Colditz befindet sich am Nordrand des Mittelsächsischen Hügellands an der Zwickauer Mulde, welche sich wenige Kilometer nördlich der Kernstadt im Ortsteil Sermuth mit der Freiberger Mulde zur Mulde vereinigt. Westlich der Stadt befindet sich der Colditzer Forst, an den sich nördlich der Glastener Forst mit der Parthequelle nahtlos anschließt. Nordöstlich von Colditz befindet sich jenseits der Freiberger Mulde mit dem Thümmlitzwald ein weiteres Forstgebiet, ebenso im Südosten in Richtung Geringswalde.
Die heutige Stadt Colditz entstand am 1. Januar 2011 aus dem Zusammenschluss der bisherigen Stadt Colditz (C), der Gemeinde Zschadraß (Z) und den vier südlichen Ortsteilen der aufgelösten Gemeinde Großbothen (G) (in Klammern jeweils die einstige Kommune vor dem Zusammenschluss).
Die Region Colditz wurde 1046 als Burgwardbezirk „Cholidistcha“ erstmals urkundlich erwähnt. Kol-dici als mögliche altsorbische Lautung könnte zum slawischen kol- (Glied einer Gemeinschaft) gehören, dies wird als Namensdeutung für möglich gehalten.[2] Im 12. Jahrhundert entstand eine Kaufmannssiedlung und die spätere St. Nikolaikirche. Die erstmalige Erwähnung der Stadt Colditz selbst erfolgte im Jahre 1265 als „civitas“. 1404 wurde die Herrschaft des Geschlechts Colditz von dem Haus Wettin erworben, womit die Eingliederung als markgräfliches Amt Colditz in die Markgrafschaft Meißen erfolgte. Im Jahre 1456 errichtete Kurfürst Friedrich II. von Sachsen seiner Gemahlin Margaretha von Österreich als Ausgleich für das ihr zustehende hohe Leibgedinge die Münzstätte Colditz und gestattete ihr eigene Münzen, die sogenannten Margarethengroschen, prägen zu lassen.
1504 wurde Colditz von einem großen Stadtbrand heimgesucht; nachfolgend wurde mit dem Umbau der Burg Colditz zum Schloss Colditz begonnen. Im 16. Jahrhundert blühte das Tuchmacher- und Leineweberhandwerk auf.
Ab den 1520er Jahren war das Schloss Jagdaufenthaltsort des kursächsischen Hofes und eines der favorisierten Schlösser Friedrichs des Weisen. Von 1602 bis 1622 war es Witwensitz der Kurfürstin Sophie von Brandenburg. In Colditz wurden von 1568 bis 1679 Hexenverfolgungen durchgeführt. Fünf Personen gerieten in Hexenprozesse, drei Frauen wurden mit Landesverweis bestraft und im Ortsteil Collmen wurde 1568 Anna, Tochter von Thomas Scheffer, wegen Liebeszauber zum Tode verurteilt.[3] Ab dem frühen 18. Jahrhundert begann die Verwendung Colditzer Tone auf kurfürstliche Anweisung in der 1710 gegründeten Meißener-Porzellan-Manufaktur. Am 20. September 1750 zerstörte abermals ein Großbrand die Stadt. 130 Häuser und Scheunen fielen dabei den Flammen zum Opfer.[4] Ab 1803 wurde im Schloss ein Landesarbeitshaus eingerichtet, um „Landstreicher“ und Bettler an Arbeitsmoral und Zeitdisziplin zu gewöhnen. 1804 begann die erste Tonverarbeitung in der Colditzer Steingutfabrik Thomsberger & Hermann. Das Schloss wurde 1829 zur Landesversorgungsanstalt für unheilbar Geisteskranke. Als dessen „agricole Kolonie“ wurde in Zschadraß 1868 eine psychiatrische Klinik gegründet, die lange Zeit zu den bedeutendsten und innovativsten Einrichtungen ihres Faches in Sachsen zählte.
Zu DDR-Zeiten wurde im „Steinhaus“ am Ortsrand ein Kinderferienlager betrieben und unterhalten, das nach 1990 dem Verfall preisgegeben wurde.
1958 markiert den Beginn der Porzellanherstellung in Colditz im VEB Colditzer Porzellanwerk. Dieses war in einem Kombinat mit u. a. dem Porzellanwerk Kahla verbunden. Colditz stellte einen beträchtlichen Teil des in der DDR bekannten Mitropa-Porzellans her, welches man am Herstellerlogo „cp“ erkennen kann.[5]
Weiterhin kann Colditz auf eine bedeutende Schamotteindustrie zurückblicken, die jedoch ebenso wie die Porzellanindustrie den Umbruch nach 1990 nicht überstanden hat.[6] Das Adressbuch wies z. b. 1948 die Collmener Schamottewerke GmbH, die Colditzer Ziegelei von Rudolf Görling, die Sächsischen Steinzeugwerke zu Colditz, die Steingutfabrik Colditz AG. Weitere derartige Betriebe gab es in Collmen, das damals noch selbstständig war.
2023 rückte die lokale rechtsextreme Szene in den Blick der bundesweiten Öffentlichkeit. Nachdem jahrelang seitens Polizei keine oder nur zögerliche Ermittlungen gegen gewaltbereite Neonazis vorgenommen wurden, kam es im Rahmen einer groß angelegten Razzia zur Verhaftung und Anklage mehrerer Akteure der rechtsextremen Szene.[7]
Colditz um 1650
Ansicht um 1850
Haus an der Wassergasse mit Hochwassermarke (2012)
Panorama: Marktplatz Colditz, Blick zum Schloss und zur Stadtkirche (2022)
Zusammenschluss mit Kleinsermuth und Kötteritzsch zu Sermuth, Zusammenschluss von Sermuth und Schönbach zu Sermuth-Schönbach, Umgliederung nach Großbothen, Umgliederung nach Colditz
Zusammenschluss mit Großsermuth und Kötteritzsch zu Sermuth, Zusammenschluss von Sermuth und Schönbach zu Sermuth-Schönbach, Umgliederung nach Großbothen, Umgliederung nach Colditz
Zusammenschluss mit Großsermuth und Kleinsermuth zu Sermuth, Zusammenschluss von Sermuth und Schönbach zu Sermuth-Schönbach, Umgliederung nach Großbothen, Umgliederung nach Colditz
Zusammenschluss von Großsermuth, Kleinsermuth und Kötteritzsch, Zusammenschluss mit Schönbach zu Sermuth-Schönbach, Umgliederung nach Großbothen, Umgliederung nach Colditz
Blasonierung: „In Rot eine dreitürmige silberne Burg mit offenem Tor und gefugtem Mauerwerk; über dem niedrigen Mittelturm schwebend ein goldener Schild mit schwarzem Löwen; auf beiden Seitentürmen Kuppeln und Knäufe; beide Seitentürme mit Wappenschildern belegt: vorn ein silberner Schild mit roter Rose mit goldenem Butzen, hinten ein von Gold und Silber geteilter Schild, oben ein wachsender schwarzer Löwe, unten drei rote Schrägbalken.“[17]
Wappenbegründung: Im Jahr 1046 wurde die örtliche Burg als Besitz der deutschen Könige erwähnt. Sie wurde 1083 von Graf Wiprecht von Groitzsch erworben und 1153 von den Königen zurückerobert. Nach 1200 gründeten die Herren von Colditz eine Stadt, im Wesentlichen nur einen Marktplatz, der 1265 Stadt genannt wurde. Außerdem gründeten sie 1318 eine Münzstätte. 1404 wurde die Stadt von den Markgrafen von Meißen erworben, 1485 vom ernestinischen Zweig der Familie. Im Jahr 1408 gab es Rat und Bürgermeister. Bis 1543 war die Stadt Grundherr über zwei Dörfer. Seit 1557 hatte die Stadt die höchste Herrschaft inne. Das Wappen existierte wahrscheinlich seit dem 13. Jahrhundert. Der Löwe der Markgrafen wurde 1404 hinzugefügt. Der vordere Schild zeigt das Wappen der Burggrafen von Altenburg, der bedeutendsten Sippe des Pleißenlandes. Der hintere Schild zeigt das Wappen der Herren als ehemalige lokale Herrscher. Das Gebäude betont den Charakter einer Stadt.
Die Flaggen sind weiß-rot mit zentriert aufgelegtem Gemeindewappen, auf der Hissflagge leicht nach oben verschoben.
Massengrab und Gedenkanlage auf dem Neuen Friedhof für KZ-Häftlinge des Außenlagers, die Opfer der Zwangsarbeit wurden; seit 1995 mit zwei weiteren Tafeln für Zwangsarbeiter und die alliierten Kriegsgefangenen
Sowjetischer Ehrenhain auf dem gleichen Friedhof mit Gedenkstein für zwei Rotarmisten und 16 Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
Gedenktafeln im Schloss für die misshandelten Gefangenen des frühen Konzentrationslagers, sowie für gefangene polnische Offiziere (1940–45) und für internierte Gutsbesitzer und Adlige im Herbst 1945.
Reihen-Gräber auf dem Neuen Friedhof mit Colditzer Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg, die überwiegend in Heimatlazaretten gestorben waren.
Schloss Colditz, das im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager für ranghohe Offiziere diente. Winston Churchills Neffe Giles Romilly war der prominenteste Gefangene. Das Kriegsgefangenenlager Schloss Colditz ist unter anderem in England sehr bekannt geworden, nachdem es einige TV-Verfilmungen und eine Serie gab, die die sehr häufigen und meist spektakulären Fluchtversuche der Häftlinge behandelten.
Auf Schloss Colditz befinden sich neben dem regionalhistorischen Museum als weitere Nutzungen die Sächsische Landesmusikakademie des Sächsischen Musikrats[23] und eine Jugendherberge[24] des DJH.
In Colditz hat das Revier 05 des Forstbezirks Leipzig seinen Sitz.
Ernst, Kurfürst von Sachsen starb am 26. August 1486 auf Schloss Colditz, nachdem er in den Schweinitzer Wäldern bei einem Ritt von seinem Pferd gestürzt war.
Karlheinz Blaschke: Die Frühgeschichte der Stadt Colditz. in: Sächsische Heimatblätter 11 Heft 4, 1965, S. 290–307. ISSN0486-8234. Wiederabdruck in: Peter Johanek (Hrsg.) unter Mitarbeit von Uwe John: Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (= Städteforschung : Reihe A, Darstellungen Bd. 44). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1997, S. 207–224, ISBN 3-412-06897-7 . 2., unveränderte Auflage ebd. 2001, ISBN 3-412-02601-8.
Karlheinz Blaschke: Deutscher Städteatlas. Bd. 3, 1. Teilbd. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis. Serie C. Stadtmappe Colditz, Dortmund-Altenbeken 1984, ISBN 3-89115-001-6.
Rat der Stadt Colditz (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Colditz. Colditz 1965.
Colditz. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 48–63.
Cornelius Gurlitt: Colditz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 19. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (1. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1897, S. 36 ff.
Johann Kamprad: Leisnigker Chronica oder Beschreibung der sehr alten Stadt Leisnigk. Besonders beygefügt eine Chronica der benachbarten Stadt Colditz. Leisnig 1753, S. 515 ff.
Eine Überlieferung des Stadtgerichts Colditz für den Zeitraum 1540–1849 zu Straf-, Zivil- und Freiwilliger Gerichtsbarkeit sowie Gerichtsbüchern befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20600 Stadt Colditz (Stadtgericht).[27]
Weblinks
Commons: Colditz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑ abcdefghijklGemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
↑Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Alles zusammen: Installation, Experiment, Besinnung, Mahnung. (Museum 'Ort jenseits der Straße') In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 1, Norddeutschland. S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 188–190, ISBN 978-3-7776-2510-2.
↑Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Zähne mit Rekorden, Premieren und Kuriosem. (Dentalhistorisches Museum und 'Quadriga Dentaria') In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 1, Norddeutschland. S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 186–187, ISBN 978-3-7776-2510-2.
↑Haig Latchinian: Deutschlands Ältester wird 500. Beitrag über den Tiergarten Colditz. In: Leipziger Volkszeitung, LVZ-Regionalausgabe Muldental, 2. Februar 2023, S. 26