Zur Stadt Lichtenau gehören die Dörfer Grauelsbaum, Muckenschopf, Scherzheim und Ulm, die vor der Eingemeindung jeweils eigene Gemeinden bildeten.
Zur Stadt Lichtenau in den Grenzen vom 31. Dezember 1971 gehören die Stadt Lichtenau, das Gehöft Benshurst-Höfe und die Häuser Stromwarthaus und Neufeld. In der Stadt Lichtenau in den Grenzen vom 31. Dezember 1971 liegt die Wüstung Reinhardsau und im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Ulm vermutlich Hunden (Unden). An den im 17. Jahrhundert aufgegebenen Ort erinnert noch der heutige Gewannname Hunterau.[2] Die Nennung von Unden bezieht sich vielleicht auch auf das einst teilweise rechtsrheinische und heute vollständig linksrheinische, französische Dalhunden.[3]
Die Stadt geht zurück auf eine Wasserburg, die die Herren von Lichtenberg Ende des 13. Jahrhunderts – zum Teil aus Abbruchmaterial der von ihnen eroberten Burg Krax im Elsass – hier errichteten. Bis zur Schleifung 1686 war Lichtenau eine Feste. In der Nachbarschaft der Burg erbauten sie zugleich eine Siedlung, die bereits im Jahr 1300 durch König Albrecht das HagenauerStadtrecht verliehen bekam.[4][5] Die Herren von Lichtenberg konzentrierten hier ihre Verwaltung des Amtes Lichtenau. 1335 nahmen die mittlere und die jüngere Linie des Hauses Lichtenberg eine Landesteilung vor. Dabei fiel das Amt Lichtenau – und damit Lichtenau – an Ludwig III. von Lichtenberg, der die jüngere Linie des Hauses begründete.[6]
Im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts wurde in Lichtenau die Reformation eingeführt. Seither ist die Stadt vorwiegend lutherisch geprägt.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 14 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender.
Die Stadt ist Mitglied des Gemeindeverwaltungsverbands „Rheinmünster-Lichtenau“ mit Sitz in Rheinmünster.
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Silber ein roter Turm mit drei Zinnen und spitzem Dach, davor eine rote Zinnenmauer mit Eingangstor. Auf der linken Mauerseite ruht ein silberner Helm mit blauem Schwanenrumpf.“
Lichtenau ist Endpunkt der Badischen Spargelstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.
Theater
Mit dem Hoftheater Scherzheim verfügt Lichtenau über ein Kleinkunsttheater mit ca. 50 Plätzen.
Museen
Der Heimatverein Medicus betreibt das Heimatmuseum der Stadt.
Gedenkstätten
Seit 1986 erinnert ein Gedenkstein neben dem Grundstück Schmiedstraße 2 an die Synagoge der jüdischen Einwohner. Sie blieb zwar beim Novemberpogrom 1938 unzerstört, wurde aber später abgetragen. Das ehemalige jüdische Schulgebäude ist heute in einen Kindergarten integriert.[12]
Bauwerke
Im Ortsteil Scherzheim wurde die erste Kirche von Badens berühmten Baumeister Friedrich Weinbrenner errichtet. 1811 erbaut, wurde sie zum gestaltgebenden Vorbild für die Kirchen im Stil des Klassizismus in Baden. Konzipiert aus zwei leicht ablesbaren Baukörpern: Kirchturm und Kirchenschiff, strebt Ersterer kraftvoll aus der Vorderseite des Langhauses in die Höhe. Markant das Glockengeschoss und die hohe Eingangsnische in der Art eines Triumphbogens als edelste Bauteile der Gesamtkomposition.
Elmer Bantz (1908–2002), Rundfunksprecher und Direktor des Hoftheaters Scherzheim
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Zu den größten ansässigen Unternehmen gehört die Firma LS telcom im Gewerbegebiet von Lichtenau.[13] Kerngeschäft des Unternehmens ist die Entwicklung, Implementierung, Vertrieb und Installation von Hard- und Softwarelösungen auf dem Gebiet der drahtlosen und leitungsgebundenen Telekommunikation.
Ein weiteres wichtiges Unternehmen ist die Sehring Sand & Kies GmbH & Co. KG, die im Lichtenauer Stadtteil Grauelsbaum einen Baggersee betreibt[14].
Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
Wilhelm Mechler: Das Territorium der Lichtenberger rechts des Rheins. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480–1980 = Pays d’Alsace. 111/112 (2, 3 / 1980), S. 31–37.
Ulrich Coenen: Die Baukunst der nördlichen Ortenau. Denkmäler in Bühl, Bühlertal, Ottersweier, Lichtenau, Rheinmünster und Sinzheim. Karlsruhe 1993.
↑Erwin Dittler: Hundsfeld – Aspekte einer Namensdeutung. In: Die Ortenau – Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 68, 1988, S. 98 (dl.ub.uni-freiburg.de Digitalisat).
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 186–188
↑Wilhelm Mechler: Das Territorium der Lichtenberger rechts des Rheins. 1980, S. 32 f.
↑Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 228 f.
↑Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 79 f.