Niğde ist eine kleine, ländliche Provinz der Türkei in Zentralanatolien am südlichen Rand von Kappadokien. Ihre Hauptstadt ist das gleichnamige Niğde. Vom Zentrum der Landeshauptstadt Ankara bis zu Provinzhauptstadt Niğde sind es etwa 270 Kilometer Luftlinie in südöstlicher Richtung, die kürzeste Straßenverbindung beträgt nach Ankara-Yenimahalle 343 Kilometer.[3]
Die Bevölkerungsdichte beträgt 50 Einwohner pro Quadratkilometer. Das Kfz-Kennzeichen trägt die Nummer 51.
Niğde ist von drei Seiten vom Taurusgebirge mit dem Hasan Dağı (Berg Hasan) und dem Fluss Melendiz Çayı umgeben. Im Westen liegt die Ebene von Emen (Stadt im Kreis Beyşehir in der Provinz Konya), die sich in die weite Ebene von Konya öffnet. Fruchtbare vulkanische Böden sind Grundlage einer ertragreichen Landwirtschaft. Es werden vor allem Äpfel und Kartoffeln angebaut.
Auf Grund der Höhenlage und der Berge hat die Provinz ein trockenes und kaltes Klima mit Schnee und kalten Nordwinden im Winter, praktisch ohne Niederschläge im Sommer.
Statistisch wird Niğde mit sieben weiteren Provinzen zur zentralanatolischen Region (TR7, Orta Anadolu Bölgesi) gerechnet. Sie belegt dort beim Ranking immer den 5. Platz: 7,99 Prozent der Regionsfläche, 8,86 Prozent der Bevölkerung (Stand: Ende 2020) sowie bei der Bevölkerungsdichte (50,0 ÷ 45,1 Einwohner je Quadratkilometer). Niğde grenzt an die Provinzen Kayseri im Osten, Adana im Südosten, Mersin im Süden, Konya im Westen, Aksaray im Nordwesten und Nevşehir im Norden.
Verwaltungsgliederung
Die Provinz ist in sechs Landkreise (İlçe) gegliedert:
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.
Gemeinden
Von den 29 Belediyes der Provinz sind sechs Kreisstädte (İlçe Merkez). Nachfolgende Tabelle listet jene 23 Gemeinden, die kein Kreissitz sind (vgl. Tabelle „Verwaltungsgliederung“, Spalte Merkez):
Belediye
Landkreis
Einwohnerzahl 2020
Yeşilgölcük
Merkez
5.476
Kiledere
Merkez
5.410
Kemerhisar
Bor
5.156
Edikli
Merkez
4.910
Bozköy
Çiftlik
4.225
Divarlı
Çiftlik
4.176
Azatlı
Çiftlik
3.778
Sazlıca
Merkez
3.663
Karaatlı
Merkez
3.286
Alay
Merkez
3.238
Konaklı
Merkez
3.112
Karakapı
Altunhisar000
2.688
Belediye
Landkreis
Einwohnerzahl 2018
Gümüşler
Merkez
2.663
Orhanlı
Merkez
2.629
Dündarlı
Merkez
2.509
Çukurkuyu
Bor
2.341
Bahçeli
Bor
2.260
Bağlama
Merkez
2.213
Aktaş
Merkez
2.154
Yıldıztepe
Merkez
2.054
Keçikalesi
Altunhisar000
2.015
Hacıabdullah
Merkez
1.953
Değirmenli
Merkez
1.796
Im Jahr 2013 verloren 23 von ursprünglich 52 Belediye ihren Status und wurden wieder zum Dorf heruntergestuft. Einzelheiten siehe bei den jeweiligen Kreisen. Den größten Einwohnerverlust seit 2018 verzeichneten Keçikalesi (1.254 Einwohner oder −62,2 Prozent) und Karakapı (1.278 Einwohner oder −57,5 Prozent) im Kreis Altunhisar. Hingegen konnte sich die Belediye Gümüşler in den letzten zwei Jahren um 515 Einwohner (+19,34 Prozent) vergrößern.
Dörfer
In der Provinz gibt es 191 Dörfer, die meisten im Kreis Ulukışla (38), die wenigsten im Kreis Altunhisar (6). Jedes Dorf wird von durchschnittlich 525 Menschen bewohnt, im Kreis beträgt dieser Durchschnitt 1.115, im Kreis Bor nur 407 Einwohner. Das kleinste Dorf liegt im Kreis Ulukışla (Tabaklı, 13 Einwohner), das größte im zentralen Landkreis. 50 Dörfer haben mehr Einwohner als der Provinzdurchschnitt, 18 Dörfer haben mehr als 1000 Einwohner sowie 12 unter 100 Einwohner.
Die größten Dörfer sind:
Köy
Landkreis
Einwohnerzahl 2020
Ağcaşar
Merkez
2.526
Kömürcü
Merkez
2.425
Kula
Çiftlik
2.307
Çardak
Çiftlik
1.752
Kılan
Ulukışla
1.559
Yakacık
Altunhisar000
1535
Darboğaz
Ulukışla
1.532
Şeyhler
Çiftlik
1.407
Burç
Çamardı
1.222
Dorf
Landkreis
Einwohnerzahl 2020
Çayırlı
Merkez
1.212
Kitreli
Çiftlik
1.171
Ovalıbağ
Çiftlik000
1.133
Obruk
Bor
1.129
Kızılca
Bor
1.121
Bademdere
Çamardı
1.103
Çavdarlı
Merkez
1.083
Kayırlı
Merkez
1.036
Gösterli
Merkez
1.026
Zuletzt waren die Dörfer in Bucaks zusammengefasst, in der Provinz Niğde waren dies neun: jeweils nur der zentrale Bucak rund um die Kreisstadt für die Kreise Altunhisar, Çamardı und Çiftlik sowie jeweils zwei für die anderen drei Kreise. Die Bucaks wurden im Jahr 2017 aufgelöst.
Bevölkerung
Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung
Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio, das heißt Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 337.456 Einwohner, das sind über 10.000 Einwohner weniger als zum Zensus 2000.
Jahr
Bevölkerung am Jahresende
Wachstums- rate der Be- völkerung (in %)
Geschlechter verhältnis (Frauen auf 1000 Männer)
Rang (unter den 81 Provinzen)
gesamt
männlich
weiblich
2020
362.071
181.692
180.379
−0,22
993
53
2019
362.861
182.177
180.684
−0,51
992
53
2018
364.707
183.109
181.598
3,40
992
53
2017
352.727
176.194
176.533
0,36
1002
54
2016
351.468
175.571
175.897
1,55
1002
54
2015
346.114
172.643
173.471
0,64
1005
54
2014
343.898
171.934
171.964
0,07
1000
53
2013
343.658
171.750
171.908
1,00
1001
53
2012
340.270
170.075
170.195
0,80
1001
54
2011
337.553
168.125
169.428
−0,11
1008
54
2010
337.931
167.551
170.380
−0,59
1017
53
2009
339.921
169.704
170.217
0,44
1003
51
2008
338.447
169.377
169.070
2,04
998
51
2007
331.677
164.745
166.932
−
1013
53
2000
348.081
172.367
175.714
1019
55
Volkszählungsergebnisse
Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Niğde wieder. Die Werte der linken Tabelle sind E-Books der Originaldokumente entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[7]
Jahr
Bevölkerung
Rang
Provinz
Türkei
1927
166.056
13.648.270
39
1935
247.376
16.158.018
32
1940
275.443
17.820.950
30
1945
296.584
18.790.174
26
1950
331.470
20.947.188
26
1955
284.563
24.064.763
39
1960
322.917
27.754.820
39
Jahr
Bevölkerung
Rang
Provinz
Türkei
1965
362.444
31.391.421
38
1970
408.441
35.605.176
37
1975
463.121
40.347.719
37
1980
512.071
44.736.957
34
1985
560.386
50.664.458
34
1990
305.861
56.473.035
56
2000
348.081
67.803.927
55
Anzahl der Provinzen bezogen auf die Zensusjahre:
1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
1935: 57 Provinzen
1955: 67 Provinzen
1960 bis 1985: 73 Provinzen
1990: 73 Provinzen
2000: 81 Provinzen
Geschichte
Das Gebiet wird seit der Jungsteinzeit 8000–5500 v. Chr. bewohnt, wie Ausgrabungen von Grabhügeln im Bezirk Bor und Zinnminen im Bezirk Çamardı-Keste beweisen. Später siedelten dort die Hethiter für etwa 1000 Jahre bis 800 v. Chr.
Die römische Herrschaft beziehungsweise das Byzantinische Reich dauerte bis zur Eroberung durch die Seldschuken 1166. Bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts war Niğde eine der größten Städte in Anatolien, eine beeindruckende Zahl von Moscheen und Gräbern stammen aus dieser Zeit. Das Gebiet gehörte seit 1471 zum Osmanischen Reich und ab 1923 zur Türkischen Republik.
Wirtschaft
Niğde profitiert von der üppigen Landwirtschaft (besonders die Äpfel sind berühmt) und seiner Lage zwischen den wohlhabenden Provinzen Konya in Zentralanatolien und Adana am Mittelmeer. Die Touristenattraktionen von Kappadokien und die Flughäfen Kayseri und Nevşehir sind in der Nähe.
Wie Äpfel sind auch Kartoffeln, Kohl, Getreide und Rote Bete wichtige Agrargüter. Es gibt auch Milch- und Fleischwirtschaft sowie Bienenhaltung und immer mehr Fischfarmen.
Verkehr
Nördlich von Niğde beginnt die Autobahn O.21, die dreispurig in südlicher Richtung bis nach Tarsus ans Mittelmeer führt. Die Strecke nach Norden bis Ankara ist in Planung beziehungsweise im Bau. Die Europastraße E 90 folgt dieser Autobahn.
Ansonsten wird der Landkreis noch von folgenden Fernstraßen durchzogen. Teilweise ist Niğde der Endpunkt einiger Fernstraßen:
Die Fernstraße D765 führt von Inebolu am Schwarzen Meer führt 512 Kilometer südwärts bis nach Niğde.
Die Fernstraße D750 führt von Zonguldak am Schwarzen Meer südwärts bis nach Tarsus am Mittelmeer.
Ein Teilstück der Fernstraße D330 endet von Bodrum an der Ägäis kommend (ostwärts) in Niğde.
Die Fernstraße D805 endet nach 367 Kilometern aus dem Norden (Zile, Provinz Tokat) kommend in Ulukışla bei Niğde.
Niğde ist Eisenbahnstation an der Strecke, die von Kayseri südwärts bis Ulukışla führt und dort auf die Strecke Karaman–Adana trifft.
Sehenswürdigkeiten
Die Berge Aladağ und Bolkar im Taurusgebirge sind bekannte Wintersportgebiete und beliebte Kletter- und Treckingreviere im Sommer. Der Aladağ hat eine der beliebtesten Kletterrouten, die man von den Dörfern Demirkazık und Çukurbağ in Çamardı erreicht. Der Bolkar hat eine sieben Kilometer lange Skipiste, einen Kratersee und ist bekannt für seine reiche Blütenpracht im Frühjahr.
In Niğde finden sich viele alte Kirchen, Moscheen und in die Felsen gebaute Untergrundstädte unter anderen Eski Gümüş, die antike Stadt Tyana und einige römische Wasserleitungen im Bezirk Bor. In der Hauptstadt steht das Archäologische Museum Niğde. Daneben gibt es warme Mineralquellen. Im Dorf Küçükköy, etwa acht Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, liegt die Kirche von Küçükköy mit teilweise erhaltenen Fresken. Im Süden des Bezirks Altunhisar liegt der Siedlungshügel Kınık Höyük, der von der Bronzezeit bis ins Mittelalter besiedelt war und Reste einer Zitadelle aus späthethitischer Zeit birgt.
Weblinks
Commons: Niğde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien