kirchengemeindlich Linx zugeordnet ist. Im Nordosten von Rheinau liegt die Maiwaldsiedlung, die sich auch auf die Gemarkungen der Nachbarstädte Achern und Renchen erstreckt und nördlich von Memprechtshofen als Streusiedlung einzustufen ist. Auf den kargen, teils morastigen Böden des ehemaligen Renchhochwassergebiets konnten sich nur Gehöfte halten. Durch die Bevölkerungsdezimierung während des Dreißigjährigen Kriegs wurden Siedlungen gerade in diesem landwirtschaftlich weniger begünstigten Gebiet gewüstet.
Im Stadtgebiet von Rheinau befinden sich zahlreiche abgegangene Ortschaften: Ackerhof oder Gaylingscher Hof, Guglingen und Hirsach lagen nahe Helmlingen; Quergen und Renchenloch bei Memprechtshofen; Hohenhurst, Scheuern und Stegen auf Rheinbischofsheimer Territorium; Büche war bei Holzhausen und Hastatt (?) auf der heutigen Gemarkung von Linx. Die genaue Lage der Wüstungen Barau und Nulende ist nicht bekannt. Mögliche Standorte wurden auf den Gemarkungen von Freistett sowie von Bodersweier oder Querbach (Stadtteile von Kehl) ausgemacht.[3]
Im Ortsteil Diersheim wurde ein Brandgräberfeld der Oberrheinsueben gefunden. Es handelt sich um das südlichste bislang bekannte Gräberfeld der Oberrheinsueben. Es enthält 48 gesicherte und einige ungesicherte Urnen, 5 Brandgrubengräber. Die Zuordnung zu den elbgermanischen Sueben ergibt sich aus der Gestaltung der Beigaben wie Gürtelschnallen, Schildrandbeschläge usw. Außerdem sind eine Reihe Tongefäße als elbgermanische Importe aus Böhmen, Sachsen und Thüringen identifiziert worden.[4]
Die Belegung des Gräberfeldes begann um 50 n. Chr. Bis 70 n. Chr. hatten die Gräber reiche Grabbeigaben elbgermanischer Herkunft, zwischen 70 und 140 n. Chr. sind sie ärmlich und provinzial-römisch geprägt.
Helmlingen
Nachdem die Römer eine Straße, die Argentorae (Straßburg) mit Aquaeum (Baden-Baden) verband, bauten (Verlauf wie B36), wurde im Ortsteil Helmlingen ein landwirtschaftlicher Betrieb gegründet. Daraus wurde mit der Zeit eine Siedlung, die wahrscheinlich durch die Germanen abgebrannt wurde. Die suebische Belegung riss ab. Zwischen 140 und 260 n. Chr. erscheinen wieder Elbgermanen, aber aus der altmärkisch-osthannoverschen Schalenurnengruppe. Mit dem Fall des Limes endete die Belegung des Gräberfeldes.
Rheinbischofsheim
Rheinbischofsheim wurde 1274 erstmals als Bischofsheim in einer Urkunde erwähnt. 1574 kam die Ergänzung zum hohen Steg hinzu. Der Ort war ab 1803 ein Amt in der Landvogtei Yberg des Großherzogtums Baden, verlor diesen Status aber 1815 an Kehl. 1809 wurde hier eine Lateinschule eingerichtet, Vorläufer des heutigen Gymnasiums.[5]
Rheinau
In die Gemeinde Freistett wurden am 1. Juli 1971 die Gemeinde Memprechtshofen und am 1. Oktober 1974 die Gemeinde Helmlingen eingemeindet.[6]
In die Gemeinde Rheinbischofsheim wurden am 1. Januar 1973 die Gemeinde Hausgereut, am 1. Januar 1974 die Gemeinde Diersheim sowie am 1. April 1974 die Gemeinden Holzhausen und Linx eingemeindet.[7]
Am 1. Januar 1975 wurde die Stadt Freistett-Rheinbischofsheim durch die Vereinigung der Gemeinden Freistett und Rheinbischofsheim gebildet. Honau kam hinzu. Den endgültigen Namen Rheinau erhielt die Stadt nach einer vorher erfolgten Bürgerabstimmung am selben Tag.[8]
Bürgermeister ist seit Mitte Juni 2023 Oliver Rastetter (CDU). Er war zuvor von 2006 bis 2022 Bürgermeister von Lauf und wurde bei der Bürgermeisterwahl am 23. April 2023 mit 75,8 Prozent der Stimmen gewählt.[9] Amtsinhaber Welsche trat nicht erneut an.
Nachbau einer Entenfanganlage im Maßstab 1:10 im Ortsteil Memprechtshofen
Bauwerke
Die Evangelische Kirche Rheinbischofsheim ist mit 56 m Höhe die größte Kirche im Hanauerland. Sie wurde 1876 erbaut, 1998 erfolgte eine Innensanierung.
Kapelle St. Nikolaus, genannt „Heidenkirchl“, im Ortsteil Freistett. Sie ist das älteste Gotteshaus im Hanauerland.
St. Nikolauskirche (häufig falsch „St. Nikolaus Kapelle“ genannt) im Ortsteil Hausgereut
Bis vor einigen Jahren existierte bei 48°40'33" nördlicher Breite und 7°55'14" östlicher Länge ein 160 Meter hoher meteorologischer Messmast. Er wurde errichtet, da man plante, in Freistett ein Kernkraftwerk zu bauen.
Regelmäßige Veranstaltungen
Es findet jeden Freitagvormittag in Freistett auf dem Marktplatz ein Wochenmarkt statt.
Mundart, Kultur und Literatur im Kulturcafé sowie im Nachtcafé.
Diersheimer Winter: Veranstaltungen von Künstlern und Vortragenden aus der Region
„Kultur im Stall“ (Freistett)
Fastnacht in fast allen Stadtteilen, täglich zwischen Schmutzigen Donnerstag und Aschermittwoch in den „Hochburgen“ Rheinbischofsheim und Diersheim
Die Landstraße 75 führt durch das Stadtgebiet. Von Freistett sind die Autobahnanschlussstellen Achern (Bundesautobahn 5) 9 km und Offendorf (A35; Elsassautobahn) 7 km entfernt. Die Kreisstraße 5373 (von Diersheim nach Auenheim) wird jedes Frühjahr zur "Narzissenstraße". Zwischen den Ortschaften säumen hunderte Osterglocken links und rechts den Weg. Einige Zwiebelblumen, insbesondere die Tête-à-Tête-Narzissen, wurden von Privatpersonen gesetzt.
Schiffsverkehr
Nahe der Staustufe liegen die Schiffswerft Karcher und ein Yachthafen. In Helmlingen, Honau, Diersheim und Freistett befinden sich bei den dortigen Kieswerken Schiffsanlegestellen zum Umschlag der abgebauten Baustoffe.
die Grund- und Werkrealschule Rheinau mit Standorten in den Ortsteilen Freistett und Rheinbischofsheim
die Grundschulen Rheinbischofsheim, Diersheim und Helmlingen
zwei evangelische und sieben kommunale Kindergärten
Ansässige Unternehmen
Bedeutende Arbeitgeber der Stadt sind unter anderem Brunner GmbH, Kieswerk HPF Hermann Peter KG Freistett, Klotter Elektrotechnik GmbH, RMA Pipeline Equipment, Stage Concept GmbH, Weber Fertighaus in Linx, Ytong Südwest GmbH (Xella), Zimmer Fruchtsäfte und Zimmer Group in Freistett. Weitere Firmen sind im Gewerbegebiet Glockenloch angesiedelt.
Rheinbischofsheim mit Hausgereut: VfR Rheinbischofsheim; TV Rheinbischofsheim 1896 e. V.
Musizieren, Singen und Tanzen
Diersheim: Musikverein Diersheim e. V.; Bläserjugend des Musikvereins Diersheim e. V.; Parforcehornguppe Hanauerland – Abteilung Diersheim; Gemischter Chor Diersheim; Männergesangsverein Sängerbund Diersheim 1863 e. V.; Evangelischer Frauenchor Diersheim; Tanzgruppe „Ma Navu“ Diersheim; Die Prinzengarden
Freistett: Musikverein Stadtkapelle Freistett e. V.; Bläserjugend Musikverein Stadtkapelle Freistett e. V.; Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Rheinau-Abteilung Freistett; Arbeitergesangverein „Frohsinn“ Freistett e. V.; Gemischter Chor 1899 Freistett e. V.; DO-RE-MI Kinder- und Jugend-Chor; Tanzgruppe Hanauerland e. V.
Helmlingen: Sängerbund Helmlingen e. V.
Honau: Männergesangverein Frohsinn Honau e. V.
Linx mit Hobühn: Musikverein „Harmonie“ Linx e. V.; Gemischter Chor „Concordia“ Linx e. V.; Gemischter Chor „Liederkranz“ Holzhausen e. V.
Memprechtshofen: Posaunenchor Memprechtshofen; Sängerbund Memprechtshofen 1887 e. V.; Tanzsportclub Memprechtshofen e. V.
Rheinbischofsheim mit Hausgereut: Rotkäppchen-Blech-Bänd e. V.; Fanfarenzug Rheinbischofsheim; Musikverein „Frohsinn“ Rheinbischofsheim e. V.; Bläserjugend Musikverein Frohsinn Rheinbischofheim e. V.; Männergesangverein „Liederkranz“ Rheinbischofsheim e. V.; Evang. Kirchenchor Rheinbischofsheim e. V.
Georg König (1897–1976), geboren in Diersheim, Landwirt und Politiker (FDP/DVP), Landtagsabgeordneter
Friedrich Stephan (1915–1997), geboren in Freistett, Politiker (SPD), Landtagsabgeordneter
Christian Dusch (* 1978), Verwaltungsjurist und Politiker (CDU), war von 2004 bis 2018 Mitglied des Gemeinderats von Rheinau; seit 2021 ist er Landrat des Landkreises Rastatt.
Prominente Einwohner
Gottlob Schlörer (1891–1976), Heimatforscher und Naturwissenschaftler, wohnte zeitweise in Diersheim.[12]
Fred K. Prieberg (* 3. Juni 1928 in Berlin; † 28. März 2010 in Neuried-Ichenheim), Musikwissenschaftler, hatte jahrelang seinen Wohnsitz in Diersheim.
Hans Weber (* 1936), Pionier der Fertigbauweise im Hausbau, Industrieller
Gerhard (Gerard) Ruddies (* 1947), Autor, Moderator (u. a. „Halbneun“, „Nimms Dritte“, „Ganz schoen schräg“ für SWF) Produzent (Sitcom: „Fascht e Familie“ für SF DRS) und Regisseur (u. a. „Vis-à-Vis“, „Report“, „Wortwechsel“ für SWR), lebte 1979 bis 1993 in Diersheim.
Gerd Birsner (* 1953), Liedermacher, Journalist und Radiomoderator; in seinen kabarettistischen Beiträgen als „Ortsrumsteher“ (SWR 4) überzeichnete er das dörfliche Leben in Diersheim
Rolf Nierhaus: Das swebische Gräberfeld von Diersheim. Studien zur Geschichte der Germanen am Oberrhein vom Gallischen Krieg bis zur alamannischen Landnahme. Berlin 1966, ISBN 3-11-001205-7.
Nikolaus Honold, Kurt Schütt: Chronik der Stadt Rheinau. Ottersweier 1988.
Weblinks
Commons: Rheinau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg. Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 408–413.
↑R. Nierhaus: Das suebische Gräberfeld von Diersheim. (= Römisch-Germanische Forschungen, 28). 1966, S. 216 ff.