Der Film wurde beim Filmfestival von Venedig uraufgeführt und kam am 6. Dezember 2023 in die deutschen Kinos.[2] Seit dem 20. Dezember 2023 ist er durch den Streaminganbieter Netflix abrufbar. Für die Oscarverleihung 2024 erhielt der Film sieben Nominierungen, unter anderem als Bester Film.
Der Film will keine konventionelle Filmbiografie über Leonard Bernstein sein, sondern die komplexe Beziehung zu seiner Ehefrau Felicia Montealegre in den Fokus rücken.[3] Auf diese Weise deckt der Film einen Zeitraum von insgesamt 30 Jahren im Leben des Künstlers ab.[3][4]
Der Film beginnt im Anschluss an eine Rückblende mit Bernsteins sensationellem Erscheinen in der internationalen Musikszene, als er 1943 im Alter von nur 25 Jahren ein landesweit im Rundfunk übertragenes Konzert des New York Philharmonic Orchestra dirigiert; dabei springt er sehr kurzfristig für den erkrankten Gastdirigenten Bruno Walter ein. Bernstein und Montealegre lernen einander 1946 auf einer Party kennen. Der inzwischen bekannte US-amerikanische Komponist, Dirigent und Pianist heiratet die chilenische Schauspielerin 1951, und sie haben drei gemeinsame Kinder. Felicia ist frühzeitig bekannt, dass Bernstein außereheliche homosexuelle Beziehungen unterhält, aber sie bleiben mehr als 25 Jahre miteinander verheiratet. Vor den Kindern versuchen sie dies so lange wie möglich zu verbergen, auch als Bernsteins Sexualleben bereits öffentlich diskutiert wird. Schließlich trennen sie sich. Als bald darauf bei seiner Frau Brust- und Lungenkrebs diagnostiziert wird, kehrt Bernstein zu ihr zurück und begleitet sie bis zu ihrem Tod. Er leidet sehr unter ihrem Tod und dessen Umständen.[5] In einem kurzen Ausblick auf sein letztes Lebensjahrzehnt wird deutlich, dass Bernstein weiter künstlerisch kreativ ist und Beziehungen zu jungen Männern hat.
Entstehungsgeschichte
Bradley Cooper (2013)
Leonard Bernstein (1944)
Maestro ist die zweite Regiearbeit des überwiegend als Schauspieler tätigen Bradley Cooper nach seinem erfolgreichen Musikfilm A Star Is Born (2018). In diesem hatte er auch als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller mitgewirkt. Der Streifen über Leonard Bernstein war ursprünglich im Mai 2018 von Paramount Pictures zum wichtigen Filmprojekt ernannt worden. Das Filmstudio wollte das Werk gemeinsam mit Steven Spielbergs Unternehmen Amblin Entertainment produzieren. Das Produzenten-Duo Fred Berner und Amy Durning hatte über zehn Jahre an einer Umsetzung des Projekts in verschiedenen Stadien mitgearbeitet. Für das Drehbuch war Oscar-Preisträger Josh Singer vorgesehen, für die Regie ursprünglich Martin Scorsese. Scorsese verzichtete aber auf den Regieposten, als er sich dazu entschied, den Kriminalfilm The Irishman (2019) zu inszenieren. Der ebenfalls am Projekt interessierte Steven Spielberg bereitete mit West Side Story (2021) ein Remake des gleichnamigen Filmmusicals aus dem Jahr 1961 vor, für dessen Theaterinszenierung Bernstein die Musik geschrieben hatte.[3] Spielberg plante auch, die Regie an Maestro zu übernehmen, und bot Bradley Cooper die Hauptrolle des Leonard Bernstein an. Cooper zeigte ihm bei einem gemeinsamen Treffen seinen Film A Star Is Born, woraufhin Spielberg entschied, dass Cooper auch die Regie an Maestro übernehmen sollte. Cooper war eigenen Angaben zufolge von Kindheit an von klassischer Musik fasziniert und wollte ursprünglich Dirigent werden.[6] Er benannte später die Musik von Bernstein sowie von Gustav Mahler als „Geheimwaffe“ von Maestro.[7]
Nachdem Netflix Erfolge mit Scorseses The Irishman und Noah BaumbachsMarriage Story (2019) verbuchen konnte, sicherte sich der Streaminganbieter die Rechte an Coopers Filmprojekt und stach damit Paramount aus. Amblin Entertainment verblieb als Mitproduzent an Maestro ebenso wie Scorsese, Spielberg, Berner und Durning sowie Kristie Macosko Krieger, die mit Spielberg an West Side Story zusammengearbeitet hatte. Auch erhielten sie die Exklusivrechte an der Lebensgeschichte Bernsteins von seinen Erben. Cooper übernahm auch die Rolle als Produzent und überarbeitete mit Singer das Drehbuch. Dabei stand er zwei Jahre in Kontakt mit Bernsteins Kindern Jamie, Alexander und Nina. Die Wendungen beim Filmprojekt wurden im Januar 2020 öffentlich gemacht. Zuvor hatte es auch ein rivalisierendes Bernstein-Filmprojekt von Cary Joji Fukunaga mit Jake Gyllenhaal als Titelhelden gegeben. Fukunaga widmete sich aber dann der Regie von James Bond 007: Keine Zeit zu sterben (2021).[3]
Carey Mulligan (2018)
Felicia Montealegre (1958)
Im September 2020 wurden der finale Titel Maestro sowie die Verpflichtung von Carey Mulligan als Felicia Montealegre bekanntgegeben. Sowohl Cooper als auch die Kinder Bernsteins bezeichneten sich als große Fans der britischen Schauspielerin.[8] Einen Monat später wurde bekannt, dass sich Jeremy Strong in Verhandlungen über die Rolle von John Gruen (1926–2016) befand. Gruen war Zeitungskritiker und hatte die autorisierte Biografie The Private World of Leonard Bernstein (1968) verfasst.[9] Im März/April und Juni 2022 wurden die Besetzungen von Matt Bomer, Maya Hawke und Sarah Silverman bekannt.[10][11][12]
Die Dreharbeiten begannen mit über einem Jahr Verzögerung im Mai 2022. Als Drehorte dienten Tanglewood (Massachusetts), New York[13][14] und East Hampton. Als Kameramann fungierte Matthew Libatique, der diese Aufgabe bereits bei Coopers Regiedebüt A Star Is Born übernommen hatte.[15] Nach einer Pause folgten dreiwöchige Dreharbeiten in Italien, ehe die Filmcrew nach London weiterreiste. In der Kathedrale von Ely wurde für Maestro Mahlers 2. Sinfonie mit einem Chor von 180 Personen und einem 74 Musiker zählenden Orchester live aufgenommen.[16]
Die Uraufführung fand am 2. September 2023 im Rahmen der 80. Filmfestspiele von Venedig statt, wo Maestro eine Einladung in den Hauptwettbewerb erhalten hatte.[18] Premiere in den USA war am 2. Oktober 2023 am New York Film Festival.[19] Ab 6. Dezember zeigten einige Kinos in Deutschland Maestro.[20] Seit dem 20. Dezember 2023 ist er durch den Streaminganbieter Netflix abrufbar.[3]
Von den auf der Website Rotten Tomatoes nach der Premiere aufgeführten über 80 Kritiken sind 84 Prozent positiv („fresh“) und führen zu einer Durchschnittsbewertung von 7,6 von 10 möglichen Punkten.[21] Damit belegte Coopers Regiearbeit laut dem Anbieter auch unter allen Venedig-Beiträgen einen der vorderen Plätze.[22] Das Fazit der Seite lautet: „Angeführt von zwei kraftvollen Darbietungen, bietet „Maestro“ einen mitreißenden Überblick über das Leben und Vermächtnis eines enormen Talents.“[21] Auf der Website Metacritic erhielt Maestro eine Bewertung von 76 von 100 möglichen Punkten, basierend auf fast 30 ausgewerteten englischsprachigen Kritiken. Dies entspricht allgemein positiven Rezensionen („Generally Favorable“).[23]
In amerikanischen Branchenkreisen wurde noch vor der Veröffentlichung des Films die verblüffende Verwandlung von Bradley Cooper gelobt und Maestro als möglicher Oscar-Kandidat gehandelt.[24] Cooper war in der Vergangenheit neunmal vergeblich als Darsteller, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent für den Filmpreis nominiert worden. Ende Mai 2022 veröffentlichte Netflix erste Szenenfotos von den Dreharbeiten.[25] Darauf war Cooper unter anderem als gealterter Leonard Bernstein mit viel Make-up und einer Nasenprothese zu sehen. Aus jüdischen Kreisen wurde das Werk noch vor Veröffentlichung teils als angeblich antisemitisch kritisiert, vor allem wegen der Darstellung eines Juden mit einer übergroßen Nase („Jewface“), was umso kritischer bewertet wurde, als Cooper im Gegensatz zu seiner Filmfigur nicht jüdischer Abstammung ist.[26] Leonard Bernsteins Kinder stellten sich in einem Statement hinter die Entscheidung Bradley Coopers für eine Nasenprothese.[27][28]
Auszeichnungen
Für Maestro erhielt Cooper unter anderem seine erste Einladung in den Wettbewerb um den Goldenen Löwen, den Hauptpreis des Filmfestivals von Venedig.[18] Bei der Oscarverleihung 2024 erhielt der Film sieben Nominierungen, unter anderem als Bester Film. Das Werk blieb jeweils unprämiert. Mehrfach preisgekrönt wurde die Leistung des Maskenbildners Kazu Hiro.
↑Bradley Cooper: Familie von Dirigent Bernstein verteidigt künstliche Nase im Film »Maestro«. In: Der Spiegel. 17. August 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. August 2023]).