Der von Netflix finanzierte Film erschien am 27. November 2019 weltweit per Video-on-Demand auf Netflix und wurde zuvor ab dem 1. November 2019 in den Vereinigten Staaten in vereinzelten Kinos gezeigt. In Deutschland erfolgte ein limitierter Kinostart ab dem 14. November 2019.[2] Die Film-Premiere fand am 27. September 2019 beim New York Film Festival statt.[3]
Der irischstämmige Kriegsveteran Frank Sheeran arbeitet während der 1950er Jahre als Lastwagenfahrer und bessert sich sein Gehalt auf, indem er illegal einen Teil seiner Fleischladung an die Mafia verkauft. Dies führt dazu, dass Frank eines Tages wegen Diebstahls angeklagt, von dem Anwalt William „Bill“ Bufalino vertreten und dank dessen Cleverness freigesprochen wird. Wenig später stellt Bill Frank seinem Cousin Rosario „Russell“ Alberto Bufalino vor, dem Oberhaupt einer im Nordosten von Pennsylvania aktiven Mafiafamilie.
Russell heuert Frank an, um für sich Aufträge ausführen zu lassen, bei denen dieser mitunter nicht vor Gewalt und Mord zurückschreckt. Durch seine Arbeit für die Mafia erhält Frank einen Job als Leibwächter für den GewerkschaftsführerJames Riddle „Jimmy“ Hoffa, welcher Präsident der Teamsters-Gewerkschaft mit Verbindungen zur Mafia ist und Schwierigkeiten mit dem aufstrebenden Teamster-Mitglied Anthony „Tony Pro“ Provenzano hat, einem hochrangigen Mitglied der Genovese-Mafiafamilie aus New York City. Frank und Jimmy entwickeln über die Jahre eine tiefe Freundschaft zueinander.
In den frühen 1960er Jahren startet Generalstaatsanwalt Robert F. Kennedy einen juristischen Feldzug gegen die Unterwanderung der Gewerkschaften durch die Mafia. Hoffa wird 1964 zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, die er nach mehrjähriger Verzögerungstaktik auch tatsächlich antreten muss. Zuvor installiert er den aus seiner Sicht harmlosen Frank Edward Fitzsimmons als Platzhalter an der Spitze der Teamsters. Doch Fitzsimmons gewährt der Mafia größeren Spielraum innerhalb der Gewerkschaft und gewinnt so deren Unterstützung. Gleichzeitig verschlechtert sich Hoffas Beziehung zu Provenzano, der selbst wegen Erpressung inhaftiert ist. Im Jahr 1971 wird Hoffa schließlich durch eine Begnadigung von PräsidentRichard Nixon freigelassen, wobei ihm die Teilnahme an Teamsters-Aktivitäten bis 1980 untersagt ist. Trotzdem schmiedet Hoffa Pläne, seine Macht in der organisierten Gewerkschaftswelt zurückzuerobern, weshalb der besorgte Mafiaboss Bufalino ihn bei einer Feier von Frank warnt, dass die Führungsriege der „Familien“ mit seinem Verhalten unzufrieden ist, und ihm eine Warnung ausstellt. Hoffa selbst hält sich jedoch für unantastbar, da er insgeheim Dinge über Bufalino und weitere Mafia-Bosse weiß, die sie, wenn ihm jemals etwas geschehen sollte, entlarven und ins Gefängnis bringen würden.
Im Jahr 1975 wird Frank von Russell darüber informiert, dass die Dinge mit Hoffa ihren Bruchpunkt erreicht hätten und sein Tod beschlossen worden sei. Frank begibt sich nach Detroit, wo Hoffas Ermordung ausgeführt werden soll. Hoffa, der in einem örtlichen Diner ein Treffen mit Provenzano und Anthony „Tony Jack“ Giacalone von der örtlichen Zerilli-Mafiafamilie geplant hat, ist überrascht, dass alternativ Frank mit Hoffas Stiefsohn Charles „Chuckie“ O’Brien und dem mit der Genovese-Familie assoziierten Gangster Salvatore „Sal“ Briguglio in einem Auto vorfährt. Briguglio erzählt Hoffa, dass das Treffen in ein lokales Haus verlegt wurde und dass Provenzano und Bufalino dort auf ihn warten. Beim Betreten des Hauses sieht Hoffa, dass sich verdächtigerweise niemand anderes im Haus befindet, woraufhin er von Frank erschossen wird.
Frank, Russell, Provenzano und andere werden schließlich zu langen Haftstrafen verurteilt, jedoch nur wegen Vorwürfen, die nichts mit Hoffas Ermordung zu tun haben. Während einer nach dem anderen im Gefängnis stirbt, wird Frank schließlich aus der Haft entlassen und in einem Altersheim untergebracht. Sein Versuch, seinen enttäuschten Töchtern nach seiner Entlassung näher zu kommen, bleibt vergebens, und Frank beginnt sich allmählich auf seinen Tod vorzubereiten, der nach der Entfremdung seiner Familie nur von wenigen Menschen betrauert werden wird.
Martin Scorsese plante lange, die Romanvorlage mit Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci umzusetzen.[5] Bereits seit 2008 wird das Projekt immer wieder genannt und schon im Jahr 2010 wurde bestätigt, dass Robert De Niro das erste Mal seit Casino (1995) in einem Scorsese-Film vor der Kamera zu sehen sein werde.
Im Jahr 2012 schlug De Niro Al Pacino für die Rolle des korrupten GewerkschaftsführersJimmy Hoffa vor, auch an einer Lesung des Drehbuchs nahm Al Pacino teil.[6] Im September 2014 bestätigte Al Pacino, dass Scorsese mit ihm an dem Projekt arbeite und es Scorseses nächster Film nach Silence werden soll.[7] De Niro und Pacino traten der Besetzung offiziell im Juli 2017 bei. In den nächsten drei Monaten kamen Ray Romano, Bobby Cannavale und Harvey Keitel hinzu. Joe Pesci, der sich zu Beginn der Produktion bereits im Ruhestand befand, wurde die Rolle des Russel Bufalino angeblich 50-mal angeboten, bis er das Angebot annahm.[8] Im Oktober 2017 wurde die Besetzung mit Gary Basaraba bekannt, der den Präsidenten Frank Fitzsimmons der International-Brotherhood-of-Teamsters-Gewerkschaft spielt.[9][10][11]Welker White spielt Josephine „Jo“ Hoffa, Jimmys Frau, Stephanie Kurtzuba Franks Frau Irene Sheeran und Kathrine Narducci Russells Frau Catherine „Carrie“ Sciandra Bufalino. Anna Paquin übernahm die Rolle von Irenes und Franks Tochter Peggy, die als Kind von Lucy Gallina gespielt wird.[12]Stephen Graham spielt Hoffas Rivalen, den Verbrecherboss Anthony „Tony Pro“ Provenzano.[13] Da sich die Geschichte des Films über einen Zeitraum von 30 beziehungsweise 60 Jahren erstreckt, so in Erinnerungsrückblenden von Frank Sheeran, wurden die Schauspieler teilweise digital verjüngt.[13] Dies geschah durch CGI-Effekte des Unternehmens Industrial Light & Magic.[14]
Im Jahr 2015 wurde erstmals ein Produktionsstart bekanntgegeben. Die Dreharbeiten sollten im Jahr 2016 beginnen,[15] wurden dann aber verschoben. Im Mai 2016 wurde bekannt, dass sich Paramount Pictures die Filmrechte am Projekt gesichert habe.[16] Im Februar 2017 teilte Paramount mit, dass das Studio die Rechte am Film nicht weiter behalten werde, da der wichtigste geldgebende Produzent, Fabrica de Cine, nicht mehr bereit sei, den Film zu finanzieren. Grund dafür waren die stetig steigenden Produktionskosten des Projekts.[17] Daraufhin sicherte sich Netflix die Filmrechte für 105 Mio. US-Dollar.[18]
Nachdem Paramount Pictures die Veröffentlichungsrechte an Netflix abgegeben hatte, drohte ein Rechtsstreit mit dem Unternehmen STX Entertainment, das bereits Mitte 2016 für 50 Millionen US-Dollar alle Rechte zur Distribution außerhalb der USA erworben[19] und diese wiederum an Verleiher in verschiedenen Ländern weiterverkauft hatte.[20]
Im Mai 2017 wurde bekannt, dass Netflix sich hinter den Kulissen mit STX Entertainment einigen konnte und die Produktion nun endgültig im August 2017 starten solle. Ebenso gab man an, dass der Film nur kurz in wenigen US-Kinos laufen werde, um ihn für die Oscars zu qualifizieren, und dass ein Comeback von Joe Pesci nach wie vor möglich sei.[21]
Die Dreharbeiten zum Film begannen Ende August 2017 in und um New York City.[22]
Am 5. März 2018 verkündete Scorsese, dass die Dreharbeiten zum Film abgeschlossen wurden.[26]
Die Produktionskosten des Films beliefen sich auf 159 Mio. US-Dollar.[27][28]
Rezeption
Altersfreigabe
In den USA erhielt der Film von der MP(A)A ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht. In Deutschland ist der Film FSK 16. In der Freigabebegründung heißt es, der Film enthalte eine Vielzahl teils deutlicher Gewalt- und Tötungsszenen. Die Taten würden jedoch nicht reißerisch ausgespielt, und auch das Gangsterleben werde nicht verherrlicht, sondern kühl-distanziert geschildert.[29]
Kritiken
Der Film konnte bislang 95 Prozent aller Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen und erhielt hierbei eine durchschnittliche Bewertung von 8,8 der möglichen 10 Punkte.[30]
Stephanie Zacharek vom Time Magazine schreibt, der Film sei so detailreich und bewege sich so anmutig durch die vielen Epochen, dass es schwierig ist, eine klar umrissene Handlung auszumachen. Trotzdem sei der Film wunderschön aufgebaut.[31]
Owen Gleiberman von Variety erklärt, The Irishman stelle das Leben als Mobster als eine weitaus unromantischere Erfahrung dar, als es Filme dieser Art normalerweise tun. Der Film sei von meisterhafter Präzision und tauche tief in das Innere seines Motivs ein, das dunkle Herz der Macht. Filme über die italienische Unterwelt hätten immer gezeigt, wie Gangster versuchen, Familie und Geschäft zu trennen, aber in The Irishman erscheine Franks Familie kaum auf dem Radar, außer seiner Tochter Peggy. Robert De Niros großartige Darbietung erinnert Gleiberman an seine Arbeit in GoodFellas, und er spiele Frank „The Irishman“ Sheeran als einen Mann, der gleichzeitig im Zentrum und am Spielfeldrand steht, Befehle entgegennimmt und reagiert. Er spiele ihn todernst als einen Mann mit großem Einfluss und einer komplexen Loyalität. Al Pacino hingegen spiele Hoffa als einen Egomanen, der auch ein brillanter Taktiker ist und sich selbst zum Gewerkschaftsführer gemacht habe und viel Leidenschaft auf seine Reden verwendet. Pacino verwandele Hoffas Unfähigkeit, sich zu bewegen oder Kompromisse einzugehen, in ein Lebenskraftspektakel der Hybris, was die beste Leistung des Schauspielers seit Jahren sei, so Gleiberman.[13]
A.O. Scott von der New York Times schreibt, durch die Arbeit von Filmeditorin Thelma Schoonmaker sei der Film lang wie ein Roman von Dostojewski oder Dreiser und dunkel wie ein Gemälde von Rembrandt. Was Martin Scorsese interessiere, worum es meist in seinen Arbeiten gehe, seien keine Fakten, sondern Gefühle: „Wie viele seiner anderen Filme verbringt auch The Irishman einige Zeit damit, die Machtstrukturen und Verhaltensregeln abzubilden, die den jeweiligen Teil der Realität bestimmen“, so Franks Zeit als Lastwagenfahrer und als Soldat im Zweiten Weltkrieg.[12]