Im Jahr 1517 werden Ereignisse in Gang gesetzt, die das religiöse und politische Geschehen über Jahrhunderte hinweg prägen werden. Empört über den von der römisch-katholischen Kirche praktizierten Ablasshandel sendet der Augustinermönch Martin Luther einen Brief an Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Diesem Brief fügt er seine 95 Thesen bei, in denen er gegen den geschäftsmäßigen Handel mit Ablassbriefen auftritt. Die daraus entstehende kirchliche Erneuerungsbewegung der Reformation führt mittelfristig zu einer Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen.
23. Januar: In Ägypten geht nach der Niederlage ihres Heeres vor Kairo gegen das Osmanische Reich unter Sultan Selim I. die Herrschaft der Mamluken zu Ende. Ihr Sultan, Tuman Bay gerät bei Gizeh in osmanische Gefangenschaft und wird am 14. April hingerichtet. Das Land wird Teil des Osmanischen Reichs. Wenig später nehmen die Osmanen Kairo ein. Die Mamluken bleiben allerdings weiterhin regierende Oberschicht unter der Oberherrschaft des osmanischen Sultans. Syrien wird der Verwaltung durch Ägypten entzogen.
20. April: Nach dem Tod seines Vaters Bogdan III. besteigt der elfjährige Stefan IV. den Thron des unter osmanischer Oberhoheit stehenden Fürstentums Moldau. Die Regentschaft übernimmt Hetman Luca Arbore.
Nach der Unterwerfung Ägyptens beginnen die Osmanen mit der Eroberung des Jemen. Mit dem Fall Adens endet die Dynastie der Tahiriden.
Die islamischen Pilgerstätten Medina und Mekka gelangen unter osmanische Herrschaft.
Im Libanon wird unter osmanischer Oberhoheit das halbautonome Emirat Libanonberg gegründet.
Die Osmanen erobern Diyarbakır in Südostanatolien.
2. Juni: Christoph stirbt im Alter von 18 Jahren nach nur sechs Jahren als Herr von Jever, möglicherweise vom ostfriesischen Grafen Edzard I. vergiftet. Christophs Schwester Maria wird seine Nachfolgerin. Sie und ihre beiden Schwestern Anna und Dorothea sehen sich rasch von mehreren Seiten bedroht. Balthasar von Esens erhebt als erster Anspruch auf die Herrschaft Jever, zieht aber bald unverrichteter Dinge wieder ab. Die Ansprüche Heinrichs von Braunschweig werden von Marias Vormund und Onkel Johann V. von Oldenburg abgewehrt. Auch Edzard versucht sich die Herrschaft einzuverleiben.
Februar: Francesco Maria I. della Rovere versucht, das im Vorjahr an Lorenzo di Piero de’ Medici verlorene Herzogtum Urbino zurückzuerobern. In einem Gefecht bei Mondolfo in der Romagna erleidet Lorenzo am 25. Mai eine Kopfwunde. Della Rovere scheitert aber vorläufig, da er immer noch unter dem Bann von Papst Leo X. steht. Im September muss er sich mit seinem Heer aus spanischen Söldnern wieder zurückziehen.
Frankreich
8. Oktober: Frankreichs König Franz I. unterzeichnet die Gründungsurkunde für einen Kriegshafen namens Franciscopolis, aus dem die Hafenstadt Le Havre am Atlantik hervorgeht.
Der spanische KonquistadorFrancisco Hernández de Córdoba verlässt Kuba am 8. Februar mit drei Schiffen und 110 Mann im Auftrag des dortigen Gouverneurs Diego Velázquez de Cuéllar. Am 4. März erreicht er als erster Europäer Yucatán und feiert am 22. März bei der heutigen Stadt Campeche eine Messe. Auf ihrem Landgang gerät die Expedition immer wieder in schwierige Situationen mit den Einheimischen. Trotzdem setzt sie ihre Reise der Küste entlang fort. Bei einem weiteren kriegerischen Aufeinandertreffen werden mehrere Spanier verwundet, unter ihnen auch der Expeditionsleiter de Córdoba. Als zwei der Verletzten von den Einheimischen verschleppt werden, entschließen sich die Männer, die Heimreise anzutreten und segeln über Florida wieder zurück nach Kuba, wo sie nach dem Verlust von zwei Dritteln der Mannschaft rund zwei Monate nach Beginn der Reise wieder eintreffen. Zehn Tage später erliegt Francisco Hernández de Córdoba seinen Verletzungen. Die an sich erfolglose Expedition bringt nur wenige Schmuckstücke mit, die jedoch ausreichen, um die Goldgier der Spanier weiter zu befeuern. Diego Velázquez de Cuéllar rüstet schon im folgenden Jahr eine neue Expedition aus.
21. November: Nach dem Tod von Sikandar Lodi wird sein Sohn Ibrahim Lodi muslimischer Sultan von Delhi. Er sieht sich mit einem Aufstand der Rajputen konfrontiert. Als er beginnt, die älteren Militärs und Beamten durch jüngere, ihm ergebene zu ersetzen, zieht er sich die Missgunst der Oberschicht zu.
Hans von Gersdorff veröffentlicht in Straßburg das medizinische Lehrbuch Feldbuch der Wundarzney, das mit Holzschnitten, die Hans Wechtlin zugeschrieben werden, illustriert ist.
Die Werkstatt von Paul von Leutschau vollendet den gotischen Hochaltar in der Kirche St. Jakob in Levoča, den höchsten holzgeschnitzten Altar der Welt.
In Mailand veröffentlicht Francesco Torniello da Novara das Werk Opera del modo de fare le littere maiuscole antique, das zum ersten Mal eine Schriftart vollständig geometrisch spezifiziert.
Das vermutlich im Zeitraum von 1450 bis 1460 in der Umgebung von Friedberg entstandene Hessische Weihnachtsspiel hat seine erste bekannte Aufführung in Alsfeld. Formell ist es das „szenenreichste und liturgisch am wenigsten gebundene“ Spiel seiner Art, da es aus 870 Versen besteht. Diese sind sowohl in frühneuhochdeutscher als auch in lateinischer Sprache verfasst, wobei die in Latein verfassten Stellen aus Regieanweisungen und Gesängen bestehen.
9. Mai: Friedrich IV. von Baden wird von Kaiser Maximilian I. als Bischof von Utrecht zum Rücktritt gezwungen, nachdem er mit dem König von Frankreich paktieren wollte, um auch Bischof von Metz zu werden. Nachfolger wird Philipp von Burgund. Bei seinem Einzug in Utrecht hat dieser noch keine der notwendigen Weihen erhalten, was aber in den folgenden Tagen nachgeholt wird.
16. März: In Rom endet das noch von Papst Julius II. einberufene fünfte Laterankonzil. Die eingeleitete Kirchenreform stockt bei einigen theologischen Streitpunkten wegen Uneinigkeit. Das Konzil erlässt unter dem Vorsitz von Leo X. lediglich einige Dekrete, in denen Bischöfen, Legaten und Kardinälen ihre Pflichten eingeschärft werden und bestimmte Missstände hinsichtlich der laxen Ausführung übertragener Aufgaben verboten werden. Ferner erlässt es Vorschriften über das kuriale Taxwesen, die Bücherzensur und die gemeinnützigen Leihhäuser und ruft zu einem Kreuzzug gegen das expandierende Osmanische Reich auf.
Im Auftrag von Erzbischof Albrecht von Brandenburg, der Geld zur Rückzahlung des für den Erwerb seiner beiden Bistümer Mainz und Magdeburg erhaltenen Darlehens benötigt, zieht der Dominikaner Johann Tetzel seit Anfang des Jahres ebenso wie andere Ablassprediger durch die Bistümer Magdeburg und Halberstadt. Die eine Hälfte der Einnahmen des Ablasshandels dient dem Bau des Petersdoms in Rom, während sich der Erzbischof und die Ablassprediger die andere Hälfte teilen. Auch Gemeindeglieder aus Wittenberg, deren Prediger und Seelsorger Martin Luther ist, bleiben der Beichte fern und gehen stattdessen in die benachbarten Städte, um Ablassbriefe zu erwerben.
Am 31. Oktober sendet Martin Luther, Provinzialvikar des Augustinerordens, einen Brief an Albrecht von Brandenburg in der Annahme, dieser wisse nichts von dem Ablasshandel. Diesem Schreiben fügt er seine Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum bei, in der er gegen Missbräuche beim Ablass und besonders gegen den geschäftsmäßigen Handel mit Ablassbriefen auftritt. Weitere Exemplare gehen an andere geistliche Würdenträger des Reiches und eines an den Ablassverkäufer Johannes Tetzel selbst, der aber darauf nicht reagiert. Die Historizität des Anschlags dieser 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg ist umstritten. Ein Einblattdruck (Folioblatt in zwei Spalten) des lateinischen Textes erscheint noch im gleichen Jahr bei Hieronymus Höltzel in Nürnberg. Vermutlich noch vor Weihnachten übersetzt der Nürnberger Kaspar Nützel Luthers 95 Thesen ins Deutsche.
Sonstiges
Das Alte Testament der Complutensischen Polyglotte wird fertiggestellt, wegen der Exklusivrechte Erasmus von Rotterdams muss die Veröffentlichung jedoch verschoben werden. Kardinal Francisco Jiménez de Cisneros, Erzbischof von Toledo, der das Werk angeregt und finanziert hat, stirbt im gleichen Jahr, ohne die Publikation je zu Gesicht bekommen zu haben.
Eine zweite Sammlung der Dunkelmännerbriefe mit 62 Briefen wird publiziert. Der zweite Teil der satirischen Briefe, mit denen deutsche Humanisten die Scholastik ins Lächerliche ziehen, wird vor allem Ulrich von Hutten zugeschrieben, zum geringeren Teil auch Hermann von dem Busche in Leipzig. Die Urheberschaft wird jedoch nie abschließend geklärt.
Islam
Nach der Eroberung Kairos durch die Osmanen wird al-Mutawakkil III., der letzte Kalif der Abbasiden, nach Konstantinopel gebracht und überträgt dort angeblich das Kalifat auf Sultan Selim I. Nach offizieller osmanischer Geschichtsschreibung ist das der Beginn des Osmanischen Kalifats.
Der Scherif von Mekka verleiht Sultan Selim I. den Ehrentitel eines Beschützers der Heiligen Städte von Mekka und Medina.
Katastrophen
In München geht die Pest zu Ende. Der heute noch ausgeübte Schäfflertanz geht auf dieses Datum zurück.
In England, Calais und Antwerpen bricht der Englische Schweiß ein drittes Mal epidemisch aus.
25. Juli: Jacques Peletier, französischer Literat, Humanist, Jurist, Mediziner und Mathematiker († 1582)
12. August: Peter Ernst I. von Mansfeld, Feldmarschall der spanischen Armeen in den Niederlanden sowie Statthalter der spanischen Krone in Luxemburg und in den Niederlanden († 1604)