Bei der Gestaltung des 75.407 m² großen landeseigenen Friedhofs stand die Einbindung in den städtischen Waldbereich in Form eines Parkfriedhofs im Vordergrund. Zwei großzügige zentrale, von Waldkiefern und Serbischen Fichten gesäumte Alleen kreuzen sich und teilen das Gelände in vier Hauptfelder. Die Gräber liegen geometrisch angeordnet in langen Heckenreihen und sind untereinander zumeist nochmals mit Hecken getrennt, sodass sie sich auf dem baumbestandenen Gelände im Grün verlieren. Das zurückhaltende Erscheinungsbild der Grabstätten ist ferner der Konzeption geschuldet, die mit ihrer Priorität der gärtnerischen Gestaltung keine aufwendigen Grabmäler zulässt. Monumentale Bauten und größere künstlerische Skulpturen wie auf vielen historischen Berliner Friedhöfen finden sich hier nicht.
Ein weiterer Grund für die auf einem „Prominentenfriedhof“ erstaunlich prunklose und, von einzelnen Ornamenten abgesehen, auch weitgehend verzierungsfreie Grabmalgestaltung lag in dem Ziel der Grabmalreformbewegung, die dem bürgerlichen Repräsentationsbedürfnis einen sachlicheren Umgang mit dem Tod entgegensetzte und eine einheitliche Grabmalgestaltung zum Ziel hatte. Diese Konzeption entsprach zudem der Linie der Nationalsozialisten, die Anträge zur Aufstellung von Grabfiguren konsequent ablehnten.
Den Entwurf für die Anlage schuf der „Königliche Gartenbaudirektor“ Albert Brodersen im Jahr 1929, der bereits bei Werken wie dem ehemaligen Botanischen Garten an der Potsdamer Straße (der heutige Heinrich-von-Kleist-Park), bei der Erweiterung des Viktoriaparks am Kreuzberg oder bei Entwürfen für den Volkspark Rehberge die landschaftliche Schönheit der Stadt mit der Hervorhebung ihres vielen Grüns betont hatte. Da Brodersen 1930 verstarb, erlebte er weder die Arbeiten am Waldfriedhof noch seine Eröffnung 1933 mit.
Auf dem Friedhof sind 288 Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in drei Anlagen beerdigt. Die meisten von ihnen aus den Monaten April und Mai 1945.
Kapelle und Nebengebäude
Im hinteren Friedhofsteil liegt hinter einem langovalen Vorplatz die Kapelle des Friedhofs, die in den Jahren 1931/1932 von Heinrich Schweitzer errichtet wurde. Es handelt sich um einen Mauerwerksbau im Stil des Expressiven Realismus, dessen Fassaden gelb verputzt und an den Ecken mit Ortsteinen verkleidet sind. Das Gebäude hat einen T-förmigen Grundriss mit einer kleinen offenen Vorhalle, die von einem Pultdach gedeckt ist. Das eigentliche Kapellendach stellt ein Satteldach dar, das auf einer hölzernen Tragekonstruktion liegt und sich an der Rückseite über die niedrigeren Anbauten zieht. Die Seitenfassaden sind von hohen rechteckigen Fenstern aus Kathedralglas mit Bleifassung unterbrochen. Im Dachgiebel befindet sich außerdem ein Glockenträger. Der Innenraum der Kapelle besitzt eine zweifach gebrochene Holzdecke und eine Altarnische mit einem hohen Spitzbogen.
Auch die beiden niedrigen Torbauten sowie einige weitere Nebenbauten wurden 1932 von Schweitzer gebaut. Die Torbauten enthalten jeweils eine Rundbogenarkade, im nördlichen Bau ist zudem ein Blumenladen integriert. Dem südlichen Torbau schließt sich eine offene Halle sowie das Haus des Friedhofswärters an, in dem die Verwaltungs- und Wohnräume enthalten sind.
Bekannte beigesetzte Persönlichkeiten
Ehrengräber
Nach der Liste der Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: Dezember 2023)[1]
Marie-Elisabeth Lüders (1878–1966), Politikerin, Frauenrechtlerin, Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und des Reichstags, Alterspräsidentin des Bundestags, Ehrenbürgerin von Berlin
Friedrich Luft (1911–1990), Theaterkritiker, Feuilletonist
Erich Mühsam (1878–1934), Dichter, Publizist, Dramatiker (gemeinsames Grab mit seiner Ehefrau Zenzl Mühsam)
Rudolf Nelson (1878–1960), Komponist, Arrangeur, Pianist, Kabarettist, Theaterdirektor
Wolfgang Stresemann (1904–1998), Orchesterleiter, Komponist, Dirigent, Jurist, Autor, Intendant des Radio-Symphonie-Orchesters und des Philharmonischen Orchesters Berlin
Heinrich Tessenow (1876–1950), Architekt, Professor an der TH Dresden und an der TH bzw. TU Berlin
William Wauer (1866–1962), Bildhauer, Maler, Grafiker, Filmregisseur, Publizist
Christian Fenner (1942–2006), Politikwissenschaftler, Parteienforscher
Per Fischer (1923–1999), Journalist, Diplomat, Botschafter u. a. in Israel und China, Professor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz
Roland Freisler (1893–1945), Präsident des nationalsozialistischen Volksgerichtshofs, (der Grabstein nennt nur die Namen der Schwiegereltern)
Heinrich Gall (1899–1935), Chemiker, Ministerialrat, Hochschullehrer (Grab nicht erhalten)
Georg Gawantka (1891–1939), Generalmajor (Grab nicht erhalten)
Otto Franz Gensichen, Pseudonym: Otto Franz (1847–1933), Schriftsteller, Dramatiker, Publizist (Grab nicht erhalten)
Günter Großmann (1925–1998), Schiffsmaschinenbau-Ingenieur, Professor für Schiffskraftanlagen an der TU Berlin
Otto-Joachim Grüsser (1932–1995), Mediziner, Professor für Neurophysiologie an der FU Berlin
Sabine Grüsser-Sinopoli (1964–2008), Medizinerin, Professorin für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Mainz, Tochter von Otto-Joachim Grüsser
Harald Gutschow (1927–1998), Anglist, Pädagoge, Professor an der Pädagogischen Hochschule und an der FU Berlin
Klaus Gysi (1912–1999), Politiker, Leiter des Aufbau-Verlags, Kulturminister der DDR
Konrad Hahm (1892–1943), Volkskundler, Direktor des Museums für Deutsche Volkskunde
Wolfgang Hanel (1930–1994), Journalist, Reporter, Redakteur, Fernsehmoderator
Claus Haring (1926–2016), Psychiater, Professor für Psychiatrie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Hans Wilhelm Haussig (1916–1994), Historiker, Professor für Byzantinische Geschichte an der FU Berlin und für Geschichte Vorder- und Mittelasiens an der Ruhr-Universität Bochum
Dieter Heckelmann (1937–2012), Jurist, Politiker, Innensenator von Berlin, Professor für Bürgerliches Recht an der FU Berlin, Präsident der FU
Friedrich Wilhelm Kopsch (1868–1955), Anatom, Professor für Histologie, Embryologie und Anatomie an der Berliner Universität
Hilde Körber (1906–1969), Schauspielerin, Politikerin, Leiterin der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel, zuletzt als Professorin (bis 2009: Berliner Ehrengrab)
Maria Körber verheiratete Kerzel (1930–2018), Schauspielerin (Grabstein trägt den Namen Maria Kerzel)
Ludwig Lewin (1887–1967), Psychologe, Bildungswissenschaftler, Publizist, Literaturwissenschaftler, Rektor der Lessing-Hochschule zu Berlin (Grab nicht erhalten)
Robert H. Lochner (1918–2003), Rundfunkjournalist, Dolmetscher, Diplomat, Direktor des RIAS Berlin
Fritz Löb (1895–1940), Generalmajor der Luftwaffe (Grab nicht erhalten)
Walther Löhlein (1882–1954), Ophthalmologe, Hochschullehrer in Greifswald, Jena, Freiburg und Berlin (Grab nicht erhalten)
Wolfgang von Löhneysen (1917–2004), Kunsthistoriker, Professor für Kunstgeschichte an der HdK Berlin
Wilhelm Momm (1865–1935), Verwaltungsjurist, Regierungspräsident in Trier, Wiesbaden und Potsdam (Grab nicht erhalten)
Zenzl Mühsam (1884–1962), Kämpferin um die Münchener Räterepublik an der Seite ihres Ehemannes Erich Mühsam (Urne 1992 vom Zentralfriedhof Friedrichsfelde hierhin umgebettet)
Victor Müller-Heß (1883–1960), Gerichtsmediziner, Professor an der Universität Bonn, der Universität Berlin und der FU Berlin
Boris Pergamenschtschikow (1948–2004), Cellist, Professor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Richard Perlia (1905–2012), Flugpionier, Publizist, Fotograf
Max Peters (1856–1933), Verwaltungsjurist, Staatssekretär in preußischen Ministerien (Grab nicht erhalten)
Otto Pniower (1859–1932), Literaturwissenschaftler (bis 2011: Ehrengrab; Grab nicht erhalten)
Kurt Raeck (1903–1981), Dramaturg, Schauspieler, Theaterregisseur, Filmregisseur, Theaterintendant
Martin Ramming (1889–1988), Japanologe, Diplomat in russischen und sowjetischen Diensten, Professor am Seminar für Orientalische Sprachen an der Berliner Universität, Leiter des Japaninstituts
Günter Schabowski (1929–2015), Politiker des Zentralkomitees der SED
Annemarie Schellenberg (1906–1995), Juristin, Politikerin, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses
Ernst Schellenberg (1907–1984), Volkswirtschaftler, Politiker, Professor an der Berliner Universität, Mitglied des Bundestags, Ehemann von Annemarie Schellenberg
Sybil Werden (1924–2007), Schauspielerin, Tänzerin
Theodor Wiegand (1864–1936), Archäologe, Direktor der Antikenabteilung der Museen in Berlin (Grabstein nach Aufhebung des Ehrengrabstatus 2014 entfernt)
Erika Müller-Lauter: Grabmäler in Berlin IV – Exempel. Die Friedhöfe im Bezirk Zehlendorf (= Berliner Forum. Nr. 9/85). Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, Berlin 1985.