Die Kart(h)äusernelke[1][2] (Dianthus carthusianorum), in Österreich auch Steinnelke („Stoanagl“) genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nelken (Dianthus) innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
Die Kartäusernelke ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 45 (5 bis 50[2]) Zentimetern. Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl. Es sind meist viele sterile Triebe vorhanden.[2] Der Stängel ist meist unverzweigt.[2]
Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind am Grund scheidig verwachsen. Die Blattscheide ist mit einer Länge von bis zu 15 Millimetern etwa viermal so lang wie die Blattbreite. Die einfache Blattspreite ist schmal-linealisch.[2]
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juni bis September oder Oktober.[2] 7 bis 15 Blüten befinden sich in einem endständigen, kopfigen Blütenstand. Die Hochblätter und der Kelch sind braun und lederig-trockenhäutig. Der Blütenstiel ist kurz.[2]
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die Kelchschuppen sind gelbbraun-häutig und verschmälern sich plötzlich.[2] Die braun-rote Kelchröhre ist 12 bis 18 Millimeter lang.[2] Die purpurfarbene Krone besitzt einen Durchmesser von 2 bis 2,5 Zentimetern. Die Kronblätter sind vorne gezähnt.[2] Die Platte ist 5 bis 12 Millimeter lang.[2]
Die Kapselfrucht ist etwa so lang wie der Kelch und öffnet sich mit vier Zähnen.[2]
Bei der Kartäusernelke handelt es sich um einen Hemikryptophyten.
Die Blüten der Kartäusernelke zeigen den typischen Aufbau von Tagfalterblumen: aufrechte Stellung, leuchtend rote Färbung, enger Röhrenbau und tief verborgener Nektar.
Standorte sind in Mitteleuropa meist sonnige warme Hänge auf Kalk- und Silikat-Trockenrasen, Böschungen, Heiden und sandige Wälder. Sie kommt in Mitteleuropa vor allem in der Pflanzengesellschaft des Mesobrometums vor.[3]
Das Verbreitungsgebiet der Art Dianthus carthusianorum umfasst Süd-, West-, Ost- und Mitteleuropa, dazu die Türkei.[5] In Nordamerika ist Dianthus carthusianorum ein Neophyt.[5] Je nach Autor gibt es eine unterschiedliche Anzahl von Unterarten.
In Deutschland kommt nur die Gewöhnliche Kartäusernelke vor, die Unterart Dianthus carthusianorum subsp. carthusianorum.
Je nach Autor gibt es in Österreich etwa drei Unterarten:
Voralpen-Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum subsp. alpestrisSternb., vielleicht Dianthus monspessulanusL. subsp. monspessulanus): In Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark (obermontan bis alpin)
Serpentin-Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum subsp. capillifrons(Borb.) Neumay.): Im Burgenland, Niederösterreich und der Steiermark (montan)
Gewöhnliche Kartäusernelke (Dianthus carthusianorumL. subsp. carthusianorum): Alle Bundesländer (evtl. in Vorarlberg ausgestorben) (collin bis montan)
Je nach Autor gibt es in der Schweiz etwa zwei Unterarten:[2]
Gewöhnliche Kartäusernelke (Dianthus carthusianorumL. subsp. carthusianorum): Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweizfür diese Unterart: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2][2]
Scheidige Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum subsp. vaginatus(Chaix) Schinz & R.Keller): Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2][2]
Einige Autoren geben von Dianthus carthusianorum weitere Unterarten an:[6]
Dianthus carthusianorum subsp. atrorubens(All.) Pers.:[2] Sie kommt in Frankreich und auf Sizilien vor.
Dianthus carthusianorum subsp. latifolius(Griseb. & Schenk) Hegi: Sie kommt in Österreich, Ungarn, Kroatien und in der Slowakei vor.[6]
Dianthus carthusianorum subsp. sudeticusKovanda: Sie kommt nur in Tschechien vor.[6]
Im Balkan kommt in den Karstgebirgen der küstennahen Dinaridenendemisch die Blutrote Nelke vor. Sie wird als Unterart Dianthus carthusianorum subsp. sanguineus(Vis.) Hegi angesehen, gelegentlich auch als eigenständige Art Dianthus sanguineus. Sie kommt zwischen Istrien und Albanien vor und besiedelt artenreiche Kalkmagerrasen von Meereshöhe (im Norden) bis in Höhenlagen von 1200 Metern (Montenegro, Albanien).
Etymologie und Trivialnamen
Der Name Kartäusernelke wie auch das Artepitheton carthusianorum leiten sich nach Angaben der botanisch-etymologischen Fachliteratur nicht von den Naturforschern Johann Friedrich Cartheuser (1704–1777) und seinem Sohn Friedrich August Cartheuser (1734–1796) ab, sondern von der Landschaft der Chartreuse beziehungsweise dem dort gegründeten Kloster Grande Chartreuse des Kartäuserordens.[7] Sie zählte offenbar zur Standardausstattung vieler der einzelnen Klostergärten der Patres, was möglicherweise zur Namensgebung führte. Alle Pflanzenteile enthalten seifige Bestandteile (Saponine), die nicht nur Mönche und Nonnen oft in flüssiger Form gegen Muskelschmerzen oder Rheuma auftrugen. Die erste Nennung als „Cartheuserblümlin“ findet sich bei Joachim Camerarius der Jüngere in Hortus medicus et philosophicus (1588).[8] Bei Conrad Gessner (1561) heißt auch die Bartnelke (Dianthus barbatus) „Karthüserblümle“ und bei Hieronymus Harder wird die Brennende Liebe (Lychnis chalcedonica) als „Kartusiernägelin“ („flos Cartusiensis“) genannt.[8]
Für die Kartäusernelke sind weitere deutschsprachige Trivialnamen bekannt: Blutströpflin, Boschnagerl, Buschnagerl (Salzburg) Dondernegelin, Donnernäglein (Thüringen), Donnernelke, Feltnägelin, Friessnägeln (bereits 1542 erwähnt), Heidenblümlin, Hundsflette (Eifel bei Altenahr), Kartheuserblümli, Klusternälken (Unterweser), verbrät Kniecht (Siebenbürgen), wild Nägelieblume, wilde Pechnagel (Pinzgau), Schwalwenigelcher (Siebenbürgen), Specknelke (Mark bei Küstrin).[9]
Symbolik
Die Kartäusernelke war Blume des Jahres 1989. Sie ist auch auf der 70-Cent-Briefmarke der Dauerserie „Blumen“ der Deutschen Post AG abgebildet, deren Erstausgabe am 13. April 2006 war.
Innere Außenkelchblätter
Pollen (400× vergrößert)
Literatur
Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 369.
↑ abcDianthuscarthusianorum L. im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 28. Juli 2023.
↑
Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6.
↑Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 133 f. (eingescannt).