Die Evangelische Pfarrkirche in Rhein war ein im frühen 17. Jahrhundert errichtetes Gebäude und evangelisches Gotteshaus für das zum ostpreußischenRhein (heute polnischRyn) gehörende Kirchspiel. Die Kirche brannte 1940 ab; sie wurde durch eine Kapelle in direkter Nähe ersetzt.
Ryn liegt am Jezioro Ryńskie (deutschRheinscher See) in Masuren zwischen den beiden Kreisstädten Giżycko(Lötzen) und Mrągowo(Sensburg). Die Kirche stand an der westlichen Landesstraße 59 (einstige deutsche Reichsstraße 140) – frühere Sensburger Straße, heutige ul. Partyzantów – an der Stelle des heutigen Gasthofs „Pod Kasztanami“ (Hausnummer 5). Nicht weit entfernt steht heute die Kapelle (Hausnummer 1).
Kirchengebäude und Kapelle
In den Jahren 1602 bis 1604 wurde in Rhein an der Stelle eines früheren Baus die evangelischePfarrkirche errichtet.[2] In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Umbau erforderlich, der zwischen 1871 und 1876 erfolgte und dem Gebäude neugotische Formen gab. Auch wurde es mit einem hohen Turm versehen.
Damals wurde die alte Ausstattung großenteils entfernt.[2] Lediglich Reste des alten Gestühls sowie der Kanzelkorb und einzelne Figuren des Altaraufsatzes blieben erhalten. Auch ein Beichtstuhl stammte noch aus der alten Kirche.
Das Altarbild, vor dem ein Kruzifix auf dem Altartisch stand, zeigte den „Auferstandenen Christus“.
Am 1. Dezember 1940 – dem 1. Advent – brannte das Gotteshaus ab.[3] Ein Wiederaufbau erfolgte nicht.[2]
Für ihre Gottesdienste nutzte die evangelische Kirchengemeinde in der Folgezeit ihr Gemeindehaus, später auch die Kapelle in der Burg sowie die Friedhofskapelle, die unweit der früheren Pfarrkirche steht.[4] Schließlich gelang es, ein schlichtes Einfamilienhaus zu erwerben, das ein ausgebauter Kirchsaal – ganz in Holz ausgestattet – nun zur evangelischen (Pfarr-)Kapelle in Ryn macht.[5]
In dem weitflächigen Kirchspiel amtierte zunächst nur ein Pfarrer[7], ab 1566 wurde ihm ein zweiter zur Seite gestellt. Mit der Eröffnung einer Strafanstalt errichtete man hier zusätzlich eine Pfarrstelle für die Gefangenenseelsorge.[7] Sie war bis 1903 besetzt.
Zum Pfarrsprengel Rhein gehörten sowohl polnische als auch deutsche Gemeindeglieder. So wurden hier zu Anfang des 18. Jahrhunderts Gottesdienste in polnischer Sprache gehalten.[8]
Im Jahr 1925 zählte die Pfarrei Rhein 6000 Gemeindeglieder, die in 28 Dörfern, Ortschaften und Wohnplätzen lebten.[6] Das Kirchenpatronat oblag den staatlichen Stellen.
Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung kam das Leben der evangelischen Gemeinde in Rhein fast zum Erliegen. Auf dem Friedhof (polnisch cmentarz) befindet sich ein Massengrab, in dem auch die am 28. Januar 1945 von sowjetischen Soldaten erschossenen 24 Rheiner Bürger bestattet sein könnten.[8] Am 26. Juni 2011 wurde hier ein Gedenkstein enthüllt mit der Aufschrift Grabstätte der Opfer von Krieg und Gewalt. Januar 1945. Die Gedenkrede hielt im Beisein polnischer Staats- und Kirchenvertreter der frühere evangelische Pfarrer Fryderyk Tegler.
Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 300–306.
Albert Sapatka: Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Rhein in Ostpreußen zum 300jährigen Jubiläum der Kirche 1604–1904. Königsberg 1904.
↑ abcWalther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 492.
↑ abcdFriedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968, S. 120–121. – Moeller nennt als Gründungsjahr 1531.