Walkenried wurde im Jahr 1085 erstmals erwähnt. Historischer Mittelpunkt ist das 1127 von Zisterziensern errichtete Kloster Walkenried. Die ursprünglich bewaldete Walkenrieder Sumpflandschaft wurde ab dem 12. Jahrhundert durch die Mönche des anliegenden Zisterzienserklosters Walkenried in eine Teichlandschaft mit einem fruchtbaren Ackerland umgewandelt. 365 Teiche sollen von den Mönchen angelegt worden sein, um der Überlieferung nach für jeden Tag des Jahres einen Teich zum Abfischen zur Verfügung zu haben. Heute sind allerdings nur 50 davon nachweisbar. Alle Teiche befinden sich im NaturschutzgebietPriorteich/Sachsenstein. Einige Teiche werden durch den örtlichen Sportfischereiverein bewirtschaftet.
Für den Braunschweiger Herzog August Wilhelm wurde von 1725 bis 1730 aus Abbruchsteinen des Klosters durch Landesbaumeister Hermann Korb ein Jagdschloss südlich des Klostergeländes errichtet. Die festen Mauern, welche den Garten des Schlosses im Süden und Westen umfassen, stammen noch aus der Zeit, als sich vor dem Schlossbau das klösterliche Gestüt Wildenhof dort befand. Das erhalten gebliebene Jagdschloss Walkenried ist heute in Privatbesitz und wird als Hotelpension genutzt.
Am 1. November 2016 schlossen sich die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Walkenried, Zorge, Wieda und Walkenried, zur Gemeinde Walkenried zusammen, die Samtgemeinde Walkenried wurde aufgelöst.[3] Mit dem Zusammenschluss der Landkreise Osterode am Harz und Göttingen am selben Tag gehört diese Gemeinde zum Landkreis Göttingen.
Der Name bezog sich ursprünglich auf Alt-Walkenried, das eine Siedlung 1,5 km nördlich des Klosters war und im 12. Jahrhundert zu einer Grangie umgewandelt wurde (1205: „grangiam, que dicitur Vetus Walkenredde“). Ein „Alden Walkenride“ ist noch 1473 bezeugt.
Als Kompositum aus altsächsischvalk- und -hriod bedeutet der Name im Wind wiegendes Schilf. Die Genese des Toponyms (in Auszügen): 1085 „Walkenreit“, 1172 „Walkenriede“, 1496 „Walckenrid“, 1630 erstmals wie heute „Walkenried“.[5]
Konfessionsstatistik
Mit rund 56 % gehörte (Stand 2011) damals noch die Mehrzahl der Einwohner der evangelisch-lutherischen Kirche an, 10 % waren römisch-katholisch, und rund 30 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe. (Volkszählung in der Europäischen Union 2011).
Die Zahl der Katholiken und vor allem die der Protestanten ist seitdem beträchtlich gesunken. Jahresende 2023 waren von den Einwohnern 39,1 % evangelisch und 9,1 % katholisch. 51,8 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[6][7]
Die katholische Heilig-Kreuz-Kirche wurde 1960 erbaut. Nach 1945 bildete sich in Walkenried eine katholische Kirchengemeinde, die bis zur Errichtung der Kirche ihre Gottesdienste im Kapitelsaal des ehemaligen Klosters feierte. Heute ist die Heilig-Kreuz-Kirche eine Filialkirche der Pfarrgemeinde St. Benno in Bad Lauterberg.
Der Gemeinderat de Gemeinde Walkenried besteht aus 14 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 3.001 und 5.000 Einwohnern.[9] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Neben den 14 in der Gemeinderatswahl gewählten Mitgliedern ist außerdem der Bürgermeister im Rat stimmberechtigt.
Zum hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Walkenried wurde 2021 Lars Deiters (parteilos) gewählt. Er erreichte mit 52,4 % der Stimmen gegen zwei Mitbewerber die notwendige Mehrheit und löst damit Dieter Haberlandt ab.[10]
Neben einem Gemeinderat, der für die gesamte Einheitsgemeinde Walkenried zuständig ist, wurde auch ein Ortsrat gewählt, der politische Aufgaben der gleichnamigen Ortschaft Walkenried wahrnimmt.
Der Ortsrat setzt sich nach der Kommunalwahl am 12. September 2021 seit November aus fünf Ratspersonen zusammen.[11][12]
Der Ortsbürgermeister der Ortschaft Walkenried ist Michael Reinboth (B.I.S.S!). Sein Stellvertreter ist Herbert Miche (fraktionslos).[12]
Ortsräte der Ortsteile
Die beiden übrigen Ortsteile der Gemeinde Walkenried werden durch insgesamt 10 Ratsmitglieder in zwei Ortsräten vertreten. Seit der Kommunalwahl 2021 verteilen diese sich wie folgt:[13][14]
Das Kommunalwappen der Gemeinde Walkenried wurde aus den Hauptsymbolen der Wappen seiner drei Ortschaften zusammengesetzt. Das Wappen, das zuvor der Samtgemeinde Walkenried gehörte, wurde am 14. Mai 1975 vom hildesheimischen Regierungspräsidenten genehmigt. Am 1. November 2016 hat die Gemeinde Walkenried das Wappen der Samtgemeinde Walkenried übernommen.
Wappenbegründung: Walkenried, berühmt wegen seiner Klosterruine, war einst Mittelpunkt eines kleinen geistlichen Staatswesens im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Deshalb spielt der goldene Abtstab, der an die Äbte erinnert, in dem Wappen, das die Territorialgeschichte Walkenrieds erzählt die Hauptrolle. Der halbe schreitende silberne Hirsch erinnert an die frühere Zugehörigkeit zur Grafschaft Klettenberg, später Grafschaft Hohnstein-Klettenberg, welche das rot-silberne geschachte Feld im Wappen führte. Die goldene Spitze dient lediglich zur Trennung der beiden unteren Felder.
Die kulturhistorische Teichlandschaft ist für Wanderer erschlossen.
Walkenried liegt im Südharzer Gipskarst-Gebiet und weist einige geologische Besonderheiten auf, darunter die in Deutschland einmaligen „Zwerglöcher“, Gips-Quellungshöhlen, die sich während der Umwandlung von Anhydrit in Gips durch Aufwölbung bilden.[18] Unweit des Ortes befinden sich die Naturschutzgebiete „Gipskarstlandschaft Bad Sachsa und Walkenried“ und „Priorteich/Sachsenstein“[19]
Walkenried liegt an der Südharzstrecke. Am neuen Bahnhof im Ortszentrum halten stündlich Regionalbahnen der DB Regio nach Northeim und Nordhausen. Der alte Bahnhof liegt ein kurzes Stück weiter Richtung Northeim, dort endeten bis zur Wende alle Personenzüge. Früher begann in Walkenried auch die meterspurigeSchmalspurbahn Walkenried–Braunlage/Tanne, welche aber später durch die heutige Buslinie 472 ersetzt wurde. 1963 wurde der letzte Streckenteil endgültig stillgelegt.
ÖPNV
Walkenried ist über die Buslinien 470 und 472 mit dem Umland verbunden. Eine Linie bindet den Ortsteil Zorge an, während die andere Linie den Ortsteil Wieda anbindet. Am Bahnhof sowie im Ortszentrum am ehemaligen Kloster befinden sich kleine Busbahnhöfe. Betrieben wird der Linienbusverkehr in Walkenried von einem privaten Unternehmen im Auftrage des VSN.
Friedrich und Walter Reinboth: Walkenrieder Zeittafel – Abriss der Orts- und Klostergeschichte aus urkundlichen und literarischen Quellen. Verein für Heimatgeschichte Walkenried und Umgebung, Walkenried 1989.
Fritz Reinboth: Specificatio der zum fürstlichen Stifftsamte Walckenried gehörigen Länderey – Flurnamen von Walkenried und Neuhof. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2008, ISBN 978-3-89720-948-0.
Fritz Reinboth: Der rote Faden – ein Gang durch das alte Walkenried. Verein für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung e.V., Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2010, ISBN 978-3-86948-096-1.
Michael Reinboth: Der Höllstein, der Sachsenstein und die Sachsenburg – ein naturkundlicher und geschichtlicher Streifzug durch das Naturschutzgebiet zwischen Walkenried und Bad Sachsa. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2010, ISBN 978-3-86948-069-5.
Fritz Reinboth, Michael Reinboth (Hrsg.): Walkenrieder Lesebuch. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2011, ISBN 978-3-86948-159-3.
Fritz Reinboth, Walther Reinboth, Reinhard Kohrs: Chronik der Gipsindustrie in Walkenried und Neuhof. Verein für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung (Hrsg.), Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2013, ISBN 978-3-86948-283-5.
Michael Reinboth: Der erste Lückenschluss – 25 Jahre Wiederaufnahme des Reisezugverkehrs zwischen Walkenried und Ellrich. Verein für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung (Hrsg.), Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2014, ISBN 978-3-86948-357-3.
Günter Domeyer: Vogelschutz und Naturschutz im Südharz seit 1949. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2017, ISBN 978-3-86948-549-2.
↑Am Sonntag einkaufen im Südharz? In Walkenried geht das ab sofort. In: Harz Kurier vom 14. September 2024, S. 21.
↑Niedersächsische Staatskanzlei (Hrsg.): Gesetz über die Neubildung der Gemeinde Walkenried, Landkreis Osterode am Harz. Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt (Nds. GVBl.). Nr.02/16. Hannover 25. Februar 2016, S.36 (Digitalisat [PDF; 524kB; abgerufen am 4. Mai 2019] S. 6).
↑Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Osterode (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen. Band40). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, ISBN 3-89534-370-6, S.170–173 (Digitalisat [PDF; 2,6MB]).
↑Arnold Rabbow: Braunschweigisches Wappenbuch. Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gandersheim, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg. Hrsg.: Braunschweiger Zeitung, Salzgitter Zeitung und Wolfsburger Nachrichten. Eckensberger & Co. Verlag, Braunschweig 1977, DNB780686667, S.117.
↑Hauptsatzung der Gemeinde Walkenried. (PDF; 130 kB) § 2 Wappen, Flagge, Dienstsiegel. In: Webseite Gemeinde Walkenried. 10. November 2016, S. 1, abgerufen am 4. Mai 2019.
↑Matthias Reimann, Firouz Vladi: Zur Entwicklung der sog. Zwergenkirche am Sachsenstein bei Walkenried, Landkreis Osterode am Harz, Niedersachsen und vergleichende Beobachtungen zur rezenten Entstehung von Quellungshöhlen in einem aufgelassenen Gipssteinbruch bei Dingwall, Nova Scotia, Kanada. In: Mitteilungen des Verbandes der Höhlen- und Karstforscher. Ausgabe 49 (3), München 2003.