Klein Möringen, ein Straßendorf mit Kirche, liegt etwa 9 Kilometer westlich der Kernstadt von Stendal in der Altmark. Südwestlich des Dorfes strömt der „Graben Wenddörfer Berg“ nach Südwesten in die Uchte. Der etwa 54 Meter hohe Heidberg liegt westlich des Dorfes in einem Waldgebiet.[4]
Im Jahre 1201 wurde der Ort im Verzeichnis der Königslutterschen Klostergüter als Morungen prope Stendal, slauitica villa postea deserta facta aufgeführt, übersetzt: „Morungen bei Stendal, der slawische, später wüste Ort“.[5] Weiter heißt es dort, dass 12 Hufen des wüsten Ortes den Bebauern des Ortes Nippof gegen einen Erbzins überlassen wurden. Daraus ist wahrscheinlich das Dorf Klein Möringen entstanden.[6]
An die slawischen Bewohner (Wenden) erinnert noch die Flurbezeichnung „Wenddorf“.[7] 1238 wurden Duo Moringen majus et minus erwähnt, also beide Möringen, Groß und Klein. Sie gehörten zum Besitz des Grafen Siegfried von Osterburg in der Altmark, mit dem Siegfried vom St. Ludgerikloster Helmstedt belehnt worden war und den er 1238 dem Abt Gerhard von Werden und Helmstedt überschrieb.[8] 1318 wird das Dorf als villa parua Mörunge erwähnt.[9] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Parva Morynghe und Moringe aufgeführt.[10] 1268 wird erstmals ein Ritter namens „Morunge“ erwähnt. Die Familie derer von Gohre, derer von der Schulenburg (1510) und später die von Reinhardt besaßen das Dorf bzw. das Rittergut,[7] das später dismebriert wurde.[1] Weitere Nennungen sind 1687 Lütken Moring[1] und 1804 das Dorf Klein Möhringen mit einem Leineweber.[11]
Am 2. August 1902 wurde die amtliche Schreibweise auf Klein-Möringen festgelegt.[12]
Eine Grabhügelgruppe aus der Bronzezeit bei Klein Möringen besteht aus 15 Hügeln.[15]
Diese Bodendenkmale sind auf der Karte der Schutzgebiete im Sachsen-Anhalt-Viewer als archäologische Kulturdenkmale ausgewiesen. Sie befinden sich östlich des Heidberges in einem Waldgebiet.[4]
Zwei Kilometer südlich vom Dorf, 500 Meter nördlich von Nahrstedt liegen die „neuen Länder“ an die sich südöstlich die langen und kurzen „Seepen“ anschließen. Zahn meint, hierbei handelt es sich aber wohl nur um Neuland, das durch die Ausrodung von Wald entstand.
1,25 Kilometer südlich des Dorfes, zwei Kilometer nordwestlich von Möringen, liegt eine Flur die „langen und kurzen Wenddörfer“ genannt. Zahn vermutet hier eine alte wendische Siedlung.
Im etwas erhöhten Gelände bis zur Uchteniederung findet sich die Bezeichnung „Am Landgraben“, jedoch keine erkennbaren Befestigungsreste. Scherbenfunde deuten auf eine altslawische Siedlung aus dem 9. oder 10. Jahrhundert.[1]
Herkunft des Ortsnamens
Heinrich Sültmann meint, der Ortsname weist durch die Endung „-ingen“ auf eine Nordschwabengründung hin und bedeutet „Siedlung am Moor“.[17][18] Hier könnte das Moor oder der Morast der vorüberfließenden Uchte gemeint sein.
Am 20. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Groß Möringen und Klein Möringen zur neuen Gemeinde Möringen zusammengeschlossen.[19][20]
Mit der Eingemeindung der Gemeinde Möringen in die Stadt Stendal am 1. Januar 2010[21] kam Klein Möringen als Ortsteil zur Hansestadt Stendal und zur neu entstandenen Ortschaft Möringen.
Die evangelische Dorfkirche Klein Möringen, seit 1901 „Christuskirche“ genannt,[17] ist ein Feldsteinbau. Nur noch die unteren Umfassungsmauern auf der Nord- und Südseite stammen aus dem 13. Jahrhundert.[30] Der Kirchturm mit Schieferdeckung und die Kirchhofmauer wurden 1711 vollendet.[31] 1901 hat man den oberen Teil der Kirche erneuert.[30]
Der Friedhof befindet sich auf dem Kirchhof.
In Klein Möringen steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, eine kleine Stele gekrönt von einem eisernen Kreuz.[32]
1933 berichtete Friedrich Hoßfeld von zwei Hünengräbern und einem Hügel „im Walde in der Nähe, östlich vom Dorfe am Wege nach Deetz.“ Er veröffentlichte ein Foto der Gegend, das jedoch nur Bäume zeigt.[17] Heute sind auf topographischen Karten, je nach Maßstab, zwei oder drei Steingräber westlich des Dorfes im Wald am Weg nach Deetz südlich des Heidberges eingezeichnet.[4] Oberirdische Spuren der Gräber sind nicht beschrieben.
2½ Kilometer westlich des Dorfes, schon in der Gemarkung Querstedt, ist am Querstedter Weg zwischen Steinfeld (Altmark) nach Querstedt die Kirchenruine der Wüstung Rassau zu finden, ein Bodendenkmal.[4] Der alte Flurname „Die Rassau“[33] erinnert an das frühere Dorf „Rissow“ an dieser Stelle.
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1509–1513, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.98–99 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.299, 60. Klein Möhringen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Ein Ortsteil von Stendal stellt sich vor: Möringen. In: Stendal Magazin. 4. Oktober 2015 (stendal-magazin.de).
Hansestadt Stendal: Ortschaften. In: stendal.de. Abgerufen am 2. April 2023
↑ abcdefPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1509–1513, Klein Möringen w Stendal, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abLeon Zeitz: Einwohnerzahl geht zurück. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 16. Januar 2024, DNB1002381223, S.13.
↑Landkreis Stendal: Hauptsatzung der Hansestadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 28. Jahrgang, Nr.37, 21. November 2018, ZDB-ID 2665593-7, S.214–220 (landkreis-stendal.de [PDF; 4,4MB; abgerufen am 3. November 2020]).
↑Paul Kupka: Die frühe Eisenzeit in der Altmark (= Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte. Band10). 1911, S.42, Tafel VII, Nr. 94.
↑Barbara Fritsch: Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Burgwälle, Steinkreuze und Großsteingräber. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S.508.
↑Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band43. Hendel, Halle a.S. 1909, S.377-151, Nr. 372 und 373 (uni-jena.de).
↑ abcFriedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band3). Hopfer, 1933, DNB362544441, S.82, 121–122, Tafel 90b.
↑nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
↑Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.279 (PDF).
↑Berichtigung zur Zweiten Verordnung vom 20. Juli 1950 (GuABl. S. 274) zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S 161) vom 25. August 1950. In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. 25. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.322 (Digitalisat).
↑Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag über die Eingemeindung der Gemeinde Möringen in die aufnehmende Stadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr.20, 19. Oktober 2009, ZDB-ID 2665593-7, S.272–273 (landkreis-stendal.de [PDF; 1,4MB; abgerufen am 9. August 2020]).
↑ abBernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S.13.
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