Die Stadt befindet sich auf der Europäischen HauptwasserscheideNordsee/Schwarzes Meer. Genauer fließt der Davidsbach nach Westen über den Wohnbach hin zu Tauber, Main, Rhein und schließlich zur Nordsee; in Richtung Südsüdwest fließt die Wörnitz zur Donau, nach Südosten fließt die Sulzach ebenso zur Wörnitz und Donau, während im Nordosten der Stilzendorfer Bach über den Hagenbach und die Altmühl ebenfalls zur Donau und somit zum Schwarzen Meer entwässert.
Ober- und Untermühle gehörten zu Schorndorf und sind beide mittlerweile zur Wüstung geworden. Frankenheim galt bis 1961 als Gemeindeteil von Schillingsfürst, danach ist es im Wesentlichen in der Frankenheimer Straße, einer Ortsstraße von Schillingsfürst, aufgegangen.
Der Ort „Xillingesfirst“ ist erstmals in einer Wildbannurkunde von Kaiser Otto III. für den BischofHeinrichvon Würzburg, ausgestellt am 1. Mai 1000, als Grenzpunkt zehn genannt. Ab Grenzpunkt neun „Breitenbrunnen“ bildet in dieser Urkunde die Altstraße die Grenze des Wildbannbezirks: auf dem Höhenrücken Xillingesfirst oberhalb von Leipoldsberg gelegen, bis zum Grenzpunkt Perenwarda (wo dieser Punkt sich befand, ist nicht lokalisierbar; es könnte sich dabei um eine Befestigungsanlage oder eine Wildwarte gehandelt haben).[7][8]
Bereits 1300 war Schillingsfürst im Besitz des Hauses Hohenlohe.
Nachdem die Schillingsfürster Linie ausgestorben war, übernahm um 1300 die verwandte, ebenfalls zum Uradel zählende Hohenlohe-Familie die Burg und das dazugehörende Dorf Frankenheim, das sich unterhalb der Burg befand und aus dem sich die heutige Stadt entwickelte.[9] 1316 wurde die Burg von Ludwig dem Bayern zerstört. Seit 1500 war Schillingsfürst dem Fränkischen Reichskreis bzw. der Fränkischen Grafenbank zugeordnet. Die wiederaufgebaute Burg wurde im Bauernkrieg 1525 niedergebrannt. Die zum dritten Mal erbaute Burg wurde 1632 im Dreißigjährigen Krieg wiederum zerstört. Am 21. Mai 1744 erhob KaiserKarl VII.Reichsgraf Philipp Ernst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und Reichsgraf Karl Philipp von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein und ihre Nachkommen zu Reichsfürsten. Ihre Landesteile wurden erst am 14. August 1757 durch Kaiser Franz I. zum Reichsfürstentum erhoben. Unter Fürst Karl Albrecht erfuhr Schillingsfürst 1753–1793 eine erste wesentliche Erweiterung durch planmäßige Siedlungspolitik. Auf die Zuwanderung von Handwerkern und Fahrenden seit 1758 wird auch das von sozial schlechter gestellten Bürgern zum Teil noch heute gesprochene Schillingsfürster Jenische zurückgeführt.[10] Es stellt jedoch keine lokale Besonderheit dar, sondern entspricht in seinem Wortschatz allgemein dem auch schon wesentlich früher im süd- und südwestdeutschen Sprachraum verbreiteten Rotwelsch.[11] 1792 wurde ein Jägerregiment aufgestellt, die Keimzelle der späteren französischen Fremdenlegion. Zwischen 1500 und 1806 war Hohenlohe, vertreten durch Hohenlohe-Neuenstein, somit auch Schillingsfürst, ein Teil des Fränkischen Reichskreises.
Die benachbarte Markgrafschaft Ansbach ging 1792 vom letzten MarkgrafenKarl Alexander in preußischen Besitz über. Seine Resignation im Jahr 1791 zu Gunsten des preußischen KönigsFriedrich Wilhelms II. brachte eine massive Störung im politischen Gleichgewicht des Reichskreises. FreiherrKarl August von Hardenberg nahm als bevollmächtigter Minister die Ansbacher und Bayreuther Stimme im Kreiskonvent wahr. Der Konvent tagte zur damaligen Zeit aufgrund der Gefahr, die von den französischen Revolutionärsheeren ausging, permanent. Die aggressive Gebietspolitik Preußens in Franken war ebenfalls Thema, vor allem für die kleineren Kreisstände. Der dirigierende Minister Karl August Freiherr von Hardenberg versuchte durch Aufkäufe von Herrschaften das Gebiet zu arrondieren, was aber nur teilweise gelang. Er erhöhte den Druck auf die reichsritterschaftlichen Gebiete durch herrschaftliche Eingriffe und militärische Aktionen, die größtenteils den Reichsrecht zuwider standen. Außer Protesten und Klagen in Wien und den dortigen Bescheiden, bis hin zu Exekutionsbeschlüssen, war jedoch nichts zu erlangen, geschweige denn diese Exekutionsbeschlüsse durchzusetzen. So wurden fast alle Akten des Archivs und der Registratur des Kantons Altmühl am 22. November 1796 überfallmäßig durch eine Regierungskommission aus Ansbach beschlagnahmt und nach Ansbach geschafft, um den reichsritterlichen Herren wichtige Dokumente für die Prozessführung zu entziehen. Dabei wurden auch Soldaten eingesetzt. Dem waren zuvor schon preußische Patentanschläge in den an Ansbach-Bayreuth angrenzenden ritterlichen Herrschaften und Reichsstädten im Februar und März 1792 vorausgegangen.[12] In Schillingsfürst kam man dem zuvor, dort wurden mit einem umfassenden Landesvergleich die bestehenden verworrenen nachbarschaftlichen Verhältnisse neu geregelt. Im Vorfeld wurden sogar Untertanen ausgetauscht und 1804 eine neue und wesentlich schlüssigere Landesgrenze über 26 Kilometer Länge mit ca. 100 neuen, repräsentativen Grenzsteinen festgelegt, wovon 75 als Originale heute noch stehen.[13] Für die kleineren Herrschaftsgebiete bahnten sich durch den Friedenskongress von Rastatt bereits die weitreichenden Folgen an (Aufteilung von Territorien zwischen Bayern und Preußen), die dann durch den am 25. Februar 1803 in Regensburg verabschiedeten und mit der kaiserlichen Ratifikation am 27. April 1803 in Kraft getretenen Reichsdeputationshauptschluss Wirklichkeit wurden: die fränkischen BistümerWürzburg und Bamberg wurden bayerisch. Das Hochstift Eichstätt wurde als Entschädigungsmasse dem Großherzogtum Toskana zugewiesen, bis es im Jahr 1805 ebenfalls an Bayern fiel. Am 15. Dezember 1805 ging das Fürstentum Ansbach im Tausch gegen das Kurfürstentum Hannover an Frankreich und 1806 an das Königreich Bayern. Durch die am 12. Juli 1806 in Paris geschlossene Rheinbundakte kam die Reichsstadt Nürnberg zu Bayern und verlor damit die Reichsunmittelbarkeit. Die Niederlegung der Reichskrone am 6. August 1806 durch Kaiser Franz brachte die Auflösung des Reiches und der alten Reichsverfassung.[14][15] Das Schillingsfürster Land blieb von diesen Umwälzungen zunächst verschont, bis mit der Bildung der Königreiche Bayern und Württemberg auch das Fürstentum Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürstmediatisiert wurde.[16] Die Besitzungen um die Exklave Schillingsfürst kamen zu Bayern, die Fürsten wurden Reichsräte der Krone Bayern.
Bei der Bürgermeisterwahl 2014 wurde Michael Trzybinski (Freie Wählergemeinschaft Schillingsfürst) mit 54,69 % der Stimmen zum Ersten Bürgermeister gewählt und 2020 mit 73,64 % der Stimmen im Amt bestätigt.[41] Vorgänger war Friedrich Wieth (CSU).
Wappenbegründung: Die Löwen stammen aus dem Wappen der Fürsten von Hohenlohe, dessen eine Linie sich nach dem Ort Schillingsfürst benennt und den Ort geprägt hat. Der fränkische Rechen steht für den alten Ort Frankenheim, der in dem einstigen Marktnamen Schillingsfürst-Frankenheim zum Ausdruck kam. Der fränkische Rechen stammt aus dem Wappen des Hochstifts Würzburg und weist auf das Kilianspatrozinium in Schillingsfürst hin.
Am Marktplatz steht das Stupfler-Denkmal, das einen Mann, einen Spitz und einen Igel zeigt. Der Mann ist ein Igelfänger, der mit dem abgerichteten Spitz Igel fing. In der jenischen Sprache hieß der Igelfänger Stupfler. Igel waren in früheren Zeiten der Sonntagsbraten für die armen jenischen Zuzügler, woraus sich das Schimpfwort Igelfresser für die Schillingsfürster herleitete. Heute ist der Igel quasi das inoffizielle Wappentier der Stadt und die Kommune überreicht kleine Igelchen aus Schokolade an besondere Gäste.
Im Theaterchen wird ein Museum für die jenische Sprache eingerichtet, an dessen Ausgestaltung Johannes Munique und Markus Löschel in jahrelanger Detailarbeit tätig waren. Auf Schautafeln, Bildern und Comics werden die Zusammenhänge liebe- und humorvoll präsentiert.[48]
Wirtschaft und Infrastruktur
Schillingsfürst ist Mitglied im Tourismusverband Romantisches Franken.
Im Jahre 1905 wurde Schillingsfürst eine Spitzkehre an der Bahnstrecke Steinach bei Rothenburg–Dombühl. Der Personenverkehr wurde im Jahre 1971 auf dem Streckenabschnitt südlich von Rothenburg, somit auch in Schillingsfürst, eingestellt. Seither wird der öffentliche Personennahverkehr mit Regionalbuslinien abgewickelt, die in das Tarifsystem des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) eingebunden sind.
Die Freiwillige Feuerwehr Schillingsfürst wurde am 1. Oktober 1873 vom damaligen königlichen Notar Albrecht Höfer und weiteren 43 Bürgern gegründet. Im Jahr 1939 wurde die Feuerwehr Landessieger beim ersten Leistungskampf der Freiwilligen Feuerwehren Bayerns.
Bildung
An Bildungseinrichtungen sind eine Grund- und Mittelschule sowie die Edith-Stein-Realschule der Erzdiözese Bamberg vorhanden. Die nächsten Gymnasien befinden sich heute in Rothenburg ob der Tauber und in Feuchtwangen.
In der Stadt befindet sich außerdem eine Stadtbibliothek mit über 5000 Medien.
Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1819–1901), bayerischer Ministerpräsident, von 1894 bis 1900 deutscher Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident
↑Edith Nierhaus-Knaus: Geheimsprache in Franken – Das Schillingsfürster Jenisch. Verlag J. P. Peter, Rothenburg ob der Tauber 1973.
↑Siegmund A. Wolf: Rezension zu Edith Nierhaus-Knaus, in: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 44,2 (1977)', S. 177–179.
↑Michael Puchta: Mediatisierung »mit Haut und Haar, Leib und Leben«: Die Unterwerfung der Reichsritter durch Ansbach-Bayreuth (1792–1798), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012. ISBN 978-3-525-36078-1
↑Claus Grimm ‘‘Reichsstädte in Franken‘‘ Band 15,1, Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur, Herausgeber: Bayerische Staatskanzlei 1987; Peter Fleischmann V. Das Ende des fränkischen Kreises, S. 121–123.
↑Rudolf Endes: Zur Geschichte des fränkischen Reichskreises. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 29, 1969, S. 168–183.
↑Bayerische Deklaration vom 19. März 1807 über die künftigen Verhältnisse der der königlichen Souveränität unterworfenen Fürsten, Grafen und Herrn zu den verschiedenen Zweigen der Staatsgewalt.