Die Gemeinde liegt in Lothringen auf einer mittleren Höhe von 250 Metern im Saulnois (Salzgau), 87 Kilometer nordwestlich von Straßburg, 44 Kilometer südöstlich von Metz und 36 Kilometer nordöstlich von Nancy,[1] zwischen den Nachbargemeinden Obreck im Westen, Sotzeling im Nordosten und Wuisse im Osten. Der Weiler Dédeling gehört zur Gemeinde, er liegt nordwestlich, die Ruine der Burg von Château-Voué liegt westlich und der Teich von Wuisse liegt südöstlich des Ortskerns. Die Gemeinde liegt im Regionalen Naturpark Lothringen.
Geschichte
Der Ortsname bezieht sich auf eine Burg, die zu den ältesten Burganlagen Lothringens zählt, 966 als villa Castellum dicta in comitatu Dextrich erstmals urkundlich erwähnt wird und in der Neuzeit durch Schloss Hunolstein ersetzt wurde.[2] In der Gründungsurkunde des Klosters Vergaville aus dem Jahr 966 wird die Schenkung von Ländereien und einer Kirche Saint-Martin in Castellum an das neugegründete Kloster erwähnt.[3] Die Schenkenden und zwei ihrer Familienmitglieder werden namentlich erwähnt: Hincmar, Sigeric, seine Frau Berthe und ihr Sohn Thierry. 1251 schenkte ein Pierre, Voué de Metz, dem Kloster weitere Ländereien in Castris (Château-Voué). Eine Vouerie oder Haute Vouerie entsprach in Lothringen einer Seigneurie.[4] In der Urkunde wird ebenfalls erwähnt, dass Château-Voué zur Grafschaft Destrich gehörte, die ihren Sitz in Destry (Destrich) hatte. Die Pfarrei von Château-Voué unterstand dem Erzpriester von Haboudange (Habudingen), der wiederum dem Bistum Metz unterstand.[5]
Ein neueres Ortsnamenbuch nennt zum Jahr 1264 die Namensform Chastelveit.[6] Der französische Zusatz -Voué lässt sich als Vogts- (französisch avoué, deutsch Vogt) erklären. Der deutsche Name lautet 1474 Dürrkastel.[7] Bereits 1406 erscheint in einer lateinischen Urkunde die Form Aridumcastrum. Aridus ist das lateinische Wort für „dürr“.[8] Welche Namensform in einer Urkunde von 1281 stand, die nicht im Original, sondern nur in französischen und deutschen Übersetzungen von 1616 vorliegt (die Übersetzungen haben Châteauvoué und Durnkasteln), ist unbekannt.[9]
Es wird angenommen, dass hier bereits in gallo-römischer Zeit (52 v. Chr. bis 486) ein Castellum bestanden habe.[10] Entsprechend ließe sich der deutsche Ortsname durch das gallische Wort Durn erklären.[11]Durnum bedeutete in gallischer Sprache „Schnabel“, „Vorsprung“, „extreme Position“ und wurde in Ortsnamen wie Durnovaria verwendet.[12]
In einer Urkunde von 1306 heißt der Ort Chastelz.[13] Im 14. Jahrhundert war die Seigneurie Château-Voué im Besitz der Familie Morsperch de Torcheville. 1325 wurde die Ortschaft als Chastel Le Wouweit in einer Urkunde bezüglich des Kriegs der vier Herren (1324–1326) erwähnt. Die Seigneurs Rodolphe und Renault von Château-Voué unterstützten die Stadt Metz in jenem Krieg. 1333 verzichteten Guillaume de Torcheville und der Bischof von Metz zugunsten des Herzogs von Lothringen auf ihre Rechte bezüglich Chaisteil vowey beziehungsweise Chastel Voiley (Château-Voué). Im weiteren Verlauf des 14. Jahrhunderts taucht die Familie Guermange als Seigneurs der Ortschaft auf. Die Guermanges waren Vasallen der Morsperch de Torcheville.[14]
Durch Heirat fiel ein Teil der Seigneurie der Morsperch de Torcheville 1404 an Jean de Pfaffenhofen, dem Spross einer elsässischen Adelsfamilie. Schon 1415 verkaufte Jean seinen Teil (fünf Achtel) der Burg an Henri Hase von Dievelich.[15] 1445 besaß Henri Hase von Dievelich drei Achtel der Burg. Er verstarb um 1460. Seine Tochter war vor ihm gestorben, sie war zweimal verheiratet gewesen, zunächst mit Damian von Helmstatt und dann mit Henri von Rathsamhausen und hatte fünf Kinder hinterlassen. Während die beiden Töchter abgefunden wurden, erhielten die drei Söhne 1461 je einen Anteil an der Burg.[16]
Das Gehöft Bérange liegt südlich des Ortskerns. 1206 wurde es als Villa de Berange im Kopialbuch der Abtei von Salival, die heute auf dem Gemeindegebiet von Moyenvic liegt, erstmals urkundlich erwähnt.[5] Lepage nimmt an, dass es ein ehemals bedeutender Ort gewesen sein müsse.[21]
1793 erhielt Château-Voué im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Es gehörte von 1801 bis 1871 zum damaligen Département Meurthe.
1981 wurde die Ortschaft Dédeling eingemeindet.[22] Dieser Ort wurde 995 als Dructelingas in comitatu Salninse, 1121 als ecclesia de Druthelinga und 1756 als Dedling urkundlich erwähnt.[23] Die Bewohner dieses Dorfs, auch Tietlingen genannt, das früher zum Bistum Metz gehörte, befassten sich im 19. Jahrhundert mit Wein-, Getreidebau und Schweinezucht.[24][25] Dédeling hatte als französischsprachige Ortschaft zu den 247 letzten Gemeinden gehört, deren Name im Ersten Weltkrieg am 2. September 1915 eingedeutscht wurde. Der Name wurde zu „Dedlingen“ geändert und war bis 1918 offizieller Ortsname.[26]
Demographie
Jahr
1962
1968
1975
1982
1990
1999
2007
2019
Einwohner
126
121
107
93
76
98
113
96
Wappen
Das Wappen der Gemeinde ist golden und zeigt einen blauen Mantel des Schutzpatrons Martin von Tours. Ein heraldischer Mantel ist das Gegenteil einer heraldischen Spitze. In der Mitte ist ein roter Donjon dargestellt, zur Erinnerung an die Burg von Château-Voué, dadurch ist es ein redendes Wappen.[27]
Sehenswürdigkeiten
Das Gelände und die Ruine des ehemaligen Schlosses Hunolstein, das vermutlich 1670 zerstört wurde,[2] wurden 1991 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (historische Denkmale) eingetragen. Das Gelände befindet sich in Privatbesitz.[28]
Johann Wilhelm von Hunolstein (1599–1664), bayrischer und kaiserlicher Generalfeldzeugmeister, Inhaber der Herrschaft Dürkastel
Literatur
Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 171 (books.google.de).
Friedrich Toepfer: Beilagen III. Schloß und Herrschaft Dürrkastel oder Châteauvoué. In: ders. (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. III. Fr. Campe, Nürnberg 1872, S. 225–244 (Google-Books)
L. Jean: Les seigneurs de Chateauvoué 966-1793. Crépin-Leblond, Nancy 1897 (französisch, in Archive.org).
↑ abFranz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 104–105 (books.google.de).
↑ abHenri Lepage: Dictionnaire topographique du département de la Meurthe. In: Société d'archéologie lorraine et du Musée historique lorrain (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. 6. Auflage. Band14, Nr.18. Imprimerie impériale, Paris 1862, S.15+30+41+63 (französisch, in Google Books [abgerufen am 4. April 2010]).
↑Henri Hiegel, Charles Hiegel: Dictionnaire étymologique des noms de lieux du département de la Moselle, Sarreguemines 1968
↑Baron Dominique François Louis Roget de Belloguet, Louis-Ferdinand-Alfred Maury, Henri Gaidoz: Ethnogénie gauloise. Mémoires critiques sur l'origine et la parenté des Cimmériens, des Cimbres, des Ombres, des Belges, des Ligures, et des anciens Celtes. Band1. B. Duprat, Paris 1864, S.349 (französisch, in Google Books [abgerufen am 3. April 2010]).
↑Hans Witte: Das deutsche Sprachgebiet Lothringens und seine Wandelungen von der Feststellung der Sprachgrenze bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. In: Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Band 8, Stuttgart 1894, S. 407–535, insbesondere S. 450 (books.google.de).
↑Henri Lepage: Les Communes de la Meurthe, journal historique des villes, bourgs, villages, hameaux et censes de ce département, Bd. 1, Nancy 1853, S. 131f. Online (französisch)
↑Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 87 (books.google.de).
↑Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 171 (books.google.de).