Buchen wurde 773/774 im Lorscher Codex, dem Urkundenbuch des Klosters Lorsch, anlässlich einer Schenkung an das Kloster als Bucheim erstmals erwähnt.[6] Weitere Schenkungen folgten.[7] Der Ort war bereits in vorgeschichtlicher Zeit und während der Zeit der Römer besiedelt. Etwa fünf Kilometer östlich verlief der sogenannte „Vordere Limes“ des Obergermanisch-Rätischen Limes. Es stand zur Zeit der Karolinger unter dem Einfluss des Klosters Amorbach, dessen Vögte, die Herren von Dürn, die Gerichtsbarkeit und Vogteirechte an Buchen erlangten. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag der Ort im Herzogtum Franken. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielt der Ort die Stadtrechte verliehen, 1280 wurde Buchen erstmals urkundlich als Stadt bezeichnet. Beim Niedergang der Herren von Dürn wurde Buchen 1303/09 an Kurmainz verkauft und verblieb dort 500 Jahre lang. 1346 bildete Buchen mit Amorbach, Aschaffenburg, Dieburg, Külsheim, Miltenberg, Seligenstadt, Tauberbischofsheim und Walldürn den Neunstädtebund.
1382 scheiterte Kurfürst Ruprecht I. beim Versuch, die Stadt während eines Streits mit Kurmainz zu brechen. Die wehrhafte mittelalterliche Stadtbefestigung wurde um 1490 nochmals verstärkt und umschloss nunmehr auch die westlich gelegene Vorstadt. Ebenfalls 1490 wurde der Wartturm errichtet bzw. erneuert. Aus dem Jahr 1493 stammt der sogenannte Steinerne Bau als Sitz des kurmainzischen Amtmanns. Die Stadt hatte früh große Bedeutung als Marktstadt. Neben den vier großen Jahrmärkten (Fastnachtsmarkt, Maimarkt, Jakobimarkt und Martinimarkt) waren insbesondere die Garn-, Tuch- und Roßmärkte sowie der jeden Montag abgehaltene Wochenmarkt bekannt.
Im Bauernkrieg 1525 wurde Götz von Berlichingen im Hof des Steinernen Hauses (heute Museumshof) gegen seinen Willen zum Hauptmann des Bauernhaufens verpflichtet. Nach der Niederlage der Bauern wurde der Neunstädtebund von der Landesherrschaft faktisch aufgelöst, und Buchen verlor sein Selbstverwaltungsrecht.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort zunächst von den Schweden erobert. Diese mussten aber um 1634 kaiserlichen Truppen weichen. 1635 brach eine Pestepidemie aus, der 369 Einwohner aus der Stadt sowie viele Bewohner der umliegenden Ortschaften zum Opfer fielen. Die Bürger gelobten, künftig jährlich den Festtag des Hl. Rochus (16. August) mit einem Gottesdienst und einer feierlichen Prozession durch die Stadt zu begehen. Dieses Gelübde wurde im Typhuswinter 1942/43 erneuert und wird bis heute gehalten. 1688 suchten französische Truppen die Stadt heim. Durch Blitzschlag kam es 1717 in der Kernstadt zu einem neuerlichen katastrophalen Stadtbrand, dem etwa die Hälfte der Gebäude zum Opfer fielen, darunter auch das alte Rathaus und der Dachstuhl der Kirche.
Bereits in kurmainzischer Zeit war Buchen Sitz eines Amtes. Diese Stellung als Verwaltungsmittelpunkt behielt die Stadt auch unter leiningscher und badischer Herrschaft. 1938 wurde aus dem Bezirksamt Buchen der Landkreis Buchen.
In der sogenannten Reichspogromnacht 1938 wurden die Synagogen in Buchen und Bödigheim geschändet. Bei den folgenden Deportationen vor allem nach Gurs kamen von den 1933 in Buchen lebenden 34 Einwohnern jüdischen Glaubens mindestens 13 ums Leben. Der ehemalige Verbandsfriedhof in Bödigheim ist heute noch Zeuge des früheren jüdischen Gemeindelebens im näheren, stark katholisch geprägten Umkreis.[8]
Im Rahmen der Kreisreform 1973 wurde der Landkreis Buchen aufgelöst und die Stadt in den neuen Neckar-Odenwald-Kreis eingegliedert. Am 1. Dezember 1971 wurde Stürzenhardt nach Buchen (Odenwald) eingemeindet. Am 1. Dezember 1972 kam Unterneudorf hinzu. Die Gemeinden Bödigheim, Einbach, Oberneudorf und Waldhausen wurden am 31. Dezember 1973 eingegliedert. Die heutige Stadt wurde am 1. Oktober 1974 durch die Vereinigung der Stadt Buchen (Odenwald) und der Gemeinden Götzingen, Hainstadt, Hettigenbeuern und Hettingen neu gebildet. Rinschheim kam am selben Tag hinzu. Am 1. Januar 1975 erfolgten die Eingemeindungen von Eberstadt und Hollerbach.[9]
Der Gemeinderat hat normalerweise 26 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Die Gemeinderäte führen die Bezeichnung Stadtrat. Häufig erhöht sich die Zahl der Mitglieder durch Ausgleichssitze (gesamt 2019: 33 Sitze; 2014: 31). Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender.
Dabei garantiert die Unechte Teilortswahl den Ortsteilen eine festgelegte Anzahl von Sitzen: Aus dem Hauptort Buchen (mit Hollerbach) kommen mindestens zehn, aus Hettingen mindestens drei, aus Götzingen und Hainstadt jeweils mindestens zwei Räte, und aus Bödigheim, Eberstadt, Einbach, Hettigenbeuern, Oberneudorf, Rinschheim, Stürzenhardt, Unterneudorf und Waldhausen kommt jeweils mindestens ein Gemeinderat.[3]
Die Kommunalwahl 2024 führte zu folgendem Ergebnis (mit Vergleichszahlen voriger Wahlen):[10]
Die Ortsteile bilden 13 Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung, wobei die Ortsteile Buchen-Stadt und Hollerbach zu einem Wohnbezirk zusammengefasst sind. Abgesehen von diesem Hauptort sind in den anderen 12 Stadtteilen Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung eingerichtet, mit jeweils einem Ortschaftsrat und einem Ortsvorsteher als Vorsitzendem.[3]
Bürgermeister
Seit Februar 2006 ist Roland Burger (CDU) der Bürgermeister der Stadt Buchen. Zuvor (seit Februar 1991) war er Bürgermeister der Stadt Osterburken. Der frühere Bürgermeister Achim Brötel wurde Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises.
Die Blasonierung des Wappens lautet: „In silber auf grünem Dreiberg, auf dessen äußeren Kuppe je ein auswärts geneigter grüner Zweig, eine grüne Buche, deren Stamm beheftet mit einem gelehnten roten Schild, darin ein sechsspeichiges silbernes Rad.“ Dabei handelt es sich um das Mainzer Rad.
Wappen der ehemaligen Gemeinden
Buchen
Bödigheim
Eberstadt
Einbach
Götzingen
Hainstadt
Hettingen
Hettigenbeuern
Hollerbach
Oberneudorf
Rinschheim
Stürzenhardt
Unterneudorf
Waldhausen
Wirtschaft und Infrastruktur
Buchen hat als Mittelzentrum zwischen Neckar und Main eine Wirtschaftsstruktur aus Produktion, Handel, Handwerk und Dienstleistungen aufgebaut und in mehreren Gewerbegebieten angesiedelt. Fast die Hälfte der 7000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten im produzierenden Gewerbe, der Rest überwiegend im Dienstleistungsbereich und Verwaltung.[11]
Ansässige Unternehmen
Die industrielle Entwicklung beschränkte sich traditionell auf die regionalen Rohstoffe Holz, Stein und Ton und bestand in kleineren Sägewerken, Ziegelfabriken und Mühlen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine kontinuierliche Ansiedlung industrieller Betriebe ein, die auch staatlich gefördert wurde. Unterstützend war dabei der Zuzug zahlreicher sudetendeutscher Heimatvertriebener, die Qualifikationen im Bereich Metall- und Kunststoffverarbeitung besaßen. Inzwischen hat sich die Stadt zu einem Standort mit typischer mittelständischer Industrie und über 3000 industriellen Arbeitsplätzen entwickelt.
Die Sitz- und Liegemöbelfabrik Franz Fertig besteht seit 120 Jahren und ist auf hochwertige Verwandlungsmöbel im Wohn- und Schlafbereich spezialisiert. Inzwischen werden auch Kreuzfahrtschiffe u. a. der AIDA Cruises ausgestattet.
Die Braas GmbH produziert im Stadtteil Hainstadt in einem Zweigwerk Tondachziegel. In einer strategischen Allianz wurde im Jahre 1990 das seit Jahrzehnten bestehende Familienunternehmen RuppKeramik eingegliedert, weil dieses Unternehmen einen hervorragenden Ton als Rohstoff zur Verfügung hat und die Braas Gruppe damit im Bereich Tondachziegel aktiv werden konnte.
Der Müsliproduzent Seitenbacher hat in Buchen seinen Sitz.
Daneben existieren mehrere Altenheime. In Buchen gab es eine der ersten Wohnanlagen bundesweit nach dem Modell des betreuten Wohnens.
Verkehr
Buchen ist über die Bundesautobahn 81, Ausfahrt Osterburken, Landstraße (von Süden) oder Ausfahrt Tauberbischofsheim, Bundesstraße 27 (von Norden) her sowie über die A 6, Ausfahrt Sinsheim, B 292 und B 27 (von Südwesten) zu erreichen.
Durch das Stadtgebiet führen folgende Radwanderwege:
Der 225 km lange 3-Länder-Radweg führt als Rundweg durch das Dreiländereck von Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Entlang von Mümling, Neckar und Main erkundet die Route den Odenwald.
Der Odenwald-Madonnen-Radweg führt über 135–160 Kilometer durch den Odenwald, das Neckartal und die Rheinebene.
In Buchen gibt es zahlreiche Schulen (16), zu denen täglich viele Schüler in die ehemalige Kreisstadt pendeln. Buchen hat eine gewerbliche berufliche Schule mit Gymnasium für die Fachrichtungen Mechatronik, Informationstechnik und Technik und Management (Zentralgewerbeschule Buchen), ein allgemeinbildendes Gymnasium (Burghardt-Gymnasium Buchen), eine kath. Fachschule für Sozialpädagogik (in Trägerschaft der Erzdiözese Freiburg), eine Hauswirtschaftsschule mit Sozialwissenschaftlichem Gymnasium (Helene-Weber-Schule Buchen), eine Realschule (Abt-Bessel-Realschule), eine Gemeinschaftsschule (Karl-Trunzer-Schule) und mehrere Grund- und Werkrealschulen. Daneben gibt es in Buchen drei Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren mit den Förderschwerpunkten Sprache (Otfried-Preußler-Schule), Lernen (Meister-Eckehart-Schule) und geistige Entwicklung (Alois-Wissmann-Schule), sowie einen Schulkindergarten für körper-, geistig- und sprachbehinderte Kinder.
In Buchen besteht ein Korrespondentenbüro des Südwestrundfunks und seit 1951 im Nordosten der Stadt an der Walldürner Straße eine Sendeanlage des Südwestrundfunks (Sender Buchen-Walldürn).
Von einem Betonturm in der Hettinger Straße wird das Programm von „Radio Regenbogen“ auf 104,6 MHz mit 25 W ERP gesendet.[12]
Gesundheitseinrichtungen
Das Krankenhaus der Neckar-Odenwald-Kliniken ist regionale Versorgungseinrichtung. Eine Rettungswache des DRK-Kreisverbandes Buchen mit Notarztstandort stellt die notfallmedizinische Versorgung sicher. Die Stadt hat ein Feuerwehrhaus, in der die Freiwillige Feuerwehr Buchen untergebracht ist, die als Stützpunktfeuerwehr auch oft zur Überlandhilfe ausrückt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Buchen liegt an der Siegfriedstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Die Stadt liegt mit dem Kleinkastell im Stadtteil Hettingen zudem an der Deutschen Limesstraße bzw. am UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Rätischer Limes. Die Tropfsteinhöhle Eberstadt ist das südöstliche Eingangstor des UNESCO Geoparks Bergstraße-Odenwald.
Die ein bis zwei Millionen Jahre alte und 600 Meter lange Tropfsteinhöhle liegt etwa 5 km südsüdöstlich der Stadtmitte. Sie wird seit 1973 als Schauhöhle touristisch genutzt und ist Teil des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald. In ihr gibt es reichen Tropfsteinschmuck, sehr schlanke wie sehr gedrungen-kegelige Bodentropfsteine, Sinterfahnen, Sinterterrassen und Kristalle. Da die Höhle nach der Entdeckung sofort verschlossen wurde und Führungen von Beginn an bei elektrischem Licht stattfanden, sind die Tropfsteine noch überwiegend kalkweiß, während bei den meisten älteren deutschen Schauhöhlen die frühere Beleuchtung mit Kerzen und Fackeln die Tropfsteine eingeschwärzt hat.
Der römische Obergermanisch-Raetische Limes, größtes Bodendenkmal Europas, verläuft am Ostrand des Stadtgebiets von Walldürn im Norden durch Buchener Gemarkung in Richtung Osterburken im Süden. Der Limes, 500 km langer Schutzwall der Römer gegen Alemannen und andere Germanenstämme im unbesetzten Germanien, der von Rheinbrohl am Mittelrhein bis zur Donau führt, wurde von ihnen bis ungefähr 260 n. Chr. gehalten.
Der Anbau zum Hotel Prinz Carl von 1967, eines der ursprünglichen Bauwerke des Architekten Egon Eiermann, in dem die von ihm entworfenen Zimmer und Einrichtungen noch heute in Verwendung sind, zählt zur klassischen Moderne.
Im heutigen Ortsteil Bödigheim errichtete im Jahr 1286 der Ritter Wiprecht Rüdt eine Burg, die Ende des 16. Jahrhunderts um einen Renaissance-Palas erweitert wurde. 1712 bis 1720 wurde das neue Rüdt von Collenberg’sche Schloss von Johann Jakob Rischer in Bödigheim erbaut.
Die „Buchener Faschenacht“ mit über 500-jähriger Tradition zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern auch von außerhalb der Region an. Beim jährlichen Faschenachtsumzug wird dem Buchener Blecker, einer aus dem Mittelalter stammenden Symbolfigur, pflichtgemäß das Hinterteil geküsst.
Goldener Mai mit Buchener Jazz Night am Samstag des ersten Maiwochenendes.
Vorsommerfest mit Blasmusik im Museumshof an einem Wochenende Mitte Juni, mit Kellerbar („Zeitmaschine“) am Samstag. Veranstalter sind die Stadtkapelle und der katholische Kirchenchor.
Buchener Open-Air-Kino im Hof der Stadtwerke Buchen. Immer Ende Juli/Anfang August.
Schützenmarkt, ein traditionelles Volksfest in der ersten Septemberwoche jeden Jahres mit Verkaufs- und Vergnügungsmarkt.
Weihnachtsmarkt (1. Dezemberwochenende, Donnerstag/Freitag bis Sonntag)
Vereine
Die Stadt und ihre Gemeinden haben ein reges Vereinsleben, das über eine Datenbank abzufragen ist (siehe Weblinks).
Telefonvorwahlen
In der Stadt gilt die Vorwahl 06281. Abweichend hiervon sind Stürzenhardt über 06284, Hettigenbeuren über 06286, Einbach und Waldhausen über 06287 sowie Eberstadt und Bödigheim über 06292 zu erreichen.
Im Juli 2016 eröffnete in Buchen eine von deutschlandweit 19 alla hopp!-Anlagen[15]. Die Anlage umfasst Bewegungsparcours, Spiel- und Bewegungsplatz für jedes Alter.
Im Oktober 2020 ernannte der Mannheimer Radiosender Regenbogen Zwei die Stadt Buchen nach einem Online-Voting zur offiziellen „Regenbogen Zwei Rock-City 2020“[16]. Sie gewann mit über 5.000 von 12.000 Stimmen vor den Städten Finkenbach (Oberzent) und Speyer.
Literatur
Werner Doyé (Text), Stefan Longin (Fotos): Buchen – weltoffene Stadt im Odenwald. Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg 1999, ISBN 3-929295-59-8.
Rainer Trunk, Helmut Brosch, Karl Lehrer: 700 Jahre Stadt Buchen. Beiträge zur Stadtgeschichte. Buchen 1980.
Stadt Buchen (Odenwald) (Hg): 1250 Jahre Buchen. Beiträge zur Buchener Geschichte. Buchen 2023. Zwischen Neckar und Main – Schriftenreihe des Vereins Bezirksmuseum e. V. – Band 39
Weblinks
Commons: Buchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 263–270