Das große und früher Willkassen genannte Dorf[3], das nach 1785 Wilkaschen und nach 1871 Wilkassen hieß, wurde 1493 gegründet. Am 8. Mai jenes Jahres nämlich stellte Melchior Köchler von Schwansdorf den Bewohnern von Wissowatten an Stelle der verbrannten jetzt eine neue Urkunde über 34 Hufen aus.[4] Im Jahre 1785 wurde Wilkaschen ein Bauerndorf mit 29 Feuerstellen, im Jahre 1818 mit 22 Feuerstellen und 150 Seelen genannt.[4]
In Willkassen mit seinen Ortschaften Bahnhof Boyen (polnischNiegocin), Gut Wolfsee (Wilkaski) und – ab 1928 – Strzelzen (1938 bis 1945 Zweischützen, polnisch Strzelce) waren im Jahre 1910 insgesamt 691 Einwohner gemeldet[6]. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 859 und belief sich 1939 bereits auf 1.168.[7]
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Willkassen gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Willkassen stimmten 460 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[8]
Aus politisch-ideologischen Gründen der Abwehr fremdländisch klingender Ortsnamen erhielt Wilkassen am 3. Juni (offiziell bestätigt am 16. Juli) 1938 die Umbenennung in „Wolfsee“.
Im Jahre 1945 kam das Dorf in Kriegsfolge mit dem gesamten südlichen Ostpreußen zu Polen und bekam die polnische Namensform „Wilkasy“. Heute ist das Dorf Sitz eines Schulzenamtes (polnisch sołectwo), in das auch Strzelce(Strzelzen, 1938 bis 1945 Zweischützen) einbezogen ist, und auch ein Ortsteil innerhalb der Gmina Giżycko (Landgemeinde Lötzen) im Powiat Giżycki (Kreis Lötzen), vor 1998 der Woiwodschaft Suwałki, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.
Amtsbezirk Willkassen/Wolfsee (1874–1945)
Der Amtsbezirk Willkassen (ab 1938 „Amtsbezirk Wolfsee“) bestand bis 1945. Ihm waren zu Anfang vier, am Ende noch zwei Gemeinden eingegliedert[5]:
Der kirchliche Bezug zur jetzt Giżycko genannten Kreisstadt ist für Wilkasy geblieben.
Schule
In Willkassen beziehungsweise Wolfsee bestand eine dreiklassige Schule.[4] Im Jahre 1945 wurden hier 120 Schulkinder unterrichtet.
Verkehr
Wilkasy liegt an der polnischen Landesstraße DK 59 (frühere deutsche Reichsstraße 140), in die innerorts die Woiwodschaftsstraße DW 643 einmündet. Aus westlicher Richtung von Wronka(Klein Wronnen, 1938 bis 1945 Kleinwarnau) kommend endet eine Nebenstraßenverbindung in Wilkasy.
Seit 1868 besteht für Wilkasy Anschluss an die Bahnstrecke Głomno–Białystok, die vor 1945 zwischen Königsberg (Preußen) (russischKaliningrad) und Brest-Litowsk betrieben wurde. Die heute „Niegocin“ und bis 1945 „Boyen“ genannte Bahnstation lag vor 1945 auf dem Gemeindegebiet von Willkassen/Wolfsee am Nordrand des Ortsgebiets von Wilkasy.
Weblinks
Commons: Wilkasy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Michael Rademacher: Landkreis Lötzen (poln. Gizycko). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 82
↑Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen, 1968, S. 492