August wurde zuerst von dem Rochlitzer Pfarrer Martin Oberdörffer[1] erzogen. Später wuchs er am kaiserlichen Hof in Innsbruck auf, wo er ein enger Freund des späteren Kaisers Maximilian II. wurde, und wurde unter anderem durch den Schulreformator Johannes Rivius ausgebildet. Anders als im Testament des Vaters vorgesehen, erhielt August von seinem älteren Bruder Moritz anfangs keine Territorien, sondern lediglich finanzielle Zuwendungen und bekam 1544 die Verwaltung des Bistums Merseburg übertragen.
Aus Anlass seiner ersten Heirat wurde August mit einer eigenen Hofhaltung in Dresden ausgestattet, mit Schloss Wolkenstein als Jagd- und Landsitz. Moritz hatte seinen Bruder schon 1546 mit der Verteidigung Dresdens beauftragt und ihm ein eigenes Truppenkommando gegeben. 1552 übertrug Moritz die Regentschaft seinem Bruder, der sich umgehend um ein Bündnis mit seinem Schwiegervater, dem dänischen König, bemühte.
Kurfürst von Sachsen
Instruktion Augusts von 1574 für die Geheimen Räte. Staatsarchiv Dresden
August baute den von Moritz politisch-militärisch geschaffenen Territorialstaat klug aus, allerdings verzichtete er 1554 im Naumburger Vertrag zu Gunsten der ernestinischen Linie der Wettiner auf einen großen Teil seines Territoriums. Neben den Ämtern Altenburg, Eisenberg, Herbesleben und Sachsenburg gehörte dazu fast ganz Thüringen. August erwarb aber durch Tausch und Kauf bis 1567 Domänen im Wert von mehr als 700.000 Gulden, die er zu neuen Ämtern zusammenfasste.
Während der sogenannten Grumbachschen Händel 1567 konnte August Gotha erobern, den geächteten Ernestiner Johann Friedrich II. gefangen nehmen und auf diesem Weg einige thüringische Ämter erwerben.
Der Taler auf die Einnahme von Gotha (1567), den der Kurfürst nach seinem Sieg mit einem demonstrativ großen Kurschild prägen ließ, trägt auf der Rückseite eine Inschrift über die vom Kaiser beauftragte und von August ausgeführte Reichsexekution.
Durch die Vormundschaft über die Kinder Johann Wilhelms von Sachsen-Weimar und den Gewinn des Vogtlands und einen Teil der Grafschaft Henneberg verbuchte August weitere enorme territoriale Gewinne.
August verstarb 1586 in Dresden und wurde im Freiberger Dom beigesetzt.
Bedeutung
Guldengroschen der Münzstätte Dresden aus dem Jahr 1568 mit Inschriften: AVGVSTVS D:G DVX SAXO SA ROMA IMP (Vorderseite) und ARCHIMARS CHAL ET ELEC[3]
Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft, Finanzen
August war einer der wenigen europäischen Fürsten, denen es im 16. Jahrhundert gelang, einen umfangreichen Staatsschatz anzusparen. Dies verdankte er den Anstrengungen seines Kammermeisters Hans Harrer, auch wenn dieser sich im Pfefferhandel massiv zum Nachteil der kurfürstlichen Schatulle verspekulierte und daraufhin Suizid beging. Das albertinische Sachsen erlebte unter seiner Regierung (1553–1586) eine wirtschaftliche und soziale Blüte. Innenpolitisch versuchte er, sich weitgehend von den sächsischen Landständen unabhängig zu machen. Er baute die landesherrlichen Verwaltungsstrukturen aus und regelte das Justizwesen neu. 1559 wurde das Appellationsgericht, mit Sitz in Dresden, als zweite Instanz geschaffen.[4] Mit der Konstitution von 1572 wurde das bis dahin umfangreichste sächsische Gesetzbuch erlassen. Die Konstitution hatte einen Charakter der Streitfragengesetzgebung. Es stand nun jedem kursächsischen Untertanen, z. B. Bauern,[5] frei, sich in Zivilgerichtssachen mit Hilfe eines Advokaten direkt nach Dresden an das Appellationsgericht zu wenden, wenn man mit dem gerichtlichen Urteil aus der ersten Instanz nicht einverstanden war.[6]
Im Zuge seiner umfassenden Reformen reorganisierte er auch das Münzwesen. Der Kurfürst ließ alle Landesmünzen schließen und verlegte sie in eine einzige Münze nach Dresden in die unmittelbare Nähe seines Residenzschlosses, um über die Richtigkeit von Schrot und Korn besser wachen zu können. Die Landeshauptmünzstätte Freiberg musste 1556 ihren Betrieb trotz Protest des Freiberger Rates einstellen. Die Annaberger Münzstätte verlegte der Kurfürst 1557 zunächst ins dortige Kloster, bevor er sie 1558 ebenfalls mit der Dresdner Münze vereinigte. Die Schneeberger Münzstätte war noch bis 1571 in Betrieb. Die schon seit langem ruhende Münzstätte Leipzig legte der Kurfürst 1571 still. Damit war die Dresdner Münze einzige Münzstätte im Kurfürstentum Sachsen. Kurfürst August trat im Jahr 1571 der Augsburger Reichsmünzordnung von 1559 bei.
August förderte die Landwirtschaft und legte mit der 1560 gegründeten Kunstkammer den Grundstein für die kunst- und naturwissenschaftlichen Sammlungen des Dresdner Hofes. Wissenschaftlich gebildet, interessierte er sich besonders für Astronomie, Kartographie, Mathematik, Messkunst, sammelte auch astrologische Prophezeiungen. Hierfür pflegte er vielfältige persönliche und briefliche Kontakte mit Gelehrten. Als Hofbuchbinder war für ihn 1566 bis 1586 der bedeutendste deutsche Buchbinder der Renaissance tätig, Jakob Krause.
Der Katalog der Hofbibliothek auf der Annaburg erfasst einen Bestand von 1.722 Bänden. Er gilt als ältester nachgewiesener Katalog der heutigen SLUB Dresden.[7]
Die Bewirtschaftung der Wälder stellte er durch die Forst- und Holz-Ordnung vom 6. September 1560 auf Gewinnerzielung ab. Auch seine Forstbeamten profitierten von dieser Ordnung, so hatten sie ein besonderes finanzielles Interesse an Holzverkauf, Verpachtung von Bäumen zum Harzen, Begrenzung der Viehtrift in den Wäldern und der Hutewaldnutzung.[8]
Gärtner und Handwerker
August beteiligte sich persönlich an der Veredelung von Obstbäumen und Anzucht exotischer Gewächse. Augusts persönlicher, und in der Rüstkammer erhaltener Kernsetzer[9] unterstreicht dessen persönliche Beteiligung im Feld, wovon auch ein Tagebucheintrag zeugt, nachdem er im Jahr 1572 Kerne vieler Pflanzen, wie Granatapfel und Johannisbrotbaum, setzte.[10] Die reichen Bestände von Messinstrumenten in den Dresdner Museen gehen auch zurück auf die persönliche Interessen Augusts, der sich an Landvermessung, zeichnen und reißen von Landkarten beteiligte.[11] Darüber hinaus erlernte er auch das Drahtziehen, insbesondere aber das Elfenbeindrechseln, wofür die Hofdrechsler Georg Wecker und Egidius Lobenigk 1578 und 1584 berufen wurden. August fertigte verschiedene Stücke an (Kredenzbecher mit Deckeln, Schalen, Dosen, hohl gedrehte Kugeln, übereinanderstehende Gefäßkörper, 32 Spielsteine und 66 "anitquitäische becherlein und kleine kunststucklein")[11]. Heute sind noch 28 dieser gedrechselten Kunststücke im Grünen Gewölbe in Dresden zu sehen. Seinen Sohn und Nachfolger, Kurfürst Christian I, ließ er ebenfalls in der Drechselkunst unterweisen.[10]
Kurfürst August war der wohl bedeutendste Bauherr der Sächsischen Renaissance. Belegt ist sein großes Interesse an Fragen des Bauwesens und der Architektur. Seine Bibliothek enthielt viele Architekturschriften und Musterbücher von Bauelementen. Sein Hauptwerk ist das gewaltige Jagdschloss Augustusburg, errichtet von 1568 bis 1572. Nirgendwo in Europa wurde ein geometrischer Idealplan so einheitlich umgesetzt. Der Entwurf des ursprünglichen Modells könnte auf August selbst zurückgehen.
Er vollendete den erweiternden Umbau des Residenzschlosses Dresden (1553–1556), den sein Bruder Moritz begonnen hatte. Da seine Leidenschaft der Jagd galt, ließ er zahlreiche Amtsschlösser für seine Jagdaufenthalte herrichten. So nutzte er nicht nur das von seinem Bruder errichtete Jagdschloss Moritzburg, sondern ließ gleich nach seiner Thronbesteigung 1554–57 das Schloss Nossen unter Errichtung eines neuen Westflügels zum Jagdsitz ausbauen und 1554–58 das Jagdhaus Grillenburg errichten, um sich auf der Jagd die Grillen (im Sinne von Sorgen) zu vertreiben. 1556 erwarb er den großen Wermsdorfer Forst als Hofjagdrevier (das als solches bis 1918 genutzt wurde und wo unter seinen Nachfolgern die kurfürstlichen Jagdschlösser Wermsdorf und Hubertusburg entstanden). 1555–58 ließ er das Schloss Schwarzenberg zum Jagdsitz ausbauen, 1569 baute er den Jägerhof (Dresden). Die alte Burg Gommern ließ er abbrechen und 1578 als Jagdschloss neu aufbauen. Von 1572 bis 1575 ließ er das nach seiner Gemahlin benannte Schloss Annaburg als Witwensitz und Jagdschloss für sie erbauen. Ebenfalls für seine Frau ließ er anstelle eines früheren Klosters das Schloss Lichtenburg errichten. Ferner veranlasste er den Ausbau von Schloss Dippoldiswalde und Schloss Freudenstein als Amtsschlösser. Der geplante großangelegte Umbau von Schloss Osterstein (Zwickau) kam erst nach Augusts Tod von 1587 bis 1590 zustande. Sein bedeutendster Architekt war der Landbaumeister Hans Irmisch.
Prinzessin Anna von Dänemark als Kurfürstin von Sachsen
In Torgau heiratete August am 7. Oktober 1548 Anna (1532–1585), Tochter des Königs Christian III. von Dänemark. Die Ehe – wenngleich politisch arrangiert – galt schon bei den Zeitgenossen als harmonisch und beispielhaft. Das Ehepaar war während der 37-jährigen Ehe nur wenige Tage getrennt.
Am 3. Januar 1586, drei Monate nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, heiratete August die erst 12-jährige Agnes Hedwig von Anhalt, Tochter des Fürsten Joachim Ernst von Anhalt. Er starb sechs Wochen nach der Hochzeit.
Reiner Groß: Kurfürst August von Sachsen – Repräsentant frühneuzeitlicher Landesherrschaft in Kursachsen. In: Dresdner Hefte. Band 9, 1986, ISSN0863-2138, S. 2–12.
Karl Czok: Kurfürst August I. von Sachsen (1526–1586). In: Rolf Straubel, Ulmann Weiß (Hrsg.): Kaiser – König – Kardinal. Deutsche Fürsten 1500–1800. Urania Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1991, ISBN 3-332-00386-0, S. 115–123.
Jens Bruning: Landesvater oder Reichspolitiker? Kurfürst August von Sachsen und sein Regiment in Dresden 1553–1586. In: Manfred Hettling, Uwe Schirmer, Susanne Schötz (Hrsg.): Figuren und Strukturen. Historische Essays für Hartmut Zwahr zum 65. Geburtstag. K. G. Saur Verlag, München 2002, ISBN 3-598-11585-7, S. 205–224.
Jens Bruning: August (1553–1586). In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Die Herrscher Sachsens. Markgrafen, Kurfürsten, Könige. 1089–1918. Verlag C. H. Beck, München 2007, ISBN 3-406-54773-7, S. 110–125.
Winfried Müller, Martina Schattkowsky, Dirk Syndram (Hrsg.): Kurfürst August von Sachsen. Ein nachreformatorischer „Friedensfürst“ zwischen Territorium und Reich. Beiträge zur wissenschaftlichen Tagung vom 9. bis 11. Juli 2015 in Torgau und Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2017, ISBN 978-3-95498-302-5.
Ulrike Ludwig: Hellsichtige Entscheidungen. Kurfürst August von Sachsen (1526–1586) und die Geomantie als Strategie im politischen Alltagsgeschäft. In: Archiv für Kulturgeschichte. Band 97, Heft 1, S. 109–128.
↑Landesherrschaft und Reformation: Moritz von Sachsen und die ... Günther Wartenberg – 1988 -
Nach Kreyßig, war noch Martin Oberdörfer von 1529 bis 1535 Informator von Moritz und August. Dieser stammte aus Rochlitz, in Leipzig SS 1510 imm. (Erler 1, 505, M 53: "Martinus Oberdorffer de Rochlicz")
↑AUGUSTUS D[eo] G[ratias] DUX SAXO[niae] SA[crum] ROMA[num] IMP[erii] = August, von Gottes Gnaden Herzog von Sachsen im Heiligen Römischen Reich, ARCHIMARSCHAL ET ELECT[or] = Erzmarschall und Kurfürst (Rückseite)
↑Karlheinz Blaschke: Das kursächsische Appellationsgericht 1559–1835 und sein Archiv. in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germ. Abt. 84, 1967, S. 332 f.
↑Alexander Kamcke: Die Bedeutung der Bauernschutzgesetzgebung des Kurfürsten August (1555–1586) für die Gestaltung der bäuerlichen Rechtsverhältnisse Sachsens im 16. Jahrhundert. Edelmann Verlag, Leipzig 1941, Diss., S. 5 f.
↑Martina Schattkowsky: Mit den Mitteln des Rechts. Studien zum Konfliktaustrag in einem sächsischen Rittergut. Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Band XXII, Zur Sozial- und Begriffsgeschichte des Mittelalters, Universität Tel Aviv, Bleicher Verlag, Gerlingen 1993, ISBN 3-88350-496-3, S. 299. Erläuterungen zum Appellationsgericht und der Patrimonialgerichtsbarkeit an einem konkreten Beispiel in Kursachsen
↑Georg Victor Schmid: Handbuch aller seit 1560 bis auf die neueste Zeit erschienenen Forst- und Jagdgesetze des Königreichs Sachsen, 1. Teil, Meißen 1839, S. 3 ff., digitalisiert in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Abruf am 27. Mai 2022.
↑ abDirk Syndram, Jutta Kappel, Ulrike Weinhold: Das Historische Grüne Gewölbe zu Dresden. Walter de Gruyter, Berlin 2024, ISBN 978-3-422-80247-6.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑ abChristine Nagel, Dirk Syndram, Marius Winzeler: Kunstkammer: Weltsicht und Wissen um 1600. Deutscher Kunstverlag, Berlin München 2023, ISBN 978-3-422-80095-3.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link