Die sichere Stammreihe des Geschlechts beginnt mit Johann Jarcke Gustkowski aus dem Hause Schimmerwitz (* um 1684; † 1736), Pastor zu Rowe und Besitzer eines Anteils von Vasgow.
Der 3. Majoratsherr, Paul Graf Yorck von Wartenburg (1835–1897), heiratete nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Breslau Louise Rahel von Wildenbruch (1838–1918), die Schwester des Dichters Ernst von Wildenbruch. Ihr Vater, Louis von Wildenbruch, war ein illegitimer Sohn des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen; auf diese Weise war Peter Graf Yorck von Wartenburg auch Nachfahre König Friedrich Wilhelms I. („Soldatenkönig“) und so mit den Hohenzollern verwandt.[4] Paul Yorck verfasste bedeutsame philosophische Schriften und gehörte nach dem Tod seines Vaters 1865 ebenfalls als Liberaler dem Herrenhaus an. Er nahm an allen Einigungskriegen teil und war bei der Proklamation Wilhelms I. zum deutschen Kaiser in Versailles 1871 anwesend.[4]
Paul Yorcks Sohn, Heinrich Graf Yorck von Wartenburg (1861–1923), saß ebenfalls im Herrenhaus und vertrat zusätzlich von 1894 bis 1897 als Landrat die Interessen des Kreises Groß-Wartenberg und von 1898 bis 1901 die des Landkreises Ohlau. 1901 trat der liberal-freikonservative Yorck, der sich gerne als „Seiner Majestät loyale Opposition“ bezeichnete, aus Protest gegen eine kaiserliche Maßnahme zurück: Wilhelm II. hatte in Schleswig-Holstein fünf Landräte entlassen, die gegen den Kaiser-Wilhelm-Kanal gestimmt hatten. Yorck trat demonstrativ zurück; er wolle nicht in die Verlegenheit kommen, wegen einer Meinungsverschiedenheit mit dem Kaiser hinausgeworfen zu werden.[5] Seine Überzeugung, seinen Prinzipien und Werten auch gegen den Staat oder den Landesherrn treu zu bleiben, schärfte er auch seinen Kindern ein. Er sprach sieben Sprachen und war universal gebildet. Das antike Griechenland war seine geistige Heimat und seine humanistische Bildung gab er auch an seinen Sohn Peter Yorck weiter.[6] Seine Mutter, Sophie Gräfin Yorck von Wartenburg (1872–1945), war eine geborene Freiin von Berlichingen und Nachfahrin des Götz von Berlichingen.[3]
In diese Tradition eines humanistisch gebildeten preußischen Adelsgeschlechts mit liberal-konservativer Grundeinstellung wurde Peter Graf Yorck von Wartenburg 1904 hineingeboren, der als führendes Mitglied im Kreisauer Kreis und einer der Hauptverschwörer vom 20. Juli 1944 die Bekanntheit der Familie erneuerte. Der Kreisauer Kreis berief sich dabei ausdrücklich auf die in der Familie Yorck gepflegte Tradition von Tauroggen, unabhängig von äußeren Umständen seinem Gewissen zu folgen.[1]
Familiensitz und Nobilitierung
Die säkularisierte Johanniter-KommendeKlein Oels, Landkreis Ohlau, Schlesien war seit 1814 Familiensitz und Familienfideikommiss der Grafen Yorck von Wartenburg in Form eines Majorats und somit im Kontext[7] mit den anderen großen Standesherrschaften. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. schenkte sie dem General Yorck zusammen mit der Beförderung zum Generalfeldmarschall und der Erhebung in den Grafenstand. Die königliche Urkunde trug das Datum vom 3. Juni 1814. Fortan waren Schloss und Park Klein Oels bis 1945 ein zentraler Treffpunkt deutscher Dichter, Gelehrter und Künstler. Schloss Klein Oels besaß eine 150 000 Bände umfassende Bibliothek von Weltruf sowie eine exzellente Sammlung von Kupferstichen und Holzschnitten.
Wappen
Geviertelt, belegt mit einem silbernen Herzschild, darin ein Andreaskreuz (Stammwappen der englischen York of Yarmouth), im ersten und vierten Geviert in Silber ein königlich gekrönter schwarzer Adler (Preußen), im zweiten und dritten Geviert ein grün begrifftes blankes Schwert, von einem rot befruchteten, oben geöffneten grünen Lorbeerkranz umgeben. Das Wappen ist bekrönt mit einer neunzackigen Grafenkrone. Auf dem rechten Helmzier der preußische Adler mit schwarz-silbernen Decken, auf dem mittleren ein silberner Löwenkopf auf blau-silbernen Decken, auf dem linken Helmzier das Schwert mit dem Lorbeerzweig auf grün-silbernen Decken. Dazu als Schildhalter rechts ein natürlicher Löwe, links ein silbernes Einhorn.
Wappendevise: Nec cupias nec metuas (Weder begehre noch fürchte!)
Zu dieser Familie gehören
Generalfeldmarschall Graf Ludwig Yorck (1759–1830) 1. Majoratsherr auf Klein Oels
Graf Ludwig Yorck (1805–1865) 2. Majoratsherr auf Klein Oels
Graf Paul Yorck (1835–1897) 3. Majoratsherr auf Klein Oels
Gräfin Bertha von Kalckreuth, geb. Gräfin Yorck (1864–1928)
Graf Maximilian Yorck (1850–1900)
Graf Heinrich Yorck (1861–1923) 4. Majoratsherr auf Klein Oels und Frau Sophie, geb. Freiin Berlichingen (1872–1945)
Ludwig Yorck von Wartenburg (1759–1830), preußischer Generalfeldmarschall, 1. Majoratsherr auf Klein Oels; verheiratet mit Johanna Henriette Seidel (1768–1827)
Heinrich Yorck von Wartenburg (1861–1923), preußischer Landrat, erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses, 4. Majoratsherr auf Klein Oels, verheiratet mit Sophie Freiin von Berlichingen (1872–1945)
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1893. Jg. 66. Gotha 22. November 1892. Digitalisat, 1894
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1941. Teil B (Briefadel), Jg. 114, Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Gotha 1940, S. 561 ff. Digitalisat
Carl Stehr: Chronik von Klein Öls. Chronik der ehemaligen Hochritterlichen Maltheser-Ordens-Commende, jetzigen hochgräflichen Yor(c)k von Wartenb(u)erg`schen Majorats-Herrschaft Klein öls, Ohlauer Kreises. Vom Jahre 1152 bis 1845. Druck und Papier Heinrich Richter, Breslau 1845. Digitalisat
A. v. Mülverstedt: Beitrag zur Beantwortung der Frage über das Vaterland der Familie des Preußischen Feldmarschalls Grafen York von Wartenburg. In: Neue Preußische Provinzialblätter. Band 3 (Jahrgang 1853, Januar–Juni), Hrsg. A. Hagen, Wilhelm Koch, Königsberg 1853, S. 211–219 (Digitalisat)
Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser, B (Briefadel) 1953, Band I, Band 6 der Gesamtreihe GHdA, Glücksburg/Ostsee 1953, S. 503 ff.
Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser, B (Briefadel), Folge-Bände, 35 und 77 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn.
↑ abWilhelm Ernst Winterhager (Hrsg.): Der Kreisauer Kreis. Porträt einer Widerstandsgruppe. Begleitband zu einer Ausstellung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Berlin 1985, S. 22.
↑Sebastian Haffner: Preußen ohne Legende. 2. Auflage. Gruner und Jahr, Hamburg 1979, S. 178 f.
↑ abGünter Brakelmann: Der Kreisauer Kreis. Chronologie, Kurzbiographien und Texte aus dem Widerstand (= Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944. Bd. 3). 2., korrigierte Auflage. Lit, Münster 2004, ISBN 978-3-8258-7025-6, S. 131.
↑ abcGünter Brakelmann: Der Kreisauer Kreis. Chronologie, Kurzbiographien und Texte aus dem Widerstand, In: Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944. Band 3, 2., korrigierte Auflage. Lit, Münster 2004, ISBN 978-3-8258-7025-6, S. 132.
↑Marion Gräfin Dönhoff: Um der Ehre willen. Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli. 1. Auflage, Siedler, Berlin 1994, ISBN 978-3-88680-532-7, S. 115.
↑Königlich Statistisches Bureau (Hrsg.): Jahrbuch für die amtliche Statistik des Preussischen Staates 1862. 1. Auflage. D., Standesherrschaften und ähnlich bevorrechteter Grundbesitz. e. Provinz Schlesien. Königlich Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker), Berlin 1862.S. 120–121.