Kloster Ilmbach

Das Kloster in einer alten Ansicht

Das Kloster Ilmbach (lateinisch Hortus Beatae Mariae, deutsch Mariengarten) ist ein ehemaliges Kloster der Kartäuser im gleichnamigen Ortsteil von Prichsenstadt in Bayern in der Diözese Würzburg.

Geschichte

Das Gelände der Kartause erwarben am 23. November 1453 Ritter Balthasar Fere von Berg und seine Gattin Magdalena von Vestenberg. Sie kauften Anna von Rotenhan eine alte Festung ab und schenkten sie dem Kartäuserorden. Außerdem erhielten die Mönche Kreuzberg und Rüdern, sowie Höfe in Gräfenneuses, Gernach, Ober- und Unterspiesheim und Volkach (Hauptstraße 48) dazu.[1]

Im Jahr 1454 wurde das Kloster vom Orden anerkannt, erhielt jedoch erst 1460 einen Prior. Die ersten Mönche und Laienbrüder kamen aus Nürnberg, Würzburg, Tückelhausen und Astheim. Ilmbach war dennoch eine arme Kartause, denn die Stiftungen blieben aus. Nur der Graf von Castell vermachte dem Kloster 52 Gulden jährlich.

Der Deutsche Bauernkrieg wütete auch in Ilmbach. 1525 verwüsteten Bauern aus Schlüsselfeld das Kloster. Erst 1527 konnten die Mönche zurückkehren.[2] Die ständige Geldnot bewog die Brüder im 16. Jahrhundert zum Verkauf von mehreren Gütern in Obersambach.

In den Jahren 1574–1629 füllte sich die Kartause. Die Mönche der Kartause Grünau stießen zu ihren Ordensbrüdern, da ihr Kloster aufgelöst worden war. 1618 versuchte man die Kartausen ständig zu vereinen, scheiterte jedoch am Widerstand des Bischofs. Die ungewöhnliche Situation schlug sich nur in der Bezeichnung des Priors nieder. Er wurde „Prior von Grünau und Rektor von Ilmbach“ genannt.

1631 wüteten die Schweden während des Dreißigjährigen Krieges in Ilmbach. Der Prior wurde von ihnen misshandelt und starb kurze Zeit später an den Folgen dieser Tortur. Nach dem Krieg kam es zum Aufblühen des Klosters. 1639 und 1648 konnten ein Weiher und eine Mühle zugekauft werden. 1741 erfolgte die Erwerbung des sogenannten Ilmbacher Hofes in Iphofen.[3] Die Säkularisation beendete dann 1803 die Existenz der Kartause.

Der nachfolgende Besitzer Baron Friedel richtete in den zerfallenden Gebäuden eine Käserei und eine Zuckerfabrik ein. 1836 existierten noch Reste der Klosterkirche. Die Ruinen verschwanden bis 1873. Danach entstand auf dem Gelände ein Jagdschloss der Grafen von Schönborn.[4] Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ordnet die untertägigen Reste des Klosters als Bodendenkmal ein.

Architektur

Das Portal des Klosters befindet sich heute in Gräfenneuses

Den Kern der Anlage bildete die 1456 fertiggestellte Kirche. Sie besaß drei Altäre und lag auf dem Gelände der Festung. Zuvor hatten die Mönche ihre Gottesdienste in der Burgkapelle gefeiert. Außerhalb des Wassergrabens befanden sich die Mönchszellen und eine extra für Frauen errichtete Kapelle, da sie keinen Zutritt zur Konventskirche hatten.[5] Infolge des Stiftermangels dachten die Oberen in der Grande Chartreuse über eine Verlegung des Klosters nach, dieser Plan wurde allerdings nie verwirklicht.[6]

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann die Erneuerung der Klostergebäude. 1609 wurde die Kirche im Stile der deutschen Nachgotik neu errichtet. Verziert wurde sie mit einem Renaissancegiebel und Zwiebelkuppeln. Ab dem Jahr 1621 errichtete man einen Kreuzgang, neue Mönchszellen und eine Wohnung für den Prior. 1634 entstand eine Portalanlage, die 1750 barockisiert wurde.

Kurz nach der Auflösung des Klosters bestanden noch die Kirche, eine Bibliothek, die Wohnung des Priors, der Kapitelsaal, Reste des Kreuzgangs und diverse Wirtschaftsgebäude, sowie noch elf Eremitagen. Das Portal gelangte 1848 nach Gräfenneuses, wo es heute als Hoftor eines Bauern dient. Dieses letzte Relikt der Kartause Ilmbach wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zusammen mit dem Bauernhof unter der Denkmalnummer D-6-75-127-43 verzeichnet.[7] Die Bodenfunde im Bereich des ehemaligen Klosters listet das Landesamt unter der Nummer D-6-6128-0111.[8]

Wappen

Anders als in vielen anderen Kartausen ist kein Wappen überliefert. Die Gestaltung des Emblems existiert jedoch auf mehreren Siegeln. Sie zeigen, in leichten Variationen über die Jahrhunderte, Maria mit dem Kind in oder hinter einem Garten. Als Umschrift finden sich verschiedene lateinische Sätze: „S CONVENTUS ORTI MARIAE IN ILMBACH CARTUSIENSIS ORDINIS“ lautet er 1476. Im Jahre 1541 wird das Siegel mit „S CARITUS ORTI MARIAE I YLMBACH“ umschrieben. Ab dem 17. Jahrhundert finden sich mehrere, unterschiedlich lautende Siegelumschriften.[9]

Liste der Rektoren und Prioren

Die Liste der Rektoren und Prioren orientiert sich am Werk Georg Hutzlers über die Kartause Ilmbach. Standen in der Anfangszeit der Kartause vor allem Prioren vor, wechselte später die Bezeichnung zwischen Rektor und Prior häufiger. Dies verweist auf die unsichere Lage des Klosters, da Prioren bei den Kartäusern nur lebensfähigen Konventen vorstehen. Zwischen 1609 und 1629 wurden die Vorsteher der Kartause mit dem Titel „Prior von Grünau und Rektor von Ilmbach“ ausgestattet.

Name[10] Amtszeit Anmerkungen
Thomas 1454–1457 erster Prior, vom Generalkapitel eingesetzt
Ulrich Haan 1457–1482 Profeß in Würzburg, zugleich Prior in Astheim, † 3. Mai 1457
Johann gen. 1482 * in Nürnberg, Profeß in Astheim, † vor dem Sommer 1482 in Nürnberg
Johann Hoffmann 1482–1484 Profeß in Würzburg, danach Prior in Grünau (1490–1496), Würzburg (1496–1499), † 30. Mai 1515
Franziskus gen. 1484
Heinrich gen. 1502 * in Kitzingen, Profeß in Würzburg, † 20. Januar 1504
Christophorus gen. 1502 Prokurator in Erfurt, 1502 vom Generalkapitel eingesetzt, † 1512
Sebald Muffel gen. 1505 Profeß in Nürnberg, † 1505
Georg 1517–1520 * in Sommerhausen, Profeß in Würzburg, vom Generalkapitel eingesetzt
Balthasar Faber gen. 1520 † 1529
Berthold gen. 1520 Rektor, 1520 zum Prior erhoben
Tillmann gen. 1526 * in Guttenstein
Simon 1527–1529 Profeß in Güterstein, vorher Prokurator in Würzburg, vom Generalkapitel eingesetzt, † 1529
Stephan Ruff 1529–1531 Profeß in Güterstein, danach Prior in Prüll, † 1533 in Prüll
Georg Batz 1531–1532 Profeß in Prüll, † vor dem Sommer 1533
Petrus Fritz 1532–1533 * in Lünen, genannt Mohr, vorher Prior in Rettel und Mainz, † 1533
Gangolf gen. 1539 † 1539
Johannes gen. 1541 * in Speyer
Johannes Steiner gen. 1542
Heinrich (Kermpf) 1550–1557 Profeß in Brüssel, vorher Prokurator in Wesel, zugleich Prior in Erfurt, vom Generalkapitel eingesetzt
Heinrich Kolding gen. 1557 zugleich Prior in Regensburg, † 18. Juli 1562
Hermann Brunier 1557–1565 vorher Prokurator in Astheim, vom Generalkapitel eingesetzt, † 1586
Thomas gen. 1565 Rektor
Johannes Maria gen. 1570 vom Generalkapitel eingesetzt, danach Prior in Erfurt (–1575), Seiz und Buxheim
Gerhard Agricola 1574–1575 Profeß in Mainz, vorher Prokurator in Erfurt, gleichzeitig Administrator von Grünau, danach in Würzburg (1575–1590), † 12. Mai 1590
Johannes Brand 1575–1576 Profeß in Astheim, vom Generalkapitel eingesetzt, † 1576
Johannes Bruno 1576–1579 Profeß in Trier, vorher Prior in Tückelhausen (1574–1576), vom Generalkapitel eingesetzt
Simon Lorichius 1579–1583 Rektor, vorher Prokurator in Freiburg, vom Generalkapitel eingesetzt
Jodocus Brattus gen. 1584 Rektor, vorher Prokurator in Ilmbach, vom Generalkapitel eingesetzt
Laurentius Hildt 1593–1600 Rektor, vom Generalkapitel eingesetzt, ab 1597 Prior
Sebastian Fischer 1600–1609 * in Salz, vom Generalkapitel eingesetzt
Georg Weingärtner 1609–1616 gewählt
Hieronymus Schwegler 1616–1624 * in Coburg, Profeß in Prüll, gewählt
Paulus Molitor 1624–1629 Rektor, vom Generalkapitel zum Prior erhoben
Georg Weingärtner 1629–1631 Rektor, von den Schweden gefoltert, † 30. November 1631
Vitus Herbst 1632–1635 zugleich Prior in Grünau (1634–1639), danach Prior in Erfurt (1639), † 27. Dezember 1647 in Würzburg
Renatus Reisch 1637–1639 * 1603 in Bamberg, danach Prior in Grünau (1639), Astheim (1640), † 8. Februar 1660 in Astheim
Joseph gen. 1639
Petrus Plattner 1640–1645 auch Blattner, Profeß in Erfurt, vom Generalkapitel eingesetzt, † 1645
Martin Schubert 1645–1653 Profeß in Tückelhausen, † 10. Juni 1653
Johannes Zimmer 1654–1662 Rektor, Profeß in Astheim
Laurentius Fendrich 1662–1667 Rektor, zuvor Prokurator in Grünau, ab 1665 Prior, danach Prior in Buxheim (1677), † 1691 in Danzig
Petrus Schmid 1667–1679 Prior
Petrus Naves 1679–1719 Profeß in Prüll, † 1718
Michael Unrath 1719–1725 gewählt, † 1725
Hieronymus Krafft 1725–1743 gewählt, 1739 Visitator, danach Prior in Buxheim (1743)
Engelbert 1743–1749 Profeß in Würzburg, ab 1744 Prior, † 9. Juni 1749
Anthelm Wildinger gen. 1778 Profeß in Trier, 1758 Visitator, † 1778
Bernhard Volland 1778–1782
Hugo Poyl 1782–1786 * in Ehrenbreitstein, Profeß in Roermond, zuvor Prior in Freiburg, vom Generalkapitel eingesetzt, danach Prior in Würzburg (1786), Grünau (1789), † 31. August 1791
Josef Schwab 1786–1803 letzter Prior, * in Windheim, zuvor Prior in Würzburg (1774)

Literatur

  • Koller, Michael (Hrsg.): Kartäuser in Franken. In: Brückner, Wolfgang; Lenssen, Jürgen (Hrsg.): Kirche, Kunst und Kultur in Franken. Band 5. Würzburg 1996.
  • Hutzler, Georg: Die Kartäuser und ihr Kloster Ilmbach im Steigerwald. Scheinfeld 1980.
  • Erik Soder v. Güldenstubbe: Ilmbach, in: Monasticon Cartusiense, hrsg. von Gerhard Schlegel, James Hogg, Band 2, Salzburg 2004, 413–419.
Commons: Kartause (Ilmbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Koller, Michael (Hrsg.): Kartäuser in Franken. S. 119.
  2. Haus der Bayerischen Geschichte: Kartause Ilmbach, abgerufen am 2. April 2013.
  3. Hutzler, Georg: Die Kartäuser und ihr Kloster Ilmbach im Steigerwald. S. 70.
  4. Koller, Michael (Hrsg.): Kartäuser in Franken. S. 124.
  5. Hutzler, Georg: Die Kartäuser und ihr Kloster Ilmbach im Steigerwald. S. 50.
  6. Koller, Michael (Hrsg.): Kartäuser in Franken. S. 120.
  7. Geodaten: Denkmalnummer D-6-75-127-43, abgerufen am 2. April 2013.
  8. Geodaten: Denkmalnummer D-6-6128-0111, abgerufen am 2. April 2013.
  9. Hutzler, Georg: Die Kartäuser und ihr Kloster Ilmbach im Steigerwald. S. 81 f.
  10. Georg Hutzler: Die Kartäuser und ihr Kloster Ilmbach im Steigerwald. Scheinfeld 1980. S. 83–90.

Koordinaten: 49° 48′ 14,4″ N, 10° 24′ 31,7″ O