Nackenheim ist eine zwischen Rebhügeln und dem Rhein gelegene Gemeinde, deren Weinberge vor mehr als 1.200 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurden. Die Inseln Kisselwörth (35 ha) und Sändchen trennen Nackenheim vom Rheinhauptstrom. Zwischen dem bewohnten Gebiet von Nackenheim und diesen beiden Inseln befindet sich der NebenarmMühlarm. Die beiden Binneninseln stehen unter Naturschutz und gehören zum FFH-Gebiet Rheinauen. Früher wurde das Gebiet landwirtschaftlich genutzt, heute befinden sich dort Streuobstwiesen. Im Zuge der Rheinbegradigung vergrößerte man die Inseln Kisselwörth und Sändchen durch Uferaufschüttungen und Stromleitwerke[3].
Nachbargemeinden
Nackenheim grenzt an die Gemeinden Bodenheim, Nierstein und Lörzweiler in Rheinland-Pfalz sowie Trebur in Hessen auf der anderen Rheinseite.
Geschichte
Chronik
Zeittafel
2200 v. Chr.
Jungsteinzeitliches Dorf der Rössener Kultur in der Fruchtgewann der Nackenheimer Gemarkung
1200 v. Chr.
Urnenfelderfriedhof auf dem Oppenheimer Berg bezeugt bronzezeitliche Besiedlung der Gemarkung
Römische Gutshöfe (villae rusticae) in den Fluren des Rudelheck und Thierhäupter
580 n. Chr.
Fränkische Grabfunde aus diesen Jahren An der Heidenpforte bestätigen die Gründung des Dorfes im unteren Tal des Eichelbaches
630 n. Chr.
Das fränkische Dorf scheidet durch königliche Schenkung aus dem Reichsgut und gelangt in den Besitz des Bistums Köln
Anfang 8. Jahrh.
Der Kölner Erzbischof schenkt dem neu entstandenen St. Gereons-Stift seinen Nackenheimer Besitz
772 n. Chr.
Erste urkundliche Erwähnung zwischen Oktober 771 und Oktober 772 mit einer Schenkung von Teudald und seiner Gemahlin Runtrud über vier Weinberge in Nackenheim an das Kloster Lorsch, (Urkunde 1448).
Nackenheim wird dem Mainzer Kurfürsten unterstellt
1714
In einem Vertrag zwischen Kurmainz und Kurpfalz wird der Verlauf der Mainzer Staatsgrenze südlich von Nackenheim festgelegt. In Nackenheim gibt es eine Zollstation. (Das Zollhaus auf dem Prof. Pierplatz stand bis 1938)
1792/1793
Die Bevölkerung leistet in der Nackenheimer Revolution den französischen Bürgereid
1816
Nackenheim kommt an das Großherzogtum Hessen. Die zwölf rechtsrheinischen Auen gehen verloren
Der Name Nackenheim
Die Herkunft des Namens Nackenheim ist ungeklärt. Einer Theorie zufolge soll der Name von einem Häuptling mit dem Namen Nacho abgeleitet worden sein, also „Heim des Nacho“ bedeuten. Eine andere Hypothese besagt, dass der Name von der Lage Nackenheims im „Nacken des Berges“ abzuleiten ist. Beide Theorien sind bislang unbestätigt.
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Nackenheim; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[1][2]
Ortsbürgermeister von Nackenheim ist René Adler (FWG). Bei der Stichwahl am 16. Juni 2019 konnte er sich mit einem Stimmenanteil von 56,0 % gegen die bisherige Amtsinhaberin Margit Grub (CDU) durchsetzen.[7] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 wurde er ohne Gegenkandidat mit einem Stimmenanteil von 90,2 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[8]
Folgende Personen waren ab 1948[9] Ortsbürgermeister:
Blasonierung: „Von Schwarz und Rot durch silberne Leiste geteilt, oben ein silberner Reichsapfel mit silbernem Kreuz, unten ein sechsspeichiges silbernes Rad.“
In einem Gutachten vom 25. Mai 1984 führt Oberarchivrat Karl-Heinz Debus vom Landesarchiv Speyer unter anderem folgendes aus:
„Über dem Rathauseingang von Nackenheim befindet sich ein Wappenstein, der von dem vorliegenden Wappen in folgenden Einzelheiten abweicht: Statt des Kreuzes ziert ein Haken mit spitzem Winkel den Reichsapfel und das Rad ist achtspeichig. … Der Schlussstein über dem Rathauseingang bringt, sicherlich in unbewußter Umwandlung, das stets sechsspeichige Mainzer Rad, denn nur um dieses kann es sich handeln, mit acht Speichen. Zum anderen war die Deutung des Reichsapfels unklar. Demandt-Renkhoff (Hessisches Ortswappenbuch, 1956, S. 124 f) legen dar, dass das Mainzer Rad ursprünglich Siegeldarstellungen mit der Steinigung des heiligen Stephanus – Hinweis auf das Mainzer Stephansstift als Patronatsherren der Nackenheimer Gereonskirche – verdrängte. Ebenso erfuhr das der Steinigung Stephans beigefügte Ortszeichen, das zunächst mehr einem Sester glich, immer mehr eine Umwandlung zu einem Reichsapfel hin, weshalb diese Form im nunmehrigen Ortswappen verwandt wird. Die von Demandt-Renkhoff vorgeschlagenen, nunmehr auch verbreiteten Farben Schwarz und Rot, wurden beibehalten, allerdings aus heraldischen Gründen und in Anlehnung an den schon mehrfach genannten Schlussstein mit einer Leiste versehen, deren silberne Farbe in Verbindung mit dem Rot der unteren Schildhälfte auf das Erzstift Mainz verweist.
Das Wappen ist historisch wohl begründet und heraldisch einwandfrei; seine Genehmigung wird empfohlen.“
Gemeindepartnerschaft
Französische Partnergemeinde ist Pommard, Département Côte-d’Or, Region Bourgogne-Franche-Comté; sie ist regelmäßig mit einem Weinstand auf dem jährlichen Weinfest vertreten.
Die katholische Pfarrkirche St. Gereon prägt das Ortsbild; sie wurde von 1716 bis 1731 erbaut und 1901 nach Westen erweitert. Der Glockenturm stammt von 1911. Im Innern sind der Hochaltar aus dem Mainzer Dom von 1697, die von Nikolaus Binterim geschnitzten Figuren von 1770, das Orgelgehäuse von 1739 und die einzigen Seccowandmalereien aus dem 18. Jh. im Bistum Mainz erwähnenswert.
Weitere Bauwerke
Der Zehnthof des Mainzer St. Stephansstifts wurde um 1710 erbaut. Der stattliche barocke Krüppelwalmdachbau in der Langgasse 3 wurde teilweise mit Fachwerk errichtet und ist straßenbildprägend.
Direkt daneben befindet sich der Hof des Mainzer Reichklaraklosters, ein barockes Fachwerkhaus, das ebenfalls aus dem frühen 18. Jahrhundert stammt.
Die Bergkapelle wurde um 1616 südlich des Ortes als Wegekapelle inmitten der Weinberge erbaut, aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts komplett neugestaltet.
Regelmäßige Veranstaltungen
Fastnachtssitzungen des Carneval-Verein Entenbrüder und der Katholischen Jugend Nackenheim. Am Fastnachtsdienstag Umzug durch die Ortsstraßen
Prozession mit Johannisfeuer am Rhein zu Ehren von Johannes Nepomuk
Nackenheim liegt an der Bahnstrecke Mainz–Mannheim. Am Bahnhof Nackenheim halten halbstündlich, in Schwachverkehrszeiten stündlich, S-Bahnen der Linie S 6 der S-Bahn RheinNeckar; sie fahren die Richtung Süden nach Worms und Mannheim und Richtung Norden nach Mainz. Vereinzelt befahren Regionalbusse der Linie 662 Nackenheim und verbinden die Gemeinde mit Harxheim, Mommenheim und Undenheim.[15]
Ein Landesteg am Rheinufer ermöglicht das Anlanden von Passagierschiffen jeder Größe.
Radwege verbinden Nackenheim mit Bodenheim, Mainz, Nierstein und Lörzweiler. Der internationale Rheinradweg (Andermatt – Rotterdam) führt durch den Ort.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Carl Zuckmayer (1896–1977), Schriftsteller. In seinem Stück Der fröhliche Weinberg hat er seiner Heimat ein bleibendes Denkmal gesetzt. Eine Büste am Eingang der Ortsverwaltung erinnert noch heute an ihn.
Eduard Zuckmayer (1890–1972), Musikpädagoge, Komponist und Pianist
Christine Darmstadt war eine sehr bekannte Hebamme zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs und bis in die 1950er Jahre hinein. Ihr Haus steht am Fuße der Christine-Darmstadt-Straße, welche zum Neubaugebiet „Am Sprunk“ führt. Sie wurde in den 1960er Jahren zur Nackenheimer Ehrenbürgerin ernannt.
Hanna-Renate Laurien (1928–2010), deutsche Politikerin (CDU), ehemalige Kultusministerin des Landes Rheinland-Pfalz sowie ehemalige Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, lebte in den 1970er Jahren in Nackenheim.
Marianne Grosse (* 1962), deutsche Politikerin (SPD), Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur der Landeshauptstadt Mainz, lebt in Nackenheim.