Die Provinz hat mehrere über 3000 m hohe Berge. Ausgedehnte Hochebenen (51 %) und Gebirge (38 %) nehmen den größten Teil der Fläche ein. Nur 11 % sind Flachland. Die bedeutendsten Flüsse sind Aras, Kars Çayı und der Grenzfluss Achurjan. Wichtige Seen sind Çıldır Gölü und Aygır Gölü. Ein knappes Drittel der Bevölkerung lebt in der Provinzhauptstadt, die zugleich die größte Stadt ist.
Kars gehört ebenso wie 13 andere Provinzen zur Region Ostanatolien (türk. Doğu Anadolu Bölgesi). Hierbei belegt die Provinz 6,85 % der Fläche und 4,70 % der Bevölkerung, was ihr Rang 6 (Fläche) und 8 (Einwohnerzahl) einbringt. In der Dichte rangiert die Provinz im hinteren Teil des Ranking (Platz 11 von 14), das entspricht in etwa dem halben Wert der Region.
Das Klima ist kontinental mit starken saisonalen Temperaturschwankungen. Im Winter sind −40 °C und im Sommer +35 °C möglich. Die Jahresniederschläge betragen etwa 500 mm. Die natürliche Vegetation in Kars ist Steppe.
Verwaltungsgliederung
Zur Provinz Kars gehören folgende acht Landkreise (İlçe):
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.
Wirtschaft
Der größte Teil der Bevölkerung arbeitet in Land- und Forstwirtschaft. Der einst blühende Handel mit der UdSSR ist spätestens mit dem Kalten Krieg zusammengebrochen.
Bevölkerung
Die Bevölkerung besteht mehrheitlich aus Türken, Aserbaidschanern bzw. Karapapaken/Terekeme und Kurden. Kars ist eine sprachlich und ethnisch vielfältige Provinz. Ehemals lebten in Kars viele Armenier und Griechen. Mit ihnen waren auch alle christlichen Konfessionen vertreten.
Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung
Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung am Jahresende nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 306.238 Einwohner, das sind knapp 20.000 Einwohner mehr als zum Zensus 2000.
Jahr
Bevölkerung am Jahresende
Wachstums- rate der Be- völkerung (in %)
Geschlechter verhältnis (Frauen auf 1000 Männer)
Rang (unter den 81 Provinzen)
gesamt
männlich
weiblich
2020
284.923
147.150
137.773
−1,2000
936
61
2019
285.410
146.668
138.742
−0,1700
946
2018
288.878
149.510
139.368
0,4300
932
2017
287.654
149.481
138.173
−0,7400
924
2016
289.786
150.515
139.271
−0,9800
925
61
2015
292.660
152.040
140.620
−1,2800
925
59
2014
296.466
153.676
142.790
−1,4700
929
2013
300.874
155.625
145.249
−1,2900
933
2012
304.821
158.403
146.418
−0,3100
924
2011
305.755
159.179
146.576
1,3200
921
59
2010
301.766
154.817
146.949
−1,5600
949
58
2009
306.536
159.411
147.125
−1,7900
923
2008
312.128
163.678
148.450
−0,0200
907
2007
312.205
161.787
150.418
−
930
58
2000
325.016
169.027
155.989
923
57
Volkszählungsergebnisse
Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Kars wieder. Die Werte der linken Tabelle sind E-Books (der Originaldokumente) entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[6]
Jahr
Bevölkerung
Rang
Provinz
Türkei
1927
204.846
13.648.270
28
1935
305.536
16.158.018
20
1940
356.534
17.820.950
17
1945
381.176
18.790.174
18
1950
410.236
20.947.188
18
1955
487.844
24.064.763
13
1960
543.600
27.754.820
13
Jahr
Bevölkerung
Rang
Provinz
Türkei
1965
606.313
31.391.421
13
1970
660.018
35.605.176
13
1975
707.398
40.347.719
17
1980
700.238
44.736.957
22
1985
722.431
50.664.458
25
1990
662.155
56.473.035
30
2000
325.016
67.803.927
57
Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:
1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
1935: 57 Provinzen
1955: 67 Provinzen
1960 bis 1985: 73 Provinzen
1990: 73 Provinzen
2000: 81 Provinzen
Geschichte
Die Provinz liegt am Schnittpunkt von Kleinasien und dem Kaukasus. Daher wechselte sie oft den Besitzer. Kars gehörte jahrhundertelang zu armenischen Königreichen. Mehrere historische armenische Hauptstädte, liegen auf dem Gebiet der Provinz Kars, wie die heutigen Ruinenstätten Ani und Bagaran sowie die Stadt Kars selbst. Zeitweise war das Gebiet auch in Abhängigkeit zum Byzantinischen Reich, welches Kars 1064 endgültig an die Seldschuken verlor. Damit begann auch die Islamisierung und die Türkisierung der Einwohner.
1124 fiel sie in die Hände der Georgier und 1239 wurde sie von den Mongolen überrannt. Zwischen 1534 und 1878 gehörte Kars zum Osmanischen Reich, wobei die Region in Kriegen 1829 und 1856 zeitweise unter Russischer Kontrolle stand. Nach dem Krieg 1877–1878 gehörte Kars ununterbrochen zu Russland. Um diese Zeit siedelten in Kars neben Türken, Armeniern und Kurden auch viele ethnische Gruppen aus Russland, darunter russische Duchoborzen (eine orthodoxe Sekte, auf Türkisch auch Malakan genannt), Wolgadeutsche (Schwaben), baltische Völker (Esten und Litauer).
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges erfroren und verhungerten aufgrund von Fehlern der Befehlshaber über 90.000 osmanische Soldaten auf den Bergen in Sarıkamış. Durch den mit Deutschland abgeschlossenen Friedensvertrag von Brest-Litowsk übergab Russland im März 1918 Kars an das Osmanische Reich. Bereits im Oktober 1918 musste Kars aufgrund des Waffenstillstands von Moudros zurückgegeben werden. Zeitweise in armenischer Hand, wurde Kars während des Türkisch-Armenischen Kriegs im Oktober 1920 von Kâzım Karabekir Pascha für die Türkei erobert.
Im Zweiten Weltkrieg war Kars ein wichtiger Militärstützpunkt. Bis 1992 gehörten die heute selbstständigen Provinzen Ardahan und Iğdır zu Kars.
Politik
Als sich die zaristischen Truppen wegen der Oktober-Revolution ins Innere Russlands zurückzogen, hatte sich der russische Distrikt Kars für unabhängig erklärt, wie auch die anderen Distrikte z. B. Georgien, Armenien. Er nannte sich Regierung der Republik Südwestkaukasiens (Osmanisch: Cenubi Garbi Kafkas Hükûmet-i Cumhuriyesi). Dieser Staat umfasste die Distrikte um Batumi, Achalziche, Achalkalaki (heute zu Georgien), Gjumri-Sirak (heute zu Armenien), die heutigen türkischen Provinzen Artvin, Ardahan, Igdir und zuletzt Nakhetschewan (heute in Aserbaidschan). Dieser Staat bestand nur neun Monate und wurde nur seitens des Japanischen Kaiserreichs anerkannt. Im Herbst 1919 wurde auf Druck der Armenischen Republik dieser Staat aufgelöst und das gesamte Kabinett nach Malta deportiert.