Schloss Prötzel wurde von 1712 bis 1717 nach Plänen Andreas Schlüters für Paul Anton von Kameke im Barockstil erbaut. 1770 entstand unter seinen Söhnen Graf Wilhelm Friedrich oder Graf Friedrich Alexander von Kameke[1] ein Landschaftspark im englischen Stil. 1800 gelangte Prötzel in den Besitz der Freiherren von Eckardstein. Friedrich August Stüler baute das Schloss 1859 um, wobei auch der Garten verändert wurde. Die ursprünglich aus Hessen stammende Familie von Fabrikanten wurde Oktober 1799 in den preußischen Freiherrenstand erhoben und erwarb im Land Lebus viel Grundbesitz. Über Arnold Freiherr von Eckardstein (1782–1856) bildete sich dann eine eigenständige Familienlinie Prötzel heraus. Über Ernst von Eckardstein kam das Gut an Arnold von Eckardstein. Er war wie seine Vorfahren[2] Ritter des Johanniterordens. 1923 gehörten zum umfangreichen Prötzeler Besitz mehrere Rittergüter, Biesow, Prädikow, Ernsthof, Klosterdorf und Ländereien in Ruhlsdorf, zusammen rund 8000 ha.[3] 1924 fand der letzte große Umbau im Stil der Zeit statt.
Das Schloss war von August 1943 bis Anfang 1945 Wohnsitz des NuntiusCesare Orsenigo. Nach der Vertreibung derer von Eckardstein 1945 verfiel das Schloss.
Seit 1990 nutzte der Kunstverein Prötzel das Gebäude für seine jährlichen Ausstellungen. Bemühungen, das stark sanierungsbedürftige Gebäude zu restaurieren und dauerhaft einer neuen Nutzung zuzuführen, schlugen lange Zeit fehl. Im August 2007 wurde das Schloss von dem in Hamburg lebenden armenischen Architekten und Bauunternehmer Aram Ekavyan erworben, der zusammen mit seinem Bruder Vagram Ekavyan eine Sanierung des Schlosses und eine anschließende Nutzung als Luxushotel plant.[4] Seit 2011 ist das Schloss Ausrichtungsort des Internationalen Komitas-Festivals, benannt nach dem armenischen Komponisten und Musikwissenschaftler Komitas Vardapet (1869–1935), unter der künstlerischen Leitung von Thomas Buchholz.
Literatur
Vincenz Czech, Nicola Riedel-Bröcker: Prötzel. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Band 2: Katalog. Nicolai Verlagsbuchhandlung, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 470–474.
Dirk Schumann: Prötzel, Andreas Schlüter und die Schloßanlage. In: Brandenburgische Denkmalpflege, Jg. 7, 1998, Heft 2, S. 75–81.
Nicola Riedel: Prötzel. In: S. Badstübner-Gröger (Hrsg.): Schriftenreihe des Freundeskreises Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e. V. Berlin 1997.
Nicola Riedel: Das Herrenhaus in Prötzel – ein Beispiel außergewöhnlicher Barockarchitektur. In: Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.): Studien zur barocken Baukultur in Berlin-Brandenburg, Potsdam 1996, S. 57–71.
↑von Kameke-Cratzig: Beiträge zur Geschichte der Familie von Kameke. In: Familien-Chronik. Blatt II. Cordeshagen (Nizene), Vgl. Blatt III. Cordeshagen Stammtafel. Gedruckt bei C. G. Hendeß, Cöslin 1892, S.52–167 (uni-duesseldorf.de).
↑Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser / B (Briefadel/nach 1400 nobilitiert) 1954. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände und in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014, Vorgänger des GGH. BandI, Nr.7. C. A. Starke, 1954, ISSN0435-2408, DNB451802586, S.62–63.
↑Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. VII. Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1923. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz von 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Provinzialbehörden und des Brandenburgischen Landbundes nach amtlichen Quellen und auf Grund unmittelbarer Angaben bearbeitet (Hrsg.): Land-und Forstwirtschaft Standardwerk. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S.35 (martin-opitz-bibliothek.de).