Die Gemeinde besteht aus neun Ortsteilen (in Klammer Einwohnerzahl am 31. Dezember 2020[2]): Sinzheim, Kartung (2.032 Einwohner), Winden (1.102 Einwohner), Leiberstung (865 Einwohner), Halberstung (675 Einwohner), Müllhofen (380 Einwohner), Schiftung (189 Einwohner), Ebenung und Vormberg (zusammen 924 Einwohner). Der Ortsteil Leiberstung ist räumlich identisch mit der früheren Gemeinde gleichen Namens, die restlichen Ortsteile liegen im Gebiet der früheren Gemeinde Sinzheim. Die offizielle Bezeichnung der Ortsteile erfolgt in der Form „Sinzheim - …“. Die Ortsteile bilden zugleich sieben Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung, wobei die Ortsteile Sinzheim, Vormberg und Ebenung zu einem Wohnbezirk zusammengefasst werden. Im Ortsteil Leiberstung ist eine Ortschaft im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit einem eigenen Ortschaftsrat und einem Ortsvorsteher als dessen Vorsitzendem eingerichtet.[3]
Zum Ortsteil Leiberstung gehört das Dorf Leiberstung. Zur Gemeinde Sinzheim in den Grenzen vom 31. Dezember 1972 gehören die Dörfer Sinzheim, Halberstung, Kartung, Schiftung, Vormberg und Winden, die Weiler Ebenung, Litzlung und Müllhofen, die Siedlung Kleinbrüchle, das Kloster Fremersberg, die Höfe Buchtung, Burgerhof, Duttenhurst und Tiefenau und die Häuser Entenhof und Waldeneck.
Im Ortsteil Leiberstung liegt die Wüstung Burgstaten. In der Gemeinde Sinzheim in den Grenzen vom 31. Dezember 1972 liegen die aufgegangene Ortschaft Liedelshof und die Wüstungen Burtung und Luchtung, weitere Namensnennungen können nicht als Siedlungsnamen nachgewiesen werden.[4]
Geschichte
Erstmals schriftlich erwähnt wurde Sinzheim im Jahre 884 unter Kaiser Karl III. als Sunninisheim, welches auf die fränkische Siedlung Sunini zurückgeht. Aus diesem Namen entwickelte sich über die Ortsnamen Suenesheim (1154), Sunnesheim (1261), Suminsheim (1272), Sunzheim (1401), Sunzhaim (1523) und Suntzheim (1610) der heutige Ortsname Sinzheim.[5] Sinzheim war am 4. März 1945 Ziel eines Bombenangriffes im Zweiten Weltkrieg, wodurch der Sinzheimer Bahnhof zerstört wurde.[6] Der Ort gehörte lange zum Landkreis Bühl und kam 1973 zum Landkreis Rastatt. Am 1. Januar 1973 erfolgte die Eingemeindung von Leiberstung.[7]
Die katholische Pfarrgemeinde St. Martin ist wie ihre Pfarrkirche dem Heiligen Martin geweiht. Die heutige Kirche wurde von 1898 bis 1900 nach Plänen des Erzbischöflichen Baurats Johannes Schroth erbaut und im November (Patrozinium) 1900 eingeweiht; sie ist die Nachfolgerin vieler Vorgängerkirchen (u. a. 1154, 1497, 1771). Im Auftrag von Franz Joseph Simmler wurden im Jahr 1904 zwei Altarflügel von der Firma der Gebrüder Moderer fertig bemalt und montiert.[8] 1984–1995 wurde die Kirche zum letzten Mal renoviert.
Schon immer gehörten die Filialorte Halberstung, Kartung, Müllhofen, Schiftung, Vormberg, Winden zur Pfarrkirche Sinzheim, während der Filialort Leiberstung 1986 von Rheinmünster-Schwarzach zu St. Martin Sinzheim umgepfarrt wurde.
Seit dem 23. Oktober 2005 bildet die Pfarrgemeinde St. Martin Sinzheim mit der Pfarrgemeinde St. Laurentius Hügelsheim eine Seelsorgeeinheit.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 22 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender.
Im Mai 2009 wurde Erik Ernst (parteilos) mit knapp 64 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt. Im Mai 2017 wurde er mit 58,95 Prozent der gültigen Stimmen im Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,27 Prozent.
Frühere Bürgermeister:
Franz Zoller: (1912–2002) von 1957 bis 1977
Hans Metzner: (* 1951) von 1977 bis 2009
Wappen
Das Wappen Sinzheims zeigt eine rote Burg über einem grünen Dreiberg auf silbernem Grund. Auf dem höchsten Turm der Burg weht ein roter Wimpel. Neben der Burg befinden sich links ein schwarzes Tatzenkreuz und rechts ein roter Sester mit ebenfalls rotem Haken.
Das Wappen wurde 1903 bei der Überprüfung aller Gemeindesiegel im Amtsbezirk Baden-Baden eingeführt und enthält Elemente eines alten Sinzheimer Gerichtssiegels. Auf Wunsch des Gemeinderats wurde ein erster Entwurf durch die Burg ergänzt und zum heute gültigen Wappen abgeändert.[11]
Im Ortsteil Vormberg am Hang des Fremersberges befindet sich ein Bergsee an einem felsigen Steilhang. Er entstand durch die Flutung eines ehemaligen staatlichen Porphyr-Steinbruchs.
Zahlreiche Forstwege im Fremersbergwald stehen Joggern, Mountainbikern und Spaziergängern zur Verfügung.
Sport
Der Turnerbund Sinzheim e. V. besteht seit 1897. Durch sein breites Sportangebot gehört er zu den wichtigsten Vereinen in Sinzheim. Der Turnerbund Sinzheim e. V. ist in folgende Abteilungen gegliedert:
Der Handballverein BSV Phönix Sinzheim spielt in der Südbadenliga.
Der SV Sinzheim 1929 e. V. spielt in der Landesliga 1 Südbaden und zählt mit 25 am Spielbetrieb teilnehmenden Senioren- und Jugendmannschaften (ca. 380 Aktive) zu den größeren Fußballvereinen innerhalb des Südbadischen Fußballverbandes.
Regelmäßige Veranstaltungen
Frühjahrsmarkt in Sinzheim
Dorffest in Vormberg
Kartunger Straßenfest in Kartung
Angelsportfest in Leiberstung
Sportfest in Leiberstung
Seenachtsfest in Schiftung
Kirwe in Sinzheim
Jazzfestival Sinzheim jazzt der Musikschule Kölmel
Weihnachtsmarkt in Sinzheim und Leiberstung
Speck-Eier-Fest in Halberstung
Ostereier-Schießen (Schützenverein Altenburg Sinzheim e. V.) in Sinzheim
Öffentliche Einrichtungen
Sinzheimer Kirche
Sinzheimer Rathaus
Wirtschaft und Infrastruktur
Landwirtschaft
Die meisten Arbeitsplätze bieten das Handwerk, der Handel und die Industrie. Es gibt jedoch auch noch einige landwirtschaftliche Betriebe. In der Rheinebene wird Getreide und in der Vorgebirgszone des Schwarzwaldes Obst und Wein angebaut. Haupterwerbsbetriebe gibt es nur noch wenige. Auch die bis in die 1990er Jahre stark verbreitete Nebenerwerbslandwirtschaft ist stark zurückgegangen. Weinbau wird aber noch weiterhin von vielen Familien betrieben. Es wird Wein der Sorten Riesling, Weisburgunder und Chardonnay angebaut[13].
Verkehr
Sinzheim liegt an der Rheintalbahn (Mannheim–Basel), an den Haltepunkten Sinzheim (b Bühl) und Sinzheim (b Bühl) Nord halten mindestens stündlich die Linien S7 und S71 (Karlsruhe – Rastatt – Baden-Baden – Achern) der Stadtbahn Karlsruhe, sowie in der Hauptverkehrszeit die Regionalbahnen der Linie RB44 (Karlsruhe – Rastatt – Baden-Baden – Achern) von DB Regio Mitte. Tariflich befindet sich die Gemeinde im Karlsruher Verkehrsverbund (KVV). Der nächste ICE-Bahnhof befindet sich in Baden-Baden rund fünf Kilometer entfernt.
Sinzheim wird von der Bundesstraße B 3 (alt) (Buxtehude–Weil am Rhein) in einen West- und einen Ostteil geteilt. Der Neubau der B 3 am westlichen Ortsrand zieht sich seit Jahren hin und macht wenig Fortschritte (juristische Gründe). Sinzheim ist zudem ebenfalls an die B 500 (Iffezheim–Waldshut) angebunden.
Die AutobahnA 5 ist über einen Autobahnzubringer direkt erreichbar und rund vier Kilometer entfernt.
Außerdem ist der Baden-Airpark etwa zehn Kilometer entfernt.
Medizin
Sinzheim verfügt über mehrere niedergelassene Ärzte. Ein eigenes Krankenhaus gibt es in Sinzheim nicht. Für die medizinische Versorgung ist die Klinikum Mittelbaden gGmbH mit ihren Kliniken in Baden-Baden, Bühl und Rastatt zuständig.
Bildung
Grundschulen in Sinzheim, Kartung und Leiberstung
Werkrealschule Hügelsheim-Sinzheim
Lothar-von-Kübel-Realschule
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
1913, 3. Oktober: Josef Fischer (1861–1928), praktischer Arzt in Sinzheim[14]. Nach dem Wohltäter und Ehrenbürger ist eine Straße benannt.
1929: Engelbert Kleiser (1872–1929), Pfarrer, Definitor und Schulinspektor des Kapitels Bühl[14]
1963, 2. Juli: Anton Butscher (1871–1970), Pfarrer und Hausgeistlicher im Schwesternhaus und Kinderheim St. Vinzenz[14]
1977, 14. September: Alban Josef Kiefer (1906–1987), Pfarrer in Sinzheim (1939–1976)[14]
1977, 14. September: Franz Zoller (1912–2002), Bürgermeister der Gemeinde Sinzheim (1957–1977)[14]
2009, 29. Juli: Hans Metzner (* 6. August 1951), Bürgermeister der Gemeinde Sinzheim (1977–2009)[14]
Matt Frei (* 1963), Fernsehmoderator und Journalist (BBC)
Literatur
Ulrich Coenen: Die Baukunst der nördlichen Ortenau. Denkmäler in Bühl, Bühlertal, Ottersweier, Lichtenau, Rheinmünster und Sinzheim. Karlsruhe 1993.
Ulrich Coenen, Wilfried Lienhard: Pfarrkirche St. Martin. Die Geschichte der Sinzheimer Kirche. Sinzheim 2000.
Wilfried Lienhard: 100 Jahre unter Yburg und Fremersberg: das 20. Jahrhundert im Baden-Badener Rebland und in Sinzheim. Baden-Baden, Sinzheim 2001.
Franz Zoller: Sinzheim – Heimat zwischen Schwarzwald, Rhein und Reben. 358 Seiten, Sinzheim 1984
Förderverein Sinzheimer Brauchtum e. V.: Bildband So war’s früher in Sinze. 420 Seiten, Sinzheim 1994
Förderverein Sinzheimer Brauchtum e. V.: „Der Fremersberger 1.“ Heimatbuch – Aus den Jahren 1995 bis 1997 und vieles aus der guten alten Zeit. 288 Seiten, Sinzheim 1997
Förderverein Sinzheimer Brauchtum e. V.: „Der Fremersberger 2.“ Heimatbuch – Aus den Jahren 1997 bis 1999 und vieles aus der guten alten Zeit. 336 Seiten, Sinzheim 1999
Förderverein Sinzheimer Brauchtum e. V.: „Der Fremersberger 3b.“ Heimatbuch – Aus den Jahren 1999 bis 2003 und vieles aus der guten alten Zeit. 392 Seiten, Sinzheim 2003
Förderverein Sinzheimer Brauchtum e. V.: „Der Fremersberger 4.“ Heimatbuch – Aus den Jahren 2003 bis 2006 und vieles aus der guten alten Zeit. 432 Seiten, Sinzheim 2006
Förderverein Sinzheimer Brauchtum e. V.: „Der Fremersberger 5.“ Heimatbuch – Aus den Jahren 2006 bis 2010 und vieles aus der guten alten Zeit. 448 Seiten, vierfarbig, Sinzheim 2010
Elisabeth Vollmer: Zwische geschder un hitt – Mundartgedichte. 160 Seiten, Sinzheim 2000
Elisabeth Vollmer: Die offene Dier – Mundartgedichte. 160 Seiten – vierfarbig, Sinzheim 2009
Günther Lorenz: Sinzemerisch – Niederalemannisches Wörterbuch auf der Grundlage des Sinzheimer Dialekts. Sinzheim 2005
Wilfried Lienhard: Maria Hilf in Kartung. 40 Seiten, Sinzheim 2004
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe. Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 188–189.
↑Förderverein Sinzheimer Brauchtum e. V.: "Der Fremersberger 1" Heimatbuch – Aus den Jahren 1995 bis 1997 und vieles aus der guten alten Zeit. 1997, S.203.
↑Werner Scheurer: Die Altäre der Offenburger Altarbauer Moroder. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 147–182, hier: 176.