Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa sechs Kilometer östlich von Stadtmitte von Stolp. Die Ortschaft erstreckt sich entlang eines Wiesentals, das von der Glaskow durchzogen wird, die nach wenigen Kilometern in die Stolpe mündet.
Nachbargemeinden sind: im Westen die Stadt Stolp, im Norden Redzikowo (Reitz) mit dem Port Lotnica Słupsk-Redzikowo (Fliegerhorst Stolp-Reitz), sowie Wielogłowy (Vilgelow), im Osten Mianowice (Mahnwitz) und im Süden Głobino (Gumbin).
1781 wurden Vessin und Reitz an den Major Georg Ludwig von Katzler verkauft. Damals hatte der Ort zwei Vorwerke, einen Prediger, einen Küster, zwei Bauern sowie einen Halbbauern, vier Kossäten und eine Wassermühle bei insgesamt 22 Feuerstellen (Haushalten).[1]
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte Vessin Friedrich Wilhelm Arnold (er war 1827 und 1846 Bürgermeister der Stadt Stolp), danach dessen Sohn.
Am 1. April 1927 hatte das Gut Vessin eine Flächengröße von 871 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 290 Einwohner.[2] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Vessin in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[3]
Anfang der 1930er hatte die Landgemeinde Vessin eine Flächengröße von 8,7 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 27 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[4]
Vessin
Vorwerk Vessin
Letzte Besitzerfamilie des Guts Vessin war die Familie von Goerne. Das Rittergut hatte 1938 eine Betriebsfläche von 875 Hektar.
Am 8. März 1945 besetzte die Rote Armee Vessin. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Im Juni 1945 kamen die Polen in das Dorf. Vessin wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Wieszyno‘ verwaltet. Es begann die Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner. Bis 1957 aber gab es noch zahlreiche deutsche Familien im Ort.
Die Vessiner Kirche stammt aus gotischer Zeit. Die Fundamente sind aus Feldsteinen, die Mauern aus Ziegeln im gotischen Verband. Der massige Turm an der Westseite ist von „blockhafter Schwere auf quadratischem Grundriss gradwandig aufsteigend, viel zu schwer für das Kirchlein, das er fast erdrückt“ (Heinrich Schulz).
An den Turm schließt sich das Kirchenschiff als rechtwinkliger Raum ohne Choranbau an. Das Kircheninnere ist mit einer flachen Holzdecke versehen. Man betrat es vom Turm aus durch eine Rundbogenöffnung. Altar und Kanzel entstammen der Mitte des 17. Jahrhunderts.
Bis 1945 war die Kirche seit der Reformation ein evangelisches Gotteshaus. Die Dorfkirche wurde 1945 von der polnischen Administration zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘. 1980/81 wurde sie einer Restaurierung unterzogen, bei der sie auch einen Choranbau erhielt.
Kirchspiel Vessin
Die Dorfbewohner von Vessin waren vor 1945 alle evangelisch. Vessin war Pfarrsitz, und in sein Kirchspiel waren die Dörfer Reitz, Vilgelow und Warbelow eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Stadt in der KirchenprovinzPommern der Kirche der Altpreußischen Union. 1940 zählte es 876 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat hatten die Rittergutsbesitzer von Vessin und Reitz, zuletzt Wolfram von Goerne und Friedrich Wilhelm Arnold inne. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1662 zurück.[5]
1860 wurde das Pfarrhaus neu gebaut, als massiver Bau anstelle des alten zweistöckigen Fachwerkgebäudes.
In der Amtszeit von Pfarrer August Ferdinand Trapp entstand in Vessin eine sehr aktive Evangelisations- und Gemeinschaftsbewegung mit überregionaler Bedeutung. Der letzte deutsche Geistliche vor 1945 war Pfarrer Martin Reinke, der auch Superintendent der Synode Stolp-Stadt war und darum seinen Wohnsitz in Stolp hatte. Zwischen 1945 und 1957 wurden in Vessin noch evangelische Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten für die noch verbliebenen deutschen Gemeindeglieder.
Katholische Kirchenglieder gehörten zum Kirchspiel Stolp.
Polnisches Kirchspiel seit 1945
Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch. Am 4. August 1989 wurde hier die Pfarrei der Heiligen Ursula Ledóchowska errichtet, die jetzt 1980 Gemeindeglieder zählt. Die Pfarrei gehört zum Dekanat Słupsk Wschód (Stolp-Ost) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen.
Im Jahre 1364 wird ein Pfarrer Heinrich in Vessin genannt. Nach Einführung der Reformation waren als Geistliche tätig:
Martin Bildekemaker, 1539
Andreas Lucht
Anton Potter
Fabian Mäß, 1558
Johann Friese
Gregorius Brandt
Joachim Neiselse
Joachim Adami
Joachim Reddemer
Michael Wocker
Paul Witte
Elias Hogensee
Andreas Empel, bis 1589
Kaspar Vrager, 1590–1591
Paul Bolduan, 1592–1626 (er war einer der pommerschen Gelehrten, die auf dem päpstlichen „Index verdammter und verbotener Autoren“ standen)
Johann Bolduan (Sohn von 17.), 1628–1661 (er wurde durch seine „Bibliotheka theologica et historia“ bekannt)
Valentin Wetzel, 1662–1707
David Israel Dimpel, 1707–1740
Johann Tibbe, 1740–1759
Adrian Matthias Klatt, 1759
Werner Heinrich Zeyse, 1761–1763
Heinrich Christian Friedrich Richardi, 1763–1786
Ernst Friedrich Otto, 1786–1789
Heinrich Friedrich Wilhelm Schuncke, 1790–1831
Wilhelm Küster, 1832–1834
Ernst Ferdinand Ludwig Hertell, 1836–1839
August Ferdinand Trapp, 1840–1889
Max Eduard Cyrus, 1889–1925
Wilhelm Kühl, 1925–1929
Martin Reinke (Superintendent), 1930–1945
Schule
Die Volksschule in Vessin war vor 1945 einstufig. Hier wurden etwa 50 Kinder unterrichtet, darunter auch einige aus dem Dorf Vilgelow. Zwischen 1951 und 1957 gab es hier auch Schulunterricht in deutscher Sprache für Kinder aus noch verbliebenen deutschen Familien.
Vessin, Rittergut mit Vorwerk, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Vessin (meyersgaz.org).
Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, Band 2, Heft 1: Kreis Stolp, Saunier, Stettin 1894, S. 100–103 (Google Books).
Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 164–165 (Google Books).
P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 94–95 (Google Books).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1011, Ziffer 146 (Google Books).
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1011, Ziffer 146 (Google Books).
↑Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 401 (Google Books).