In jüngerer Zeit werden im touristischen Sinne oft die komplette Region oder aber Teilregionen[1] mit dem bekannten Begriff Mecklenburgische Seenplatte vermarktet, woran auch die Gründung des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte im Jahre 2011 ihren Anteil hat. Jedoch bestehen Seenland und Landkreis je nur zu etwa ihrer Hälfte aus der Mecklenburgischen Seenplatte. Den nordöstlichen Teil nimmt das jüngere, geomorphologisch etwas andere und ebenfalls seenreichen Rückland der Mecklenburger Seenplatte ein. Das Mecklenburger Seenland gehört neben der Masurischen Seenplatte und der Pommerschen Seenplatte zu den drei großen Seengebieten südlich der Ostsee.
Das Mecklenburgische Seenland liegt im zentralen und südlichen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Landesteil Mecklenburg. Im Südosten geht das Seengebiet über die Landesgrenze zu Brandenburg hinaus. Im Nordwesten liegen kleine Teile in Schleswig-Holstein.
Beide Landschaften bilden naturräumlich jeweils eine eigene Großregion 3. Ordnung,[2] wobei es jedoch nominell dem Rückland zugeordnete Gebiete gibt, die geomorphologisch denen der Seenplatte ähneln und auch früher dieser zugerechnet wurden bzw. heute noch gelegentlich werden. Dieses betrifft etwa die hochgelegenen Seen bei Feldberg und, auf brandenburgischer Seite, Fürstenwerder. Die großen Seen des Rücklandes liegen indes in jüngeren Rinnen und Urstromtälern auf nur geringer Höhe (Kummerower See: 0,2 m ü. NHN).
Im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands wurden Anfang der 1960er Jahre Grenzen der Mecklenburgische Seenplatte definiert, welche den Endmoränen des Pommerschen und Frankfurter Stadiums der Weichsel-Kaltzeit folgen. Die Zungenbecken und Rinnen des Pommerschen Stadiums, die sich unmittelbar nordöstlich anschließen, wurden als Rückland definiert. Diese Einteilung entspricht der heute in Fachkreisen üblichen. Beide Großregionen erhielten eine je zweistellige Kennziffer und wurden in mehrere Haupteinheiten (dreistellig) unterteilt.
Im Gebiet des Landes Mecklenburg-Vorpommern wurden auf Basis dieser Gliederung Mitte der 1990er Jahre noch feinere Einheiten ausgewiesen. Diese Gliederung endet jedoch an der Landesgrenze. Manche dieser Untereinheiten waren bereits implizit, jedoch ohne explizite Grenzziehung, im Handbuch definiert worden.
Folgende naturräumliche Einheiten gliedern das Mecklenburgische Seenland in der Hauptsache (Flächenangaben nach Handbuch):[2][3][4]
Insgesamt gibt es auf der Seenplatte 12 Seen mit über 5 km² Fläche (5 im Großseenland) und 8 mit über 10 km² (4 im Großseenland). Im Rückland sind es 8 über 5 km² und 5 über 10 km². Bezüglich der tatsächlichen Seendichte täuscht jedoch der scheinbar geringe Vorsprung der Seenplatte bei den Großseen. Vergleicht man die Anzahl an Seen über 2 km², so kommt die Seenplatte auf fast 50 (48, davon 19 allein im Kleinseenland) und das Rückland nur auf 20. Vom Feldberg-Fürstenwerderer Gebiet abgesehen liegen die Seen des Rücklandes fast alle in den wenigen nach Nordosten führenden Rinnen. Während die Seen der Seenplatte, von Ratzeburger und Sternberger See abgesehen, auf Höhen von rund 20 bis 65 m ü. NHN liegen, bleiben im Rückland so die meisten Seen unter 20 m – aus dem Rahmen fallen nur die Feldberg-Fürstenwerderer Seen mit Höhen über 80 m und ein paar Seen der südlichen Uckermark.
Liste der mittelgroßen und großen Seen
Nachfolgend die Seen mit mindestens 2 km² Fläche der Mecklenburgischen Seenplatte, ihres Rücklandes, der Landschaften nordöstlich beider sowie der Flussgebiete von Havel und Rhin unmittelbar südlich der Platte:
Auf brandenburgischem Gebiet setzt sich die Seenlandschaft weiter in die Uckermark und die Ruppiner Schweiz fort.
Der Tourismusverband und Reiseführer bezeichnen das Seengebiet auch als „Land der Tausend Seen“.[13]
Besiedlungsgeschichte
Die Seenplatte war bereits um 10.000 v. Chr. von Jägern und Fischern besiedelt. Ab 4.000 v. Chr. entwickelten sich erste bäuerliche Kulturen, die große Steingräber hinterließen.
Im 4. und 5. Jahrhundert wanderten die dort siedelnden germanischen Stämme nach Süden und wurden ab dem 7. Jahrhundert durch nachrückende elbslawische Stämme ersetzt, die sich mit der zurückgebliebenen Restbevölkerung vermischten.
Seit dem 12. Jahrhundert nahm der Einfluss deutscher Siedler in der Region zu. Im 12.–14. Jahrhundert setzte eine rege Bautätigkeit in Dörfern und Städten ein und die Feldsteine wurden massenhaft als Baumaterial verwendet. Die im Mittelalter aus Feldsteinen gebauten Feldsteinkirchen finden sich heute noch in vielen Dörfern der Region.[14]
Im Zentrum der Seenplatte, im Großseenland, liegt, von den Naturparks getrennt, der größere Westteil des Nationalparks Müritz. Der Ostteil des Nationalparks im Kleinseenland wird, von einem schmalen Streifen im Nordwesten abgesehen, in alle Richtungen vom Naturpark Feldberger Seenlandschaft umsäumt, der nominell in etwa je zur Hälfte auf der Platte und im Rückland liegt, jedoch ausschließlich in höher gelegenen Gebieten. Nach Osten, in Brandenburg, grenzt er an den Naturpark Uckermärkische Seen, für den Analoges gilt. Dieser geht nach Südwesten in den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, ebenfalls Brandenburg, über, der nach Süden mit etwa der Hälfte seiner Fläche auch die Seenplatte verlässt. Südöstlich der Uckermärkischen Seen schließt sich, je zur Hälfte auf der Platte und im Rückland, das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin an. [7]
↑PDF (29 kB) zur Naturräumlichen Gliederung von Mecklenburg-Vorpommern im Maßstab 1 : 250.000 – Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft und Naturschutz, 1996
↑Die Zuordnungen mit Nachkommastellen sind in der Form nicht vergeben worden und dienen hier der Sortierbarkeit von Nordwest nach Südost (Haupteinheitengruppe 75) bzw. zu Kernland und Talungen (Gruppe 74).
↑Die Universität Rostock gibt merkwürdigerweise 7,22 km² an.
↑Trotz Abfluss über die Warnow wird der Cambssee in der MV-Gliederung explizit zum Schweriner See-Gebiet gezählt. Im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands ist er des Maßstabes wegen nicht eingezeichnet, läge jedoch ebenfalls im Schweriner See-Gebiet