Pfaffen-Beerfurth liegt in der zum Vorderen Odenwald zählenden Gersprenzniederung nordöstlich des Hauptortes Reichelsheim. Die weitgehend landwirtschaftlich genutzte Gemarkung von Pfaffen-Beerfurth liegt westlich und links der Gersprenz, genau gegenüber von Kirch-Beerfurth auf der Ostseite des Tals. Beide Orte sind entlang der Brückenstraße zusammengewachsen. Westlich von Pfaffen-Beerfurth liegt im Zentrum der Gemarkung als höchste Erhebung der mit einigen Hektar Wald bestandene und 277 Meter hohe Hasenbuckel. In dem Tal zwischen dem Hasenbuckel und dem südlich benachbarten Schloss Reichenberg entspringt am Ratzenbrunnen der Bach an dem Seegrund und mündet im Ortskern von Pfaffen-Beerfurth in die Gersprenz.
Die nächstgelegenen Ortschaften sind im Südwesten die Kerngemeinde Reichelsheim, im Westen Eberbach, im Nordwesten Michelbach, im Norden Fränkisch-Crumbach und Gersprenz, im Südosten Kirch-Beerfurth, im Süden Bockenrod und Frohnhofen.
Geschichte
Ortsgeschichte
Der früheste erhalten gebliebene urkundliche Nachweis belegt das Bestehen des Ortes Berenforte seit dem Jahr 1324 und Bernffurt hiedisseyte der Bach seit 1443. Der Name Pfaffen-Beerfurth ist seit 1650 belegt. Die Herrschaftsverhältnisse der beiden Ortsteile links und rechts der Gersprenz entwickelten sich schon früh auseinander. Die Teilung wurde endgültig, als das Dorf am Westufer im Jahr 1478 an das Stift vom Heiligen Geist Heidelberg verkauft wurde, während der Osten unter der Herrschaft von Erbach-Erbach und Löwenstein-Wertheim blieb.[2]
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessenfusionierten zum 1. Dezember 1970 die Gemeinden Kirch-Beerfurth und Pfaffen-Beerfurth freiwillig zur neuen Gemeinde Beerfurth.[3] Damals hatte der Teilort 606 Einwohner. Seit der durch Gesetz erfolgten Eingliederung der neu geschaffenen Gemeinde nach Reichelsheim am 1. August 1972 bilden Pfaffen-Beerfurth und Kirch-Beerfurth gemeinsam den Ortsbezirk Beerfurth mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Pfaffen-Beerfurth angehört(e):[1][5][6]
ab 1970: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach, Gemeinde Beerfurth[Anm. 8]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis, Gemeinde Reichelsheim[Anm. 9]
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Pfaffen-Beerfurth: Einwohnerzahlen von 1829 bis 1970
Jahr
Einwohner
1829
528
1834
567
1840
593
1846
588
1852
625
1858
585
1864
535
1871
585
1875
557
1885
543
1895
538
1905
484
1910
503
1925
453
1939
445
1946
624
1950
528
1956
552
1961
603
1967
599
1970
606
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]
Historische Religionszugehörigkeit
Im Jahr 1961 waren 517 der Einwohner evangelisch (= 85,74 %) und 84 katholisch (= 13,93 %).[1]
Wappen
Blasonierung: „Im blauen Schild eine silberne Taube, darunter einen silbernen sechsstrahligen Stern.“[8]
Das Wappen wurde der damaligen Gemeinde Pfaffen-Beerfurth im Kreis Erbach am 7. Januar 1928 durch den Hessischen Innenminister genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Darmstädter Heraldiker Georg Massoth.
Der Stern stammt aus dem Wappen der Grafen von Erbach. Die Taube symbolisiert den Heiligen Geist, als verweis auf die lange Ortsherrschaft des Stiftes vom Heiligen Geist in Heidelberg.[9]
Verkehr
Pfaffen-Beerfurth liegt abseits des überörtlichen Straßennetzes und ist an dieses nur mit der Brückenstraße angeschlossen. Diese führt über die Gersprenz nach Kirch-Beerfurth. Hier besteht auf der Bundesstraße 47/Bundesstraße 38 Anschluss an die Kerngemeinde Reichelsheim. Auch Verbindung mit Bensheim an der Bergstraße im Westen ist gegeben und im Osten über Ober-Gersprenz mit Michelstadt und Erbach. Nach Norden führt die B 38 in Richtung Dieburg und Darmstadt, nach Süden durch die Weschnitzsenke nach Weinheim und Heidelberg.
Persönlichkeiten
Philipp Ripper (1850–1907), Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen, geboren in Pfaffen-Beerfurth
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑Zusammenschluss der Gemeinden Kirch-Beerfurth und Pfaffen-Beerfurth im Landkreis Erbach zu der neuen Gemeinde „Beerfurth“ vom 16. November 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.48, S.2253, Punkt 2250 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,6MB]).
↑Hauptsatzung § 6. (PDF; 281 kB) Gemeinde Reichelsheim, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2022; abgerufen im Oktober 2020.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).