Rheinhessen wird im Norden und Osten vom Rhein begrenzt. Nach Süden zur Pfalz verläuft die Grenze von der Mündung der Isenach in den Rhein zunächst in westlicher, dann nordwestlicher Richtung. Die Westgrenze bilden ungefähr die Gewässer Nahe und Alsenz.
Neben dem Rhein sind die drei bedeutendsten rheinhessischen Gewässer die Selz, der Wiesbach und der Appelbach. Kleinere Gewässer sind beispielsweise der Seebach, die Pfrimm, der Eichelsbach oder der Mühlbach. Im Südosten von Rheinhessen liegen noch die Mündungsgebiete der in der Pfalz entspringenden Rheinzuflüsse Eisbach, Eckbach und Isenach.
Inseln
Die Inseln Kisselwörth (35 Hektar) und Sändchen trennen Nackenheim vom Rheinhauptstrom. Die beiden Binneninseln sind Naturschutzgebiete. Früher wurde das Gebiet landwirtschaftlich genutzt, heute befinden sich dort Streuobstwiesen. Im Zuge der Rheinbegradigung vergrößerte man die Inseln Kisselwörth und Sändchen durch Uferaufschüttungen und Stromleitwerke. Stündlich setzt ein Boot des DLRG-Vereins die Besucher kostenlos über.
Am Inselrhein zählen unter anderem Ilmenaue, Fulder Aue und Königsklinger Aue zu Rheinhessen.
Historisch zählten zur Provinz Rheinhessen auch die heute zu Hessen gehörenden Inseln Petersaue bei Mainz, Maaraue an der Mainmündung, Bleiaue bei Gustavsburg, Nonnenau/Langenau bei Ginsheim und die künstlich durch den Rheindurchstich entstandene Insel Kühkopf. Ebenfalls zu Rheinhessen gehören zahlreiche ehemalige Auen, die nach der Rheinbegradigung dauerhaft mit den Ufern verbunden wurden, wie die Haderaue bei Budenheim, die Ingelheimer Aue bei Mainz und der Ibersheimer Wörth bei Worms.
Erhebungen
Rheinhessen wird auch als Land der tausend Hügel bezeichnet. Es wird fast vollständig durch das Rheinhessische Tafel- und Hügelland eingenommen. Dieses hat überwiegend den Charakter einer vielfach zertalten Hochfläche, deren Niveau zwischen 250 und 270 Höhenmeter erreicht. Die höchste Erhebung ist der Kappelberg (358 m ü. NHN) im Forstrevier Vorholz, westsüdwestlich von Alzey. Weitere Erhebungen liegen im Südwesten in der Rheinhessischen Schweiz (bei Fürfeld das Köpfchen, 330,8 m und der Eichelberg, 320,3 m); der zur Gemarkung der Ortsgemeinde Wonsheim gehörende Hinterwald erreicht auf einem namenlosen Gipfel, der sich gut 600 m westnordwestlich des Forsthauses Jägerslust befindet, 327,1 Höhenmeter. Diese Erhebungen liegen bereits im Nordpfälzer Bergland, dessen nordöstliche Randgebiete nach Rheinhessen hineinreichen. Die höchste Erhebung Rheinhessens im Rheinhessischen Tafel- und Hügelland befindet sich am Rande des Forstreviers Vorholz, auf etwa 320–323,75 Höhenmetern.
Geologie und Böden
Die Region Rheinhessen erstreckt sich größtenteils auf das Mainzer Becken, ein ehemaliges Sedimentbecken, dessen geologische Geschichte eng mit der des Oberrheingrabens verknüpft ist. Die Ablagerungen des Mainzer Beckens stammen überwiegend aus dem Tertiär. Zu dieser Zeit war das Gebiet des heutigen Rheinhessens über viele Millionen Jahre vom Meer bedeckt. Im Oligozän wurden hier vor allem Tone und Sande abgelagert, zu Beginn des darauf folgenden Miozäns vor allem Kalke und Mergel („Kalktertiär“). Letztgenannte bilden heute im nördlichen Teil Rheinhessens, bei Ingelheim und Gau-Algesheim, den Anstieg zum Rheinhessischen Hügelland.[2] Die Gesteine des Mainzer Beckens treten an zahlreichen Stellen natürlich zutage oder sind künstlich freigelegt, so unter anderem die marinen Sande der Alzey-Formation aus dem frühen Oligozän (Rupelium) in der ehemaligen Sandgrube Weinheimer Trift in Weinheim sowie in der Sandgrube am Steigerberg, in der auch die Überreste einer rupel-zeitlichen Steilküste aufgeschlossen sind (siehe Brandungskliff am Steigerberg).
Die Gesteine des Mainzer Beckens sind unterbrochen durch den Alzey-Niersteiner Rotliegend-Horst, dessen Ton- und Sandsteine aus dem Rotliegend in Nierstein und bei Flonheim anstehen. Die Tonsteine bilden den bekannten Roten Hang nördlich von Nierstein, und bei Flonheim befinden sich mehrere ehemalige Sandsteinbrüche. Zwischen diesen Bereichen mit anstehendem Rotliegend ist der Horst mit tertiären und quartären Ablagerungen überdeckt.
Einer deutlich jüngeren Phase des Mainzer Beckens (Mittel- und Ober-Miozän) entstammen die Kiese und Sande des Ur-Rheins bei Eppelsheim, die auch als Dinotheriensande bekannt sind. Der Ur-Rhein hinterließ u. a. auf der Hochfläche nördlich und nordöstlich von Sprendlingen Kies- und Sandablagerungen, die heute noch aufgeschlossen sind und genutzt werden.
Entsprechend der Beschaffenheit des Gesteinsuntergrunds sind die Böden Rheinhessens oft mergelig und/oder lehmig. Vorwiegend treten jedoch Lössböden auf, die auf Ablagerungen des Pleistozäns („Eiszeit“) zurückgehen.
Klima
Dank seiner geschützten Lage im Lee von Hunsrück, Taunus, Odenwald und Nordpfälzer Bergland gehört Rheinhessen zu den wärmsten und trockensten Gebieten Deutschlands, was den Wein- und Obstanbau begünstigt. Es ist – u. a. wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung – das mit nur ungefähr 5 % seiner Fläche am geringsten bewaldete Gebiet in Deutschland.
Die durchschnittliche Sonnenscheindauer beträgt in Rheinhessen etwa 1970 Stunden (Mittelwert für Oppenheim in den Jahren von 1992 bis 2019), die Vegetationszeit etwa 280 Tage. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 10,5 °C und damit auch über dem Durchschnitt von Deutschland. Die mittlere Niederschlagsmenge liegt bei 530 mm. Starke Regenfälle sind die Ausnahme und treten allenfalls im Sommer auf, meist in Verbindung mit Gewittern.
Die immer dicht besiedelte Region birgt zahlreiche Zeugnisse der Frühgeschichte, der Antike und des Mittelalters, Angefangen bei den steinzeitlichen Gräberfeldern bei Flomborn, über keltische Schatzfunde bei Planig sowie römische Tempel und Theater in Mainz bis hin zu dem fränkischen Fürstengrab von Flonheim. Bei der Fränkischen Reichsteilung des Fränkischen ReichesKarls des Großen mit dem Vertrag von Verdun 843 erhielt Ludwig der Deutsche das Ostfrankenreich. Der Grenzverlauf wurde genau festgelegt: „alles jenseits des Rheins, dazu diesseits die Städte und Gaue von Speyer, Worms und Mainz“. Bereits damals muss das spätere Rheinhessen eine besondere Bedeutung gehabt haben.
Als Durchzugsgebiet am und auf dem Rhein hat Rheinhessen viele Einflüsse und Völkerschaften seit den Römern erlebt. Der aus Nackenheim bei Mainz stammende Carl Zuckmayer brachte dies in Des Teufels General auf die Formel vom Rhein als „Kelter Europas“. Neben vielen Einflüssen besonders hervorzuheben ist die lang andauernde Besiedlung durch Juden, deren Spuren an manchen Stellen zu finden sind, besonders eindrucksvoll aber in Worms mit dem ältesten Judenfriedhof Europas und der bald tausendjährigen Synagoge.
Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg suchte der 15. Kurfürst von der Pfalz, Karl Ludwig, einen neuen Standort für sein zerstörtes Heidelberger Schloss. Der Stadt Worms machte er 1659 das Angebot, dort seine Hauptstadt mit Residenz, Universität und Zitadelle zu errichten. Die Wormser mit den vielen Reichstagen gaben sich kaisertreu und lehnten den Wunsch ab. Auch ein Jahr später ließen sie sich nicht umstimmen.[3] Daraufhin plante und errichtete ab 1720 Karl Philipp die zweitgrößte europäische Residenz in Mannheim. Der Wormser Weihbischof Johann Baptist Gegg konnte nur noch den Grundstein segnen. Die kurpfälzischen Orte mussten zwischen 1723 und 1755 ein Schloßbauregister führen und entsprechende Abgaben für diesen Neubau erbringen.
Rheinhessen entstand unter diesem Namen nach dem Wiener Kongress 1815, als Teile des von 1792/1802 bis 1814 bestehenden französischen Departements Donnersberg dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen wurden, das sich dadurch über den Rhein hinaus ausdehnte. Nach der am 8. Juli 1816 vollzogenen Erweiterung ihres Herrschaftsgebietes um die linksrheinischen Gebiete gaben sich die hessischen Großherzoge in Anlehnung an die ehemalige Pfalzgrafschaft bei Rhein den Titel Großherzog von Hessen und bei Rhein. Die neu erworbenen Landesteile wurden zur Provinz Rheinhessen.
Die Region war vor der französischen Revolution territorial stark zersplittert; Teile Rheinhessens gehörten zu den linksrheinischen Gebieten der Kurpfalz, von Kurmainz und des Hochstifts Worms. Mit Urkunde vom 28. November 1822 vereinigten sich lutherische und reformierte Christen in Rheinhessen zur Vereinten Evangelisch-Christlichen Kirche.
Aus dem Großherzogtum Hessen wurde 1919 mit dem Ende der Monarchie der Volksstaat Hessen. Dieser wurde am 31. März 1934 gleichgeschaltet; die Provinz Rheinhessen wurde am 1. April 1937 aufgelöst.[4]
Nach 1968 gab es keine staatliche Gebietskörperschaft mit dem Namen Rheinhessen mehr. Der Name blieb jedoch für die Region haften; so zum Beispiel für das Weinanbaugebiet Rheinhessen, das die Kreise des 1968 aufgelösten Regierungsbezirks umfasste. Im Zuge der Verwaltungsreform vom Juni 1969 veränderte sich das Gebiet der Weinbauregion Rheinhessen geringfügig: Mauchenheim kam von der Pfalz zu Rheinhessen, die Gemeinden Ippesheim, Bosenheim und Planig wurden nach Bad Kreuznach eingemeindet und gehören seitdem zum Weinanbaugebiet Nahe. Neun andere aus den Landkreisen Bingen und Alzey in den Landkreis Bad Kreuznach umgegliederte Gemeinden wurden verwaltungsmäßig in der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach zusammengefasst und zählen weiterhin zum Weinanbaugebiet Rheinhessen.[6] Im Gegenzug erhielt der Kreis Mainz-Bingen links der Nahe gelegene Gemeinden, die zuvor zum Regierungsbezirk Koblenz gehört hatten, insbesondere Bingerbrück und Bacharach.
Darüber hinaus wurden kleine, nahe beieinander liegende Orte zusammengelegt, wie zum Beispiel Stadecken und Elsheim zu Stadecken-Elsheim sowie Dittelsheim und Heßloch zu Dittelsheim-Heßloch.
Wirtschaft und Infrastruktur
Vermarktung
Um die Vermarktung Rheinhessischer Dienstleistungen und Waren kümmert sich die Rheinhessen-Vermarktung mit Sitz in Ingelheim. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Rheinhessen-Touristik GmbH aus Nieder-Olm sowie Rheinhessen-Marketing e. V. und Rheinhessenwein e. V., beide aus Alzey.
Ab 1928 gab es noch die Bezirksgenossenschaft für Gartenbauerzeugnisse eGmbH in Gimbsheim mit 42 örtlichen Sammelstellen im nördlichen Kreis Worms, im südlichen Kreis Mainz und im Kreis Alzey.[7]
Landwirtschaft und Weinbau
Rheinhessen ist mit 26.563 Hektar[8] Rebfläche das größte Weinanbaugebiet in Deutschland. Seit Mai 2008 sind Mainz und Rheinhessen Mitglied im Great Wine Capitals Global Network (GWC),[9] einem Zusammenschluss der bekanntesten Weinbaustädte weltweit.
In Rheinhessen erscheinen die Tageszeitungen und Anzeigenblätter der Rhein Main Presse und der Rhein-Zeitung, diese hatte bis Ende 2013 eine Lokalausgabe für Mainz, seitdem wird die Überregionale Ausgabe herausgegeben. In Mainz, Bingen, Bad Kreuznach, Oppenheim und weiteren Orten erscheint das Campus- und Kultur-Magazin STUZ (Turnus Media Verlag) mit umfangreichem Veranstaltungskalender für Kino, Konzerte, Partys und Theater. In Mainz gibt es seit 2010 das Stadtmagazin sensor (Rhein Main Presse) mit Reportagen, Berichten, Interviews und Kolumnen über urbane Trends, Lifestyle, Kultur und Politik. Zusätzlich geben die jeweiligen Städte und Verbandsgemeinden eigene Nachrichtenblätter mit amtlichen und nichtamtlichen Bekanntmachungen im wöchentlichen Rhythmus heraus.
In Mainz haben das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und der Südwestrundfunk Rheinland-Pfalz (SWR) ihren Sitz. Von 1990 bis 2010 sendete der regionale Privatsender K3 Kulturkanal aus Mainz ein Regionalprogramm für Rheinhessen und die Vorderpfalz.
Online
Auch verschiedene reine Online-Medien etablieren sich seit Anfang der 2010er Jahre zunehmend in Rheinhessen. Im Bereich des partizipativen Journalismus wären das Bürgerjournalismus-Portal Wir-in-Rheinhessen[14] oder die Mitmachzeitung Mainz. Beide Seiten bieten Bürgern die Möglichkeit an, sich selbst als Autoren zu betätigen.
Kultur
Etliche kulturelle Prägungen erfuhr Rheinhessen während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen. Die Architektur der damaligen Zeit wurde stark von Georg Moller beeinflusst, der Amtsgebäude, Kirchen und Bahnhöfe gestaltete. Die Benennung der Straßen erfolgte nach hessischen Persönlichkeiten wie Großherzog Ernst Ludwig oder Wilhelm Leuschner. Auch an der ungewöhnlichen Schreibung von Ortsnamen-Präfixen mit Bindestrich (vgl. Gau-Algesheim mit Waldalgesheim, Nieder-Wiesen mit Oberwiesen usw.) sind großherzogliche Einflüsse noch ablesbar, welche Rheinhessen vom übrigen Rheinland-Pfalz unterscheiden.
Das Kirchweihfest, das heute überwiegend weltlichen Charakter hat, nennt man in Rheinhessen kurz Kerb. In kleineren Gemeinden ist dies oft die Hauptveranstaltung im Laufe des Jahres. Das ursprüngliche Fest der Kirchweihe wurde meistens in der Zeit nach der Getreideernte und vor der Weinlese gefeiert. In wenigen Fällen kann man heute noch den kirchlichen Ursprung erkennen wie in Worms-Ibersheim, wo Maria Himmelfahrt, der 15. August, der Festtermin ist.
Das älteste jüdische Gotteshaus in Deutschland ist die Synagoge in Worms, sie geht auf das Jahr 1034 zurück. Nach mehrfachen Zerstörungen, auch im November 1938, erfolgte nach dem Wiederaufbau die sechste Weihe am 3. Dezember 1961, am ersten Tag des jüdischen Lichterfestes Chanukka. Hohe Repräsentanten und Juden aus aller Welt nahmen an diesem denkwürdigen Tag in Worms teil: Ludwig Erhard, Heinrich von Brentano, Peter Altmeier, Eduard Orth, Otto van Volxem. Heinrich Völker, der Wormser Oberbürgermeister, übergab damals im Namen der Bundesregierung, der Landesregierung und der Stadt dem Vorsteher der jüdischen Gemeinde Isidor Wenger den Schlüssel zur wiederaufgebauten Raschi-Synagoge, mit Baukosten von 500.000 Mark.[15]
Bereits 1835 konstatierte der Regierungsrat Wilhelm Friedrich Hesse, der Rheinhesse sei „mit glücklichen Anlagen und heiterem Sinne begabt“. Die äußeren Verhältnisse, in denen er sich bewege, hätten seine „Gewandtheit im Leben erhöht“. Die sozialen Beziehungen seien jedoch nicht selten durch „Prozeßsucht“ getrübt.[16]
Knapp einhundert Jahre später beschrieb der Geologe Jakob Klippel die Rheinhessen als „leichtbewegliches Volk, arbeitssam, zäh und derb“. Trotz der „Kriegsstürme“, die in jedem Jahrhundert über ihr Land „hinweggebraust“ seien, seien die Rheinhessen stets für die Idee der Völkerverständigung empfänglich gewesen.[17]
Der Rheinhesse selbst sei gesellig und gastfreundlich, „voll von heiterem Humor und gesundem Mutterwitz“. Er neige jedoch zu Übertreibung und Großtuerei.[18]
Die Rheinhessen kontern diese Behauptung mit dem traditionellen Ausspruch: „Mer strunze nett, mer hunn“[19] („Wir prahlen nicht, wir haben“).
Diese Redewendung hat die Rheinhessische Weinbruderschaft in der latinisierten Form Non vanitamus sed habemus zu ihrem Wahlspruch erkoren.[20]
Orts- und Familiennamen
Die Namen der meisten Ortschaften Rheinhessens enden auf dem Wortteil -heim. Dies wird auf fränkische Zeiten zurückgeführt, als es im 5. und 6. Jahrhundert üblich war, Siedlungen oder Höfe nach ihrem jeweiligen Herrn zu benennen. So entwickelte sich beispielsweise Ingelheim am Rhein aus dem vermuteten Namen Ingilo über mehrere Stufen zum heutigen Namen der Stadt.
Andere Ortsnamen, wie der von Bingen (Bingium) oder Finthen (Fontanetum), sind römischen Ursprungs, manche gehen auf keltische Bezeichnungen zurück, wie Mainz (römisch Mogontiacum, abgeleitet von keltisch Mogon), Worms (Borbetomagus) und Alzey (Altiaia).
Israeliten (Juden) hatten lange Zeit keine Familiennamen. Um Verwechslungen auszuschließen, wurde schließlich oft der Geburts- oder Aufenthaltsort hinzugefügt. Endgültig befahl Napoleon den Juden, sich einen Familiennamen beizulegen. Deshalb wurden sie 1808 amtlich vorgeladen, um sich ihre Vor- und Familiennamen selbst auszuwählen.[21]
Etwa 40 % der rheinhessischen Familiennamen sollen auf Ortsnamen zurückgehen.[22] Hierzu gehören beispielsweise
Jede Region hat im Laufe der Zeit, je nach Geographie, Klima, Böden, Jahreszeit und Wohlstand eine bestimmte Kochkunst hervorgebracht. Diese unterscheidet sich in Hausmannskost mit einfachen Lebensmitteln oder in kulinarische Spezialitäten zu festlichen Anlässen. Auch Rheinhessen hat für seine Region reichliche Spezialitäten, wobei Weck, Worscht un Woi, mindestens durch die Mainzer Fastnacht überregionale Bedeutung erlangte.
Backesbroode – ein mit Kartoffeln und Speck gefüllter Braten
Backesgrumbeere – gewürzter Kartoffelauflauf mit Speck, Wein und saurer Sahne
Woihinkelsche, ursprünglich aus dem Elsass (Coq au Vin à l’alsacienne), jedoch obligatorisch mit Huhn und Weißwein; nicht zu verwechseln mit dem Weinhähnchen, einem Insekt
Die Stadtbibliothek Mainz sammelt in ihrer Funktion als Regionalbibliothek Literatur über Mainz und Rheinhessen, darunter auch Schriften über die rechtsrheinisch gelegenen ehemaligen Stadtteile von Mainz und über die Territorien des Mainzer Kurfürstentums.
Museen
Historische Sammlungen gibt es auch in Rheinhessen reichlich, um Zeugnisse der Geschichte aufzubewahren, damit sie zu besonderen Anlässen präsentiert werden können. Neben den Museen, mit nationaler und internationaler Bedeutung, sind noch Museen für spezielle Sammlungen vorhanden. Die allgemeine historische Entwicklung wird für die Nachwelt in etwa 20 Heimatmuseen dargestellt und meist von Förder- oder Heimatvereinen unterstützt oder sogar eigenständig getragen. Diese Einrichtungen und Vereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des historischen und kulturellen Erbes ihrer Heimat.
Alzey
Museum der Stadt Alzey: Kultur- und Naturgeschichte, römische Steindenkmale
Bingen am Rhein
Historisches Museum am Strom der Stadt Bingen: Hildegard von Bingen, Rheinromantik, Stadtgeschichte
Stefan-George-Museum der Stefan-George-Gesellschaft: Schreibpult, Bibliothek, Plastiken
Bodenheim
Deutsches Pumpenmuseum, mit Förderverein auf dem Gelände der Firma Hilge: Geschichte der Pumpen
Heimatmuseum, mit Förderverein: Förderung, Pflege und Entwicklung der Heimat- und Ortsgeschichte
Erbes-Büdesheim
Postmuseum Rheinhessen des Vereins für Postgeschichte Rheinhessen: Technik des Post- und Fernmeldewesens
Eich
Museum des Heimat- und Kulturvereins: Ortsgeschichte, Arbeitswelt, urzeitliche Funde aus Kiesbaggerei
Eppelsheim
Dinotherium-Museum mit Förderverein: fossile urzeitliche Funde aus dem Urrhein
Flörsheim-Dalsheim
Weinmuseum im Weingut Schales: Weinanbau und Weinkultur des traditionsreichen Familienbetriebes
Flonheim
Ortsmuseum und Infothek Flonheim mit Förderverein: Entstehung der Weinkulturlandschaft
Sebastian Münster (* 20. Januar 1488 Ingelheim; † 26. Mai 1552 Basel), Kosmograph, Humanist und Hebraist. Zierte die Vorderseite der 100-DM-Banknote 1962–1991.
Jacob Best, Sr. (* 1. Mai 1786 Mettenheim; † 26. Februar 1861 Milwaukee) Brauer aus Mettenheim gründete Brauerei in Milwaukee, später eine der größten in USA.
Ludwig Schwamb (* 30. Juli 1890 Undenheim; † 23. Januar 1945 ermordet Berlin-Plötzensee), Jurist, sozialdemokratischer Politiker, Mitarbeiter von Wilhelm Leuschner
Wilhelm Weiler (* 23. September 1890 Worms; † 20. Juli 1972 Worms), Direktor des Naturhistorischen Museums Mainz, Honorarprofessor
Die Literatur befindet sich in einer chronologischen Reihenfolge, wobei die aktuellsten Werke zuerst genannt werden. Sind Bücher im gleichen Jahr erschienen, wird nach Autor sortiert.
Volker Gallé, Gunther Mahlerwein: Rheinhessen. In: Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Blätter zum Land. Band68, 2016 (politische-bildung-rlp.de [PDF]).
Matthias Dietz-Lenssen: Rheinhessen – Spielball der Geschichte. Die Entwicklung einer einzigartigen Wein- und Kulturlandschaft. 2. Auflage. Bonewitz, Bodenheim 2015, ISBN 978-3-9816416-2-2.
Siegfried Englert: Rheinhessen. Liebe auf den zweiten Blick oder Wie alles begann. 1. Auflage. Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätten, Neu-Bamberg 2015, ISBN 978-3-939285-13-7.
Gunter Mahlerwein: Rheinhessen 1816–2016. Die Landschaft – Die Menschen und die Vorgeschichte der Region seit dem 17. Jahrhundert. 1. Auflage. Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz 2015, ISBN 978-3-945751-14-5.
Peter Haupt: Sagen aus Rheinhessen. Archäologie und Geschichte. 1. Auflage. Worms Verlag, Worms 2013, ISBN 978-3-936118-98-8.
Volker Gallé: Kunstreiseführer Rheinhessen. Kultur und Geschichte im Hügelland zwischen Worms und Bingen, Alzey und Mainz. 4. Auflage. Leinpfad Verlag, Ingelheim 2010, ISBN 978-3-942291-03-3.
Alfred Blaufuß, Hans Reichert: Die Flora des Nahegebietes und Rheinhessens. Pollichia 1992, ISBN 3-925754-25-3.
Klaus Dietrich Hoffmann: Die Geschichte der Provinz und des Regierungsbezirks Rheinhessen 1816–1985. Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte, Alzey 1985, ISBN 3-87854-047-7.
Henning Kaufmann: Rheinhessische Ortsnamen. Die Städte, Dörfer, Wüstungen, Gewässer und Berge der ehemaligen Provinz Rheinhessen und die sprachgeschichtliche Deutung ihrer Namen. Wilhelm Fink Verlag, München 1976.
Johann Philipp Bronner: Der Weinbau in der Provinz Rheinhessen, im Nahethal und Moselthal, Heidelberg 1834.
Michael Matheus: Zu den Anfängen des rheinhessischen Weinbaus in Antike und Mittelalter, in: Michael Matheus (Hrsg.): Weinkultur und Weingeschichte an Rhein, Nahe und Mosel (Mainzer Vorträge 22), Stuttgart 2019, S. 27–48, ISBN 978-3515123860, Online.
↑Horst Falke: Rheinhessen und die Umgebung von Mainz. Sammlung geologischer Führer, Bd. 38. Borntraeger, Berlin (West) 1960.
↑Friedrich Peter Wundt, Daniel Ludwig Wundt: Versuch einer Geschichte des Lebens und der Regierung Karl Ludwigs Kurfürst von der Pfalz, Genf, bei H. L. Legrand, 1786, S. 143–145; Ludwig Häusser: Geschichte der Rheinischen Pfalz, 2. Band, 1856, S. 644–645.
↑Christine Halfmann: Jakobsweg Rheinhessen – Von Bingen nach Worms mit allen Schleifen und der Alternativroute – Auf über 100 km Rheinhessen bepilgern, Vendersheim 2009, ISBN 978-3-00-027599-9.
↑Hiwweltour. Tourenplaner Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 31. Januar 2014.
↑Institut für staatsbürgerliche Bildung in Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz 1947–1962, Dokumente der Zeit, Mainz 1962, S. 402–403
↑Wilhelm Friedrich Hesse: Rheinhessen in seiner Entwickelung von 1798 bis Ende 1834. Mainz 1835, S.72–73.
↑Jakob Klippel: Die rheinhessische Landschaft. In: Heinrich Wothe (Hrsg.): Rheinhessen. Ein Heimatbuch. III. Band. Eine Festgabe zur Befreiung der Rheinlande 1930 mit 213 Abbildungen aus Rheinhessen und seiner Besatzungszeit. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1930. Verlag Wolfgang Weidlich, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-8128-0007-1. S. 2.
↑Jakob Klippel: Die rheinhessische Landschaft. In: Heinrich Wothe (Hrsg.): Rheinhessen. Ein Heimatbuch. III. Band. Eine Festgabe zur Befreiung der Rheinlande 1930 mit 213 Abbildungen aus Rheinhessen und seiner Besatzungszeit. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1930. Verlag Wolfgang Weidlich, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-8128-0007-1. S. 1.
↑Samson Rothschild (1848–1939), Lehrer in Worms: Die Familiennamen der Wormser Israeliten im Jahre 1808, „Vom Rhein“, Worms Januar 1911, S. 2–3.
↑Hinweis von Familienforscher Werner Grimm, Worms/Mainz.
↑Stammsitz von Hausen: heutiges Mannheim, Rheinhäuser Hof, Burgstrasse; Hansjörg Probst in: Derselbe (Hrsg.): Mannheim vor der Stadtgründung. Teil II, Bd. 1, Mannheim 2006, S. 104–105.