Pedro Diniz

Pedro Diniz
Pedro Diniz 2016
Nation: Brasilien Brasilien
Formel-1-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Brasilien 1995
Letzter Start: Großer Preis von Malaysia 2000
Konstrukteure
1995 Forti • 1996 Ligier • 1997–1998 Arrows • 1999–2000 Sauber
Statistik
WM-Bilanz: WM-14. (1998, 1999)
Starts Siege Poles SR
98
WM-Punkte: 10
Podestplätze:
Führungsrunden:

Pedro Paulo Falleiros dos Santos Diniz (* 22. Mai 1970 in São Paulo) ist ein brasilianischer Unternehmer und ehemaliger Automobilrennfahrer. Von 1995 bis 2000 war er in der Formel 1 aktiv.

Rennsportkarriere

Anfänge im Motorsport

Diniz fing 1987 und damit ungewöhnlich spät mit dem Kartsport an. Seine äußerst wohlhabende Familie finanzierte dem jungen Brasilianer sein Hobby. Über die Formel Ford kam Diniz 1990 in die südamerikanische Formel 3, bevor er sich entschied, professionellen Motorsport zu betreiben und dafür nach Europa zu gehen. 1991 wechselte er in die britische Formel 3 nach England. Sein Landsmann Rubens Barrichello wurde im selben Jahr in dieser Serie Meister, während Diniz recht erfolglos blieb. Nach einem weiteren Jahr in der Formel 3 entschloss er sich, in die Formel 3000 zu wechseln. Auch hier blieb er zwei Jahre ohne Erfolg – mit dem vierten Platz in Estoril 1994 erreichte er nur eine einzige Punktplatzierung. Jedoch ebnete er mit Sponsormillionen seines Vaters dem italienischen Forti-Team dem Weg von der Formel 3000 in die Formel 1. Als Gegenleistung erhielt Diniz eines der beiden Renncockpits und hatte damit den Sprung in die höchste Motorsportklasse geschafft.

Formel 1

Forti (1995)

Pedro Diniz im Forti FG01 beim Großen Preis von Großbritannien 1995

Beim Großen Preis von Brasilien 1995 debütierte Diniz mit dem gelb lackierten Forti FG01 in der Formel 1. Der Wagen war jedoch zu langsam und zu unzuverlässig, als dass der Brasilianer damit hätte irgendwelche Erfolge erzielen können – geschweige denn, auch nur in die Punkteränge vorzustoßen. Zu Beginn seiner F1-Karriere wurde Diniz zudem von der internationalen Presse als „Bezahlfahrer“ verspottet, der seinen Platz in der Startaufstellung nur dem prall gefüllten Portemonnaie seines Vaters zu verdanken hat. Nachdem er jedoch seinen erfahrenen Teamkollegen Roberto Moreno ein ums andere Mal hinter sich lassen konnte, wurde auch die Kritik an Diniz leiser.

Ligier (1996)

Da er bei Forti keine erfolgreiche Zukunft sah, kaufte sich Diniz für die Saison 1996 mithilfe eines italienischen Milchprodukteherstellers kurzerhand ein Cockpit beim französischen Traditionsteam Ligier, das zu diesem Zeitpunkt dem britischen Rennsportmagnaten Tom Walkinshaw gehörte. Dort fuhr Diniz an der Seite des als schnell und zuverlässig geltenden Franzosen Olivier Panis den JS43. Beim verregneten Rennen in Spanien schaffte Diniz mit einem sechsten Platz seinen ersten WM-Punkt. Experten stuften die Leistung des Brasilianers allerdings als Glückstreffer ein, die dem Umstand vieler Ausfälle geschuldet sei. Zusätzliche Bestätigung erhielten die Kritiker durch die Tatsache, dass Panis stets der schnellere Ligier-Pilot war, dem sogar ein Sensationssieg in Monaco gelang. Daneben sorgte Diniz durch einen wenn auch unverschuldeten Zwischenfall beim Rennen in Argentinien für Schlagzeilen: Nach einem Boxenstopp schloss ein Tankventil nicht richtig, und während der Fahrt trat Benzin aus und setzte Diniz' Wagen in Brand. Der Fahrer entkam aber glücklicherweise unverletzt.

Arrows (1997–1998)

Nachdem das Ligier-Team an den ehemaligen Weltmeister Alain Prost verkauft worden war, der daraus ein französisches Nationalteam formen wollte, war für Diniz kein Platz mehr. Er wechselte mitsamt seinem bisherigen Teamchef zu Arrows, wo Walkinshaw sich eingekauft hatte. Neben dem japanischen Motorenpartner Yamaha überzeugte Walkinshaw mit viel Geld den amtierenden Weltmeister Damon Hill, der bei Williams nicht mehr willkommen war, für ihn zu fahren. Während Hill 1997 beinahe den Grand Prix von Ungarn gewann, gelang Diniz ein fünfter Platz auf dem Nürburgring als beste Saisonleistung.

Obwohl Hill den Rennstall nach nur einem Jahr wieder verließ und Yamaha sich aus der Formel 1 zurückzog, blieb Diniz für die Saison 1998 an Bord und bekam als Teamkollegen den schnellen Finnen Mika Salo an die Seite gestellt. Arrows kaufte Yamaha die Vorjahrestriebwerke ab und entwickelte sie in Eigenregie weiter. Diniz fuhr mit drei WM-Punkten genauso viele ein, wie sein stärker eingeschätzter Teamkollege Salo.

Sauber (1999–2000)

Diniz, Sauber, Kanada GP 2000

Für das Folgejahr wechselte er mit seinem Sponsor Parmalat zum Schweizer Rennstall Sauber, wo er auf den ehemaligen Ferrari-Piloten Jean Alesi traf. Mit insgesamt dreimal Platz sechs erreichte Diniz am Jahresende drei WM-Punkte, womit er überraschenderweise einen Punkt vor dem hoch eingeschätzten Alesi lag.

Diniz’ letzte Saison brachte ihn in der Saison 2000 bei Sauber wieder mit seinem alten Teamkollegen Mika Salo zusammen. Diesmal aber gelang dem Brasilianer gegen den Finnen kein Stich. Salo fuhr sechs WM-Punkte ein und distanzierte Diniz damit, dem kein Zähler gelang. Nach der Saison zog Diniz sich aus dem aktiven Motorsport zurück, um sich dem Management zu widmen.

Karriere nach dem aktiven Motorsport

Im Jahr 2000 kaufte die Familie Diniz 40 Prozent des Prost-Rennstalls, Pedro Diniz übernahm in der Folge das Management des Teams.[1] Nachdem das Team allerdings aufgrund finanzieller Schwierigkeiten am Ende des Jahres 2001 aufgelöst wurde, verschwand auch der Name Diniz endgültig aus der Formel 1.

Seitdem bemüht sich Diniz, dessen Familie die Supermarktkette Pão de Açúcar besitzt und eine der reichsten Familien Brasiliens ist, um die Förderung der südamerikanischen Formel Renault.

Pedro Diniz kehrte nach der Rennsportkarriere in seine Heimat zurück und baute dort eine Bio-Farm auf. Sebastian Vettel besuchte ihn und seine Farm vor dem Großen Preis von São Paulo 2021.[2]

Statistik

Statistik in der Formel-1-Weltmeisterschaft

Gesamtübersicht

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1995 Parmalat Forti Ford Forti FG01 Ford ED 3.0 V8 17 21.
1996 Ligier Gauloises Blondes Ligier JS43 Mugen-Honda 3.0 V10 16 2 15.
1997 Danka Arrows Yamaha Arrows A18 Yamaha 3.0 V10 17 2 16.
1998 Danka Zepter Arrows Arrows A19 Arrows 3.0 V10 16 3 14.
1999 Red Bull Sauber Petronas Sauber C18 Petronas 3.0 V10 16 3 14.
2000 Red Bull Sauber Petronas Sauber C19 Petronas 3.0 V10 16 18.
Gesamt 98 10

Einzelergebnisse

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
1995
10 DNF 15 DNF 10 DNF DNF DNF DNF DNF 13 9 16 13 17 DNF 7
1996
10 8 DNF 10 7 DNF 6 DNF DNF DNF DNF DNF DNF 6 DNF DNF
1997
10 DNF DNF DNF DNF DNF 8 DNF DNF DNF DNF 7 DNF 13 5 12 DNF
1998
DNF DNF DNF DNF DNF 6 9 14 DNF DNF DNF 11 5 DNF DNF DNF
1999
DNF DNF DNF DNF DNF 6 DNF 6 6 DNF DNF DNF DNF DNF DNF 11
2000
DNF DNS 8 11 DNF 7 DNF 10 11 9 DNF DNF 11 8 8 11 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung
Commons: Pedro Diniz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Diniz Family buys into Prost. In: grandprix.com. 30. November 2000, abgerufen am 15. November 2021 (englisch).
  2. Chris Lugert, Jonathan Noble: Vor Wochenende in Brasilien: Vettel besuchte Bio-Farm von Ex-F1-Pilot Diniz. In: motorsport-total.com. 12. November 2021, abgerufen am 15. November 2021.