Die Formel-1-Weltmeisterschaft 1999 war die 50. Saison der Formel-1-Weltmeisterschaft. Sie wurde über 16 Rennen in der Zeit vom 7. März 1999 bis zum 31. Oktober 1999 ausgetragen.
Titelverteidiger Mika Häkkinen gelang es zum zweiten Mal die Fahrerweltmeisterschaft zu gewinnen. McLaren konnte den Konstrukteurstitel dagegen nicht verteidigen – Ferrari gewann zum ersten Mal seit 16 Jahren. Ferrari-Pilot Michael Schumacher fiel im Titelduell nach seinem Unfall in Silverstone beim Großen Preis von Großbritannien aus und musste für sechs Rennen pausieren.
Das technische Reglement verbot nunmehr biegsame Flügelkonstruktionen und erhöhte die Anzahl der Rillen im Profil der Vorderreifen von drei auf vier. Weitere Änderungen betrafen die Sicherheit: Vorgeschrieben waren zusätzliche Befestigungen für die Radaufhängungen und im Ganzen entfernbare Fahrersitze und Kopfstützen. Zudem wurden die Regelungen für Crashtests verschärft.
Das vormalige Tyrrell-Team wurde, nachdem es bereits im Dezember 1997 an British American Tobacco verkauft worden war, nun in British American Racing (BAR) umbenannt. Weitere Veränderungen im Teilnehmerfeld gab es nicht.
Motoren
Nachdem Tyrrell in der Vorsaison noch Ford-Motoren verwendet hatte, trat BAR stattdessen mit Motoren von Supertec an. Dieses Unternehmen trat die Nachfolge von Mecachrome an, das im Vorjahr die Renault-Motoren eigenverantwortlich weiterentwickelt hatte, und belieferte wie zuvor Williams und Benetton. Der Benetton-Motor wurde dabei erneut unter dem Sponsorennamen Playlife gemeldet.
Reifen
Goodyear zog sich nach dem Ende der Saison 1998 als Reifenlieferant zurück. Nunmehr wurden alle Teams mit Bridgestone-Reifen ausgerüstet.
Fahrer
Jacques Villeneuve, Weltmeister von 1997, sorgte für Aufsehen, indem er Williams verließ und stattdessen zum mehrheitlich als „neu“ angesehenen BAR-Team wechselte. Neben Villeneuve debütierte dort mit Ricardo Zonta der amtierende Weltmeister der FIA-GT-Meisterschaft. Villeneuves Platz bei Williams wurde von Rückkehrer Alessandro Zanardi eingenommen, der letztmals 1994 in der Formel 1 angetreten war. Durch den Tausch von Heinz-Harald Frentzen, der zu Jordan ging und dafür durch den vormaligen Jordan-Fahrer Ralf Schumacher ersetzt wurde, stellte sich Williams ebenfalls komplett neu auf.
Bei den Spitzenteams Ferrari und McLaren erfolgten vorerst keine Umbesetzungen, ebenso bei Benetton und Prost.
Mika Salo erhielt sehr bald nach Saisonbeginn doch noch Gelegenheiten zur Rennteilnahme. Nachdem sich Zonta beim Training zu seinem Heimrennen verletzt hatte, ersetzte Salo den Brasilianer für drei Rennen. Weiter wurde Salo nach Michael Schumachers Verletzung bei einem Unfall in Silverstone von Ferrari unter Vertrag genommen und fuhr bis zu dessen Genesung sechs Rennen für die Scuderia. Die einzige weitere Umbesetzung während der Saison erfolgte bei Minardi, wo Stéphane Sarrazin in Brasilien Luca Badoer vertrat.
Beim Saisonauftakt strauchelten die favorisierten McLaren-Piloten Mika Häkkinen und David Coulthard, die das Training dominiert hatten, sowie Michael Schumacher im Ferrari. Alle drei konnten keine WM-Punkte erringen. Stattdessen gelang Eddie Irvine, Ferraris Nummer zwei, nach einer souveränen Vorstellung sein Premierensieg vor dem nach seinem Wechsel zu Jordan wiedererstarkten Heinz-Harald Frentzen und Ralf Schumacher im Williams.
Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnte, war die Tatsache, dass die beiden Bestplatzierten auch im weiteren Saisonverlauf eine wesentliche Rolle in der Weltmeisterschaft übernehmen sollten. Die weiteren Plätze belegten nach einem von vielen Ausfällen geprägten Rennen Giancarlo Fisichella und Rubens Barrichello vor dem bereits in seinem ersten Rennen punktenden Pedro de la Rosa im kaum konkurrenzfähigen Arrows.
Seine zweite Pole-Position des Jahres konnte Mika Häkkinen nun auch in einen Sieg ummünzen. Einzig Michael Schumacher im Ferrari konnte sein Tempo mitgehen. Der Drittplatzierte Frentzen blieb in der letzten Runde wegen Treibstoffmangels liegen und behielt nur aufgrund der Überrundungen der nachfolgenden Fahrer seinen dritten Platz.
Nun war es Schumacher, der dank des Ungeschick eines Gegners als Erster auf dem Siegerpodest stand. Bereits in der 18. Runde musste Häkkinen nach einer Kollision mit der Mauer ausscheiden. Dank des Erfolgs spürte die Scuderia Ferrari auch bei der traditionell kritischen italienischen Presse wieder einen Aufwind.
Der Große Preis von Monaco in Monte Carlo fand am 16. Mai 1999 statt und ging über eine Distanz von 78 Runden auf insgesamt 262,626 km.
Trotz Pole-Position hatte es für Mika Häkkinen nicht zu einem Sieg gereicht. Denn bereits beim Start war Michael Schumacher an ihm und Eddie Irvine an David Coulthard vorbeigezogen. Als Irvine den durch eine Öllache irritierten Häkkinen zum Ende des Rennens ebenfalls überholen konnte, war der Doppelsieg perfekt. Häkkinen klagte nach dem Rennen über einen verstellten Frontflügel, der das Handling des Wagens und ihm somit das Kontern erschwert habe.
Nach dem letztlich ungefährdeten Doppelsieg der beiden Ferrari übernahm Schumacher die zwischenzeitliche Führung in der Gesamtwertung.
Beim Grand Prix von Spanien schienen Häkkinen und Coulthard mit ihrem unangefochtenen Doppelsieg vor den beiden Ferrari-Piloten deren Ambitionen vorerst einen Dämpfer versetzt zu haben. Häkkinen hatte zuvor schon die Pole-Position errungen, die ihm den Grundstein für diesen Sieg erbrachte. Ferrari hoffte darauf, dass der dank seiner „weichen“ Reifen im Qualifikationstraining Zweitplatzierte Irvine Häkkinen hätte blockieren können, dies scheiterte jedoch am schlechten Start Irvines. Der leichtbetankte BAR-Honda von Jacques Villeneuve konnte sogar beide Ferrari überholen. Als dieser zum Nachtanken in die Boxengasse abbog, waren beide McLaren bereits enteilt, sodass sich Coulthard selbst das Überfahren der Boxenmarkierungen erlauben konnte und dennoch vor Schumacher blieb. Irvine gelang zwar noch die schnellste Rennrunde, über die Distanz waren jedoch die McLaren-Mercedes an diesem Rennwochenende nicht zu schlagen.
Bei strahlendem Sonnenschein hatte es zunächst nicht den Anschein, dass es an diesem Renntag viele Ausfälle geben könnte. Doch die tückische Mauer eingangs der Zielgerade, die nach der vorangegangenen kurzen Schikane meist mit hohem Risiko angefahren wurde, um möglichst viel Schwung auf die Geraden mitzunehmen, erhielt einen neuen Spitznamen: „Wall of champions“. Nacheinander strandeten hier bis auf Mika Häkkinen alle anderen Formel-1-Weltmeister der früheren Jahre: Damon Hill (15. Runde), Michael Schumacher (30. Runde) und Jacques Villeneuve (35. Runde), dem damit sein Heimrennen gründlich verdorben wurde. Zuvor war bereits der ehemalige GT-Weltmeister und frühere Formel-3000-Meister Ricardo Zonta (3. Runde) dort in die Mauer geprallt. Häkkinen konnte dadurch den Grand Prix kontrolliert und unbedrängt nach Hause fahren. Damit vermochte Schumacher den Vorteil der zuvor erzielten Pole-Position nicht ausspielen. Die knappen Zeitabstände der Fahrer bei der Zieleinfahrt ergaben sich durch eine Safety-Car-Phase, die drei Runden vor Schluss durch einen Unfall von Frentzen ausgelöst wurde und bis zum Ende andauerte.
Auf dem anspruchsvollen, aber von den Fahrern wegen der faden Umgebung wenig geliebten Kurs erlebten die Zuschauer unter sehr wechselhaften Bedingungen, wobei sich Sonne und Regen mehrmals abwechselten, ein unterhaltsames Rennen. Schon die Startaufstellung hatte für ungewöhnliche Verhältnisse gesorgt. Überraschend befand sich Barrichello mit seinem Stewart auf der Pole-Position, auf dem zweiten Startplatz stand Alesi auf Sauber. Erst an die 14. Stelle hatte das von Wetterkapriolen geprägte Training Häkkinen „gespült“.
Mit Frentzen gewann der Pilot, der seinen vollgetankten Monoposto am besten unter diesen schwierigen Bedingungen auf der Strecke halten konnte. Gegen seinen Willen war der Wagen beim einzigen Boxenstopp voll betankt worden. So sei das Fahrzeug in einigen Kurven kaum zu beherrschen gewesen, äußerte Frentzen nach dem Rennen. Als sich die Streckenverhältnisse erneut änderten, konnte er sich als Einziger einen zusätzlichen Stopp sparen und gehörte mit seinem Sieg zu den Titelaspiranten. Mika Häkkinen hatte eine eindrucksvolle Aufholjagd gestartet, musste aber einen zweiten Boxenstopp absolvieren und kam so als Zweiter ins Ziel.
Beim Start blieben Villeneuve und Zanardi stehen, weshalb die Rennleitung entschied, das Rennen abzubrechen. Schumacher versuchte auf der Anfahrt zur Stowe-Corner, Irvine zu überholen, und übersah die Roten Flaggen. Dann versagten jedoch bei mehr als 300 km/h die Bremsen, so dass der Ferrari trotz der großen Auslaufzone mit mehr als 100 km/h gegen die Reifenstapel prallte. Dabei wurde das Monocoque schwer beschädigt, Schumacher brach sich das rechte Schien- und Wadenbein.
Nach dem Neustart verlor Häkkinen nach einem Boxenstopp ein Hinterrad und gab aufgrund der Folgeschäden auf. Das Duell zwischen Coulthard und Irvine ging zugunsten Coulthards aus.
Das Rennen begann mit einem kleinen Skandal: Häkkinen und Coulthard starteten von den Positionen 1 und 2. In der zweiten Kurve versuchte Coulthard ein glückloses Überholmanöver, infolge dessen Häkkinen bis auf den letzten Platz zurückfiel. Er startete eine Aufholjagd bis auf Platz 3, jedoch konnte das McLaren-Team aufgrund einer falschen Taktik den Sieg von Irvine nicht verhindern.
Auch in diesem Rennen blieb Häkkinen das Pech treu. Nach langer Führung im Rennen funktionierte die Tankanlage während des Boxenstopps nicht richtig und infolgedessen fiel er auf den vierten Platz zurück. Kurz nachdem er Frentzen überholt hatte, platzte bei ca. 300 km/h der linke Hinterreifen und dadurch auch der Heckflügel an seinem McLaren-Mercedes. Häkkinen überstand den daraus resultierenden schweren Unfall aber unverletzt. In den letzten Runden ließ Mika Salo per Stallorder seinen Teamkollegen Irvine vorbei, der dank dieses Sieges die WM-Führung wieder übernahm.
Wie schon in Österreich gab es einen harten Kampf zwischen Pole-Setter Häkkinen und Coulthard am Start, wobei dieses Mal Coulthard die Oberhand behielt und das Rennen deutlich gewann. Häkkinen hoffte auf eine Stallorder des Teams, die allerdings ausblieb.
Wie schon in Imola schied Häkkinen in Führung liegend aufgrund eines Fahrfehlers aus. Frentzen profitierte davon und durfte sich aufgrund des zweiten Saisonsieges ebenfalls Hoffnungen auf den Titel machen. Der zweite Platz von Ralf Schumacher machte den deutschen Doppelsieg perfekt und Mika Salo holte mit einem dritten Platz wieder Punkte.
Der Große Preis von Europa auf dem Nürburgring fand am 26. September 1999 statt und ging über eine Distanz von 66 Runden über insgesamt 300,679 km.
Das Rennen wurde zu Beginn von einem schweren Unfall von Pedro Diniz überschattet. Im weiteren Verlauf kam es zu mehreren Führungswechseln, da sowohl Coulthard, Frentzen als auch Ralf Schumacher aufgrund von technischen Problemen entweder zurückfielen oder ausschieden, sodass am Ende Johnny Herbert der Sensationssieger war. Einen Aufreger gab es beim Boxenstopp von Eddie Irvine, als die Mechaniker nur drei neue Reifen bereitliegen hatten – Irvine verlor so mehr als 30 Sekunden. Da Häkkinen allerdings nach einer falschen Reifenwahl nur auf Platz fünf ins Ziel kam, konnte dieser kaum profitieren.
In diesem Rennen gab Michael Schumacher sein Comeback nach dem Beinbruch, musste Irvine aber den Sieg wegen der WM-Chancen des Iren überlassen. Nach dem Rennen wurden beide Ferrari wegen eines nicht dem Reglement entsprechenden Windabweisers disqualifiziert, Häkkinen war somit Weltmeister. Ferrari legte gegen diese Entscheidung Berufung ein, die Disqualifikation wurde am Grünen Tisch wieder zurückgezogen.
Das Rennen in Suzuka versprach große Spannung: Irvine hatte 70, Häkkinen 66 Punkte. Obwohl Schumacher von der Pole startete, sicherte sich Häkkinen noch vor der ersten Kurve die Führung und gewann das Rennen souverän. Dadurch wurde er zum zweiten Mal nach 1998 Formel-1-Weltmeister. Ferrari verzichtete auf eine Stallorder, da auch im Falle der Punktgleichheit der Titel an Häkkinen gegangen wäre.
Qualifying-/Rennduelle
Diese beiden Tabellen zeigen, welche Fahrer im jeweiligen Team die besseren Platzierungen im Qualifying bzw. im Rennen erreicht haben.
Weltmeister wird derjenige Fahrer bzw. Konstrukteur, der bis zum Saisonende die meisten Punkte in der Weltmeisterschaft angesammelt hat. Bei der Punkteverteilung werden die Platzierungen im Gesamtergebnis des jeweiligen Rennens aller Rennen berücksichtigt. Die sechs erstplatzierten Fahrer jedes Rennens erhalten Punkte nach folgendem Schema: