Produziert wird das ZDF Magazin Royale von der Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH (UFE), einem Unternehmen der ZDF-Tochtergesellschaft Gruppe 5, und Peter Burtz[6], dem Manager von Jan Böhmermann.[7][8]Chefin vom Dienst ist Hanna Herbst[9], die Online-Redaktion wird von Stefan Erpelding geleitet.[10] Das Team besteht aus etwa 70 Mitarbeitern.[11]
Aufgezeichnet wurden die Sendungen bis zur letzten Folge des Jahres 2021 im Studio König der Bildundtonfabrik, welches sich im Kölner Stadtteil Ehrenfeld im gleichnamigen Stadtbezirk befindet. Seit Anfang 2022 werden die Aufzeichnungen im eigenen Studio Ehrenfeld im Kölner Stadtteil Bickendorf produziert, welcher ebenfalls zum Stadtbezirk Ehrenfeld gehört. Im April 2022 erfolgte auch der Umzug der Produktionsfirma an diesen Standort.[12][13]
Die TitelmelodieZDF Magazin Royale Theme wurde von Lorenz Rhode komponiert und arrangiert,[14] und zitiert ein Motiv aus dem ersten Satz (Intrada) des Konzertes für Orchester (1954) von Witold Lutosławski. Sie stellt damit eine Reminiszenz an das 1969 bis 1988 ausgestrahlte und von Gerhard Löwenthal moderierte ZDF-Magazin dar, das auch schon einen Ausschnitt dieses Musikstückes als Titel verwendete. In Interviews vor der ersten Sendung und in der ersten Sendung erwähnte Böhmermann Löwenthal und zitierte dessen Worte zum Start des ZDF-Magazin, die Sendung werde „unerbittlich nach schadhaften Stellen in unserer Demokratie fahnden und furchtlos Stellung beziehen“, und fügte hinzu: „Der Anspruch ist exakt der gleiche. Nur dass wir ein bisschen lustiger sind.“[15][16][17]
Ablauf der Sendung
Bis 2021 sprach Böhmermann vor Beginn der eigentlichen Sendung in der Regel kurz vier verschiedene Themen an, welche sich auf Geschehnisse der vergangenen Woche oder Inhalte der Sendung bezogen. Dabei wurde unter musikalischer Begleitung die Kameraperspektive zwischen jedem Thema gewechselt. Diese Passage wird seit dem Umzug in das neue Studio und der Wiedereinführung des Studiopublikums weggelassen.
Nach dem Intro, das unter anderem Anspielungen auf die Introsequenzen des ZDF-Magazins und des Neo Magazin Royale enthält, begrüßt Böhmermann die Zuschauer und geht genauer auf aktuelle Themen ein. Dieser Teil besitzt keinen festen Ablauf, gelegentlich werden auch Gäste eingebunden.
Dem ersten Abschnitt der Sendung folgt eine musikalische Einlage der Studioband Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld unter der Leitung von Lorenz Rhode, meist ein Cover eines bekannten Stücks. Danach beschäftigt sich Böhmermann mit dem Hauptthema der jeweiligen Sendung; eine 20-minütige Passage, die auch auf YouTube bereitgestellt wird. Darauf folgt gelegentlich noch ein weiteres Stück des Rundfunk-Tanzorchesters oder Livemusik eines Gastes, gefolgt von der Abmoderation und dem Outro.
Ergänzende Gespräche mit etwaigen Gästen oder Experten werden in der ZDFmediathek und bei YouTube veröffentlicht.
Auswirkungen und Kontroversen
Kontroverse um Hendrik Streeck
Während der COVID-19-Pandemie trat der AIDS-Forscher Hendrik Streeck öffentlich in Erscheinung; seine Prognosen und Empfehlungen wurden von Epidemiologen und anderen Corona-Experten kritisiert. In der Sendung vom 19. März 2021 dokumentierte Böhmermann Streecks Nähe zum damaligen US-Botschafter Richard Grenell.[18][19] Der Beitrag wurde aus der ZDF-Mediathek entfernt.
Zeitschriftenveröffentlichung Freizeit Magazin Royale
In der Sendung vom 16. April 2021 thematisierte Böhmermann die Problematik eines reißerischen und nicht auf Tatsachen beruhenden Journalismus, wie er in der sogenannten Regenbogenpresse Anwendung findet. Das ZDF Magazin Royale brachte selbst ein eigenes Klatschblatt heraus, welches sich in Anlehnung an „Freizeitmagazine“ Freizeit Magazin Royale nennt. In der Zeitschrift wurde allerdings nicht über Prominente berichtet, sondern über die Herausgeber der Zeitschriften. So wurden in der ersten Ausgabe beispielsweise der Medienverleger Hubert Burda oder Philipp Welte thematisiert.[20] Böhmermann kündigte an, eine Auflage von 500.000 Stück über den Zeitschriftenhandel in Umlauf zu bringen.[21] Tatsächlich fiel die Erstauflage mit 30.000 Exemplaren deutlich geringer als angekündigt aus, sodass das Magazin schnell ausverkauft war. Daher wurden 120.000 Exemplare nachgedruckt.[22]
Im März 2022 verkündete Jan Böhmermann, dass das Freizeit Magazin Royale mit insgesamt 130.061 verkauften Heften einen Gewinn in Höhe von 55.139,38 € erzielt habe, der an insgesamt 15 medienpädagogische Projekte gespendet werde.[23]
Betrugsvorwürfe gegen Fynn Kliemann
In der Sendung vom 6. Mai 2022 unterstellte Böhmermann den Unternehmern Fynn Kliemann und Tom Illbruck Verfehlungen bei den geschäftlichen Tätigkeiten ihrer Firma Global Tactics.[24] Aufgrund dieser Vorwürfe und interner Prüfungen beendeten viele von Kliemanns Partnern die Zusammenarbeit mit ihm. Auch der Ehrenpreis 2020 des Deutschen Nachhaltigkeitspreises wurde Kliemann aberkannt.[25] Zudem trat Illbruck im Mai 2022 als Geschäftsführer von Global Tactics zurück.[26] Die Ermittlungen gegen Kliemann und Illbruck wurden 2023 eingestellt.[27]Meedia-Chefredakteur Stefan Winterbauer kritisierte, dass sich Böhmermann dazu nicht äußerte.[28]
In der Sendung vom 7. Oktober 2022 präsentierte Böhmermann angebliche Russlandkontakte von Arne Schönbohm, Präsident des BSI, und des von ihm gegründete Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V. Schönbohm wurde auf Anordnung von Innenministerin Nancy Faeser am 18. Oktober 2022 von seinem Amt freigestellt[29] und zum 1. Januar 2023 an die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung versetzt.[30] Am 12. Mai 2023 wurde laut Medienberichten u. a. der Nachrichten-Website Business Insider bekannt, dass die Vorwürfe unbegründet gewesen seien.[31]Wolfgang Kubicki (FDP) forderte eine Entschuldigung von Faeser und Böhmermann bei Schönbohm.[32]Jan Fleischhauer kritisierte in seiner Focus-Kolumne die mangelnde journalistische Sorgfalt der Sendung.[33] Böhmermann hielt an seiner Kritik fest.[34] Schönbohm forderte daraufhin in einer Abmahnung die Unterlassung mehrerer Aussagen, die in der Sendung getroffen worden bzw. im Nachgang auf der Internetseite des ZDF veröffentlicht worden waren. Zusätzlich verlangte er eine Entschädigung in Höhe von 100.000 Euro wegen einer „schweren Persönlichkeitsrechtsverletzung“ vom ZDF.[35][36] Am 19. Dezember 2024 verurteilte das Landgericht München I das ZDF zur Unterlassung von vier der fünf beanstandeten Aussagen. Nach Ansicht des Gerichts hätten Äußerungen in der Sendung in einer Weise verstanden werden können, dass Schönbohm bewusste Kontakte zu russischen Sicherheitsdiensten gehabt habe; hierbei handele es sich um unwahre Tatsachenbehauptungen. Eine Geldentschädigung lehnte das Gericht dagegen ab.[37]
NSU-Akten-Leak
Am 28. Oktober 2022 wurde die Veröffentlichung der originalen NSU-Akten des Hessischen Landesamts für Verfassungsschutz angekündigt. Hintergrund waren die NSU-Morde und bis heute nicht geklärte Verstrickungen des Hessischen Verfassungsschutzes mit dem NSU, die auch Gegenstand eines Untersuchungsausschusses des Hessischen Landtags waren. Es handelt sich um einen Bericht über die zugrundeliegenden Akten, die mehr Auskunft über die NSU-Morde geben könnten, aber vom Verfassungsschutz bis zuletzt geheim gehalten wurden. Über den NSU erfährt man deshalb daraus kaum Neues.[38] Anfangs war dafür eine Schutzfrist von 120 Jahren vorgesehen, die dann auf 30 Jahre verkürzt wurde. Gemeinsam mit FragDenStaat veröffentlichte das ZDF Magazin Royale die Akten auf einer eigens dazu eingerichteten Website.[39][40] Eine Auswertung des Berichts war allerdings schon vorher öffentlich geworden.[38] Zeit Online urteilte, die Veröffentlichung des Materials sei „eine bemerkenswerte Leistung, gemessen an dem berechtigten öffentlichen Interesse“ daran.[38]
Rechtsstreit und Depublikation der Sendung zur FDP als „neuer RAF“
Im November 2022 wurde die FDP satirisch als terroristische Vereinigung („neue RAF“) bezeichnet und ein fingiertes Fahndungsplakat gezeigt, auf dem prominente Parteimitglieder und Journalisten abgebildet waren. Dies kann als satirische Reaktion auf Äußerungen konservativer Politiker betrachtet werden, die Klimaaktivisten der Letzten Generation mit der RAF verglichen und als „Klima-RAF“ bezeichneten.[41] Die Bezeichnung „grüne RAF“ wurde das erste Mal 2021 vom Klimaaktivisten Tadzio Müller genutzt.[42] An Böhmermanns Beitrag wurde kritisiert, dass das Plakat ein Mitglied der Jungen Liberalen zeigte, das sich seit Längerem aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.[43] Im Januar 2023 erwirkte Welt-Herausgeber Stefan Aust beim Hanseatischen Oberlandesgericht eine einstweilige Verfügung aufgrund einer Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Im Anschluss wurde die betreffende Sendung vom ZDF offline genommen.[44]
Parodie „Nuhr im Zweiten“
Die Sendung vom 24. März 2023 parodierte unter dem Titel „Nuhr im Zweiten“ das ARD-Format Nuhr im Ersten: Ein Dieter-Nuhr-Darsteller (gespielt von Sebastian Rüger unter dem Pseudonym Werner Blohß) führte durch die Sendung, in der fiktive Comedians wie „Falk MacAllister“ (gespielt von Philipp Lind, Anspielung auf Luke Mockridge), „Öztürk Özcan“ (gespielt von Younes Al-Amayra), „Jochen Heppmann“ (gespielt von Harald Burmeister) und „Milli Probst“ (gespielt von Sophie Berger, Anspielung auf Lisa Eckhart) auftraten.[45] Die Berliner Zeitung kritisierte Böhmermanns Satire als verkürzend, entkontextualisierend und denunziatorisch; Nuhr werde als rechts dargestellt, Eckhart als antisemitisch. Diese Art der polemischen Verkürzung sei ein Grundprinzip des ZDF Magazin Royale.[46]
Kritik zum Quellenschutz
Nachdem das Recherchezentrum Correctiv 2023 über den Umgang von Jan Böhmermann mit dem Produzenten des Ibiza-Videos berichtet hatte,[47] teilte Böhmermanns Medienanwalt mit, dass das Gespräch mit der Quelle des Videos nicht vertraulich gewesen sei.[48][49][50][51]
↑Alexander Kühn: Vor Wechsel ins ZDF-Hauptprogramm: Jan Böhmermann überwirft sich mit Produktionsfirma. In: Der Spiegel. 26. Juni 2020, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. Dezember 2021]).
↑Beatrice Achterberg, Berlin: RAF-Plakat: Böhmermann sollte ins Privatfernsehen wechseln. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 25. Januar 2023]).
↑Vicky Bargel, Christopher Piltz: (S+) »ZDF Magazin Royale«: Sender stoppte Jan-Böhmermann-Sendung vor Ausstrahlung. In: Der Spiegel. 12. Dezember 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Dezember 2024]).