Zur Gemeinde Auggen gehören das Dorf Auggen,[2] der Weiler Hach,[3] der Zinken Zizingen,[4] die Siedlung Karl Richtberg[5] und der Wohnplatz Schotterwerk.[6] Im Gemeindegebiet liegen die abgegangenen Ortschaften Au, Geigenhoven, Gutnau und Wegersheim.[7]
Geschichte
Auggen
Im Jahre 752 wurde erstmals ein Ort Anghoma urkundlich erwähnt und dieser wurde als Auggen interpretiert[8] was aber zweifelhaft ist.[9] Die früheste unstrittige Urkunde die Auggen in der Form Ovchein nennt, ist eine Güterübertragung des Grafen Ulrich von Lenzburg im Jahre 1036 n. Chr. an das Chorherrenstift St. Michael Beromünster. Archäologische Fundstücke die der Michelsberger Kultur zugeordnet wurden, lassen jedoch bereits eine deutlich frühere Besiedelung vermuten.[10] Eine römische Villa rustica aus dem 1. Jahrhundert nach Christus[11] wurde bereits in den 1980er Jahren in der Rheinebene (Gewanne Schlossacker und Grün) gefunden, aber erst 2004 und 2012 genauer untersucht. Man klassifizierte das 75 Meter breite Bauwerk als „repräsentative römische Axialhofvilla“ und die Denkmalschutzbehörde erklärte das Gelände zum Grabungsschutzgebiet.[12]
Eine im Gewann Steinacker vermutete keltische Viereckschanze[13] hat es aber wohl nicht gegeben.[14]
Auggen teilte geschichtlich damit das Schicksal des Oberamts Rötteln und kam 1503 zur Markgrafschaft Baden und bei der Teilung zur Markgrafschaft Baden-Durlach. Zwei Ereignisse im Raum Auggen sind hervorzuheben. 1727 zerstörte ein großer Brand den größten Teil des unteren Dorfes. Hierzu gibt es den Bericht des damaligen Pfarrers Hölzlein.[16][17]
1796 gehörte Auggen zum Aufmarschgebiet vor der Schlacht bei Schliengen.[18]
Durch das Organisations-Reskript vom 26. November 1809 wurde das bisherige Oberamt Rötteln aufgelöst[19] und Auggen wurde dem neuen Bezirksamt Müllheim zugeteilt. Mit der Auflösung des Landkreises Müllheim 1973, wurde Auggen Mitglied des Gemeindeverwaltungsverbands Müllheim-Badenweiler.
Einwohnerentwicklung
Jahr
1660
1742
1830
1933
1950
1961
1970
1991
1995
2005
2010
2015
2020
Einwohner
630
1139
1232
1215
1531
1521
1649
2100
2132
2457
2479
2681
2810
(Karl) Richtberg-Siedlung
Die westlich der Rheintalbahn und südlich der K 4946 gegenüber MüllheimsGewerbegebiet westlich B 3, zwischen Müllheim im Osten und Neuenburg im Westen auf Auggener Gemarkung gelegene Siedlung wurde 1922 vom Neuenburger Unternehmen Gebrüder Himmelsbach gegründet: Es brauchte als ehemals weltgrößte Konservierungsfirma einen Ausweich- und Erweiterungsstandort vor allem für die Eisenbahnholzschwellen- und Holzleitungsmasten-Produktion, nachdem am ursprünglichen Standort Güterbahnhof Neuenburg Neubauten entstanden. Als Firmenadresse wurde Neuenburg beibehalten. Der Entwurf für das repräsentative Verwaltungsgebäude und die zugehörige Wohnsiedlung stammt vom Karlsruher Architekten Professor Karl Caesar.[20]
Betriebsgelände, im Hintergrund links die Sägehalle, ein Teil der ehemaligen Zeppelin-Wartungshalle
Arbeiterhäuser der Richtberg-Siedlung
Bis 2012 wurde in der „Sägehalle“ von der Firma Karl Richtberg GmbH & Co. KG eine Holzsägerei betrieben;[20] der Gewerbebetrieb besitzt einen Gleisanschluss zur Eisenbahnstrecke Müllheim-Mulhouse. Die Firma sah sich aufgrund veränderter Marktbedingungen gezwungen, im dritten Quartal des Jahres 2012 die Sägerei einzustellen und sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren: die Herstellung von Holzbahnschwellen. Zwei Drittel der Produktion werden derzeit exportiert.[22]
Anfang März 2009 konnte eine größere Katastrophe verhindert werden, als sich bei einem Brand ein Tank mit 62.000 Litern Schweröl zu entzünden drohte, das der Imprägnierung der Holz-Eisenbahnschwellen diente.[23]
2022 wurde bekannt, dass die 2015 gegründete Karl Richtberg Schwellenwerk GmbH[24] das Imprägnierwerk schließen wird, womit 100 Jahre nach der Gründung des ursprünglichen Werkes die Herstellung von Bahnschwellen in Auggen endet.[25]
Zugunglück
Am Abend des 2. April 2020 ereignete sich in Auggen ein Zugunglück mit einem toten Triebfahrzeugführer und zwei schwer sowie acht leicht verletzten LKW-Fahrern der rollenden Landstraße. Die Gesamtschadenshöhe wurde von der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung auf 5,462 Mio. Euro geschätzt.[26] Der Güterzug fuhr auf einen 140 Tonnen schweren Betonblock,[27] der von einer Brücke herabgestürzt war, die im Zuge des Ausbaus der Rheintalbahn am folgenden Wochenende hätte abgerissen werden sollen.[28] Wegen der COVID-19-Pandemie war der Zug mit nur zehn Lastwagen beladen.[29] Kurz vor dem Unglück hatten noch ein anderer Güterzug, ein Regionalexpress und ein ICE die Unglücksstelle passiert. Für wenige Minuten nach dem Unglück stand auf dem Fahrplan die Durchfahrt eines weiteren ICE, der jedoch durch die beteiligten Fahrdienstleiter rechtzeitig angehalten werden konnte.[30] Die Strecke blieb bis zum 8. April gesperrt.[31]
Im Juli 2013 wurde Fritz Deutschmann mit 87 % der Stimmen für eine zweite Amtszeit bestätigt.[33] Am 11. Juli 2021 wurde Ulli Waldkirch im ersten Wahlgang mit 55 % der Stimmen zum Nachfolger des nicht mehr kandidierenden Fritz Deutschmann gewählt und trat sein Amt am 14. September 2021 an.[34]
Blasonierung: „In gespaltenem Schild vorn in Gold (Gelb) eine grüne Traube mit zwei grünen Blättern an schwarzem Stiel. Hinten in Rot eine gestürzte goldene (gelbe) Pflugschar unter zwei zueinandergekehrten silbernen (weißen) Rebmessern mit schwarzen Griffen.“[37]
Wirtschaft und Infrastruktur
Weinbau
Heute lebt das im westlichen Schwarzwald gelegene Dorf vor allem vom Tourismus und Weinanbau: Die Gemeinde Auggen ist insbesondere durch ihre WeinlageSchäf bekannt geworden. Auggener Schäf wird zu den besten Gutedel-Weinen des Markgräfler Landes gerechnet. Die Winzergenossenschaft Auggen[38] baut den größten Teil der Auggener Weine an und ist ein bedeutender lokaler Wirtschaftsfaktor.
Der Markgräfler Radwanderweg von Freiburg nach Weil am Rhein verbindet Auggen nach Norden mit Müllheim und nach Süden über den Schliengener Ortsteil Mauchen mit Schliengen.
Durch die Bundesstraße 3 (Buxtehude–Weil am Rhein) besteht auch eine Verbindung zum überregionalen Straßennetz. Die Bundesautobahn 5 Karlsruhe – Basel führt an Auggen vorbei und kann über die Auffahrt Müllheim/Neuenburg erreicht werden.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Julius Kibiger (* 1903 in Feldberg; † 1983 in Müllheim), Kunstmaler und -zeichner, gilt als einer der produktivsten Heimatmaler des Markgräflerlandes
Günther Klugermann: Geschichtssplitter aus Auggen. In: Das Markgräflerland, Jg. 2021, S. 7–19
Antje Gillich: Gigantische Hallen für die „Riesen der Lüfte“ (Teil II). Das bewegte Schicksal der Zeppelinhalle von Baden-Oos. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 43. Jg. 2014, Heft 1, S. 22–25 (PDF)
Günther Klugermann: 1250 Jahre und viel mehr. Festansprache zur Jubiläumsfeier in Auggen am 17. Mai 2002. In: Das Markgräflerland, Jg. 2004, Bd. 1, S. 9–14 Digitalisat der UB Freiburg
Günther Klugermann: Auggen. Geschichte und Geschichten aus frühester Zeit bis zur Gegenwart, Auggen 2002
Weblinks
Commons: Auggen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-007174-2. S. 143–144
↑Winfried Zwernemann: Spätkeltische Viereckschanze bei Auggen/Markgräflerland. Fundstellen der Mittel- und Spät-Latène-Zeit aus der Umgebung von Mauchen, Grißheim, Niedereggenen und Neuenburg. In: Das Markgräflerland, Jg. NF 10(41).1979, Heft 1/2, S. 58–63 UB Freiburg
↑Johann Lorenz Hölzlein: Weinende Augen In dem Mit Feuer gestrafften Auggen, Basel 1728 UB Erlangen-Nürnberg
↑Gottlieb Bernhard Fecht: Predigt, gehalten zu Auggen den 23. Trinit. 1796 nach dem Treffen bei Schliengen und Kandern am 20. Oct. 1796. In: Predigten und deren geschichtliche Veranlassung, Karlsruhe 1824, S. 2–10 Google Digitalisat
↑Siehe Günter Hofmann: Die Städtepartnerschaft — Jumelage Châteauneuf-du-Pape und Auggen. In: Das Markgräflerland, Jg. 2004, Band 1, S. 24–30 UB Freiburg