Der Landkreis Diepholz verbindet das kleinste mit dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland, nämlich Bremen mit Nordrhein-Westfalen. Damit ist der Landkreis ein typischer Sektoralkreis.
Der Landkreis Diepholz grenzt im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Stadt Bremen, an die Landkreise Verden und Nienburg/Weser (beide in Niedersachsen), an den Kreis Minden-Lübbecke (in Nordrhein-Westfalen), an die Landkreise Osnabrück, Vechta und Oldenburg sowie an die kreisfreie Stadt Delmenhorst (alle in Niedersachsen).
Gemäß dem Zensus 2022 waren (2022) 44,8 % der Einwohner evangelisch, 9,6 % katholisch und 45,6 % konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[8]
Der Kreistag des Landkreises Diepholz besteht aus 62 Abgeordneten. Dies ist die festgelegte Anzahl für einen Landkreis mit einer Einwohnerzahl zwischen 200.001 und 250.000 Einwohnern.[9] Die Abgeordneten werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Neben den 62 in der Kreistagswahl gewählten Mitgliedern ist außerdem der amtierende Landrat sitz- und stimmberechtigt.
Seit der Kreistagswahl 2021 setzt sich der Kreistag wie folgt zusammen:
Blasonierung: In Gold zwei rot bewehrte, abwendig gekehrte schwarze Bärentatzen, unten miteinander durch schwarzes Brustfell verbunden; darin ein aufgerichteter, blau bewehrter und blau bezungter roter Löwe.
Öffentliche Einrichtungen
Verwaltung
Die Behörde „Kreisverwaltung“ mit ihren verschiedenen Fachämtern („Fachdienste“) ist zum größten Teil im Kreishaus in Diepholz untergebracht. Kleinere Teile der Verwaltung befinden sich nach Auflösung der „Außenstelle Syke“ im Jahr 2004 noch im Kreishaus in Syke (Schloßweide/Amtshof). Chef der Verwaltung war von 1977 bis 2001 der Oberkreisdirektor (OKD). Seit 2001 ist es der von der Bevölkerung gewählte hauptamtliche Landrat.
Bildung
Im Landkreis befinden sich 68 öffentliche, eine katholische und einige private Schulen (2015), darunter.[15]
40 Grundschulen
4+2 Förderschulen (in Diepholz, Sulingen, Syke, Weyhe sowie in freier Trägerschaft in Borstel und Freistatt)
Die vier Krankenhäuser im Landkreis Diepholz in Bassum, Sulingen, Diepholz und Twistringen bilden den St. Ansgar Klinikverbund.
Wirtschaft
Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Kreisgebietes liegt im Norden im Speckgürtel um Bremen. Hier liegen die größten Gemeinden/Städte des Landkreises: Stuhr, Weyhe und Syke (Stadt). In den ausgedehnten Gewerbegebieten befinden sich mehrere Großmärkte bekannter Unternehmen (z. B. IKEA). Der Süden in Richtung Westfalen ist ländlich geprägt, wenngleich die Samtgemeinde Altes Amt Lemförde dank der Industrieunternehmen ZF Friedrichshafen (vormals ZF Lemförder) und BASF Polyurethanes (vormals Elastogran) die höchste Arbeitsplatzdichte aufweist.
Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Landkreis Diepholz Platz 223 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko Mix“ für die Zukunft.[16]
Heutige Verkehrsteilnehmer können nur noch ahnen, wie sehr der Verkehr im Landkreis Diepholz in früheren Zeiten durch die Größe und Vielzahl der Moorflächen, die in dem Landkreis und an seinen Grenzen liegen, behindert wurde. Auch heute noch existieren allerdings zu bestimmten Strecken (etwa der Strecke Aschen – Lohne) keine attraktiven Alternativrouten zu den direkten Straßenverbindungen, was im Falle von Straßensperrungen zu langen Umwegen führt.
Zwischen Osnabrück und Bremen verkehrt im Stundentakt der Regional-Express (RE) mit modernen Doppelstockwagen; der RE hält innerhalb des Landkreises in Lemförde, Diepholz, Barnstorf, Twistringen, Bassum, Syke und Kirchweyhe.
Ebenfalls stündlich fährt zwischen Twistringen und Bremen die Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen. Sie bedient die Bahnhöfe Twistringen, Bassum, Bassum-Bramstedt, Syke, Syke-Barrien, Weyhe-Kirchweyhe und Weyhe-Dreye. Seit der Einführung der ersten Ausbaustufe der S-Bahn am 12. Dezember 2010 fährt von Twistringen nach Bremen und von Diepholz nach Osnabrück, keine Regionalbahn mehr. Nur einmal am Tag hält der RE9 zwischen Bremen und Osnabrück an allen Stationen.
Zukunft
In der Zukunft soll die Regio S-Bahnlinie 5 von Twistringen über Bremen nach Rotenburg eingeführt werden.
Sulinger Kreuz
In Bassum ließ die Preußische Staatsbahn ab 1900/01 eine weitere Bahn in südlicher Richtung über Rahden nach Bielefeld in Westfalen abzweigen, die in Sulingen mit der erst 1921–23 von der Deutschen Reichsbahn eröffneten Bahnstrecke Nienburg–Diepholz kreuzte. Die Teilstrecken Bassum–Sulingen, Barenburg–Rahden und Sulingen–Nienburg sind stillgelegt und nach dem Ausbau von Weichen und Gleisstücken teilweise nicht mehr befahrbar. Abschnittsweise sind die Trassen sogar durch Straßen überbaut worden. Zeitweise gab es Überlegungen zum Reaktivieren dieser kürzesten Schienenverbindung zwischen Bremen und Ostwestfalen-Lippe.
Im Güterverkehr wird heute lediglich der Streckenabschnitt Diepholz–Rehden (Terminal der Fa. BTR-Logistik)–Sulingen (Richtungswechsel)–Barenburg (Gleisanschluss der Fa. BEB, Erdöl- und Schwefelverladung) bedient. Hierfür ist die Schaffung einer Umgehungskurve um Sulingen vorgesehen, damit die Züge im künftig überflüssigen Sulinger Bahnhof nicht mehr die Richtung wechseln müssen und die frei werdenden Flächen anderweitig genutzt werden können. Damit wären auch die genannten Reaktivierungspläne hinfällig. Allerdings hat sich der Bau dieser Umgehungskurve seit mehreren Jahren immer wieder verzögert.
Seit 1900 führte von Syke die meterspurige Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf in östlicher Richtung nach Hoya an der Weser. Nach Fusion dieser mit der Hoyaer Eisenbahn zu den Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya (VGH) wurde die Strecke 1963 bis 1966 auf Normalspur umgespurt, so dass durchgehende Zugfahrten von Syke nach Eystrup möglich sind. Heute ist sie wieder in ganzer Länge betriebstüchtig, wird an mehr als 10 Tagen im Jahr als Museumsstrecke Kaffkieker und (im westlichen Teil nur sporadisch) für Güterverkehr genutzt. Auf der abzweigenden schmalspurig belassenen Strecke Bruchhausen-Vilsen – Asendorf hat der Deutsche Eisenbahn-Verein e. V. die „Erste Museumseisenbahn Deutschlands“ mit regem Museumsverkehr eingerichtet.
Im Nahbereich der Stadt Bremen befinden sich an der Strecke Bremen-Huchting – Thedinghausen, die zwischen 1908 und 1910 von der Bremisch-Hannoverschen Kleinbahn AG erbaut worden ist, mehrere Stationen in den Gemeinden Stuhr und Weyhe. Derzeit finden hier nur sporadische Museumsfahrten statt, aber für einen Teil der Strecke ist der Ausbau zur Stadtbahn vorgesehen.
In Stuhr liegen auch drei Bahnhöfe der 1908/1912 als Kleinbahn Delmenhorst-Harpstedt eröffneten Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn GmbH. Hier finden regelmäßige Museumsfahrten statt.
Eingestellte Linien
Der reguläre Personenverkehr wurde bis auf die Hauptlinie Bremen – Osnabrück völlig eingestellt:
Um kulturelle Belange kümmert sich der Landschaftsverband Weser-Hunte, der Verein Kunst in der Provinz, die Kreismusikschule des Landkreises, die kommunalen Kulturbeauftragten innerhalb der Städte und Gemeinden, die Kirchengemeinden, die Kreissparkasse und private Kulturinitiativen u. a. (Kultur- und Kunst Verein Bruchhausen-Vilsen (KuK), Heimat-, Umwelt- und Kulturverein „Eule“ in Schwarme, Kulturverein Sulingen, Jazz Folk Klassik in Syke, Rüttelschuh in der Wassermühle in Syke-Barrien, KunstVereinSyke).
Der Landkreis Diepholz vergibt seit 1989 den Kulturpreis des Landkreises Diepholz, um Künstler und Kulturschaffende aus der Region zu fördern oder aber um sie für ihr Lebenswerk auszuzeichnen.
Das Kreisarchiv Landkreis Diepholz ist das Verwaltungsarchiv des hiesigen Landkreises. Es ist quasi das „Gedächtnis“, in dem die historischen Akten (das Archivgut) des jetzigen Landkreises und seiner Vorgänger sachgerecht archiviert – gesammelt, sortiert und geordnet – zur Einsicht für Nutzer vorgehalten werden. So stehen im Kreisarchiv Akten (seit ca. 1770), Karten, Urkunden (seit 1458), Nachlässe und alte Ausgaben der regionalen Zeitungen für forschende Schüler, Studenten, Wissenschaftler und Autoren zur Einsicht zur Verfügung. Untergebracht waren diese Unikate – dieses Kulturgut – seit 2011 in der Samtgemeinde Barnstorf, Ortsteil Eydelstedt, im sogenannten Hülsmeyer-Park. Seit Frühjahr 2021 verfügt es über einen Neubau unmittelbar am Kreishaus Diepholz.
Auf dem Gebiet des Landkreises leben 209.955 Einwohner auf 1.987,64 km². Das macht eine Bevölkerungsdichte von ca. 106 Einwohnern pro km².
Kfz-Kennzeichen
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis Grafschaft Diepholz bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen DH zugewiesen. Es wird im Landkreis Diepholz durchgängig bis heute ausgegeben.
Gerd Stötzel und Jörg Fenker (Red.): Landkreis Diepholz / hrsg. in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung. In: Deutsche Landkreise im Portrait. Kommunikation & Wirtschaft, Oldenburg 2007, ISBN 978-3-88363-284-1 (Bildband).
Landkreis Diepholz. Lebensraum, Verwaltungseinheit I. (Redaktion: Hans Gerke; Hrsg.: Landkreis Diepholz), Diepholz 1984, 239 S.
Landkreis Diepholz. Lebensraum, Verwaltungseinheit II. (Redaktion: Hans Gerke; Hrsg.: Landkreis Diepholz), Diepholz 1986, 303 S.
Hans Gerke: Landkreis Diepholz zwischen Weser und Dümmer. (Reihe: Kultur und Landschaft; Hrsg.: Fritz Elsholz), Essen 1983, 48 S.
Hermann Greve: Bibliographie des Landkreises Diepholz unter Einschluß der Samtgemeinden Harpstedt (Landkreis Oldenburg), Eystrup und Grafschaft Hoya (Landkreis Nienburg) sowie Riede (Samtgemeinde Thedinghausen, Landkreis Verden). (Hrsg.: Landkreis Diepholz), Syke und Diepholz 1984 – XXXVIII und 453 S. (mit 3505 Titeln)
AutorInnenkollektiv: Zwischen Weser und Hunte. Eine kleine Landeskunde für die Landkreise Diepholz und Nienburg/Weser. Natur – Geschichte – Wirtschaft – Kunst und Kultur – Gesellschaft. Hrsg.: Landschaftsverband Weser-Hunte e. V., Diepholz und Nienburg/Weser 2016, ISBN 978-3-00-052125-6.