Gräfenneuses

Gräfenneuses
Koordinaten: 49° 47′ N, 10° 26′ OKoordinaten: 49° 47′ 26″ N, 10° 26′ 11″ O
Höhe: 391 m
Einwohner: 231[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 96160
Vorwahl: 09556
Karte
Lage von Gräfenneuses (fett) im Geiselwinder Gemeindegebiet
Bild von Gräfenneuses

Gräfenneuses ist ein Ortsteil des Marktes Geiselwind im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.

Geografische Lage

Das Dorf Gräfenneuses liegt im Westen des Geiselwinder Gemeindegebietes. Der Norden wird vom sogenannten Ilmbacher Wald eingenommen, im Nordosten befindet sich Ebersbrunn, im Osten beginnt das Gebiet des Landkreises Bamberg. Röhrensee und Geiselwind befinden sich im Südosten. Südwestlich und westlich erstreckt sich das Gebiet der Stadt Prichsenstadt.

Auf der Gemarkung von Gräfenneuses befand sich das Dorf Crautzach. Ebenso wird die Wüstung Hertrichshausen in der Literatur im Siedlungsdreieck Wiesentheid, Obersambach und Gräfenneuses lokalisiert. Die Siedlung wurde wohl im 14. Jahrhundert verlassen. Mit dem Dünenfeld nordöstlich von Gräfenneuses hat sich ein geschütztes Geotop in der Umgebung des Dorfes erhalten.

Nächstgelegene größere Städte sind Kitzingen in einer Entfernung von etwa 20 Kilometern sowie Schweinfurt, welches ungefähr 31 Kilometer entfernt ist.

Geschichte

Der Ortsname verweist auf die fränkische Kolonisationsphase im 9. Jahrhundert. Wahrscheinlich war die Siedlung Sitz eines Grafen, der den fränkischen Vorstoß in die keltischen Stammesgebiete sichern sollte. Gräfenneuses war wichtig, um die Steigerwaldstufe zu überwinden. Die Endung -neuses leitet sich von den althochdeutschen Worten niuwi für neu und seʒ für Sitz ab. Dementsprechend war der Ort ein neuer Sitz eines Grafen.

Erstmals erwähnt wurde Gräfenneuses erst im Jahr 1317. Das Dorf war ein würzburgisches Lehen in den Händen des Friedrich II. zu Castell und wurde „Greuen nusezze“ genannt. Die Dorfherrschaft durch die Grafen ist ein Hinweis auf die Vergangenheit der Siedlung. Vermutlich saßen dort während der fränkischen Besiedlung die Mattonen als Edelfreie, die zu den kognatischen Ahnen der Grafen zu Castell zählen.[2]

Kurze Zeit später, im Jahr 1326, hatte das Dorf den Besitzer gewechselt. Der Würzburger Bischof Wolfram Wolfskeel von Grumbach gewährte der Benediktinerabtei Münsterschwarzach einen Schutzbrief für die Klosterdörfer. Unter anderem tauchte in diesem Brief auch „Greven-Neusess“ auf. Allerdings wurde der Ort bereits 1376 wieder im Casteller Lehensbuch erwähnt. Unter anderem hatten die Grafen Güter an die Herren von Vestenberg und Götz von Wipfeld verliehen.

Im Jahr 1441 verkaufte der Adelige Hans von Thüngfeld neben dem Schloss Ilmbach auch einige Güter in Gräfenneuses. Wahrscheinlich erhielt Balthasar Fere vom Berg das Dorf und konnte damit seine Klostergründung Ilmbach ausstatten. 1453 erhielten die Kartäuser das Dorf. Ein Jahr später waren wiederum die Herren von Vestenberg dort begütert. Diese verkauften ihre Güter ab 1472 weiter, bis der Ort an die Herren von Gnodstadt ging. 1504 war das Dorf herrschaftlich stark aufgeteilt.

Wiederum in den Besitz der Casteller Grafen kamen die Gehöfte in Gräfenneuses im Jahr 1533. 1573 erhielt der Ort eine Dorfordnung durch die Grafen zu Castell und die Kartause Ilmbach. Die wechselnden Dorfherren führten zu einer konfessionellen Spaltung der Bewohner, die sich auch in den Kapellen in Gräfenneuses niederschlug. 1589 teilten sich die Kartäuser und Graf Georg II. zu Castell die Dorfherrschaft. Gräfenneuses war der Zent Stadelschwarzach zugeordnet.[3]

Mit dem 17. Jahrhundert kam eine Machtkonzentration. Im Jahr 1662 erhielt Graf Philipp Gottfried zu Castell-Rüdenhausen die Hochgerichtsbarkeit über das Dorf „Grauen Neüseß“ vom Hochstift Würzburg. Nun war der Ort ein fester Bestandteil der Grafschaft Castell. Um 1790 war das Dorf dem Amt Rüdenhausen in der Grafschaft zugeordnet.

Im Jahr 1972 kam der Ort zur Großgemeinde Geiselwind.[4]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Kapelle der Heiligen Jungfrau Maria in Gräfenneuses

Baudenkmäler

Die katholische Kapelle ist der heiligen Jungfrau Maria geweiht. Sie entstand im Stile der Neoromanik in den Jahren 1886 bis 1888 inmitten des Ortes. Außen sind die Steinquader gegliedert, innen überwiegt die schlichte Gestaltung. Die Figuren der Heiligen Heinrich und Kunigunde sind am Altar angebracht. Ein Kreuzweg im spätgotischen Stil mit 14 Stationen durchzieht das Gotteshaus. Im Friedhof befindet sich eine kleine evangelische Friedhofskapelle, die um 1850 entstand. Das ehemalige Gasthaus des Dorfes aus dem 18. Jahrhundert ist erhalten geblieben. Das alte Portal der Kartause Ilmbach wurde nach der Säkularisation von einem Gräfenneuseser Bauern gerettet und ziert nun seinen Hof. → siehe auch: Marienkapelle (Gräfenneuses)

Sagen

Die Kreuzsteine

Früher standen an der sogenannten alten Straße zwischen Untersambach und Gräfenneuses zwei Kreuzsteine. Weitere zwei Steine mit Kreuzen kamen in der Nähe zutage, als man den Acker wendete. Der Grund für die Aufstellung war in der Bevölkerung vergessen. An dem Steinkreuz an der sogenannten Fuchswiese, unmittelbar nördlich des sogenannten Fuchsberges, fürchteten sich allerdings die Kinder, weil die Sage umging, dass es hier spuken soll.

Einmal wartete ein Jagdpächter aus Gräfenneuses auf die Treibjäger, die in den umliegenden Wäldern das Wild hetzten. Als er neben dem Steinkreuz verweilte, tauchte plötzlich ein „Ding“ auf ihn zugerollt. Als es den Pächter erreicht hatte, lachte das „Ding“ dreimal laut auf. Daraufhin verschwand es wieder. Der Jagdpächter aber floh schnell nach Hause und stellte sich fortan nie wieder in der Nähe der Kreuzsteine auf.

Der Fressaklingenpöpel

Ähnlich wie in Röhrensee existiert auch in Gräfenneuses eine Sage über den Fressaklingenpöpel. Zwischen Gräfenneuses, Röhrensee, Geiselwind, Füttersee, Kleinbirkach und Ebersbrunn ist ein Bergwald mit dem Namen Fressaklinge zu finden. Hier sind Schanzenreste der Kelten zu finden. Hier soll der sogenannte Fressaklingenpöpel sein Unwesen treiben. Er soll in der Nacht wie ein Kalb schreien. Insbesondere in den Nächten zum Sonntag und an Feiertagen hörten die Bewohner von Gräfenneuses sein Geschrei. Auch in Röhrensee war er zu hören.

Der Weihkellerrangen

An der alten Straße zwischen Gräfenneuses und Rehweiler liegt die Waldabteilung Weihkellerrangen, die heute von der Autobahn durchschnitten wird. In Gräfenneuses ist von diesem Wald überliefert, dass hier zu gewissen Zeiten ein Trompeter sein Unwesen trieb. Zwar hatte ihn nie jemand zu Gesicht bekommen, allerdings hörte man in Gräfenneuses den Klang seines Instruments immer wieder. Am Weihkellerrangen soll sich außerdem ein hohler Raum befinden, auf den ein Maurer eines Tages stieß.[5]

Bildung

Gräfenneuses liegt heute im Sprengel der Drei-Franken-Grundschule im Hauptort Geiselwind. Ab der 5. Klasse besuchen die Kinder die Nikolaus-Fey-Mittelschule in Wiesentheid. Weiterführende Schulen können mit der Mädchenrealschule in Volkach und mit der Realschule in Dettelbach besucht werden. Gymnasien gibt es in Münsterschwarzach (Egbert-Gymnasium), Volkach-Gaibach (Franken-Landschulheim Schloss Gaibach), Wiesentheid (Steigerwald-Landschulheim) und Kitzingen (Armin-Knab-Gymnasium). Bereits in Mittelfranken liegt das Gymnasium Scheinfeld.

Literatur

  • Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
  • Gerhard Hojer: Landkreis Scheinfeld (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 35). Deutscher Kunstverlag, München 1976, DNB 760102457, S. 82–83.
  • Johann Ludwig Klarmann, Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. Nachdruck der Ausgabe 1912. Neustadt an der Aisch 1982.
  • Wolf Dieter Ortmann: Landkreis Scheinfeld (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1967, DNB 457000929.
Commons: Gräfenneuses – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geiselwind. Abgerufen am 4. November 2022.
  2. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 60.
  3. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 59.
  4. Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 85.
  5. Klarmann, Johann Ludwig (u. a.): Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. S. 109–111.