Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Musik, die sich seit der Alten Musik im Gebiet des heutigen Deutschland (und, teilweise schwer abgrenzbar, im deutschen Sprachraum) etabliert hat, insbesondere ihre Genres und wichtigsten Vertreter. Deutschland war 2013 der drittgrößte Musikmarkt der Welt[1] und verfügt dank seiner umfangreichen Kulturförderung über eine große Laienmusikszene mit etwa vier Millionen organisierten Teilnehmern, darunter 1,3 Millionen in Chören, eine halbe Million in Bands und 740.000 in Instrumentalensembles.[2] 2014 übten 128.000 Erwerbstätige einen Musikberuf aus.[3] Die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft – eine der dichtesten der Welt mit jährlich 9000 Konzerten – ist als immaterielles Welterbe vorgeschlagen worden;[4] zum immateriellen Kulturerbe des Landes gehört viel Musikalisches.
Die Entwicklung des Chorgesanges in Deutschland wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen und auch in der Folgezeit stark gebremst. Erst seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts findet in dieser Richtung wieder ein Aufschwung von internationaler Bedeutung statt.
Bekannte Vertreter des Ostrock sind City, Karat, Silly, Keimzeit, Karussell, electra und die Puhdys. Viele der DDR-Bands wurden wegen ihrer Freiheit und Veränderung herbeisehnenden Texte zensiert oder gar verboten, dennoch gelang ihnen dank geheimer Konzerte Ende der 1980er Jahre erfolgreich der politische Protest gegen das Regime und es kam u. a. zur Resolution von Rockmusikern und Liedermachern.
Punkrock
Seit der Entstehung in den 1980er-Jahren ist deutschsprachiger Punkrock verbreitet. Zu den erfolgreichsten Vertretern gehören Die Ärzte, Nina Hagen und Die Toten Hosen.
Mitte der 1970er Jahre schuf Giorgio Moroder von München aus mit seinem am Synthesizer komponierten Euro-Disco-Sound wegweisende Pionierstücke der elektronischen Tanzmusik. Insbesondere der von Moroder für Donna Summer im Jahr 1976 produzierte Track I Feel Love, welcher erstmals repetitive Synthesizer-Loops mit einem durchgängigen Four-On-The-Floor-Rhythmus verband, gilt als Meilenstein der elektronischen Tanzmusik und als bedeutender Vorläufer der und Techno- und House-Musik.[8][9]
Deutsche Produzenten prägen seit Jahrzehnten den globalen Musikmarkt. International erfolgreich waren von den 1970er bis in die 1990er Jahre die Produktionen von Frank Farian, u. a. mit Boney M. Von 1985 bis zur Auflösung 2003 waren die Stücke von Dieter Bohlen mit Modern Talking ein Erfolgsgarant, daneben auch seine anderen Produktionen, u. a. für die CastingshowDSDS. Alex Christensen ist ein weiterer erfolgreicher Produzent im Popbereich. Die SynthpopgruppeAlphaville ist seit 1983 weltweit erfolgreich.
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Hinzu kommen viele kleinere Festivals, die bestimmte Musikstile, Regionen oder Themen bedienen, z. B. Holi- und Spring-Break-Festivals. Ein Festival-Guide im Internet zeigt für die Saison 2011 über 350 Festivals in Deutschland an.[10]
Preise, Wettbewerbe und Sendungen
Preise
Der wichtigste Musikpreis im deutschsprachigen Raum war der Echo. Bis 2011 wurde der Comet durch VIVA verliehen. Die EMAs von MTV sind europaweit bedeutsam und beinhalten jeweils Kategorien für deutsche Künstler. Daneben sind die Gold- und Platin-Schallplatten für Single- und Albenverkäufe angesehene Auszeichnungen für erfolgreiche Musiker.
Als Möglichkeit zum Musikerwettkampf innerhalb Deutschlands hat sich seit 2005 der von Stefan Raab initiierte Bundesvision Song Contest etabliert.
Musiksendungen
Musikfernsehen ist in verschiedener Form in Deutschland etabliert. Es gibt sowohl eigene Spartensender als auch einzelne teils mehrstündige Sendungen auf Sendern wie Einsfestival, ZDFneo und ZDFkultur. Durch die Verbreitung von Online-Kanälen wie YouTube und MyVideo und Musikstreamingdiensten wie Spotify und Soundcloud ist das klassische Musikfernsehen weitgehend durch individuelle und dynamische Inhalte abgelöst worden. Für redaktionell gepflegte Inhalte und Themensendungen bleibt es dennoch ein wichtiger Bestandteil der Medienlandschaft.
Daneben sind Auftritte von Musikern bei vielen verschiedenen Sendungsformaten ein fester bzw. immer wiederkehrender Bestandteil. Dies ist insbesondere bei Late-Night-Shows der Fall, z. B. bei Inas Nacht, Zimmer frei!, Krömer – Late Night Show und Neo Magazin Royale, aber auch in Morningshows, wie das ARD/ZDF Morgenmagazin.
Durch diese Sendungen hervorgebrachte Gewinner konnten in Deutschland bislang selten größere Erfolge verbuchen, meist blieb es bei nur einem Hitlistenerfolg. Viele der Teilnehmer erreichten auch gar keine Verkaufserfolge und klagten in späteren Interviews über die stark einschränkenden Vertragsbedingungen bei den involvierten Plattenfirmen bzw. Managern.[11][12]
Axel Schildt, Detlef Siegfried: Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik von 1945 bis zur Gegenwart. Carl Hanser, München 2009, ISBN 978-3-446-23414-7, S. 83–86 („Klangwelten“), S. 108 f. („Deutsche Schlager“), S. 171 f. („Konzertleben“), S. 237 f. („[Politisierte] Musik“), S. 322 („Neue Musik“), S. 342 („Stadtfeste und Festivals“), S. 359–364 („Unterhaltungsmusik“ u. a.), S. 502 („Hip-Hop und Weltmusik“), S. 533 f. („Laienkultur“).