Die Gegend von Rackwitz war früher slawisch bewohnt. Der Ortsname Rackwitz stammt vom sorbischenrak für „Krebs“, der sich auch im Wappen wiederfindet. Der Ort Rackwitz entstand aus den Orten Rackwitz und Güntheritz. Der heutige Ortsteil Podelwitz gilt als ältester Teil der heutigen Gemeinde. So wird es um 1250 erstmals erwähnt. Seit 1349/50 finden sich Schriftstücke, in denen Zschortau und Rackwitz erwähnt werden. Seit 1547 wird auch Brodenaundorf genannt.
Anfang des 15. Jahrhunderts wüteten die Pest und eine Hungersnot in Rackwitz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gemeindegebiet schwer geplündert.
Am 21. Juni 1871 stießen bei Rackwitz ein Personenzug und eine Lokomotive zusammen. 19 Menschen starben, 56 weitere wurden verletzt.[4]
1939 beschlossen die Gemeinderäte von Rackwitz und Güntheritz die Gründung der gemeinsamen Gemeinde Rackwitz. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Rackwitz auf einem Gelände des Leichtmetallwerkes abgestürzte Flugzeuge gelagert und zu Ersatzteilzwecken und zur Aluminiumgewinnung zerlegt.
Am 1. Januar 1999 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Podelwitz, südlich von Rackwitz gelegen, in die Gemeinde Rackwitz eingemeindet, wodurch der Ort vom Landkreis Leipziger Land in den Landkreis Delitzsch wechselte.[5] Im Rahmen dieser Umstrukturierung musste das steuerlich ertragreiche Gewerbegebiet Podelwitz an Leipzig abgegeben werden. Das Gewerbegebiet stellte damals die Hälfte der Gesamtfläche von Podelwitz dar.
Die ehemalige Gemeinde Zschortau mit den Ortsteilen Biesen, Brodenaundorf, Kreuma und Lemsel sowie die Gemeinde Rackwitz mit Podelwitz schlossen sich am 1. März 2004 aus wirtschaftlichen Gründen zu einer Großgemeinde zusammen.[6]
Eingemeindung nach Kattersnaundorf, durch Devastierung von Kattersnaundorf 1981 Eingemeindung nach Zschortau, 1992 durch Braunkohletagebau Delitzsch-Südwest devastiert
Blasonierung: „In Grün, geteilt durch einen silbernen Wellenbalken, oben ein goldenes Schwert, unten ein wachsender goldener Krebs.“
Das Schwert symbolisiert Podelwitz mit seinem ehemaligen Rittergut. Der Krebs hat seinen Ursprung im Ortsnamen Rackwitz, welcher früher Rakovica lautete. Dies heißt so viel wie „Ort, wo Krebse leben“. Der Wellenbalken verweist auf den Bach Lober, welcher beide Ortsteile verbindet.
Schloss im Zschortauer Park (so genanntes Obergut), das heute als internationale Bildungsstätte genutzt wird
Herrenhaus des Rittergutes Güntheritz
Kirchen
Die Kirchen in Podelwitz, Zschortau und Kreuma sind evangelisch.
Die katholische KapelleSt. Raphael in Rackwitz wurde 1957 in einer ehemaligen Fahrradwerkstatt eingerichtet und nach dem ErzengelRaphael benannt. Die zuletzt zum Gemeindeverbund Delitzsch gehörende Kapelle wurde aufgrund der gesunkenen Zahl der Gottesdienstbesucher am 29. März 2009 profaniert und das Gebäude an einen privaten Eigentümer verkauft.[17]
Gedenkstätten
Auf dem Rackwitzer Friedhof befinden sich die Grabstätten von 16 Kriegsgefangenen sowie Frauen und Männern, die während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.
Regelmäßige Veranstaltungen
Neben dem jährlichen Straßenfest im Ortsteil Zschortau werden Feuerwehrfeste, Sportfeste, Oster- und Herbstfeuer in den Ortsteilen veranstaltet. Es finden kleine Weihnachtsmärkte statt. In Podelwitz findet im Mai jährlich ein Trabant- und im September ein Barkas-Treffen statt.
Als jährliches Highlight wird das Krebsbachfest Rackwitz veranstaltet (in der Regel am ersten Augustwochenende).[18]
Mit der Agrar-Umwelt-AG, einer Tochter der Südzucker-Mannheim, gibt es einen bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb, der auch eine größere Biogasanlage betreibt.
Seit 1857 hat Rackwitz eine Bahnverbindung. 1859 fuhr der erste Zug durch Zschortau. Im Jahr 1902 eröffnete die zuletzt 37 km lange Delitzscher Kleinbahn. Sie verband im damaligen preußischen Landkreis Delitzsch zahlreiche Orte, die abseits der Stadt lagen. Die Trasse durchzog auch Teile des großen Braunkohlenreviers zwischen Delitzsch und Leipzig. Der Personenverkehr endete 1972. Ein Jahr später wurde schließlich auch der letzte verbliebene Güterverkehr eingestellt, und es folgte die Stilllegung der Strecke. Kurze Zeit später wurden die Gleise vollständig abgebaut.
Mit der Inbetriebnahme des City-Tunnels Leipzig am 15. Dezember 2013 wurden die Stationen in das Netz der S-Bahn Mitteldeutschland integriert und das Angebot an Verbindungen ausgeweitet.
Seit Dezember 2017 fährt die S2 im stündlichen Wechsel von Leipzig-Stötteritz über Bitterfeld weiter nach Dessau oder Lutherstadt Wittenberg.
Durch weitere Verstärkerzüge besteht zwischen Leipzig-Stötteritz und Bitterfeld montags bis freitags von 05:00 Uhr bis 22:00 Uhr ein annähernder 30-Minuten-Takt.
Neben den drei Sportvereinen TSV Rackwitz, SG Podelwitz und SG Zschortau gibt es den Motorsportclub Rackwitz sowie den Hundesportverein Zschortau.
Naherholung
Rackwitz liegt unweit zweier gefluteter Tagebau-Restlöcher, dem Schladitzer See und dem Werbeliner See. Am Schladitzer See ist das Baden möglich. Zudem werden verschiedene Kurse auf und im Wasser angeboten. Ein Radweg führt um den See.
Der Werbeliner See ist aus dem Tagebau Delitzsch-Südwest hervorgegangen. Ein Rad- und Wanderweg ermöglicht das Erreichen des Sees direkt vom Schladitzer See sowie auch von Delitzsch aus. Er ist heute Vogelschutzgebiet und besitzt eine reichhaltige Natur und Landschaft.[21] Am angrenzenden Grabschützer See befindet sich ein Naturlehrpfad.[22]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Johann Scheibe (um 1675–1748), Orgelbauer, vermutlich in Zschortau geboren
Karl von Könneritz (1794–1871), preußischer Generalleutnant, in Lemsel geboren
René Bochmann (* 1969), Politiker (AfD), lebt in Rackwitz
Literatur
Dorothea und Timotheus Arndt: Die Kirche zu Podelwitz. Spröda : Pietsch, ed. AKANTHUS, 2000, ISBN 3-00-006314-5.
Reinhard Wilke: Podelwitz – Aus der Geschichte eines Kirchortes und Bauerndorfes im Norden von Leipzig. Beucha: Sax-Verlag, 2007, ISBN 978-3-86729-002-9.
↑Leipzig-Zschortau. In: giz.de. 24. August 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2015; abgerufen am 29. Mai 2015.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.giz.de