Volgfelde, ein Straßendorf mit Kirche,[3] liegt etwa 15 Kilometer südwestlich von Stendal und etwa 15 Kilometer östlich von Gardelegen an der oberen Uchte in der südlichen Altmark im Landschaftsschutzgebiet „Uchte - Tangerquellen und Waldgebiete nördlich Uchtspringe“.[4] Südlich von Volgfelde beginnt die Colbitz-Letzlinger Heide, das größte zusammenhängende Heidegebiet Mitteleuropas.
Die Ortslage befindet sich auf glazial leicht überformten Gelände auf dem Übergang zwischen Sander und Urstromtal. Aus dieser Position resultiert eine stark unterschiedliche Qualität der nutzbaren Böden.
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Im Jahre 1191 wurde Folckfelde erstmals in einer alten Schrift erwähnt.[5] In der Chronik des Stifts Königslutter wird über Henrico berichtet, einen Comes in Gardelegen, der der Kirche in Königslutter zwei Hufen Landes in Volgfelde zurückgibt, die ihr schon früher gehört hatten.[6] Spätere Erwähnungen sind 1252 in villa Volcuelde und 1278 in Volcuelde.[3] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Walkfelde und Valkfelde aufgeführt, zu dem eine Mühle gehört.[7] Weitere Nennungen sind 1399 Volkfelde, 1457 Volkfelde und 1687 Uolckfelde.[3] 1804 gab es im Dorf Volgfelde einen Krug und eine Wassermühle an der Uchte,[8] die an der heutigen Volgfelder Mühlenstraße stand.
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 37 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 644 Hektar, eine Kirchenbesitzung hatte 1 Hektar, eine Gemeindeesitzung 3 Hektar Landbesitz. Aus der Bodenreform wurden 68,6 Hektar aufgeteilt: 26,5 Hektar erwarben 7 landlose Bauern mit Besitz unter 5 Hektar, 11,1 Hektar 5 Landarbeiter und 30,9 Hektar gingen an 10 Industriearbeiter. Im Jahre 1957 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Freie Scholle“.[3]
Nach 1990 wurde in enger Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde das Dach der Kirche saniert, das Gebäude neuverfugt, sowie der Friedhof neu eingefriedet. Die Arbeiten wurden von der Gemeinde zum großen Teil mitfinanziert. Im Sommer 2016 wurde „825 Jahre Volgfelde“ im Dorf gefeiert.[9]
Im Juni 1961 wurden bei Bauarbeiten auf einem ehemaligen Ziegeleigelände (wohl nördlich von Volgfelde) alte Urnen zu Tage gefördert. Sie wurden dem Altmärkischen Museum in Stendal übergeben.[9] Dessen Direktor Gerhard Richter stellte fest, dass die Bauarbeiter einen Begräbnisplatz aus der jüngeren Bronzezeit (ca. 1000 – 800 v. Chr.) gefunden hatten.[11] Von 1961 bis 1962 grub Volkmar Geupel Teile dieses Gräberfeldes aus.[12] 250 Meter südlich der Fundstelle wurde im Jahre 1992 eine bronzezeitliche Siedlung ergraben. Dabei wurden zylindrischen Speichergruben freigelegt, die unter anderem mit Brandschutt verfüllt waren.[13]
Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Volgfelde zum neuen Kreis Stendal, am 1. Juli 1994 dann zum heutigen Landkreis Stendal.[14] Bis zum 31. Dezember 2009 war Volgfelde eine selbständige Gemeinde.
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Volgfelde am 18. Juni 2009, dass die Gemeinde Volgfelde in die Stadt Stendal eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[15]
Nach der Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Volgfelde wurde Volgfelde ein Ortsteil der Stadt Stendal. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Volgfelde ist nun ein Stadtteil der Stadt Stendal, in der ein Ortschaftsrat mit fünf Mitgliedern einschließlich des Ortsbürgermeisters gebildet wurde.
Die evangelische Dorfkirche von Volgfelde ist ein im Kern spätromanischer Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert mit quadratischem Westturm, der bei Umbauten zwischen 1734 und 1737 sowie 1880 radikal verändert wurde. Die Orgel stammt aus dem Jahre 1881.[28][10]
Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
In Volgfelde steht ein 1922 errichtetes Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, ein Ehrenmal mit der lebensgroßen Plastik eines Soldaten mit abgenommenem Helm in der Hand. Der Stein mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Männer aus Volgfelde wurde 1993 bei der Erneuerung des Denkmals hinzugefügt.[29][9]
Die Straße nach Börgitz ist eine Ahorn-Allee, deren Bäume zwischen 1828 und 1830 gepflanzt wurden. Die Dorfstraße Volgfelde ist fast lückenlos von alten Rotdornbäumen gesäumt.[9]
Infrastruktur
Verkehr
An Volgfelde führt direkt die ICE-Bahnlinie Hannover–Berlin vorbei. Der nächste Regionalbahn-Halt ist der über die fast unbefahrbare Zufahrtsstraße erreichbare Bahnhof Vinzelberg im Nachbarort Käthen.
Nordwestlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 188, deren Verlegung parallel zur Bahnlinie unter Umfahrung der neuen Stendaler Ortsteile Vinzelberg, Staats, Börgitz und Uchtspringe 2007 dem Verkehr übergeben wurde. Eine ortsnahe Auffahrt auf die Bundesstraße ist nicht vorgesehen.
Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[30]
Telekommunikation
Es ist ein kabelgebundener Breitbandanschluss verfügbar.
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2319–2324, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.200 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.416, 89. Volgfelde (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg. Teil V: Altmark. Bearb. von Helmut Schönfeld unter Mitarb. von Hans-Joachim Schreckenbach. (= Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam, Band 20.) Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger. Weimar 1986, S. 361–362
↑ abLeon Zeitz: Einwohnerzahl geht zurück. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 16. Januar 2024, DNB1002381223, S.13.
↑
Hansestadt Stendal: Hauptsatzung der Hansestadt Stendal. Lesefassung vom Stand 2. März 2024. 2. März 2024 (stendal.de [PDF; abgerufen am 30. Juni 2024]).
↑ abcdefPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2319–2324, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S.95, Nr. 470 (uni-potsdam.de).
↑Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S.369 (uni-potsdam.de (Memento vom 15. Februar 2020 im Internet Archive)).
↑(zit. nach Bibliographie): Gerhard Richter: Auf den Spuren der frühesten Bewohner von Volgfelde. Hrsg.: Rat des Kreise Stendal (= Unsere Heimat. Band3). 1961, DNB01531166X, S.210–213.
↑(zit. nach Bibliographie):Volkmar Geupel: Bronzezeitliche Urnengräber von Volgfelde, Kreis Stendal (= Unsere Heimat. Band4). 1962, ZDB-ID 997206-7, S.49–52.
↑Jonas Beran: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Band 1. Von der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Das goldene Metall verdrängt den Stein. Die Bronzezeit in der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band7). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-35-4, S.98–100.
↑Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag über die Eingemeindung der Gemeinde Volgfelde in die aufnehmende Stadt Stendal. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr.20, 19. Oktober 2009, ZDB-ID 2665593-7, S.281–282 (landkreis-stendal.de [PDF; 1,4MB; abgerufen am 17. November 2020]).
↑ abcWilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.200 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑ abBernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S.13.
↑ abDonald Lyco: Nach zehn Jahren wieder unter 40.000. In: Stendaler Volksstimme. 10. Januar 2020, S.13.
↑Donald Lyko: Und es werden immer weniger. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 11. Januar 2022, DNB1002381223, S.13.
↑Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB1047269554, S.19–20.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Der Stadtwahlleiter, Hansestadt Stendal: Öffentliche Wahlbekanntmachung. Feststellung des endgültigen Wahlergebnisses der Ortschaftsratswahl in der Ortschaft Volgfelde in der Hansestadt Stendal am 26. Mai 2019. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 29. Jahrgang, Nr.19, 12. Juni 2019, ZDB-ID 2665593-7, S.144–145 (landkreis-stendal.de [PDF; 642kB; abgerufen am 2. August 2020]).
↑ abDer Stadtwahlleiter: Öffentliche Bekanntmachung Feststellung des endgültigen Wahlergebnisses der Ortschaftsratswahl in der Ortschaft Volgfelde in der Hansestadt Stendal am 9. Juni 2024. Hrsg.: Hansestadt Stendal. 15. Juni 2024 (stendal.de [PDF]).
↑
Hansestadt Stendal: Ergebnisse der Ortschaftsratswahlen in Stendal. In: Stendaler Volksstimme. Der Altmärker (E-Paper). 11. Juni 2024, DNB1002381223, S.14.
↑Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.515.