Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1384.[3] Allerdings übereignete der Komtur von Christburg bereits 1334/35 an der Stelle des dann Wapels genannten Ortes 100 Hufen Land an die PrußenWapel (wohl der Namensgeber des Ortes), Nadrow und Scawot zwecks Besiedlung.[4] Bereits vor der Reformation war das Dorf Mittelpunkt eines Kirchspiels. Um 1618 erwarb Albrecht Finck das Gut, das bis zur Zwangsversteigerung 1830 zu dessen Familie Finck von Finckenstein gehörte. 1835 kaufte Alexander Pannek es samt den VorwerkenGay bei Hohenstein (nach 1933 Gärtringen, polnisch Gaj), Jakobsthal (polnisch Ciemnioch, nicht mehr existent) und Freudenthaler Mühle (polnisch Ruda Waplewska). Seine Familie blieb bis 1945 hier ansässig.[4]
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Waplitz gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Waplitz (Dorf und Gut) stimmten 380 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[7]
Am 30. September 1929 schloss sich die Landgemeinde Waplitz mit dem Gutsbezirk Waplitz zur neuen Landgemeinde Waplitz zusammen.[5] Die Zahl der Einwohner dieser „neuen“ Gemeinde belief sich 1933 auf 547 und 1939 auf 519.[8]
Waplewo (Osada) liegt östlich des Dorfs Waplewo unweit der Bahnstation (Geographische Lage von Waplewo (Osada)53.51222220.358611). Über Entstehung bzw. Geschichte der Siedlung liegen keine Belege vor, auch nicht in der Beantwortung der Frage, ob der kleine Ort vor 1945 eine deutsche Namensform führte.
Im August 1934 weihte Reichspräsident von Hindenburg auf einem vom Waplitzer Gutsbesitzer Karl Pannek zur Verfügung gestellten Gelände ein Denkmal auf dem Ehrenfriedhof Waplitz ein, auf dem nahezu 600 russische und deutsche Soldaten begraben liegen.[9] Sie kamen im Gefecht von Waplitz am 28. August 1914 ums Leben. Die Gedenkstätte liegt direkt an der Schnellstraße 7, machte lange einen vernachlässigten Eindruck, wurde jedoch 2007 umfassend restauriert.
Bereits im Jahre 1410 wurde in Waplitz eine Kirche als zerstört gemeldet. 1525 entstand als neues Bauwerk eine Holzkirche, die 1870 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Die jetzige in neuromanischem Stil aus Feldstein und Ziegel errichtete Kirche wurde 1872 eingeweiht. Bis 1945 war sie evangelisches Gotteshaus, jetzt ist sie römisch-katholische Pfarrkirche.
Seit 1577 bestand in Waplitz eine Schule. Im Jahre 1903 wurde ein Schulneubau errichtet, der über drei Klassenräume sowie drei Lehrerwohnungen verfügte.[4]
Verkehr
Straße
Waplewo liegt an der Polen in Nord-Süd-Richtung durchziehenden Schnellstraße 7, die zugleich Europastraße 77 ist, mit einer eigenen Anschlussstelle zwischen Olsztynek(Hohenstein i. Ostpr.) und Nidzica(Neidenburg). Zwei kleinere Nebenstrsaßen verbinden das Dorf mit Maróz(Groß Maransen) bzw. Jadamowo(Adamsheide).
Waplewo (Osada) liegt an der Straße Waplewo–Maróz.
Schiene
Seit 1888 ist Waplitz Bahnstation an der Bahnstrecke Działdowo–Olsztyn (deutschSoldau–Allenstein), bis 1945 als Bahnhof, nunmehr als Haltepunkt. Die alten Bahnhofsgebäude sind verlassen und teilweise verwüstet.[10]
Persönlichkeiten
Aus dem Ort gebürtig
Otto Pannek (* 26. Dezember 1840 in Waplitz), preußischer Rittergutsbesitzer auf Waplitz und Mitglied des Deutschen Reichstags († 1878)
Otto Nickel (* 12. November 1899 (1897?) in Waplitz), Bauer, rettete als Oberfeldwebel des ostpreußischen Infanterie-Regiments 2 in der Nähe von Warschau 1941 zwei jungen polnischen Juden vor der Erschießung durch die SS das Leben: der 15-jährige Viltor Gonschorrek und der 16-jährige Jan Lubinetzki. Er nahm sie als polnische Zwangsarbeiter getarnt auf seinem Hof in Waplitz bis Kriegsende auf. Nach dem Krieg lebte er in Bardowick bei Lüneburg in Niedersachsen. – Nickel erhielt 1969 eine Ehrenurkunde des Staates Israel und durfte im Beisein seiner beiden Schützlinge 1973 im „Garten der Gerechten unter den Völkern“ Yad Vashem in Jerusalem einen Baum pflanzen.[4][11][12]
Mit dem Ort verbunden
Karl Krebs (1880–1914), preußischer Maler und Graphiker, am 28. August 1914 im Gefecht von Waplitz gefallen
Israel Gutman/Sara Bender (Hrsg.): Lexikon der Gerechten unter den Völkern, hier: Deutsche und Österreicher, hrsg. von Daniel Fraenkel/Jakob Borut, mit einem Nachwort von Bundespräsident Horst Köhler, Wallstein Verlag, 2005 – ISBN 978-3-89244-900-3
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland – Eine Dokumentation zum 50 Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 106.
↑Michael Rademacher: Michael Rademacher: Ortsbuch Landkreis Osterode in Ostpreußen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.