Die Stadt liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 19 Kilometer südwestlich von Giżycko (Lötzen) auf einer Landenge zwischen dem Jezioro Ołów (Ollofsee) und dem Jezioro Ryńskie (Rheiner See) in Masuren auf einer Höhe von 120 Metern über dem Meeresspiegel.
Geschichte
Im Jahre 1377 ließ der Hochmeister des Deutschen Ordens, Winrich von Kniprode, an der Stelle einer früheren prußischen Wallanlage eine feste Burg zur Ryne (1339 Renus von baltisch renis – Wasserrinne) errichten, die zur KommendeBalga gehörte. Vermutlich entstand zusammen mit der Burg Rhein auch eine Siedlung, die jedoch erst 1405 urkundlich erwähnt wird. Unterhalb des Ordensschlosses verbindet im Stadtzentrum ein unterirdischer Kanal den Matussekteich, eine versandete Bucht des Ollofsees, mit dem Mühlenteich der früheren Ordenshausmühle und dem Rheiner See.
1393 wurde die Kommende Ryne, später Hochdeutsch Rhein, errichtet, die nach 1468 nicht mehr nachweisbar ist. Bekanntester Komtur von Rhein war Rudolf von Tippelskirch, der sich auch bei der Kolonisation Ostpreußens verdient gemacht hatte.
Beim Tatarensturm in Ostpreußen wurde der Ort am 7. Februar 1657 geplündert, niedergebrannt und zahlreiche Bewohner wurden verschleppt. Von 1709 bis 1711 wurde Rhein von der Großen Pest heimgesucht.
Trotz dieser Rückschläge verlieh Friedrich Wilhelm I. dem Ort im Jahre 1723 das Stadtrecht. Ausschlaggebend dafür war die Funktion Rheins als Verwaltungszentrum für einen größeren ländlichen Raum.
Im 19. und 20. Jahrhundert stagnierte die Entwicklung der Stadt. Erst 1902 erhielt Rhein eine Eisenbahnverbindung, jedoch nur über eine von den Rastenburger Kleinbahnen betriebene schmalspurige Nebenstrecke. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Rhein eine evangelische Kirche und ein Amtsgericht; am Ort gab es auch ein Frauengefängnis und eine Zementwarenfabrik.[2]
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Rhein gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Rhein stimmten 1.460 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfiel keine Stimme.[3] Bis 1945 gehörte die Stadt zum Deutschen Reich (Ostpreußen). Von 1818 bis 1945 gehörte Rhein dem Landkreis Lötzen an.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Januar 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde Rhein zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Rhein erhielt den polnischen Ortsnamen Ryn. Soweit die Einwohner nicht geflüchtet waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils vertrieben.
Wappen
Blasonierung: „In Silber auf grünem Boden ein ruhender, schwarzer Hirsch vor einem grünen Laubbaum.“[4]
Dies Abzeichen der alten Komturei Reyn wurde der Stadt von König Wilhelm I. am 7. Februar 1880 verliehen.[5]
Demographie
Bevölkerungsentwicklung bis 1946
Jahr
Einwohner
Anmerkungen
1782
gegen 1000
ohne die Garnison, die aus einer Schwadron Husaren besteht[1]
am 1. Dezember, davon 2139 Evangelische, 41 Katholiken, drei sonstige Christen und 28 Juden;[10] nach anderen Angaben 2210 Einwohner, darunter 500 Polen[11]
am 1. Dezember, davon 1764 Evangelische, 19 Katholiken, 30 sonstige Christen und 21 Juden (1661 mit deutscher, 42 mit polnischer und 131 mit masurischer Muttersprache, 73 Einwohner benutzen die deutsche und eine andere Sprache)[13][14]
In Rhein entstand in den Jahren 1602 bis 1604 an der Stelle einer früheren Kirche ein Gotteshaus, das zwischen 1871 und 1876 durch Beigabe neugotischer Formen und einen hohen Turm umgebaut wurde. Von der alten Ausstattung blieb nur wenig übrig. Am 1. Dezember 1940 brannte das Gebäude ab, ein Wiederaufbau erfolgte nicht.
Heute nutzt die kleine evangelisch-lutherische Gemeinde ein Einfamilienhaus mit eingebautem Kirchsaal als Kapelle.
Heute gibt es in Ryn ein eigenes Gotteshaus, die Kościół Niepokalanego Poczęcia Najświętszej Maryi Panny (Kirche Unbefleckte Empfängnis Mariä). Als Pfarrkirche[18] ist sie mit ihren Filialkirchen in Monetki(Sophienthal) und Ławki(Lawken, 1938 bis 1945 Lauken) Teil des Dekanats Św. Szczepana Męczennika in Giżycko(Lötzen) im Bistum Ełk der römisch-katholischen Kirche in Polen.
Gemeinde
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Ryn gehören die Stadt selbst und 19 Dörfer mit Schulzenämtern.
August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 456, Nr. 68.
Max Toeppen: Geschichte Masurens – Ein Beitrag zur preußischen Landes- und Kulturgeschichte. 1870 (540 Seiten); Nachdruck 1979, S. 104–106.
Weblinks
Commons: Ryn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑ abLexikoneintrag zu Rhein, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 16, Leipzig und Wien 1908, S. 863.
↑Herbert Marzian; Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920.Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 81.
↑Erich Keyser: Deutsches Städtebuch – Handbuch städtischer Geschichte. Band I: Nordostdeutschland. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1939, S. 99–100.
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 360–367, Ziffer 585.
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 140, Ziffer 1424.
↑August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 456, Nr. 68.
↑Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 508.
↑ ab Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 312–313, Ziffer 2.
↑Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2. Berlin 1874, S. 32–33, Ziffer 12.
↑ abcdeMichael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Lötzen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft I: Regierungsbezirk Allenstein, S. 16–17, Ziffer 2: Rhein.
↑Bericht der Ansiedlungsabteilung des Wojewodschaftsamtes Olsztyn, Juni 1946. In: Włodzimierz Borodziej (u. a.): Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945–1950, Band 1 Zentrale Behörden. Wojewodschaft Allenstein. Herder-Institut, Marburg 2000, ISBN 3-87969-283-1, S. 546 ff.
↑Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 300–306.