Die Gemeinde Prötzel besteht aus den Ortsteilen Harnekop, Prädikow, Prötzel und Sternebeck sowie den bewohnten Gemeindeteilen Biesow, Blumenthal, Harnekop, Prädikow, Prötzel, Stadtstelle und Sternebeck.
Der Name des Ortes dürfte vom wendischen Preczel = Grenze herrühren. Erstmals erwähnt wird er im Landbuch von 1375, damals als im Besitz einer Familie Zachow.[3] Im Mittelalter gehörte ein Gut auf der Feldmark Prötzels zum Besitz des Zisterzienserinnen-Klosters Friedland. Von 1586 bis 1623 war Prötzel im Besitz derer von Pfuel.[4] Eine weitere konstante Phase des Besitztum auf Prötzel bezeugt die pommersche Familie von Kameke. Ihre Vertreter[5] wurden der Schloßhauptmann Friedrich Paul Graf Kameke (* 1711; † 1769), dann Kammergerichtsrat Graf Wilhelm Friedrich Kameke (* 1740; † 1771). Sein Bruder Graf Johann Friedrich Hermann Friedrich Alexander von Kameke (* 1743; † 1806), Oberfinanzrat, veräußerte Prötzel an die Grafen von Schlieben. Die letzten Gutsbesitzer-Generationen stellte dann die ursächlich aus Hessen stammende Fabrikantenfamilie Eckardstein, nobilitiert in den preußischen Freiherrenstand am 11. Oktober 1799. Über Arnold Freiherr von Eckardstein (1782–1856) bildete sich dann eine eigenständige Familienlinie Prötzel heraus.[6]
Die Gemeinde Sternebeck/Harnekop, die am 1. Januar 1967 durch Zusammenschluss aus den gleichnamigen Vorgängergemeinden entstanden war,[7] wurde am 31. Dezember 1997 eingemeindet.[8]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1875
1 012
1890
0 989
1910
0 982
1925
0 967
1933
0 803
1939
0 822
Jahr
Einwohner
1946
1 029
1950
1 189
1964
1 053
1971
1 024
1981
0 895
1985
0 852
Jahr
Einwohner
1990
0 812
1995
0 835
2000
1 259
2005
1 205
2010
1 148
2015
0 998
Jahr
Einwohner
2016
1 012
2017
1 002
2018
1 003
2019
0 992
2020
1 050
2021
1 060
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[9][10][11] ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Prötzel besteht aus zehn Gemeindevertretern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[12]
Koß wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 bei einem Gegenkandidatenmit 53,5 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren erneut zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin gewählt.[15]
Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Baudenkmale in Prötzel stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale. Einige der Baudenkmale werden von der 2012 eröffneten Oberbarnimer Feldsteinroute berührt und auf Informationstafeln erläutert.
Bauwerke
Jeder Ortsteil verfügt über eine sehenswerte Dorfkirche. Die Kirchen in Harnekop und Prädikow stammen aus dem Mittelalter, während Prötzel eine barocke Dorfkirche hat. Die Kirche in Sternebeck wurde um 1710 erbaut.
Die Gruft der Schlosskirche von Prötzel wurde 1712 als westlicher Anbau des Kirchenschiffes errichtet. Anfänglich von der Familie von Kameke genutzt, diente das Gruftgewölbe ab 1801 der Familie von Eckardstein als Begräbnisstätte. Im Jahr 1864 wurde der direkte Eingang vom Kirchenschiff zum Gruftraum zugemauert und eine Außentür eingebaut. Auch diese ist nach 1945 vermauert worden. Das Gruftinnere ist seitdem nur durch ein kleines, vergittertes Fenster zu erreichen. Das Gitter wurde in den 1990er Jahren aufgebrochen, die Särge wurden zerschlagen und deren Inhalte durchwühlt. Im Januar 2008 wurde die Gruft von Spezialisten untersucht. Die acht Dachtruhensärge des 19. Jahrhunderts wurden individuell für die Verstorbenen angefertigt und bestehen aus einem repräsentativ gestalteten Außensarg aus Holz und einem Innensarg aus Metall, zumeist Zink. Für einen Innensarg wurde Kupfer verwendet, was sehr selten ist. Ein Sarg hat eiserne Füße in Form eines Löwenkopfes, die grün bemalt sind. Ein anderer Sarg ist mit schwarzem Trauerflor geschmückt und die Handhaben sind jeweils mit einem kleinen Putto verziert. Die Särge sind mit groben Hobelspänen gefüllt. Reste von Gewebe der Kleidung und Sargausstattung sind vereinzelt erhalten, ebenso Reste anders gefüllter Kissen (zum Beispiel feine streichholzartige Hobelspäne). Die menschlichen Überreste liegen überwiegend als skelettierte Einzelknochen vor. In einem Fall ist der Körper teilmumifiziert, und ein Leichnam ist gut und vollständig mumifiziert. Zur Abschätzung der gesundheitlichen Gefährdung durch Bioaerosole bei archäologischen Arbeiten im Gruftinnern wurden Luftkeimmessungen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Arbeit belegen eine stark erhöhte Konzentration mit Schimmelpilzsporen, besonders Penicillium-Sporen.[16]
In Prötzel steht mit Schloss Prötzel ein zweigeschossiger Barockbau mit angegliedertem Park.
Ein Bauwerk aus der Neuzeit ist der große, zwischen 1971 und 1975 errichtete unterirdische Bunker Harnekop.
Schloss Prötzel
Feuerwehr
Dorfzentrum
Hotel
Dorfkirche Prädikow
Geschichtsdenkmale
Nahe dem Gamensee im Gamengrund befindet sich ein im Jahr 1974 errichteter Gedenkstein, der an vier Mitglieder der kommunistischen Widerstandsgruppe um Robert Uhrig erinnert, die sich hier trafen und nach Verrat 1944 ermordet wurden.
Gottlieb von Haeseler (1836–1919), Generalfeldmarschall, lebte und starb auf Schloss Harnekop
Cesare Orsenigo (1873–1946), 1930–1945 päpstlicher Nuntius in Deutschland, lebte ab August 1943 in Prötzel
Literatur
Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil VI – Barnim. Bearbeitet von Lieselott Enders unter Mitarbeit von Margot Beck. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam). Begründet von Friedrich Beck. Band16. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-83-9, S.425ff.
Vinzenz Czech, Nicola Riedel-Bröcker: Prötzel. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz (Hrsg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 470–474; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.
↑Prötzel. Service Brandenburg, abgerufen am 11. November 2024.
↑Geschichte des Kreises Oberbarnim (etc.), Berlin, 1858, S. 51
↑Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie. Rauh, 1856, S.196–197 (google.com).
↑von Kameke-Cratzig: Beiträge zur Geschichte der Familie von Kameke. In: Familien-Chronik. Blatt II. Cordeshagen (Nizene), Vgl. Blatt III. Cordeshagen Stammtafel. Gedruckt bei C. G. Hendeß, Cöslin 1892, S.52–167 (uni-duesseldorf.de).
↑Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / B (Briefadel/nach 1400 nobilitiert) 1954. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände und in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014, Vorgänger des GGH. BandI, Nr.7. C. A. Starke, 1954, ISSN0435-2408, DNB451802586, S.62–63.
↑Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
↑Bettina Jungklaus, Beate Stahlschmidt: Vorsicht Pilzsporen! Mikrobiologische Untersuchungen in der Gruft der Schlosskirche von Prötzel, Lkr. Märkisch-Oderland. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg. 2008, S.147–149.
↑Deutscher Wetterdienst (Hrsg.): Messinstrumente der Meteorologie – Wetterradar in Deutschland. 5. Auflage. April 2022, S.4 (dwd.de [PDF; 5,8MB; abgerufen am 31. Mai 2024]).
Städte und Gemeinden im Landkreis Märkisch-Oderland