Hauptstraße um 1900: hinten Humboldthaus mit GartenhausKurhaus Bad Steben von 1911Rathaus
Die erste urkundliche Erwähnung Stebens datiert auf den 25. Dezember 1374. Es gehörte lange zum hohenzollerischenMarkgraftum Bayreuth, ab 1500 auch zum Fränkischen Reichskreis, kam 1792 mit dem Markgraftum zu Preußen, 1806 zu Frankreich und schließlich 1810 zu Bayern.
1444 gab es erste Berichte über die Quellen. 1553 badete Heinrich Reuß von Plauen anlässlich der Belagerung von Lichtenberg (Oberfranken) im Zweiten Markgräflerkrieg darin. 1690 erschien ein erster wissenschaftlicher Bericht vom Hof- und Stadtmedikus Gottfried von Stein. Bis zur Übernahme der Quellen durch das Königreich Bayern war Steben ein Bergbauort. Der Bergbau im Stebener Gebiet geht bis in das 8. Jahrhundert zurück.
Humboldt bezog im Juni 1792 in Steben das heutige Humboldt-Haus. In einem ca. zehn Wochen (Juni bis August 1792) dauernden Kraftakt erstellte der junge Mann einen 150 Seiten langen, umfassenden Bericht der Situation, der in Berlin helle Begeisterung auslöste. Die humboldtschen Ökonomisierungsvorschläge und die detaillierten Meldungen über die reichen Bodenschätze in der Region (u. a. Silber, Kupfer, Zinn, Blei, Eisen und Edelsteine), vor allem aber seine Berichte über die von ihm neuentdeckten Goldflöze kamen der Behörde sehr entgegen.
1793, nach der Verlegung des Bergamtes von Naila nach Steben, errichtete Humboldt in Steben in Eigeninitiative eine königlich-preußische freie Bergschule, um den Bergleuten elementare Berufskenntnisse beizubringen. Der Unterricht umfasste auch Rechnen, Schreiben und Lesen. Von Heinitz hatte ein offenes Ohr für diese Gründung, hatte er doch auch 1777 in Freiberg eine Zeichen- und Rechenschule eröffnet. Als Humboldt die Auslagen für seine Unternehmung zurückerstattet bekommen sollte, schlug er vor, mit dem Betrag eine Krankenkasse und eine Witwenversorgung einzurichten, ein für die damalige Zeit beispielloser Akt sozialer Gesinnung, aber auch Zeugnis der fürsorglichen Haltung des jungen Liberalen. Auch die Kostenfreiheit für den Besuch der Bergschule war dafür ein Hinweis.
Mit Tatkraft und Einfallsreichtum brachte es der neue Chef im Revier dazu, dass sich in Jahresfrist die Erträge aus den Bergwerken vervielfachten. Man lobte das Genie des jungen Mannes, dem man die kühnste Karriere voraussagte. Humboldt schied jedoch auf eigenen Wunsch 1795 aus dem Staatsdienst aus, um sich ganz der Naturforschung und der Wissenschaft zu widmen.
Am 8. Juni 1832 wurde Steben der Titel Königlich Bayerisches Staatsbad verliehen. In der Zeit von 1837 bis 1911 wurden die wesentlichen, zum Teil heute noch vorhandenen Gebäude in den Kuranlagen errichtet. Den Abschluss bildete das alte Kurhaus im Jahre 1911[5]. Insbesondere während der Regentschaft Prinzregent Luitpolds von 1886 bis 1912 hatte Steben einen großen Aufschwung. Im Juli 1913 weilte der spätere Schriftsteller und Dichter Bertolt Brecht mit seiner Mutter zur Kur in Bad Steben, wo der junge Brecht Bäder nahm und Stahlwasser trank, wovon man sich eine Besserung seines Herzleidens[6] erhofft hatte.
Das Brauhaus Steben wurde im Jahr 1876 gegründet. Bis 1958 wurde in Bad Steben dann Bier gebraut.[7] Erst nach der Jahrtausendwende setzte das Brauhaus Budenschuster die Stebener Brautradition fort.[8]
Im Jahr 1909 wurde der Name der damaligen Gemeinde Untersteben amtlich in Steben geändert. Die Gemeindebezeichnung wurde im Jahr 1925 erneut geändert, diesmal in Bad Steben.[9]
1983 wurde das staatliche Kurhotel abgebrochen und wiederaufgebaut, das Parkschlößchen wurde saniert. Im Jahr 2007 feierte Bad Steben das 175-jährige Jubiläum als Staatsbad mit diversen Veranstaltungen im Biedermeierstil.
Eingemeindungen
Von 1971 bis 1978 kam es im Zuge der Gemeindegebietsreform zur Eingemeindung der Gemeinden Obersteben (1. Januar 1971), Carlsgrün (1. April 1971), Thierbach (1. Januar 1972) und Bobengrün (1. Januar 1978).[10] Zum 1. Januar 2025 wurde das gemeindefreie Gebiet Gerlaser Forst aufgelöst und in das Gemeindegebiet des Marktes eingegliedert.[11]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 3615 auf 3405 um 210 bzw. um 5,8 %. Am 31. Dezember 1990 hatte Bad Steben 3804 Einwohner.
Der Marktgemeinderat hat 16 Mitglieder. Weiteres Mitglied und Vorsitzender ist der Erste Bürgermeister. Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 haben von den 2920 Stimmberechtigten 2096 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 71,78 % lag.[13]
Bürgermeister
August Wölfel
1868–1875
Johann Burger
1876–1879
Johann Heinrich Stöcker
1879–1881
Heinrich Karl-Friedrich Ernst
1882–1887
Georg Heinrich Herpich
1888–1893
Martin Rockelmann
1894–1929
Philipp Horn
1930–1933
Heinrich Hagen
1934–1934
Otto Gollwitzer
1934–1939
Karl Gölkel
1939–1943
Erhard Martin Weinrich
1943–1945
Kurt Steinitz
1945
Johann Findeiß
1945
Johannes Schueller
1945
Heinrich Völkel
1945–1969
Gebhardt Steuer
1969–1969
Erhardt Thumser
1969–1972
Hans Brandl
1972–1991
Hellmut Nietner
1991–2001
Bert Horn
2001–
Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wurde Bert Horn (CSU) mit 56,37 % der Stimmen wiedergewählt.[14]
Seine Vertreter sind in der Legislaturperiode 2020–2026 Zweiter Bürgermeister Wolfgang Gärtner (SPD) und Dritter Bürgermeister Maximilian Stöckl (CSU).[15][16]
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein silberner Brunnentempel, in dem aus einem goldenen Becken eine silberne, von dem goldenen Großbuchstaben „R“ überhöhte Fontäne emporsteigt.“[17]
Wappenbegründung: Die Farbgebung des Wappens ist an die bayerischen Landesfarben weiß und blau angelehnt. Der Tempel mit Quelle erinnert an die Tempelquelle in Bad Steben. Das „R“ weist darauf hin, dass die Quelle radonhaltig ist, nicht auf den Rennsteig, der im 5 km entfernten Blankenstein (Rosenthal am Rennsteig) beginnt.
Alte Wehrkirche St. Walburga mit Seccomalereien aus der Zeit um 1500; der Ursprung der Kirche geht auf das Jahr 1009 zurück, sie war die Mutterkirche vieler Kirchen und Kapellen im Frankenwald
Klenzebau im Kurpark, 1837 als Badehaus nach Entwürfen von Leo von Klenze erbaut[19]
Therme Bad Steben im Kurpark, im Jahre 2004 eröffnet, im Jahr 2007 mit einer Saunaanlage erweitert. 2017 Erneute Erweiterung des Saunabereiches und Ergänzung mit einer Freibadanlage sowie einem Wohnmobilstellplatz.
Max-Marien-Quelle (Calcium-Magnesium-Hydrogencarbonat Säuerling) Quellort: Langenau, Gemeinde Geroldsgrün
Die Mineralquellen gehörten anfangs dem Herzog von Andechs-Meranien. Zwischen 1248 und 1407 wurden sie Eigentum der Grafen von Orlamünde und ab 1407 bis 1622 gingen sie in den Besitz der Edlen von Wallenfels über. 1622 kamen sie in den Besitz der Markgrafen von Bayreuth und wurden 1751 der Gemeinde übergeben. Diese verkauften die Mineralquellen für 600 Gulden dem Staat Bayern.[20]
Am Faschingssonntag veranstaltet die Karnevalsgesellschaft 1968 e. V. Bad Steben einen großen Faschingsumzug. Der Umzug findet alle zwei Jahre mit ungerader Jahreszahl statt.
Frühjahrs- und Herbst-Kirchweih: Die beiden Kirchweihfeste (1. Mai und zweiter Sonntag im Oktober) in Bad Steben haben über den Ort hinaus Bedeutung. Im Ort wird jeweils ein Kirchweihmarkt veranstaltet, der sehr gut besucht ist. Die Deutsche Bahn verstärkt deshalb während der Festtage ihre Züge und setzt meist Doppeltriebwagen ein.
Jährlich im August fand bis 2009 auf den Moorwiesen hinter der Therme Bad Steben das Heißluftballon-Festival (auch Ballonfest genannt) statt.
Skisprungwettbewerbe: Auf der Frankenwaldschanze des WSV Bad Steben fanden jährlich bis 2010 bis zu drei Wettbewerbe mit zum Teil internationaler Beteiligung statt. 2010 wurde die Schanze wegen baulicher Mängel gesperrt, der WSV Bad Steben löste sich Anfang 2012 auf.
Die Spielbank Bad Steben veranstaltet ein Sommerfest.
Wirtschaft und Infrastruktur
Eisenbahn
Bahnhof Bad Steben
Die Anbindung an das Eisenbahnnetz wird seit 1898 über die Bahnstrecke Bad Steben–Hof hergestellt, heute im Stundentakt.
Örtlicher Nahverkehr
SMO Kleinbus beim Bahnhof Bad Steben
Seit April 2024 verbindet ein selbstfahrender Kleinbus im Rahmen des Projektes Shuttle Modellregion Oberfranken (SMO)[23] die Rehakliniken mit dem Bahnhof.
Straße
Mit dem Auto ist Bad Steben über die 10 km östlich verlaufende Autobahn A 9, Anschlussstelle 31 Berg/Bad Steben, zu erreichen. Die Staatsstraße 2196 führt nach Naila zur Bundesstraße 173 (Hof–Kronach) sowie nach Blankenstein in Thüringen.
Bad Steben hat ein eigenes Internet-Verteilersystem über Fernseh- und Glasfaserkabel-Modems, das von der Fernsehantennen-Gemeinschaft (FAG) Bad Steben verwaltet wird.
Öffentliche Einrichtungen
Therme Bad Steben
Bad Steben ist ein Kurort und das höchstgelegene bayerische Staatsbad.
Am 17. Dezember 2004 wurde im Gesundheitszentrum die Therme Bad Steben eröffnet.
Auf dem Friedhof sind in einem Sammelgrab 20 unbekannte KZ-Häftlinge begraben, die im Frühjahr 1945 bei einem Todesmarsch von Buchenwald nach Flossenbürg im nahe gelegenen Höllental ihr Leben verloren, woran eine Gedenktafel erinnert.[24]
2016 wurde das Zentrum Staatsbäder Bayern eröffnet. Seither hat es seinen Sitz im „Klenze-Bau“ im Kurpark Bad Steben.[25]
Unternehmen
Die größten Unternehmen sind neben der Staatsbad GmbH die Luitpold Apotheke, eine der größten Versandapotheken Deutschlands, sowie die Firmen Sommermann (Damenbekleidung) und therma-Fensterbau (Kunststofffenster) im Gemeindeteil Bobengrün und Brühl & Sippold (Polstermöbel) im Gemeindeteil Carlsgrün. E.ON betreibt ein Umspannwerk zwischen Bad Steben und dem Gemeindeteil Schafhof, das von 110 kV auf 10 kV transformiert. Der GitarrenverstärkerherstellerDiezel hat dort seinen Produktionssitz. 2016 wurde das Brauhaus Budenschuster in der Friedrichstraße gegründet. Seitdem wird wieder Bier in Bad Steben gebraut.[26]
Persönlichkeiten, Töchter und Söhne
Ernst Hepp (1878–1968), Jurist und Botaniker, geboren in Untersteben
Anita Mally (1948–1999), Schauspielerin, geboren in Bad Steben
Kurt Heinze (1886–1979), Oberforstmeister in Bad Steben
Alexander von Humboldt (1769–1859), Naturforscher, lebte und wirkte 1792 bis 1795 in Bad Steben.
Emil Neidiger: Bad Steben, das bayerische Staatsbad im Frankenwald. In: Fränkische Badereisen in alter und neuer Zeit, Frankenbund, Würzburg 1965, S. 65f
↑Martin Droschke: BertoldBrecht ist 15 Jahre jung […]. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 14. Juli.